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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Woche lang Briefe eines Gesandten-Personale
zugeschnitten und zugesiegelt haben, merken
leicht, daß der Vließ-Ritter gedenkt, seinen
Sohn mit dem jungen Fürsten und ihre ersten
Pestizer Verhältnisse zu verknüpfen und zu
mischen. --

Ich bitte aber die Welt, nun das Para¬
dies eines Menschen auszumessen, der nach so
langer Seefahrt endlich die langen Ufer der
neuen Welt im Meere hinliegen sieht. War
ihm jetzt nicht das Leben an hundert Ecken
aufgethan? -- Lorbeerkränze -- Epheukränze
-- Blumenkränze -- Myrthenkränze -- Aehren¬
kränze -- -- alle diese Guirlanden überhiengen
das Pestizer Hauptthor und seine Hausthure.
Du Bruder, du Schwester, (ich meine Roquai¬
rol und Liane) welcher volle schmachtende
Mensch zog euch entgegen! -- Und welcher
träumende und unschuldige! Homer und So¬
phokles und die alte Geschichte und Dian und
Rousseau -- dieser Magus der Jünglinge --
und Shakespear und die brittischen Wochen¬
schriften (worin eine höhere humanere Poesie
spricht als in ihren abstrakten Gedichten) alle

Woche lang Briefe eines Geſandten-Perſonale
zugeſchnitten und zugeſiegelt haben, merken
leicht, daß der Vließ-Ritter gedenkt, ſeinen
Sohn mit dem jungen Fürſten und ihre erſten
Peſtizer Verhältniſſe zu verknüpfen und zu
miſchen. —

Ich bitte aber die Welt, nun das Para¬
dies eines Menſchen auszumeſſen, der nach ſo
langer Seefahrt endlich die langen Ufer der
neuen Welt im Meere hinliegen ſieht. War
ihm jetzt nicht das Leben an hundert Ecken
aufgethan? — Lorbeerkränze — Epheukränze
— Blumenkränze — Myrthenkränze — Aehren¬
kränze — — alle dieſe Guirlanden überhiengen
das Peſtizer Hauptthor und ſeine Hausthure.
Du Bruder, du Schweſter, (ich meine Roquai¬
rol und Liane) welcher volle ſchmachtende
Menſch zog euch entgegen! — Und welcher
träumende und unſchuldige! Homer und So¬
phokles und die alte Geſchichte und Dian und
Rouſſeau — dieſer Magus der Jünglinge —
und Shakeſpear und die brittiſchen Wochen¬
ſchriften (worin eine höhere humanere Poeſie
ſpricht als in ihren abſtrakten Gedichten) alle

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[261/0281] Woche lang Briefe eines Geſandten-Perſonale zugeſchnitten und zugeſiegelt haben, merken leicht, daß der Vließ-Ritter gedenkt, ſeinen Sohn mit dem jungen Fürſten und ihre erſten Peſtizer Verhältniſſe zu verknüpfen und zu miſchen. — Ich bitte aber die Welt, nun das Para¬ dies eines Menſchen auszumeſſen, der nach ſo langer Seefahrt endlich die langen Ufer der neuen Welt im Meere hinliegen ſieht. War ihm jetzt nicht das Leben an hundert Ecken aufgethan? — Lorbeerkränze — Epheukränze — Blumenkränze — Myrthenkränze — Aehren¬ kränze — — alle dieſe Guirlanden überhiengen das Peſtizer Hauptthor und ſeine Hausthure. Du Bruder, du Schweſter, (ich meine Roquai¬ rol und Liane) welcher volle ſchmachtende Menſch zog euch entgegen! — Und welcher träumende und unſchuldige! Homer und So¬ phokles und die alte Geſchichte und Dian und Rouſſeau — dieſer Magus der Jünglinge — und Shakeſpear und die brittiſchen Wochen¬ ſchriften (worin eine höhere humanere Poeſie ſpricht als in ihren abſtrakten Gedichten) alle

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/281>, abgerufen am 24.04.2024.