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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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sehr eulenspiegelsche Wünsche; ich thue oft den
von ganzem Herzen, daß eine wahre Freude für
mich, z. B. ein Meisterwerk, eine Luftfahrt etc.
doch mög' endlich ein Ende nehmen, und zwei¬
tens den obigen, daß eine und die andre Luft
noch wenig außenbleibe.

Der Abend kam mit der größten, wo Ze¬
sara -- wie Le Gentil nach Ostindien -- nach
dem östlichen Park des Ministers abreisete, um
den Durchgang des Hesperus und Venusster¬
nes, aber nur durch den Mund, zu observiren.
Vor den erleuchteten Pallastfenstern hielt er
mitten unter den Leuten und sann nach, ob es
sehr lasse, so in den Garten zu laufen; aber
wahrhaftig, wär' er umgekehrt, das dürstende
Herz hatte ihn zurück durch einen ganzen da¬
vor postirten Klerus und diplomatischen Kon¬
greß hindurch getrieben. Kühn schritt er durch
den lauten Pallast vor einer angespannten
Wagenburg vorbei, dichte das eiserne Gatter¬
thor auf und trat hastig in den nächsten Lau¬
bengang. Hier gieng er von einem Fackeltanze
leuchtender Hoffnungen begleitet hin und her,
aber sein Auge war ein Seh- und sein Ohr ein Hör-

ſehr eulenſpiegelſche Wünſche; ich thue oft den
von ganzem Herzen, daß eine wahre Freude für
mich, z. B. ein Meiſterwerk, eine Luftfahrt ꝛc.
doch mög' endlich ein Ende nehmen, und zwei¬
tens den obigen, daß eine und die andre Luft
noch wenig außenbleibe.

Der Abend kam mit der größten, wo Ze¬
ſara — wie Le Gentil nach Oſtindien — nach
dem öſtlichen Park des Miniſters abreiſete, um
den Durchgang des Heſperus und Venusſter¬
nes, aber nur durch den Mund, zu obſerviren.
Vor den erleuchteten Pallaſtfenſtern hielt er
mitten unter den Leuten und ſann nach, ob es
ſehr laſſe, ſo in den Garten zu laufen; aber
wahrhaftig, wär' er umgekehrt, das dürſtende
Herz hatte ihn zurück durch einen ganzen da¬
vor poſtirten Klerus und diplomatiſchen Kon¬
greß hindurch getrieben. Kühn ſchritt er durch
den lauten Pallaſt vor einer angeſpannten
Wagenburg vorbei, dichte das eiſerne Gatter¬
thor auf und trat haſtig in den nächſten Lau¬
bengang. Hier gieng er von einem Fackeltanze
leuchtender Hoffnungen begleitet hin und her,
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[348/0368] ſehr eulenſpiegelſche Wünſche; ich thue oft den von ganzem Herzen, daß eine wahre Freude für mich, z. B. ein Meiſterwerk, eine Luftfahrt ꝛc. doch mög' endlich ein Ende nehmen, und zwei¬ tens den obigen, daß eine und die andre Luft noch wenig außenbleibe. Der Abend kam mit der größten, wo Ze¬ ſara — wie Le Gentil nach Oſtindien — nach dem öſtlichen Park des Miniſters abreiſete, um den Durchgang des Heſperus und Venusſter¬ nes, aber nur durch den Mund, zu obſerviren. Vor den erleuchteten Pallaſtfenſtern hielt er mitten unter den Leuten und ſann nach, ob es ſehr laſſe, ſo in den Garten zu laufen; aber wahrhaftig, wär' er umgekehrt, das dürſtende Herz hatte ihn zurück durch einen ganzen da¬ vor poſtirten Klerus und diplomatiſchen Kon¬ greß hindurch getrieben. Kühn ſchritt er durch den lauten Pallaſt vor einer angeſpannten Wagenburg vorbei, dichte das eiſerne Gatter¬ thor auf und trat haſtig in den nächſten Lau¬ bengang. Hier gieng er von einem Fackeltanze leuchtender Hoffnungen begleitet hin und her, aber ſein Auge war ein Seh- und ſein Ohr ein Hör-

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/368>, abgerufen am 25.04.2024.