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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Zimmers; hier hab' ich dir zu präsentiren den
jungen aber fetten Domherrn von Meiler, der,
um seinen innern Menschen mit einem dicken
warmen äußern zu bekleiden und auszuschla¬
gen, jährlich nicht mehr Bauern abzurinden
braucht als der Russe Lindenstämme für seine
Bastschuhe abschindet, nämlich 150.

Das Zimmer, worein du siehst, präsentir'
ich dir als ein Fliegenglas voll Hofbediente,
die um ins Himmelreich zu kommen, nicht
bloß Kinder, sondern gar Embryonen von
vier Wochen wurden, die bekanntlich aussehen
wie Fliegen; sie wollen wenn Swift von sei¬
nen Bedienten nichts begehrt als das Zuma¬
chen
der Thüren, nichts von ihrem Brodherrn
als das Offenlassen derselben.

Ich habe die Ehre dir dort -- es ist der, der
nicht spielt -- den H. Kirchenrath Schäpe der
Oberhofprediger werden will, vorzustellen, einen
weichen Hallunken, der die Saamenkörner des
göttlichen und menschlichen Worts wie Melo¬
nenkerne (sie sollen dadurch früher in den
Herzen aufgehen) so lange in gezuckertem
Weine einweicht, bis sie in jenen verfaulen;

Zimmers; hier hab' ich dir zu präſentiren den
jungen aber fetten Domherrn von Meiler, der,
um ſeinen innern Menſchen mit einem dicken
warmen äußern zu bekleiden und auszuſchla¬
gen, jährlich nicht mehr Bauern abzurinden
braucht als der Ruſſe Lindenſtämme für ſeine
Baſtſchuhe abſchindet, nämlich 150.

Das Zimmer, worein du ſiehſt, präſentir'
ich dir als ein Fliegenglas voll Hofbediente,
die um ins Himmelreich zu kommen, nicht
bloß Kinder, ſondern gar Embryonen von
vier Wochen wurden, die bekanntlich ausſehen
wie Fliegen; ſie wollen wenn Swift von ſei¬
nen Bedienten nichts begehrt als das Zuma¬
chen
der Thüren, nichts von ihrem Brodherrn
als das Offenlaſſen derſelben.

Ich habe die Ehre dir dort — es iſt der, der
nicht ſpielt — den H. Kirchenrath Schäpe der
Oberhofprediger werden will, vorzuſtellen, einen
weichen Hallunken, der die Saamenkörner des
göttlichen und menſchlichen Worts wie Melo¬
nenkerne (ſie ſollen dadurch früher in den
Herzen aufgehen) ſo lange in gezuckertem
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[376/0396] Zimmers; hier hab' ich dir zu präſentiren den jungen aber fetten Domherrn von Meiler, der, um ſeinen innern Menſchen mit einem dicken warmen äußern zu bekleiden und auszuſchla¬ gen, jährlich nicht mehr Bauern abzurinden braucht als der Ruſſe Lindenſtämme für ſeine Baſtſchuhe abſchindet, nämlich 150. Das Zimmer, worein du ſiehſt, präſentir' ich dir als ein Fliegenglas voll Hofbediente, die um ins Himmelreich zu kommen, nicht bloß Kinder, ſondern gar Embryonen von vier Wochen wurden, die bekanntlich ausſehen wie Fliegen; ſie wollen wenn Swift von ſei¬ nen Bedienten nichts begehrt als das Zuma¬ chen der Thüren, nichts von ihrem Brodherrn als das Offenlaſſen derſelben. Ich habe die Ehre dir dort — es iſt der, der nicht ſpielt — den H. Kirchenrath Schäpe der Oberhofprediger werden will, vorzuſtellen, einen weichen Hallunken, der die Saamenkörner des göttlichen und menſchlichen Worts wie Melo¬ nenkerne (ſie ſollen dadurch früher in den Herzen aufgehen) ſo lange in gezuckertem Weine einweicht, bis ſie in jenen verfaulen;

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/396>, abgerufen am 29.03.2024.