senparterre der Kindheit -- unter Italiens tief¬ blauem Himmel -- in den schwelgerischen Zi¬ tronenlauben voll Blüthen -- auf dem Schoße der schönen Natur, die dich wie eine Mutter liebkoset und hält und vor dem Angesichte der erhabnen, die wie ein Vater in der Ferne steht -- und mit einem Herzen, das heute den seinigen erwartet! -- --
Die drei Menschen durchirrten jetzt lang¬ sam und wankend das schwimmende Paradies. Obgleich die beiden andern es öfters betreten hatten: so wurde doch aus ihrem silbernen Zeit¬ alter durch die Sympathie mit Albano's Tau¬ mel wieder ein goldenes; der Anblick einer fremden Entzückung weckt den alten Eindruck der unsrigen auf. Wie Leute, die an Bran¬ dungen und Wasserfällen wohnen, lauter spre¬ chen: so gab das herrliche Brausen des aufge¬ regten Lebens-Meeres ihnen allen, sogar Schop¬ pen, eine stärkere Sprache; nur konnte dieser nie so feierliche Worte, wenigstens Gebehrden treffen wie ein anderer Mensch.
Schoppe, der dem guten Italien den Ab¬ schiedskuß zuwerfen mußte, wollte gern noch
ſenparterre der Kindheit — unter Italiens tief¬ blauem Himmel — in den ſchwelgeriſchen Zi¬ tronenlauben voll Blüthen — auf dem Schoße der ſchönen Natur, die dich wie eine Mutter liebkoſet und hält und vor dem Angeſichte der erhabnen, die wie ein Vater in der Ferne ſteht — und mit einem Herzen, das heute den ſeinigen erwartet! — —
Die drei Menſchen durchirrten jetzt lang¬ ſam und wankend das ſchwimmende Paradies. Obgleich die beiden andern es öfters betreten hatten: ſo wurde doch aus ihrem ſilbernen Zeit¬ alter durch die Sympathie mit Albano's Tau¬ mel wieder ein goldenes; der Anblick einer fremden Entzückung weckt den alten Eindruck der unſrigen auf. Wie Leute, die an Bran¬ dungen und Waſſerfällen wohnen, lauter ſpre¬ chen: ſo gab das herrliche Brauſen des aufge¬ regten Lebens-Meeres ihnen allen, ſogar Schop¬ pen, eine ſtärkere Sprache; nur konnte dieſer nie ſo feierliche Worte, wenigſtens Gebehrden treffen wie ein anderer Menſch.
Schoppe, der dem guten Italien den Ab¬ ſchiedskuß zuwerfen mußte, wollte gern noch
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[24/0044]
ſenparterre der Kindheit — unter Italiens tief¬
blauem Himmel — in den ſchwelgeriſchen Zi¬
tronenlauben voll Blüthen — auf dem Schoße
der ſchönen Natur, die dich wie eine Mutter
liebkoſet und hält und vor dem Angeſichte der
erhabnen, die wie ein Vater in der Ferne
ſteht — und mit einem Herzen, das heute den
ſeinigen erwartet! — —
Die drei Menſchen durchirrten jetzt lang¬
ſam und wankend das ſchwimmende Paradies.
Obgleich die beiden andern es öfters betreten
hatten: ſo wurde doch aus ihrem ſilbernen Zeit¬
alter durch die Sympathie mit Albano's Tau¬
mel wieder ein goldenes; der Anblick einer
fremden Entzückung weckt den alten Eindruck
der unſrigen auf. Wie Leute, die an Bran¬
dungen und Waſſerfällen wohnen, lauter ſpre¬
chen: ſo gab das herrliche Brauſen des aufge¬
regten Lebens-Meeres ihnen allen, ſogar Schop¬
pen, eine ſtärkere Sprache; nur konnte dieſer
nie ſo feierliche Worte, wenigſtens Gebehrden
treffen wie ein anderer Menſch.
Schoppe, der dem guten Italien den Ab¬
ſchiedskuß zuwerfen mußte, wollte gern noch
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/44>, abgerufen am 28.03.2024.
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