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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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entzückt die Milde, sondern an männlichen; wie
nicht an unweiblichen die Kraft, sondern an
weiblichen.

Der gute Jüngling! -- So unschuldig lo¬
dert dir -- indes Karl es allzeit leider deut¬
lich wußte, wenn sein Blick brannte und blitzte
-- aus den Augen ein glühendes Herz, das es
nicht weiß! Möge dein Abend das Samen¬
korn einer blüthenvollen Jugend werden! Der
Wagen rollet vor, dir ungewiß ob er ein Eli¬
as- oder Phaeton's Wagen wird, ob du durch
ihn den Himmel erfliegst oder aus ihm fällst!

66. Zykel.

Der Wagen flog durchs Dorf mit den vier
jungen Menschen -- wie thut unserm Jüngling
die Weite des Himmels und der Erde wohl! Das
Portal des Lebens, die Jugend, war mit Blu¬
men und Lichtern behangen. Sie rollten unten
am Berge vor der Vogelstange vorbei, der
Zeigerstange eines Knaben-Arkadiens, vor der
Wiege, wo er kindlich-schlaftrunken nach dem
hohen Himmel langte mit dem Knaben-Arm --
und durch das ihm jetzt nur zu Gebüsch ge¬

sunkne

entzückt die Milde, ſondern an männlichen; wie
nicht an unweiblichen die Kraft, ſondern an
weiblichen.

Der gute Jüngling! — So unſchuldig lo¬
dert dir — indes Karl es allzeit leider deut¬
lich wußte, wenn ſein Blick brannte und blitzte
— aus den Augen ein glühendes Herz, das es
nicht weiß! Möge dein Abend das Samen¬
korn einer blüthenvollen Jugend werden! Der
Wagen rollet vor, dir ungewiß ob er ein Eli¬
as- oder Phaeton's Wagen wird, ob du durch
ihn den Himmel erfliegſt oder aus ihm fällſt!

66. Zykel.

Der Wagen flog durchs Dorf mit den vier
jungen Menſchen — wie thut unſerm Jüngling
die Weite des Himmels und der Erde wohl! Das
Portal des Lebens, die Jugend, war mit Blu¬
men und Lichtern behangen. Sie rollten unten
am Berge vor der Vogelſtange vorbei, der
Zeigerſtange eines Knaben-Arkadiens, vor der
Wiege, wo er kindlich-ſchlaftrunken nach dem
hohen Himmel langte mit dem Knaben-Arm —
und durch das ihm jetzt nur zu Gebüſch ge¬

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[176/0184] entzückt die Milde, ſondern an männlichen; wie nicht an unweiblichen die Kraft, ſondern an weiblichen. Der gute Jüngling! — So unſchuldig lo¬ dert dir — indes Karl es allzeit leider deut¬ lich wußte, wenn ſein Blick brannte und blitzte — aus den Augen ein glühendes Herz, das es nicht weiß! Möge dein Abend das Samen¬ korn einer blüthenvollen Jugend werden! Der Wagen rollet vor, dir ungewiß ob er ein Eli¬ as- oder Phaeton's Wagen wird, ob du durch ihn den Himmel erfliegſt oder aus ihm fällſt! 66. Zykel. Der Wagen flog durchs Dorf mit den vier jungen Menſchen — wie thut unſerm Jüngling die Weite des Himmels und der Erde wohl! Das Portal des Lebens, die Jugend, war mit Blu¬ men und Lichtern behangen. Sie rollten unten am Berge vor der Vogelſtange vorbei, der Zeigerſtange eines Knaben-Arkadiens, vor der Wiege, wo er kindlich-ſchlaftrunken nach dem hohen Himmel langte mit dem Knaben-Arm — und durch das ihm jetzt nur zu Gebüſch ge¬ ſunkne

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/184>, abgerufen am 28.03.2024.