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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Seelen ihm streitig machen wollten; aus dem
hellen, freien Ätherkreise des ewigen Guten ließ
er sich nicht herabziehen in die schmutzige Land¬
enge des gemeinen Seyns -- ein höheres Reich
als was ein metallener Zepter regiert, eines,
das der Mensch erst erschafft, um es zu beherr¬
schen, that sich ihm auf -- im kleinen und in
jedem Ländchen war etwas Großes, nicht die
Volksmenge sondern das Volksglück -- höchste
Gerechtigkeit war sein Entschluß, und Beför¬
derung alter Feinde, besonders des verständigen
Froulay. -- So sprang er nun zuversichtsvoll
aus seinem bisherigen schmalen, nur von frem¬
den Händen getriebnen Fahrzeug auf eine freie
Erde hinaus, wo er allein ohne fremde Ruder,
sich bewegen kann und statt des leeren, kahlen
Wasser-Weges ein festes, blühendes Land und
Ziel antrifft. Und mit diesem Trost schied er
von dem todten Schoppe und dem lebendigen
Freund.

145. Zykel.

In der Dämmerung kam er auf dem Berge
an, wo er die Stadt, die der Zirkus und die
Bühne seiner Kräfte werden sollte, überschauen

Seelen ihm ſtreitig machen wollten; aus dem
hellen, freien Ätherkreiſe des ewigen Guten ließ
er ſich nicht herabziehen in die ſchmutzige Land¬
enge des gemeinen Seyns — ein höheres Reich
als was ein metallener Zepter regiert, eines,
das der Menſch erſt erſchafft, um es zu beherr¬
ſchen, that ſich ihm auf — im kleinen und in
jedem Ländchen war etwas Großes, nicht die
Volksmenge ſondern das Volksglück — höchſte
Gerechtigkeit war ſein Entſchluß, und Beför¬
derung alter Feinde, beſonders des verſtändigen
Froulay. — So ſprang er nun zuverſichtsvoll
aus ſeinem bisherigen ſchmalen, nur von frem¬
den Händen getriebnen Fahrzeug auf eine freie
Erde hinaus, wo er allein ohne fremde Ruder,
ſich bewegen kann und ſtatt des leeren, kahlen
Waſſer-Weges ein feſtes, blühendes Land und
Ziel antrifft. Und mit dieſem Troſt ſchied er
von dem todten Schoppe und dem lebendigen
Freund.

145. Zykel.

In der Dämmerung kam er auf dem Berge
an, wo er die Stadt, die der Zirkus und die
Bühne ſeiner Kräfte werden ſollte, überſchauen

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[550/0562] Seelen ihm ſtreitig machen wollten; aus dem hellen, freien Ätherkreiſe des ewigen Guten ließ er ſich nicht herabziehen in die ſchmutzige Land¬ enge des gemeinen Seyns — ein höheres Reich als was ein metallener Zepter regiert, eines, das der Menſch erſt erſchafft, um es zu beherr¬ ſchen, that ſich ihm auf — im kleinen und in jedem Ländchen war etwas Großes, nicht die Volksmenge ſondern das Volksglück — höchſte Gerechtigkeit war ſein Entſchluß, und Beför¬ derung alter Feinde, beſonders des verſtändigen Froulay. — So ſprang er nun zuverſichtsvoll aus ſeinem bisherigen ſchmalen, nur von frem¬ den Händen getriebnen Fahrzeug auf eine freie Erde hinaus, wo er allein ohne fremde Ruder, ſich bewegen kann und ſtatt des leeren, kahlen Waſſer-Weges ein feſtes, blühendes Land und Ziel antrifft. Und mit dieſem Troſt ſchied er von dem todten Schoppe und dem lebendigen Freund. 145. Zykel. In der Dämmerung kam er auf dem Berge an, wo er die Stadt, die der Zirkus und die Bühne ſeiner Kräfte werden ſollte, überſchauen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/562>, abgerufen am 28.03.2024.