Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle,
eben solches gesaget. Jedoch ich kan nicht leugnen/ daß
sie nachgehends wiederum anders gelehret. Dieses aber
dienet zum Exempel/ daß sich die grösten Leute wiederspre-
chen/ wenn sie die Zweiffels-Knoten/ so ihnen in einer Sa-
che aufstossen/ die nicht behauptet werden kan/ auflösen
wollen.

Die Geistli-
chen sollen
würcklich
die Sündenvergeben.
§. XVII.

Andere/ wie bereits erinnert worden/ sagen/
die Vergebung der Sünden geschehe würcklich durch den Prie-
ster/ wenn er die Worte der absolution spräche. Sie ver-
geben die Sünden an Gottes statt. Dieses will ich aber-
mahls mit des Herrn Löbers Worten beweisen. Es spricht
derselbe a): Die Kirchen-Diener vergeben die Sünden an
Gottes statt. Denn was auf Erden gelöset wird, soll auch im

Himmel
geführtem examine Concil. Trident, de confess gestehet auch, die
absolution wäre nichts anders, als eine Stimme des Evangelii,
welche die Vergebung der Sünden ankündigte. Nil vero aliud
est absolutio, quam vox euangelii ANNVNCIANTIS remissio-
nem peccatorum propter meritum Christi.
a) Ob die Priester
die Sünde an
GOttes statt
vergeben?
Loeber cit. l. coroll. 4. Ministri ecclesiae peccata remittunt in Dei
vicem,
an GOttes statt. Nam quod soluitur in terra, soluitur
etiam in coelo. Vnde Christus Luc. XXIV, 47. dicit: Remissio-
nem peccatorum debere praedicari in nomine Christi, & 2. Cor.
V, 20. qui officio reconciliationis funguntur, dicuntur lega-
tione fungi nomine Christi.
Wie bündig diese Worte schlies-
sen, kan ein jeder, der solche mit Verstand überleget, erkennen.
Was von dem Löse-Schlüssel gedacht wird, da habe schon in dem
vorhergehenden hin und wieder meine Meinung eröffnet. Auf
den Spruch Luc. XXIV, 47. antworte ich, daß es ein anders sey,
Sünden an GOttes statt vergeben, ein anders Vergebung
der Sünden in dem Nahmen Christi predigen. Es reimet
sich also diese Stelle nicht in dem geringsten auf unsere Beichte.
Die Worte 2. Cor. V, 20. lauten also: So sind wir nun Bott-
schafften an Christus statt, denn GOtt vermahnet durch

uns.

I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
eben ſolches geſaget. Jedoch ich kan nicht leugnen/ daß
ſie nachgehends wiederum anders gelehret. Dieſes aber
dienet zum Exempel/ daß ſich die groͤſten Leute wiederſpre-
chen/ wenn ſie die Zweiffels-Knoten/ ſo ihnen in einer Sa-
che aufſtoſſen/ die nicht behauptet werden kan/ aufloͤſen
wollen.

Die Geiſtli-
chen ſollen
wuͤrcklich
die Suͤndenvergeben.
§. XVII.

Andere/ wie bereits erinnert worden/ ſagen/
die Vergebung der Suͤnden geſchehe wuͤrcklich durch den Prie-
ſter/ wenn er die Worte der abſolution ſpraͤche. Sie ver-
geben die Suͤnden an Gottes ſtatt. Dieſes will ich aber-
mahls mit des Herrn Loͤbers Worten beweiſen. Es ſpricht
derſelbe a): Die Kirchen-Diener vergeben die Suͤnden an
Gottes ſtatt. Denn was auf Erden geloͤſet wird, ſoll auch im

Himmel
gefuͤhrtem examine Concil. Trident, de confesſ geſtehet auch, die
abſolution waͤre nichts anders, als eine Stimme des Evangelii,
welche die Vergebung der Suͤnden ankuͤndigte. Nil vero aliud
eſt abſolutio, quam vox euangelii ANNVNCIANTIS remisſio-
nem peccatorum propter meritum Chriſti.
a) Ob die Prieſter
die Suͤnde an
GOttes ſtatt
vergeben?
Lœber cit. l. coroll. 4. Miniſtri eccleſiæ peccata remittunt in Dei
vicem,
an GOttes ſtatt. Nam quod ſoluitur in terra, ſoluitur
etiam in cœlo. Vnde Chriſtus Luc. XXIV, 47. dicit: Remiſſio-
nem peccatorum debere prædicari in nomine Chriſti, & 2. Cor.
V, 20. qui officio reconciliationis funguntur, dicuntur lega-
tione fungi nomine Chriſti.
Wie buͤndig dieſe Worte ſchlieſ-
ſen, kan ein jeder, der ſolche mit Verſtand uͤberleget, erkennen.
Was von dem Loͤſe-Schluͤſſel gedacht wird, da habe ſchon in dem
vorhergehenden hin und wieder meine Meinung eroͤffnet. Auf
den Spruch Luc. XXIV, 47. antworte ich, daß es ein anders ſey,
Suͤnden an GOttes ſtatt vergeben, ein anders Vergebung
der Suͤnden in dem Nahmen Chriſti predigen. Es reimet
ſich alſo dieſe Stelle nicht in dem geringſten auf unſere Beichte.
Die Worte 2. Cor. V, 20. lauten alſo: So ſind wir nun Bott-
ſchafften an Chriſtus ſtatt, denn GOtt vermahnet durch

uns.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0181" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stu&#x0364;hle,</hi></fw><lb/>
eben &#x017F;olches ge&#x017F;aget. Jedoch ich kan nicht leugnen/ daß<lb/>
&#x017F;ie nachgehends wiederum anders gelehret. Die&#x017F;es aber<lb/>
dienet zum Exempel/ daß &#x017F;ich die gro&#x0364;&#x017F;ten Leute wieder&#x017F;pre-<lb/>
chen/ wenn &#x017F;ie die Zweiffels-Knoten/ &#x017F;o ihnen in einer Sa-<lb/>
che auf&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ die nicht behauptet werden kan/ auflo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
wollen.</p><lb/>
            <note place="left">Die Gei&#x017F;tli-<lb/>
chen &#x017F;ollen<lb/>
wu&#x0364;rcklich<lb/>
die Su&#x0364;ndenvergeben.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">XVII.</hi></head>
            <p>Andere/ wie bereits erinnert worden/ &#x017F;agen/<lb/>
die <hi rendition="#fr">Vergebung der Su&#x0364;nden</hi> ge&#x017F;chehe <hi rendition="#fr">wu&#x0364;rcklich</hi> durch den Prie-<lb/>
&#x017F;ter/ wenn er die Worte der <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olution</hi> &#x017F;pra&#x0364;che. Sie ver-<lb/>
geben die Su&#x0364;nden an <hi rendition="#fr">Gottes &#x017F;tatt.</hi> Die&#x017F;es will ich aber-<lb/>
mahls mit des Herrn Lo&#x0364;bers Worten bewei&#x017F;en. Es &#x017F;pricht<lb/>
der&#x017F;elbe <note xml:id="g53" next="#g54" place="foot" n="a)"><note place="left">Ob die Prie&#x017F;ter<lb/>
die Su&#x0364;nde an<lb/>
GOttes &#x017F;tatt<lb/>
vergeben?</note><hi rendition="#aq">L&#x0153;ber <hi rendition="#i">cit. l. coroll. 4.</hi> Mini&#x017F;tri eccle&#x017F;iæ peccata remittunt in Dei<lb/>
vicem,</hi> an GOttes &#x017F;tatt. <hi rendition="#aq">Nam quod &#x017F;oluitur in terra, &#x017F;oluitur<lb/>
etiam in c&#x0153;lo. Vnde Chri&#x017F;tus Luc. XXIV, 47. dicit: Remi&#x017F;&#x017F;io-<lb/>
nem peccatorum debere prædicari in nomine Chri&#x017F;ti, &amp; 2. Cor.<lb/>
V, 20. qui officio reconciliationis funguntur, dicuntur lega-<lb/>
tione fungi nomine Chri&#x017F;ti.</hi> Wie bu&#x0364;ndig die&#x017F;e Worte &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, kan ein jeder, der &#x017F;olche mit Ver&#x017F;tand u&#x0364;berleget, erkennen.<lb/>
Was von dem Lo&#x0364;&#x017F;e-Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el gedacht wird, da habe &#x017F;chon in dem<lb/>
vorhergehenden hin und wieder meine Meinung ero&#x0364;ffnet. Auf<lb/>
den Spruch <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Luc. XXIV,</hi> 47.</hi> antworte ich, daß es ein anders &#x017F;ey,<lb/>
Su&#x0364;nden an <hi rendition="#fr">GOttes &#x017F;tatt vergeben,</hi> ein anders Vergebung<lb/>
der Su&#x0364;nden in dem <hi rendition="#fr">Nahmen Chri&#x017F;ti predigen.</hi> Es reimet<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o die&#x017F;e Stelle nicht in dem gering&#x017F;ten auf un&#x017F;ere Beichte.<lb/>
Die Worte <hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Cor. V,</hi> 20.</hi> lauten al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">So &#x017F;ind wir nun Bott-<lb/>
&#x017F;chafften an Chri&#x017F;tus &#x017F;tatt, denn GOtt vermahnet durch</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">uns.</hi></fw></note>: <hi rendition="#fr">Die Kirchen-Diener vergeben die Su&#x0364;nden an<lb/>
Gottes &#x017F;tatt. Denn was auf Erden gelo&#x0364;&#x017F;et wird, &#x017F;oll auch im</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Himmel</hi></fw><lb/><note xml:id="g52" prev="#g51" place="foot" n="(a)">gefu&#x0364;hrtem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">examine Concil. Trident, de confes&#x017F;</hi></hi> ge&#x017F;tehet auch, die<lb/><hi rendition="#aq">ab&#x017F;olution</hi> wa&#x0364;re nichts anders, als eine Stimme des Evangelii,<lb/>
welche die Vergebung der Su&#x0364;nden <hi rendition="#fr">anku&#x0364;ndigte.</hi> <hi rendition="#aq">Nil vero aliud<lb/>
e&#x017F;t ab&#x017F;olutio, quam vox euangelii ANNVNCIANTIS remis&#x017F;io-<lb/>
nem peccatorum propter meritum Chri&#x017F;ti.</hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0181] I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, eben ſolches geſaget. Jedoch ich kan nicht leugnen/ daß ſie nachgehends wiederum anders gelehret. Dieſes aber dienet zum Exempel/ daß ſich die groͤſten Leute wiederſpre- chen/ wenn ſie die Zweiffels-Knoten/ ſo ihnen in einer Sa- che aufſtoſſen/ die nicht behauptet werden kan/ aufloͤſen wollen. §. XVII. Andere/ wie bereits erinnert worden/ ſagen/ die Vergebung der Suͤnden geſchehe wuͤrcklich durch den Prie- ſter/ wenn er die Worte der abſolution ſpraͤche. Sie ver- geben die Suͤnden an Gottes ſtatt. Dieſes will ich aber- mahls mit des Herrn Loͤbers Worten beweiſen. Es ſpricht derſelbe a): Die Kirchen-Diener vergeben die Suͤnden an Gottes ſtatt. Denn was auf Erden geloͤſet wird, ſoll auch im Himmel (a) a) Lœber cit. l. coroll. 4. Miniſtri eccleſiæ peccata remittunt in Dei vicem, an GOttes ſtatt. Nam quod ſoluitur in terra, ſoluitur etiam in cœlo. Vnde Chriſtus Luc. XXIV, 47. dicit: Remiſſio- nem peccatorum debere prædicari in nomine Chriſti, & 2. Cor. V, 20. qui officio reconciliationis funguntur, dicuntur lega- tione fungi nomine Chriſti. Wie buͤndig dieſe Worte ſchlieſ- ſen, kan ein jeder, der ſolche mit Verſtand uͤberleget, erkennen. Was von dem Loͤſe-Schluͤſſel gedacht wird, da habe ſchon in dem vorhergehenden hin und wieder meine Meinung eroͤffnet. Auf den Spruch Luc. XXIV, 47. antworte ich, daß es ein anders ſey, Suͤnden an GOttes ſtatt vergeben, ein anders Vergebung der Suͤnden in dem Nahmen Chriſti predigen. Es reimet ſich alſo dieſe Stelle nicht in dem geringſten auf unſere Beichte. Die Worte 2. Cor. V, 20. lauten alſo: So ſind wir nun Bott- ſchafften an Chriſtus ſtatt, denn GOtt vermahnet durch uns. (a) gefuͤhrtem examine Concil. Trident, de confesſ geſtehet auch, die abſolution waͤre nichts anders, als eine Stimme des Evangelii, welche die Vergebung der Suͤnden ankuͤndigte. Nil vero aliud eſt abſolutio, quam vox euangelii ANNVNCIANTIS remisſio- nem peccatorum propter meritum Chriſti.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/181
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/181>, abgerufen am 20.04.2024.