Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Studio in der Theologie.
so hier an noch einigen Zweiffel haben/ ist durch den Gelehrten
Wower der Staar ziemlich gestochen worden. (b)

§. V.

Es muß also ein Juriste auch die Theologie stu-Ein Juriste
muß in der
Theologie
guten Grund
legen. (1)
Ursache.

diren. Hierzu befinden sich ausser dem angeführten verschie-
dene wichtige Ursachen. Denn da kommet ja einem ieden Men-
schen zu/ daß er in seinem Christenthum guten Grund lege/ und
seines Glaubens versichert sey. Hier zu muß ihm ja die Theologie
den Weg bahnen. Jch verstehe aber dadurch nicht eine solche/
wie sie in vielen Systematibus mit einer Menge von scholasti-
schen und metaphysischen Grumpen/ distinctionibus und
diuisionibus vorgetragen wird; sondern wie solche in dem kla-
ren Wort GOttes enthalten ist. Hier finde ich alles klar und
deutlich/ da ich durch die meisten theologischen Systemata nur
mehr verwirret werde. Mir gefallen die Worte Turretini
überaus wohl/ da er saget: (c) Die da verlangen, daß Chri-

stus
agnoscunt easdem notas, communicationemque omnium disciplina-
tum & ea re omnia facilius cognoscunt.
(b) Er schriebe de Polymathia und kam Ao. 1603. zum ersten mahl heraus.und Woweti.
Zum dritten mahl hat es Jacobus Thomasius Ao. 1665. zu Leipzig auffle-
gen lassen. Der Titul ist etwas prächtig. Jn der Ausarbeitung ist aber
gewiß eine grosse Belesenheit zu spüren. Zu wünschen wäre es, daß Wo-
wer eine grössere Beurtheilungs Krafft erwiesen. Doch ist es das beste
Werck, so wir in dieser Sache haben. Er setzet in dem ersten Capitel, daß
er zeigen wolte, alle disciplinen hätten unter sich eine Verbindung. Wer
eine nicht achtete, käme in der andern nicht fort. Omnes artes, lauten
seine Worte, communi quodam vinculo aptas & colligatas conuin-
cam, vt quisquis earum vnicum negligenter habuerit, eum reliquae
quoque deserant.
Sein Leben hat am ausführlichsten der gelehrte
Reinmann beschrieben, in der critique über Bayle dictionaire.
(c) Turretinus in cogit. de religion. §. 67. Qui vellent, Christum Theo-Turretini Ge-
dancken von der
Theologia Sy-
stematica.

logiam systematicam hominibus tradidisse, parum prudentes sunt
aestimatores rerum. Ars uiuendi familiaribus colloquiis datisque,
prout res ferunt, documentis, longe felicius traditur, quam operoso
illo definitionum & argutarum quaestionum artificio, quod systema
nuncupatur.
a 3

Studio in der Theologie.
ſo hier an noch einigen Zweiffel haben/ iſt durch den Gelehrten
Wower der Staar ziemlich geſtochen worden. (b)

§. V.

Es muß alſo ein Juriſte auch die Theologie ſtu-Ein Juriſte
muß in der
Theologie
guten Grund
legen. (1)
Urſache.

diren. Hierzu befinden ſich auſſer dem angefuͤhrten verſchie-
dene wichtige Urſachen. Denn da kommet ja einem ieden Men-
ſchen zu/ daß er in ſeinem Chriſtenthum guten Grund lege/ und
ſeines Glaubens verſichert ſey. Hier zu muß ihm ja die Theologie
den Weg bahnen. Jch verſtehe aber dadurch nicht eine ſolche/
wie ſie in vielen Syſtematibus mit einer Menge von ſcholaſti-
ſchen und metaphyſiſchen Grumpen/ diſtinctionibus und
diuiſionibus vorgetragen wird; ſondern wie ſolche in dem kla-
ren Wort GOttes enthalten iſt. Hier finde ich alles klar und
deutlich/ da ich durch die meiſten theologiſchen Syſtemata nur
mehr verwirret werde. Mir gefallen die Worte Turretini
uͤberaus wohl/ da er ſaget: (c) Die da verlangen, daß Chri-

ſtus
agnoſcunt easdem notas, communicationemque omnium diſciplina-
tum & ea re omnia facilius cognoſcunt.
(b) Er ſchriebe de Polymathia und kam Ao. 1603. zum erſten mahl heraus.und Woweti.
Zum dritten mahl hat es Jacobus Thomaſius Ao. 1665. zu Leipzig auffle-
gen laſſen. Der Titul iſt etwas praͤchtig. Jn der Ausarbeitung iſt aber
gewiß eine groſſe Beleſenheit zu ſpuͤren. Zu wuͤnſchen waͤre es, daß Wo-
wer eine groͤſſere Beurtheilungs Krafft erwieſen. Doch iſt es das beſte
Werck, ſo wir in dieſer Sache haben. Er ſetzet in dem erſten Capitel, daß
er zeigen wolte, alle diſciplinen haͤtten unter ſich eine Verbindung. Wer
eine nicht achtete, kaͤme in der andern nicht fort. Omnes artes, lauten
ſeine Worte, communi quodam vinculo aptas & colligatas conuin-
cam, vt quisquis earum vnicum negligenter habuerit, eum reliquæ
quoque deſerant.
Sein Leben hat am ausfuͤhrlichſten der gelehrte
Reinmann beſchrieben, in der critique uͤber Bayle dictionaire.
(c) Turretinus in cogit. de religion. §. 67. Qui vellent, Chriſtum Theo-Turretini Ge-
dancken von der
Theologia Sy-
ſtematica.

logiam ſyſtematicam hominibus tradidiſſe, parum prudentes ſunt
æſtimatores rerum. Ars uiuendi familiaribus colloquiis datisque,
prout res ferunt, documentis, longe felicius traditur, quam operoſo
illo definitionum & argutarum quæſtionum artificio, quod ſyſtema
nuncupatur.
a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0024" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studio</hi></hi> in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie.</hi></hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;o hier an noch einigen Zweiffel haben/ i&#x017F;t durch den Gelehrten<lb/>
Wower der Staar ziemlich ge&#x017F;tochen worden. <note place="foot" n="(b)">Er &#x017F;chriebe <hi rendition="#aq">de Polymathia</hi> und kam <hi rendition="#aq">Ao.</hi> 1603. zum er&#x017F;ten mahl heraus.<note place="right">und <hi rendition="#aq">Woweti.</hi></note><lb/>
Zum dritten mahl hat es <hi rendition="#aq">Jacobus Thoma&#x017F;ius Ao.</hi> 1665. zu Leipzig auffle-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en. Der <hi rendition="#aq">Titul</hi> i&#x017F;t etwas pra&#x0364;chtig. Jn der Ausarbeitung i&#x017F;t aber<lb/>
gewiß eine gro&#x017F;&#x017F;e Bele&#x017F;enheit zu &#x017F;pu&#x0364;ren. Zu wu&#x0364;n&#x017F;chen wa&#x0364;re es, daß Wo-<lb/>
wer eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Beurtheilungs Krafft erwie&#x017F;en. Doch i&#x017F;t es das be&#x017F;te<lb/>
Werck, &#x017F;o wir in die&#x017F;er Sache haben. Er &#x017F;etzet in dem er&#x017F;ten Capitel, daß<lb/>
er zeigen wolte, alle <hi rendition="#aq">di&#x017F;ciplinen</hi> ha&#x0364;tten unter &#x017F;ich eine Verbindung. Wer<lb/>
eine nicht achtete, ka&#x0364;me in der andern nicht fort. <hi rendition="#aq">Omnes artes,</hi> lauten<lb/>
&#x017F;eine Worte, <hi rendition="#aq">communi quodam vinculo aptas &amp; colligatas conuin-<lb/>
cam, vt quisquis earum vnicum negligenter habuerit, eum reliquæ<lb/>
quoque de&#x017F;erant.</hi> Sein Leben hat am ausfu&#x0364;hrlich&#x017F;ten der gelehrte<lb/>
Reinmann be&#x017F;chrieben, <hi rendition="#fr">in der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">critique</hi></hi> <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bayle dictionaire.</hi></hi></note></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. <hi rendition="#aq">V.</hi></head>
          <p>Es muß al&#x017F;o ein <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;te</hi> auch die <hi rendition="#aq">Theologie &#x017F;tu-</hi><note place="right">Ein <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;te</hi><lb/>
muß in der<lb/><hi rendition="#aq">Theologie</hi><lb/>
guten Grund<lb/>
legen. (1)<lb/>
Ur&#x017F;ache.</note><lb/><hi rendition="#aq">dir</hi>en. Hierzu befinden &#x017F;ich au&#x017F;&#x017F;er dem angefu&#x0364;hrten ver&#x017F;chie-<lb/>
dene wichtige Ur&#x017F;achen. Denn da kommet <hi rendition="#aq">j</hi>a einem ieden Men-<lb/>
&#x017F;chen zu/ daß er in &#x017F;einem Chri&#x017F;tenthum guten Grund lege/ und<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;eines Glaubens ver&#x017F;ichert &#x017F;ey.</hi> Hier zu muß ihm <hi rendition="#aq">j</hi>a die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie</hi></hi><lb/>
den Weg bahnen. Jch ver&#x017F;tehe aber dadurch nicht eine &#x017F;olche/<lb/>
wie &#x017F;ie in vielen <hi rendition="#aq">Sy&#x017F;tematibus</hi> mit einer Menge von <hi rendition="#aq">&#x017F;chola&#x017F;ti-</hi><lb/>
&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">metaphy&#x017F;i</hi>&#x017F;chen Grumpen/ <hi rendition="#aq">di&#x017F;tinctionibus</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">diui&#x017F;ionibus</hi> vorgetragen wird; &#x017F;ondern wie &#x017F;olche in dem kla-<lb/>
ren Wort GOttes enthalten i&#x017F;t. Hier finde ich alles klar und<lb/>
deutlich/ da ich durch die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">theologi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Sy&#x017F;temata</hi> nur<lb/>
mehr verwirret werde. Mir gefallen die Worte <hi rendition="#aq">Turretini</hi><lb/>
u&#x0364;beraus wohl/ da er &#x017F;aget: <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Turretinus <hi rendition="#i">in cogit. de religion. §.</hi> 67. Qui vellent, Chri&#x017F;tum Theo-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Turretini</hi> Ge-<lb/>
dancken von der<lb/><hi rendition="#aq">Theologia Sy-<lb/>
&#x017F;tematica.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">logiam &#x017F;y&#x017F;tematicam hominibus tradidi&#x017F;&#x017F;e, parum prudentes &#x017F;unt<lb/>
æ&#x017F;timatores rerum. Ars uiuendi familiaribus colloquiis datisque,<lb/>
prout res ferunt, documentis, longe felicius traditur, quam opero&#x017F;o<lb/>
illo definitionum &amp; argutarum quæ&#x017F;tionum artificio, quod &#x017F;y&#x017F;tema<lb/>
nuncupatur.</hi></note> <hi rendition="#fr">Die da verlangen, daß Chri-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">a</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;tus</hi></fw><lb/><note xml:id="f06" prev="#f05" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">agno&#x017F;cunt easdem notas, communicationemque omnium di&#x017F;ciplina-<lb/>
tum &amp; ea re omnia facilius cogno&#x017F;cunt.</hi></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0024] Studio in der Theologie. ſo hier an noch einigen Zweiffel haben/ iſt durch den Gelehrten Wower der Staar ziemlich geſtochen worden. (b) §. V. Es muß alſo ein Juriſte auch die Theologie ſtu- diren. Hierzu befinden ſich auſſer dem angefuͤhrten verſchie- dene wichtige Urſachen. Denn da kommet ja einem ieden Men- ſchen zu/ daß er in ſeinem Chriſtenthum guten Grund lege/ und ſeines Glaubens verſichert ſey. Hier zu muß ihm ja die Theologie den Weg bahnen. Jch verſtehe aber dadurch nicht eine ſolche/ wie ſie in vielen Syſtematibus mit einer Menge von ſcholaſti- ſchen und metaphyſiſchen Grumpen/ diſtinctionibus und diuiſionibus vorgetragen wird; ſondern wie ſolche in dem kla- ren Wort GOttes enthalten iſt. Hier finde ich alles klar und deutlich/ da ich durch die meiſten theologiſchen Syſtemata nur mehr verwirret werde. Mir gefallen die Worte Turretini uͤberaus wohl/ da er ſaget: (c) Die da verlangen, daß Chri- ſtus (a) Ein Juriſte muß in der Theologie guten Grund legen. (1) Urſache. (b) Er ſchriebe de Polymathia und kam Ao. 1603. zum erſten mahl heraus. Zum dritten mahl hat es Jacobus Thomaſius Ao. 1665. zu Leipzig auffle- gen laſſen. Der Titul iſt etwas praͤchtig. Jn der Ausarbeitung iſt aber gewiß eine groſſe Beleſenheit zu ſpuͤren. Zu wuͤnſchen waͤre es, daß Wo- wer eine groͤſſere Beurtheilungs Krafft erwieſen. Doch iſt es das beſte Werck, ſo wir in dieſer Sache haben. Er ſetzet in dem erſten Capitel, daß er zeigen wolte, alle diſciplinen haͤtten unter ſich eine Verbindung. Wer eine nicht achtete, kaͤme in der andern nicht fort. Omnes artes, lauten ſeine Worte, communi quodam vinculo aptas & colligatas conuin- cam, vt quisquis earum vnicum negligenter habuerit, eum reliquæ quoque deſerant. Sein Leben hat am ausfuͤhrlichſten der gelehrte Reinmann beſchrieben, in der critique uͤber Bayle dictionaire. (c) Turretinus in cogit. de religion. §. 67. Qui vellent, Chriſtum Theo- logiam ſyſtematicam hominibus tradidiſſe, parum prudentes ſunt æſtimatores rerum. Ars uiuendi familiaribus colloquiis datisque, prout res ferunt, documentis, longe felicius traditur, quam operoſo illo definitionum & argutarum quæſtionum artificio, quod ſyſtema nuncupatur. (a) agnoſcunt easdem notas, communicationemque omnium diſciplina- tum & ea re omnia facilius cognoſcunt. a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/24
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/24>, abgerufen am 19.04.2024.