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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
Das dritte Capitel
Von dem Beicht-Pfennig
§. I.
Der Beicht-
Pfennig soll
etwas uhr-
altes seyn.

WEnn die Beichte hergebetet worden/ und die Abso-
lution ertheilet/ so pflegen die Beicht-Kinder dem
Beicht-Vater einen Recompens zu geben. Dieses
heisset der Beicht-Pfennig. Viele unter denen Theologis
und andere sind solchem recht auffsätzig/ und sagen/ daß der-
selbe so wohl der Ehrbarkeit als Gerechtigkeit entgegen
stünde. Meine Meinung davon will weiter unten entde-
cken. Vor allen dingen aber wird nöthig seyn/ den An-
fang dieses honorarii zu untersuchen. Man saget insge-
mein/ der Beicht-Pfennig sey etwas uhraltes. Ja man
könte denselben bey dem ersten Christenthum bereits an-
treffen a). Wenn er gleich nicht dem Nahmen nach zu ver-
spühren/ so könte man ihn doch nach seiner Natur und Ei-
genschafft
erblicken.

Ursprungderer O-
§. II.

Jch will aber diese Meinung ein wenig beleuch-
ten; wäre solche wahr/ so würde ich gantz gewiß in dem

vor-
a) Wer solches
saget.
Den Beicht-Pfennig machen Schilter in Instit. jur can. cit. l. §.
17. Caluoer in ritual. eccles. Part. I. Lib. II. sect. 1. cap. 9. Joh.
Frid. Mayer in Musaeo P. III. cap. 14. Henr. Ascan. Engelike
in ei-
ner besondern disputation de nummo confessionali & oblatorio siue
missali,
welche Ao. 1707. zu Rostock gehalten worden, zu etwas
uhraltes. Was diese Disputation insonderheit betrifft, so ist
dieselbe nach Art der meisten Polemischen Schrifften, mit vielen
Lästerungen und Wortstreiten angefüllet; diejenigen, so auf
den Beicht-Pfennig nicht allzuwohl zu sprechen sind, vorgebend, es
sey derselbe etwas unrechtes, unerbares, und papistische Erfindung,
werden mit Ketzern und andern dergleichen Ehren-Tituln belohnet.
a) Die
II. Abth. III. Cap. Von dem
Das dritte Capitel
Von dem Beicht-Pfennig
§. I.
Der Beicht-
Pfennig ſoll
etwas uhr-
altes ſeyn.

WEnn die Beichte hergebetet worden/ und die Abſo-
lution ertheilet/ ſo pflegen die Beicht-Kinder dem
Beicht-Vater einen Recompens zu geben. Dieſes
heiſſet der Beicht-Pfennig. Viele unter denen Theologis
und andere ſind ſolchem recht auffſaͤtzig/ und ſagen/ daß der-
ſelbe ſo wohl der Ehrbarkeit als Gerechtigkeit entgegen
ſtuͤnde. Meine Meinung davon will weiter unten entde-
cken. Vor allen dingen aber wird noͤthig ſeyn/ den An-
fang dieſes honorarii zu unterſuchen. Man ſaget insge-
mein/ der Beicht-Pfennig ſey etwas uhraltes. Ja man
koͤnte denſelben bey dem erſten Chriſtenthum bereits an-
treffen a). Wenn er gleich nicht dem Nahmen nach zu ver-
ſpuͤhren/ ſo koͤnte man ihn doch nach ſeiner Natur und Ei-
genſchafft
erblicken.

Urſprungderer O-
§. II.

Jch will aber dieſe Meinung ein wenig beleuch-
ten; waͤre ſolche wahr/ ſo wuͤrde ich gantz gewiß in dem

vor-
a) Wer ſolches
ſaget.
Den Beicht-Pfennig machen Schilter in Inſtit. jur can. cit. l. §.
17. Caluœr in ritual. eccleſ. Part. I. Lib. II. ſect. 1. cap. 9. Joh.
Frid. Mayer in Muſæo P. III. cap. 14. Henr. Aſcan. Engelike
in ei-
ner beſondern diſputation de nummo confesſionali & oblatorio ſiue
miſſali,
welche Ao. 1707. zu Roſtock gehalten worden, zu etwas
uhraltes. Was dieſe Diſputation inſonderheit betrifft, ſo iſt
dieſelbe nach Art der meiſten Polemiſchen Schrifften, mit vielen
Laͤſterungen und Wortſtreiten angefuͤllet; diejenigen, ſo auf
den Beicht-Pfennig nicht allzuwohl zu ſprechen ſind, vorgebend, es
ſey derſelbe etwas unrechtes, unerbares, und papiſtiſche Erfindung,
werdẽ mit Ketzern und andern dergleichen Ehren-Tituln belohnet.
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[238/0257] II. Abth. III. Cap. Von dem Das dritte Capitel Von dem Beicht-Pfennig §. I. WEnn die Beichte hergebetet worden/ und die Abſo- lution ertheilet/ ſo pflegen die Beicht-Kinder dem Beicht-Vater einen Recompens zu geben. Dieſes heiſſet der Beicht-Pfennig. Viele unter denen Theologis und andere ſind ſolchem recht auffſaͤtzig/ und ſagen/ daß der- ſelbe ſo wohl der Ehrbarkeit als Gerechtigkeit entgegen ſtuͤnde. Meine Meinung davon will weiter unten entde- cken. Vor allen dingen aber wird noͤthig ſeyn/ den An- fang dieſes honorarii zu unterſuchen. Man ſaget insge- mein/ der Beicht-Pfennig ſey etwas uhraltes. Ja man koͤnte denſelben bey dem erſten Chriſtenthum bereits an- treffen a). Wenn er gleich nicht dem Nahmen nach zu ver- ſpuͤhren/ ſo koͤnte man ihn doch nach ſeiner Natur und Ei- genſchafft erblicken. §. II. Jch will aber dieſe Meinung ein wenig beleuch- ten; waͤre ſolche wahr/ ſo wuͤrde ich gantz gewiß in dem vor- a) Den Beicht-Pfennig machen Schilter in Inſtit. jur can. cit. l. §. 17. Caluœr in ritual. eccleſ. Part. I. Lib. II. ſect. 1. cap. 9. Joh. Frid. Mayer in Muſæo P. III. cap. 14. Henr. Aſcan. Engelike in ei- ner beſondern diſputation de nummo confesſionali & oblatorio ſiue miſſali, welche Ao. 1707. zu Roſtock gehalten worden, zu etwas uhraltes. Was dieſe Diſputation inſonderheit betrifft, ſo iſt dieſelbe nach Art der meiſten Polemiſchen Schrifften, mit vielen Laͤſterungen und Wortſtreiten angefuͤllet; diejenigen, ſo auf den Beicht-Pfennig nicht allzuwohl zu ſprechen ſind, vorgebend, es ſey derſelbe etwas unrechtes, unerbares, und papiſtiſche Erfindung, werdẽ mit Ketzern und andern dergleichen Ehren-Tituln belohnet. a) Die

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/257>, abgerufen am 25.04.2024.