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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
Gaben, so
heute zu Ta-
ge der Cle-
risey gelief-fert werden.
§. XXIII.

Von diesen freywilligen Gaben aber/ so
die Gläubigen gebracht/ ist der Anfang der Kirchen-Gü-
ther herzuhohlen/ welche die Clerisey nachgehends in un-
gemeiner Menge zusammen geraspelt. Hieraus entstun-
den die Zehenden/ Kirchen-Unterthanen/ oder Dotales,
Zinß-Liefferungen/ Liefferungen in essenden Waaren/ und
anderes mehr. Man hat auch über dieses noch heute Ar-
ten von Gaben und Opfferungen. An einigen Orten ist
es zu gewissen Zeiten gebräuchlich/ daß sich gewisse Per-
sonen zu dem Altar nahen/ und daselbst Geld opffern müs-
sen. Der Cardinal Bona schreibet davon also: a): Es ist
noch jetzo in vielen Kirchen das Opffern gebräuchlich, vor-
nehmlich in Dörffern und kleinen Städten, welche Gaben a-
ber nicht zum Opffer angewendet werden, sondern dem Pfar-
rer oder Armen zum besten gedeyhen, ja gemeiniglich lieffert
man Geld; denn da die Gemeinschafft des Volckes, als die
Liebe erkaltet, aufgehöret, und zum Gebrauch des Abend-

mahls
nem Gleichnüß
getadelt.
Phaedri, der denen andern Thieren, die mit ihm gleiche Theile
geniessen solten, aus kahlen Ursachen alles hinweg nahm.
Ego primam tollo, nominor quia Leo,
Secundam, quia sum fortis, tribuetis mihi:
Tum quia plus valeo, me sequetur, tertia;
Malo adficietur, si quis quartam tetigerit.
Sic totam praedam sola improbitas abstulit.

Phaedrus Lib. I. fab. V.
a) Bonae Worte
hievon.
Bona rer. Liburg. L 2. c. 8. §. 8. Adhuc viget mos offerendi in
multis ecclesiis, praesertim in pagis & oppidulis rusticorum, quae
oblationes tamen non in vsum sacrificii cedunt, sed parocho vel
pauperibus tribuuntur, imo plerumque pecunia offertur; nam
cum populi communio refrigescente charitate cessasset, & ad
vsum celebrantis modica panis particula sufficeret, panis vero
pro vsu sacrificii a clericis formaretur, coepit populus, vt ait Ho-
norius in gemma animae, pro oblatione panis siue farinae dena-
rios offerre.

b) Wie
II. Abth. III. Cap. Von dem
Gaben, ſo
heute zu Ta-
ge der Cle-
riſey gelief-fert werden.
§. XXIII.

Von dieſen freywilligen Gaben aber/ ſo
die Glaͤubigen gebracht/ iſt der Anfang der Kirchen-Guͤ-
ther herzuhohlen/ welche die Cleriſey nachgehends in un-
gemeiner Menge zuſammen geraſpelt. Hieraus entſtun-
den die Zehenden/ Kirchen-Unterthanen/ oder Dotales,
Zinß-Liefferungen/ Liefferungen in eſſenden Waaren/ und
anderes mehr. Man hat auch uͤber dieſes noch heute Ar-
ten von Gaben und Opfferungen. An einigen Orten iſt
es zu gewiſſen Zeiten gebraͤuchlich/ daß ſich gewiſſe Per-
ſonen zu dem Altar nahen/ und daſelbſt Geld opffern muͤſ-
ſen. Der Cardinal Bona ſchreibet davon alſo: a): Es iſt
noch jetzo in vielen Kirchen das Opffern gebraͤuchlich, vor-
nehmlich in Doͤrffern und kleinen Staͤdten, welche Gaben a-
ber nicht zum Opffer angewendet werden, ſondern dem Pfar-
rer oder Armen zum beſten gedeyhen, ja gemeiniglich lieffert
man Geld; denn da die Gemeinſchafft des Volckes, als die
Liebe erkaltet, aufgehoͤret, und zum Gebrauch des Abend-

mahls
nem Gleichnuͤß
getadelt.
Phædri, der denen andern Thieren, die mit ihm gleiche Theile
genieſſen ſolten, aus kahlen Urſachen alles hinweg nahm.
Ego primam tollo, nominor quia Leo,
Secundam, quia ſum fortis, tribuetis mihi:
Tum quia plus valeo, me ſequetur, tertia;
Malo adficietur, ſi quis quartam tetigerit.
Sic totam prædam ſola improbitas abſtulit.

Phædrus Lib. I. fab. V.
a) Bonæ Worte
hievon.
Bona rer. Liburg. L 2. c. 8. §. 8. Adhuc viget mos offerendi in
multis eccleſiis, præſertim in pagis & oppidulis ruſticorum, quæ
oblationes tamen non in vſum ſacrificii cedunt, ſed parocho vel
pauperibus tribuuntur, imo plerumque pecunia offertur; nam
cum populi communio refrigeſcente charitate ceſſaſſet, & ad
vſum celebrantis modica panis particula ſufficeret, panis vero
pro vſu ſacrificii a clericis formaretur, cœpit populus, vt ait Ho-
norius in gemma animæ, pro oblatione panis ſiue farinæ dena-
rios offerre.

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[282/0301] II. Abth. III. Cap. Von dem §. XXIII. Von dieſen freywilligen Gaben aber/ ſo die Glaͤubigen gebracht/ iſt der Anfang der Kirchen-Guͤ- ther herzuhohlen/ welche die Cleriſey nachgehends in un- gemeiner Menge zuſammen geraſpelt. Hieraus entſtun- den die Zehenden/ Kirchen-Unterthanen/ oder Dotales, Zinß-Liefferungen/ Liefferungen in eſſenden Waaren/ und anderes mehr. Man hat auch uͤber dieſes noch heute Ar- ten von Gaben und Opfferungen. An einigen Orten iſt es zu gewiſſen Zeiten gebraͤuchlich/ daß ſich gewiſſe Per- ſonen zu dem Altar nahen/ und daſelbſt Geld opffern muͤſ- ſen. Der Cardinal Bona ſchreibet davon alſo: a): Es iſt noch jetzo in vielen Kirchen das Opffern gebraͤuchlich, vor- nehmlich in Doͤrffern und kleinen Staͤdten, welche Gaben a- ber nicht zum Opffer angewendet werden, ſondern dem Pfar- rer oder Armen zum beſten gedeyhen, ja gemeiniglich lieffert man Geld; denn da die Gemeinſchafft des Volckes, als die Liebe erkaltet, aufgehoͤret, und zum Gebrauch des Abend- mahls (e) a) Bona rer. Liburg. L 2. c. 8. §. 8. Adhuc viget mos offerendi in multis eccleſiis, præſertim in pagis & oppidulis ruſticorum, quæ oblationes tamen non in vſum ſacrificii cedunt, ſed parocho vel pauperibus tribuuntur, imo plerumque pecunia offertur; nam cum populi communio refrigeſcente charitate ceſſaſſet, & ad vſum celebrantis modica panis particula ſufficeret, panis vero pro vſu ſacrificii a clericis formaretur, cœpit populus, vt ait Ho- norius in gemma animæ, pro oblatione panis ſiue farinæ dena- rios offerre. b) Wie (e) Phædri, der denen andern Thieren, die mit ihm gleiche Theile genieſſen ſolten, aus kahlen Urſachen alles hinweg nahm. Ego primam tollo, nominor quia Leo, Secundam, quia ſum fortis, tribuetis mihi: Tum quia plus valeo, me ſequetur, tertia; Malo adficietur, ſi quis quartam tetigerit. Sic totam prædam ſola improbitas abſtulit. Phædrus Lib. I. fab. V.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/301>, abgerufen am 28.03.2024.