Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Beicht-Pfennig.
oder nicht a). Wenn die Sache zweiffelhafft ist/ so praesu-
mi
ret man/ der Kirchen-Diener habe Fug und Macht die
Accidentien zu fordern. Jedoch halte ich dafür/ daß sol-
che Praesumtion nicht auf den Beicht-Pfennig zu ziehen sey.

§. XXXI.

Zwar wollen einige behaupten/ der Beicht-Den
Beicht-
Pfennig
darff man
nicht for-
dern.

Pfennig sey ein Stück der Besoldung. Auff diese Weise
könte man ihn mit Recht fordern. Jch leugne nicht/ daß
bey manchen der Beicht-Pfennig das meiste zum Unter-
halt darreicht: aber deßwegen ist derselbe dennoch vor kein
Stück der Besoldung zu halten. Man kan solchen vor
nichts anders ansehen/ als vor eine Gabe/ welche die Zu-
hörer aus freywilligem Hertzen dem Kirchen-Diener rei-
chen. Auff diese Weise ist es ohnstreitig/ daß derselbe von
keinem kan gefordert werden. Jedoch wenn man densel-
ben entrichtet/ so thut kein Pfarrer etwas Ungebührliches,
wenn er denselben annimmt. Es stimmen mit mir ver-
schiedene Kirchen-Ordnungen ein a). Ja ich habe gefun-

den/
a) So stehet unter andern in ordin. consist. March. tit. 17. §. wasEinige können
mit Recht ge-
fordert werden.

auch. Was auch dem Pfarrer und Kirchen-Dienern in
erhaltener
Visitation an Accidentien zugeordnet, oder sie sonst
vor Alters gehabt, davon soll ihnen nichts entzogen, son-
dern vielmehr, so es füglich geschehen kan, gebessert wer-
den.
Wenn aber die Pfarr-Kinder die gehörigen Accidentia
nicht entrichen wollen, so stehet unsern Pastoribus nicht frey, mit
Kirchen-Censuren sich darzu behülfflich zu seyn. Die Papisten
pflegen sich aber gleich auf solche Art zu helffen. Man kan da-
von Paulum Sarpium dans son traitte des benefices §. 28. nachsehen.
a) Hieher gehöret die Sächsische Kirchen-Ordnung, Art. gen. 26.Wie aus ver-
schiedenen Ver-
ordnungen zu
schliessen

Es soll niemand vor Reichung des Hochwürdigen
Sacraments der Tauffe und des Nachtmahls des
HErrn dem Kirchen-Diener etwas zu geben pflichtig seyn.

Auf gleiche Weise stehet in der Coburgischen Kirchen-Ordnung
Lib. II. c. 21. Es soll niemand vor Reichung des Hoch-
wür-

Beicht-Pfennig.
oder nicht a). Wenn die Sache zweiffelhafft iſt/ ſo præſu-
mi
ret man/ der Kirchen-Diener habe Fug und Macht die
Accidentien zu fordern. Jedoch halte ich dafuͤr/ daß ſol-
che Præſumtion nicht auf den Beicht-Pfennig zu ziehen ſey.

§. XXXI.

Zwar wollen einige behaupten/ der Beicht-Den
Beicht-
Pfennig
darff man
nicht for-
dern.

Pfennig ſey ein Stuͤck der Beſoldung. Auff dieſe Weiſe
koͤnte man ihn mit Recht fordern. Jch leugne nicht/ daß
bey manchen der Beicht-Pfennig das meiſte zum Unter-
halt darreicht: aber deßwegen iſt derſelbe dennoch vor kein
Stuͤck der Beſoldung zu halten. Man kan ſolchen vor
nichts anders anſehen/ als vor eine Gabe/ welche die Zu-
hoͤrer aus freywilligem Hertzen dem Kirchen-Diener rei-
chen. Auff dieſe Weiſe iſt es ohnſtreitig/ daß derſelbe von
keinem kan gefordert werden. Jedoch wenn man denſel-
ben entrichtet/ ſo thut kein Pfarrer etwas Ungebuͤhrliches,
wenn er denſelben annimmt. Es ſtimmen mit mir ver-
ſchiedene Kirchen-Ordnungen ein a). Ja ich habe gefun-

den/
a) So ſtehet unter andern in ordin. conſiſt. March. tit. 17. §. wasEinige koͤnnen
mit Recht ge-
fordert werden.

auch. Was auch dem Pfarrer und Kirchen-Dienern in
erhaltener
Viſitation an Accidentien zugeordnet, oder ſie ſonſt
vor Alters gehabt, davon ſoll ihnen nichts entzogen, ſon-
dern vielmehr, ſo es fuͤglich geſchehen kan, gebeſſert wer-
den.
Wenn aber die Pfarr-Kinder die gehoͤrigen Accidentia
nicht entrichen wollen, ſo ſtehet unſern Paſtoribus nicht frey, mit
Kirchen-Cenſuren ſich darzu behuͤlfflich zu ſeyn. Die Papiſten
pflegen ſich aber gleich auf ſolche Art zu helffen. Man kan da-
von Paulum Sarpium dans ſon traitté des benefices §. 28. nachſehen.
a) Hieher gehoͤret die Saͤchſiſche Kirchen-Ordnung, Art. gen. 26.Wie aus ver-
ſchiedenen Ver-
ordnungen zu
ſchlieſſen

Es ſoll niemand vor Reichung des Hochwuͤrdigen
Sacraments der Tauffe und des Nachtmahls des
HErrn dem Kirchen-Diener etwas zu geben pflichtig ſeyn.

Auf gleiche Weiſe ſtehet in der Coburgiſchen Kirchen-Ordnung
Lib. II. c. 21. Es ſoll niemand vor Reichung des Hoch-
wuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0314" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi></fw><lb/>
oder nicht <note place="foot" n="a)">So &#x017F;tehet unter andern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in ordin. con&#x017F;i&#x017F;t. March. tit. 17.</hi></hi> §. <hi rendition="#fr">was</hi><note place="right">Einige ko&#x0364;nnen<lb/>
mit Recht ge-<lb/>
fordert werden.</note><lb/><hi rendition="#fr">auch. Was auch dem Pfarrer und Kirchen-Dienern in<lb/>
erhaltener</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vi&#x017F;itation</hi></hi> <hi rendition="#fr">an</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accidenti</hi></hi><hi rendition="#fr">en zugeordnet, oder &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
vor Alters gehabt, davon &#x017F;oll ihnen nichts entzogen, &#x017F;on-<lb/>
dern vielmehr, &#x017F;o es fu&#x0364;glich ge&#x017F;chehen kan, gebe&#x017F;&#x017F;ert wer-<lb/>
den.</hi> Wenn aber die Pfarr-Kinder die geho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Accidentia</hi><lb/>
nicht entrichen wollen, &#x017F;o &#x017F;tehet un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;toribus</hi> nicht frey, mit<lb/>
Kirchen-<hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur</hi>en &#x017F;ich darzu behu&#x0364;lfflich zu &#x017F;eyn. Die Papi&#x017F;ten<lb/>
pflegen &#x017F;ich aber gleich auf &#x017F;olche Art zu helffen. Man kan da-<lb/>
von <hi rendition="#aq">Paulum Sarpium <hi rendition="#i">dans &#x017F;on traitté des benefices</hi> §. <hi rendition="#i">28.</hi></hi> nach&#x017F;ehen.</note>. Wenn die Sache zweiffelhafft i&#x017F;t/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">præ&#x017F;u-<lb/>
mi</hi>ret man/ der Kirchen-Diener habe <hi rendition="#fr">Fug und Macht</hi> die<lb/><hi rendition="#aq">Accidenti</hi>en zu fordern. Jedoch halte ich dafu&#x0364;r/ daß &#x017F;ol-<lb/>
che <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;umtion</hi> nicht auf den <hi rendition="#fr">Beicht-Pfennig</hi> zu ziehen &#x017F;ey.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">XXXI.</hi></head>
            <p>Zwar wollen einige behaupten/ der Beicht-<note place="right">Den<lb/>
Beicht-<lb/>
Pfennig<lb/>
darff man<lb/>
nicht for-<lb/>
dern.</note><lb/>
Pfennig &#x017F;ey ein <hi rendition="#fr">Stu&#x0364;ck der Be&#x017F;oldung.</hi> Auff die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
ko&#x0364;nte man ihn mit <hi rendition="#fr">Recht fordern.</hi> Jch leugne nicht/ daß<lb/>
bey manchen der Beicht-Pfennig das mei&#x017F;te zum Unter-<lb/>
halt darreicht: aber deßwegen i&#x017F;t der&#x017F;elbe dennoch vor kein<lb/>
Stu&#x0364;ck der Be&#x017F;oldung zu halten. Man kan &#x017F;olchen vor<lb/>
nichts anders an&#x017F;ehen/ als vor eine Gabe/ welche die Zu-<lb/>
ho&#x0364;rer aus <hi rendition="#fr">freywilligem Hertzen</hi> dem Kirchen-Diener rei-<lb/>
chen. Auff die&#x017F;e Wei&#x017F;e i&#x017F;t es ohn&#x017F;treitig/ daß der&#x017F;elbe von<lb/>
keinem kan <hi rendition="#fr">gefordert werden.</hi> Jedoch wenn man den&#x017F;el-<lb/>
ben entrichtet/ &#x017F;o thut kein Pfarrer etwas <hi rendition="#fr">Ungebu&#x0364;hrliches,</hi><lb/>
wenn er den&#x017F;elben annimmt. Es &#x017F;timmen mit mir ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Kirchen-Ordnungen ein <note xml:id="h90" next="#h91" place="foot" n="a)">Hieher geho&#x0364;ret die Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Kirchen-Ordnung, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Art. gen. 26.</hi></hi><note place="right">Wie aus ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Ver-<lb/>
ordnungen zu<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en</note><lb/><hi rendition="#fr">Es &#x017F;oll niemand vor Reichung des Hochwu&#x0364;rdigen<lb/>
Sacraments der Tauffe und des Nachtmahls des<lb/>
HErrn dem Kirchen-Diener etwas zu geben pflichtig &#x017F;eyn.</hi><lb/>
Auf gleiche Wei&#x017F;e &#x017F;tehet in der Coburgi&#x017F;chen Kirchen-Ordnung<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lib. II. c. 21.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Es &#x017F;oll niemand vor Reichung des Hoch-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wu&#x0364;r-</hi></fw></note>. Ja ich habe gefun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0314] Beicht-Pfennig. oder nicht a). Wenn die Sache zweiffelhafft iſt/ ſo præſu- miret man/ der Kirchen-Diener habe Fug und Macht die Accidentien zu fordern. Jedoch halte ich dafuͤr/ daß ſol- che Præſumtion nicht auf den Beicht-Pfennig zu ziehen ſey. §. XXXI. Zwar wollen einige behaupten/ der Beicht- Pfennig ſey ein Stuͤck der Beſoldung. Auff dieſe Weiſe koͤnte man ihn mit Recht fordern. Jch leugne nicht/ daß bey manchen der Beicht-Pfennig das meiſte zum Unter- halt darreicht: aber deßwegen iſt derſelbe dennoch vor kein Stuͤck der Beſoldung zu halten. Man kan ſolchen vor nichts anders anſehen/ als vor eine Gabe/ welche die Zu- hoͤrer aus freywilligem Hertzen dem Kirchen-Diener rei- chen. Auff dieſe Weiſe iſt es ohnſtreitig/ daß derſelbe von keinem kan gefordert werden. Jedoch wenn man denſel- ben entrichtet/ ſo thut kein Pfarrer etwas Ungebuͤhrliches, wenn er denſelben annimmt. Es ſtimmen mit mir ver- ſchiedene Kirchen-Ordnungen ein a). Ja ich habe gefun- den/ Den Beicht- Pfennig darff man nicht for- dern. a) So ſtehet unter andern in ordin. conſiſt. March. tit. 17. §. was auch. Was auch dem Pfarrer und Kirchen-Dienern in erhaltener Viſitation an Accidentien zugeordnet, oder ſie ſonſt vor Alters gehabt, davon ſoll ihnen nichts entzogen, ſon- dern vielmehr, ſo es fuͤglich geſchehen kan, gebeſſert wer- den. Wenn aber die Pfarr-Kinder die gehoͤrigen Accidentia nicht entrichen wollen, ſo ſtehet unſern Paſtoribus nicht frey, mit Kirchen-Cenſuren ſich darzu behuͤlfflich zu ſeyn. Die Papiſten pflegen ſich aber gleich auf ſolche Art zu helffen. Man kan da- von Paulum Sarpium dans ſon traitté des benefices §. 28. nachſehen. a) Hieher gehoͤret die Saͤchſiſche Kirchen-Ordnung, Art. gen. 26. Es ſoll niemand vor Reichung des Hochwuͤrdigen Sacraments der Tauffe und des Nachtmahls des HErrn dem Kirchen-Diener etwas zu geben pflichtig ſeyn. Auf gleiche Weiſe ſtehet in der Coburgiſchen Kirchen-Ordnung Lib. II. c. 21. Es ſoll niemand vor Reichung des Hoch- wuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/314
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/314>, abgerufen am 18.04.2024.