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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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bey denen Protestirenden.
ter derer Apostel/ Propheten und Evangelisten solten da-
zu dienen/ daß die Gemeinden gepflantzet und aufgerichtet
würden; derer Hirten/ Priester und Lehrer aber solten
solche Anordnung weiter fortpflantzen und auf die Nach-
kommen bringen. Die Aemter der Apostel/ Propheten und
Evangelisten waren ausserordentliche, und solche die nur
eine zeitlang daureten. Die Aemter der Lehrer waren und
sind auf noch ordentliche, die immer zu währen b). Da nun
an dem Grund dieser Sache nicht zu zweiffeln/ so folget gantz
deutlich/ daß unsere Lehrer sich weder den Titul und Stel-
le/ vielweniger die Freyheiten und Gaben der Apostel zu-
eignen können.

§. IX.
b) Durch die Lehrer sind die Bischöffe und Aeltisten einer jeden Ge-Characteres
der Diener im
Neuen Testa-
ment.

meinde zu verstehen. Von denen Propheten waren sie unterschie-
den, weil diese aus unmittelbahrer göttlicher Eingebung redeten.
Sie kamen denen Evangelisten nicht bey/ als welcher Amt dar-
inn bestunde, daß nachdem sie mit Gaben des heiligen Geistes
ausgerüstet waren, auf Befehl der Apostel ausreiseten, den Glau-
ben denenjenigen zu predigen, welchen er noch nicht war angekün-
diget worden. Evangelizare heist nichts anders, als den Glau-
ben denenjenigen zeigen, welchen derselbe noch nicht bekannt.

Der Character der Apostel bestunde darinnen, daß sie Christum
im Fleisch gesehen, und Zeugen seiner Aufferstehung waren. Chri-
stus hatte sie unmittelbahrer Weise erwehlet und ausgesendet,
und also heissen sie Bothschaffter und Gesandten GOttes. Das
Verständniß, die Schrifft zu verstehen, wurde ihnen auf eine ho-
he und verborgene Weise eröffnet. Also kunten sie in ihrer Lehre
nicht irren und von dem rechten Weg der Wahrheit abweichen.
Sie hatten das Amt der Schlüssel. Jhre Handauflegung wa-
re von solcher Krafft, daß sie andern die Gaben des heiligen Gei-
stes mittheilen kunten. Sie verrichteten dadurch viele Wun-
der. Jch übergehe andere ausserordentliche Gaben, damit sie
von ihrem HErrn und Meister ausgerüstet waren. Diejenigen
müssen
(Recht der Beicht-Stühle.) t

bey denen Proteſtirenden.
ter derer Apoſtel/ Propheten und Evangeliſten ſolten da-
zu dienen/ daß die Gemeinden gepflantzet und aufgerichtet
wuͤrden; derer Hirten/ Prieſter und Lehrer aber ſolten
ſolche Anordnung weiter fortpflantzen und auf die Nach-
kommen bringen. Die Aemter der Apoſtel/ Propheten und
Evangeliſten waren auſſerordentliche, und ſolche die nur
eine zeitlang daureten. Die Aemter der Lehrer waren und
ſind auf noch ordentliche, die immer zu waͤhren b). Da nun
an dem Grund dieſer Sache nicht zu zweiffeln/ ſo folget gantz
deutlich/ daß unſere Lehrer ſich weder den Titul und Stel-
le/ vielweniger die Freyheiten und Gaben der Apoſtel zu-
eignen koͤnnen.

§. IX.
b) Durch die Lehrer ſind die Biſchoͤffe und Aeltiſten einer jeden Ge-Characteres
der Diener im
Neuen Teſta-
ment.

meinde zu verſtehen. Von denen Propheten waren ſie unterſchie-
den, weil dieſe aus unmittelbahrer goͤttlicher Eingebung redeten.
Sie kamen denen Evangeliſten nicht bey/ als welcher Amt dar-
inn beſtunde, daß nachdem ſie mit Gaben des heiligen Geiſtes
ausgeruͤſtet waren, auf Befehl der Apoſtel ausreiſeten, den Glau-
ben denenjenigen zu predigen, welchen er noch nicht war angekuͤn-
diget worden. Evangelizare heiſt nichts anders, als den Glau-
ben denenjenigen zeigen, welchen derſelbe noch nicht bekannt.

Der Character der Apoſtel beſtunde darinnen, daß ſie Chriſtum
im Fleiſch geſehen, und Zeugen ſeiner Aufferſtehung waren. Chri-
ſtus hatte ſie unmittelbahrer Weiſe erwehlet und ausgeſendet,
und alſo heiſſen ſie Bothſchaffter und Geſandten GOttes. Das
Verſtaͤndniß, die Schrifft zu verſtehen, wurde ihnen auf eine ho-
he und verborgene Weiſe eroͤffnet. Alſo kunten ſie in ihrer Lehre
nicht irren und von dem rechten Weg der Wahrheit abweichen.
Sie hatten das Amt der Schluͤſſel. Jhre Handauflegung wa-
re von ſolcher Krafft, daß ſie andern die Gaben des heiligen Gei-
ſtes mittheilen kunten. Sie verrichteten dadurch viele Wun-
der. Jch uͤbergehe andere auſſerordentliche Gaben, damit ſie
von ihrem HErrn und Meiſter ausgeruͤſtet waren. Diejenigen
muͤſſen
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) t
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[145/0164] bey denen Proteſtirenden. ter derer Apoſtel/ Propheten und Evangeliſten ſolten da- zu dienen/ daß die Gemeinden gepflantzet und aufgerichtet wuͤrden; derer Hirten/ Prieſter und Lehrer aber ſolten ſolche Anordnung weiter fortpflantzen und auf die Nach- kommen bringen. Die Aemter der Apoſtel/ Propheten und Evangeliſten waren auſſerordentliche, und ſolche die nur eine zeitlang daureten. Die Aemter der Lehrer waren und ſind auf noch ordentliche, die immer zu waͤhren b). Da nun an dem Grund dieſer Sache nicht zu zweiffeln/ ſo folget gantz deutlich/ daß unſere Lehrer ſich weder den Titul und Stel- le/ vielweniger die Freyheiten und Gaben der Apoſtel zu- eignen koͤnnen. §. IX. b) Durch die Lehrer ſind die Biſchoͤffe und Aeltiſten einer jeden Ge- meinde zu verſtehen. Von denen Propheten waren ſie unterſchie- den, weil dieſe aus unmittelbahrer goͤttlicher Eingebung redeten. Sie kamen denen Evangeliſten nicht bey/ als welcher Amt dar- inn beſtunde, daß nachdem ſie mit Gaben des heiligen Geiſtes ausgeruͤſtet waren, auf Befehl der Apoſtel ausreiſeten, den Glau- ben denenjenigen zu predigen, welchen er noch nicht war angekuͤn- diget worden. Evangelizare heiſt nichts anders, als den Glau- ben denenjenigen zeigen, welchen derſelbe noch nicht bekannt. Der Character der Apoſtel beſtunde darinnen, daß ſie Chriſtum im Fleiſch geſehen, und Zeugen ſeiner Aufferſtehung waren. Chri- ſtus hatte ſie unmittelbahrer Weiſe erwehlet und ausgeſendet, und alſo heiſſen ſie Bothſchaffter und Geſandten GOttes. Das Verſtaͤndniß, die Schrifft zu verſtehen, wurde ihnen auf eine ho- he und verborgene Weiſe eroͤffnet. Alſo kunten ſie in ihrer Lehre nicht irren und von dem rechten Weg der Wahrheit abweichen. Sie hatten das Amt der Schluͤſſel. Jhre Handauflegung wa- re von ſolcher Krafft, daß ſie andern die Gaben des heiligen Gei- ſtes mittheilen kunten. Sie verrichteten dadurch viele Wun- der. Jch uͤbergehe andere auſſerordentliche Gaben, damit ſie von ihrem HErrn und Meiſter ausgeruͤſtet waren. Diejenigen muͤſſen (Recht der Beicht-Stuͤhle.) t

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/164>, abgerufen am 29.03.2024.