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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Hause weg, wenn ich fürchten müßte, du hättest
zu dem Kind nicht recht Sorge.

Anneli. Glaube mir's doch, Mutter! ich will
gewiß nicht mehr von ihm weggehn.

Mutter. Ich wills zum lieben Gott hoffen,
du werdest mich nicht mehr so in Schrecken setzen.

Und, Niclas! wie ists dir in dieser Woche ge-
gangen?

Niclas. Ich weiß nichts Böses.

Mutter. Denkst du nicht mehr dran, daß
du am Montag das Grüteli umgestossen hast?

Niclas. Ich hab's nicht mit Fleiß gethan,
Mutter!

Mutter. Wenn du es noch gar mit Fleiß ge-
than hättest, schämest du dich nicht, das zu sagen?

Niclas. Es ist mir leid! Ich will's nicht
mehr thun, Mutter!

Mutter. Wenn du einmal groß seyn, und so,
wie jezt, nicht Achtung geben wirst, was um und an
dir ist, so wirst du es mit deinem g[r]ossen Schaden
lernen müssen. Schon unter den Knaben kommen
die Unbedachtsamen immer in Händel und Streit --
und so muß ich fürchten, mein lieber Niclas! daß
du dir mit deinem unbedachtsamen Wesen viel Un-
glück und Sorgen auf den Hals ziehen werdest.

Niclas. Ich will gewiß Acht geben, Mutter!

Mutter. Thue es doch, mein Lieber! und

glaub

Hauſe weg, wenn ich fuͤrchten muͤßte, du haͤtteſt
zu dem Kind nicht recht Sorge.

Anneli. Glaube mir’s doch, Mutter! ich will
gewiß nicht mehr von ihm weggehn.

Mutter. Ich wills zum lieben Gott hoffen,
du werdeſt mich nicht mehr ſo in Schrecken ſetzen.

Und, Niclas! wie iſts dir in dieſer Woche ge-
gangen?

Niclas. Ich weiß nichts Boͤſes.

Mutter. Denkſt du nicht mehr dran, daß
du am Montag das Gruͤteli umgeſtoſſen haſt?

Niclas. Ich hab’s nicht mit Fleiß gethan,
Mutter!

Mutter. Wenn du es noch gar mit Fleiß ge-
than haͤtteſt, ſchaͤmeſt du dich nicht, das zu ſagen?

Niclas. Es iſt mir leid! Ich will’s nicht
mehr thun, Mutter!

Mutter. Wenn du einmal groß ſeyn, und ſo,
wie jezt, nicht Achtung geben wirſt, was um und an
dir iſt, ſo wirſt du es mit deinem g[r]oſſen Schaden
lernen muͤſſen. Schon unter den Knaben kommen
die Unbedachtſamen immer in Haͤndel und Streit —
und ſo muß ich fuͤrchten, mein lieber Niclas! daß
du dir mit deinem unbedachtſamen Weſen viel Un-
gluͤck und Sorgen auf den Hals ziehen werdeſt.

Niclas. Ich will gewiß Acht geben, Mutter!

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glaub
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[174/0199] Hauſe weg, wenn ich fuͤrchten muͤßte, du haͤtteſt zu dem Kind nicht recht Sorge. Anneli. Glaube mir’s doch, Mutter! ich will gewiß nicht mehr von ihm weggehn. Mutter. Ich wills zum lieben Gott hoffen, du werdeſt mich nicht mehr ſo in Schrecken ſetzen. Und, Niclas! wie iſts dir in dieſer Woche ge- gangen? Niclas. Ich weiß nichts Boͤſes. Mutter. Denkſt du nicht mehr dran, daß du am Montag das Gruͤteli umgeſtoſſen haſt? Niclas. Ich hab’s nicht mit Fleiß gethan, Mutter! Mutter. Wenn du es noch gar mit Fleiß ge- than haͤtteſt, ſchaͤmeſt du dich nicht, das zu ſagen? Niclas. Es iſt mir leid! Ich will’s nicht mehr thun, Mutter! Mutter. Wenn du einmal groß ſeyn, und ſo, wie jezt, nicht Achtung geben wirſt, was um und an dir iſt, ſo wirſt du es mit deinem groſſen Schaden lernen muͤſſen. Schon unter den Knaben kommen die Unbedachtſamen immer in Haͤndel und Streit — und ſo muß ich fuͤrchten, mein lieber Niclas! daß du dir mit deinem unbedachtſamen Weſen viel Un- gluͤck und Sorgen auf den Hals ziehen werdeſt. Niclas. Ich will gewiß Acht geben, Mutter! Mutter. Thue es doch, mein Lieber! und glaub

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/199>, abgerufen am 29.03.2024.