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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Selig ist der Mensch, der sich vor dem Bösen
fürchtet, und der das Arge hasset; denn es geht denen
nicht wohl, die Böses thun, und der Arge ver-
strickt sich in seiner Arglist.

Es geht denen nicht wohl, die ihren Nächsten
drücken und drängen. Nein, es geht dem Men-
schen nicht wohl, über den der Arme zu Gott
schreyt.

Weh dem Elenden, der im Winter den Armen
speiset, und in der Ernde das Doppelte von ihm
wieder abnimmt.

Weh dem Gottlosen, der dem Armen im Som-
mer Wein aufdringt, und im Herbst ihm zwey-
mal so viel wieder fordert.

Weh ihm, wenn er dem Armen sein Stroh und
sein Futter abdrückt, daß er sein Land nicht mehr
bauen kann.

Weh ihm, wenn die Kinder des Armen um
seiner Hartherzigkeit willen Brod mangeln.

Weh dem Gottlosen, der den Armen Geld leiht,
daß sie seine Knechte werden, ihm zu Gebote stehn,
ohne Lohn arbeiten, und doch zinsen müssen.

Weh ihm, wenn sie vor Gericht und Recht für
ihn aussagen, falsches Zeugniß geben, und Meyn-
eide schwören, daß er Recht hat.

Weh ihm, wenn er Böswichter in seinem Haus
versammelt, und mit ihnen dem Gerechten auf-
lauert, ihn zu verführen, daß er auch werde wie

sie,
N 2

Selig iſt der Menſch, der ſich vor dem Boͤſen
fuͤrchtet, und der das Arge haſſet; denn es geht denen
nicht wohl, die Boͤſes thun, und der Arge ver-
ſtrickt ſich in ſeiner Argliſt.

Es geht denen nicht wohl, die ihren Naͤchſten
druͤcken und draͤngen. Nein, es geht dem Men-
ſchen nicht wohl, uͤber den der Arme zu Gott
ſchreyt.

Weh dem Elenden, der im Winter den Armen
ſpeiſet, und in der Ernde das Doppelte von ihm
wieder abnimmt.

Weh dem Gottloſen, der dem Armen im Som-
mer Wein aufdringt, und im Herbſt ihm zwey-
mal ſo viel wieder fordert.

Weh ihm, wenn er dem Armen ſein Stroh und
ſein Futter abdruͤckt, daß er ſein Land nicht mehr
bauen kann.

Weh ihm, wenn die Kinder des Armen um
ſeiner Hartherzigkeit willen Brod mangeln.

Weh dem Gottloſen, der den Armen Geld leiht,
daß ſie ſeine Knechte werden, ihm zu Gebote ſtehn,
ohne Lohn arbeiten, und doch zinſen muͤſſen.

Weh ihm, wenn ſie vor Gericht und Recht fuͤr
ihn ausſagen, falſches Zeugniß geben, und Meyn-
eide ſchwoͤren, daß er Recht hat.

Weh ihm, wenn er Boͤswichter in ſeinem Haus
verſammelt, und mit ihnen dem Gerechten auf-
lauert, ihn zu verfuͤhren, daß er auch werde wie

ſie,
N 2
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[195/0220] Selig iſt der Menſch, der ſich vor dem Boͤſen fuͤrchtet, und der das Arge haſſet; denn es geht denen nicht wohl, die Boͤſes thun, und der Arge ver- ſtrickt ſich in ſeiner Argliſt. Es geht denen nicht wohl, die ihren Naͤchſten druͤcken und draͤngen. Nein, es geht dem Men- ſchen nicht wohl, uͤber den der Arme zu Gott ſchreyt. Weh dem Elenden, der im Winter den Armen ſpeiſet, und in der Ernde das Doppelte von ihm wieder abnimmt. Weh dem Gottloſen, der dem Armen im Som- mer Wein aufdringt, und im Herbſt ihm zwey- mal ſo viel wieder fordert. Weh ihm, wenn er dem Armen ſein Stroh und ſein Futter abdruͤckt, daß er ſein Land nicht mehr bauen kann. Weh ihm, wenn die Kinder des Armen um ſeiner Hartherzigkeit willen Brod mangeln. Weh dem Gottloſen, der den Armen Geld leiht, daß ſie ſeine Knechte werden, ihm zu Gebote ſtehn, ohne Lohn arbeiten, und doch zinſen muͤſſen. Weh ihm, wenn ſie vor Gericht und Recht fuͤr ihn ausſagen, falſches Zeugniß geben, und Meyn- eide ſchwoͤren, daß er Recht hat. Weh ihm, wenn er Boͤswichter in ſeinem Haus verſammelt, und mit ihnen dem Gerechten auf- lauert, ihn zu verfuͤhren, daß er auch werde wie ſie, N 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/220>, abgerufen am 25.04.2024.