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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Marx. Ja -- nichts -- wart nur -- Und du,
Lise -- es ist mir kein Gefallen, wenn man mei-
nen Kindern hinterrucks Brod giebt, damit sie er-
zählen, was man im Hause esse oder trinke, und
dabey so gottlos lügen. Du gottloses Betheli!
assen wir nicht einen Eyerkuchen zu Mittag?

Lise zieht jezt so geschwind wieder ab, als es
allgemach daher gekommen war.

Das Betheli aber nimmt der liebe Bater mit
wildem zornigem Blick am Arm in die Stube.

Und Lise höret es weit, weit vom Haus weg
noch schreyen --

Enne trifft den Heireli unter seiner Hausthüre
an, und sagt ihm: Willst du Brod?

Heireli. Ja, wenn du hast. Enne giebt's
ihm; er dankt und ißt, und Enne geht wieder fort.

Der Jonas schlich um des Schabenmichels
Haus herum, bis Bäbeli ihn sah, und herab kam.
Was machst du da, Jonas? sagte Bäbeli.

Jonas. Ich möchte gern etwas Lustiges ma-
chen.

Bäbeli. Ich will mich mit dir lustig machen,
Jonas!

Jonas. Willst du thun, was ich will, Bä-
beli? es geht dann gewiß lustig.

Bäbeli. Was willst du denn machen?

Jonas. Du mußst s'Maul aufthun und die
Augen zu.

Bä-
Q 4

Marx. Ja — nichts — wart nur — Und du,
Liſe — es iſt mir kein Gefallen, wenn man mei-
nen Kindern hinterrucks Brod giebt, damit ſie er-
zaͤhlen, was man im Hauſe eſſe oder trinke, und
dabey ſo gottlos luͤgen. Du gottloſes Betheli!
aſſen wir nicht einen Eyerkuchen zu Mittag?

Liſe zieht jezt ſo geſchwind wieder ab, als es
allgemach daher gekommen war.

Das Betheli aber nimmt der liebe Bater mit
wildem zornigem Blick am Arm in die Stube.

Und Liſe hoͤret es weit, weit vom Haus weg
noch ſchreyen —

Enne trifft den Heireli unter ſeiner Hausthuͤre
an, und ſagt ihm: Willſt du Brod?

Heireli. Ja, wenn du haſt. Enne giebt’s
ihm; er dankt und ißt, und Enne geht wieder fort.

Der Jonas ſchlich um des Schabenmichels
Haus herum, bis Baͤbeli ihn ſah, und herab kam.
Was machſt du da, Jonas? ſagte Baͤbeli.

Jonas. Ich moͤchte gern etwas Luſtiges ma-
chen.

Baͤbeli. Ich will mich mit dir luſtig machen,
Jonas!

Jonas. Willſt du thun, was ich will, Baͤ-
beli? es geht dann gewiß luſtig.

Baͤbeli. Was willſt du denn machen?

Jonas. Du mußſt s’Maul aufthun und die
Augen zu.

Baͤ-
Q 4
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[247/0272] Marx. Ja — nichts — wart nur — Und du, Liſe — es iſt mir kein Gefallen, wenn man mei- nen Kindern hinterrucks Brod giebt, damit ſie er- zaͤhlen, was man im Hauſe eſſe oder trinke, und dabey ſo gottlos luͤgen. Du gottloſes Betheli! aſſen wir nicht einen Eyerkuchen zu Mittag? Liſe zieht jezt ſo geſchwind wieder ab, als es allgemach daher gekommen war. Das Betheli aber nimmt der liebe Bater mit wildem zornigem Blick am Arm in die Stube. Und Liſe hoͤret es weit, weit vom Haus weg noch ſchreyen — Enne trifft den Heireli unter ſeiner Hausthuͤre an, und ſagt ihm: Willſt du Brod? Heireli. Ja, wenn du haſt. Enne giebt’s ihm; er dankt und ißt, und Enne geht wieder fort. Der Jonas ſchlich um des Schabenmichels Haus herum, bis Baͤbeli ihn ſah, und herab kam. Was machſt du da, Jonas? ſagte Baͤbeli. Jonas. Ich moͤchte gern etwas Luſtiges ma- chen. Baͤbeli. Ich will mich mit dir luſtig machen, Jonas! Jonas. Willſt du thun, was ich will, Baͤ- beli? es geht dann gewiß luſtig. Baͤbeli. Was willſt du denn machen? Jonas. Du mußſt s’Maul aufthun und die Augen zu. Baͤ- Q 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/272>, abgerufen am 28.03.2024.