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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Die täglich steigende Bosheit des Vogts, und sein
Muthwillen, der jezt auch sogar die Feste nicht
mehr schonet, machen mich glauben, die Zeit sei-
ner Demüthigung sey nahe. -- Für den unglück-
lichen armen Wüst bitte ich demüthig und dringend
um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche
die Pflichten der Gerechtigkeit dem menschenlieben-
den Herzen Euer Gnaden erlauben können.

Meine liebe Frau empfiehlt sich ihrer edelmüthi-
gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fräu-
leins. Sie sagen tausendfachen Dank für die Blumen-
zwiebeln, mit denen Sie unsern Krautgarten verzie-
ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit
Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude ist un-
beschreiblich.

Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnädiger
Herr! daß ich mit pflichtschuldiger Ergebenheit mich
nenne

Euer Wohledelgebohrnen Gnaden
[Beginn Spaltensatz]
[Spaltenumbruch]
gehorsamsten Diener,
Joachim Ernst, Pfr.
[Ende Spaltensatz]
Zwey-

Die taͤglich ſteigende Bosheit des Vogts, und ſein
Muthwillen, der jezt auch ſogar die Feſte nicht
mehr ſchonet, machen mich glauben, die Zeit ſei-
ner Demuͤthigung ſey nahe. — Fuͤr den ungluͤck-
lichen armen Wuͤſt bitte ich demuͤthig und dringend
um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche
die Pflichten der Gerechtigkeit dem menſchenlieben-
den Herzen Euer Gnaden erlauben koͤnnen.

Meine liebe Frau empfiehlt ſich ihrer edelmuͤthi-
gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fraͤu-
leins. Sie ſagen tauſendfachen Dank fuͤr die Blumen-
zwiebeln, mit denen Sie unſern Krautgarten verzie-
ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit
Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude iſt un-
beſchreiblich.

Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger
Herr! daß ich mit pflichtſchuldiger Ergebenheit mich
nenne

Euer Wohledelgebohrnen Gnaden
[Beginn Spaltensatz]
[Spaltenumbruch]
gehorſamſten Diener,
Joachim Ernſt, Pfr.
[Ende Spaltensatz]
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[316/0341] Die taͤglich ſteigende Bosheit des Vogts, und ſein Muthwillen, der jezt auch ſogar die Feſte nicht mehr ſchonet, machen mich glauben, die Zeit ſei- ner Demuͤthigung ſey nahe. — Fuͤr den ungluͤck- lichen armen Wuͤſt bitte ich demuͤthig und dringend um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche die Pflichten der Gerechtigkeit dem menſchenlieben- den Herzen Euer Gnaden erlauben koͤnnen. Meine liebe Frau empfiehlt ſich ihrer edelmuͤthi- gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fraͤu- leins. Sie ſagen tauſendfachen Dank fuͤr die Blumen- zwiebeln, mit denen Sie unſern Krautgarten verzie- ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude iſt un- beſchreiblich. Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger Herr! daß ich mit pflichtſchuldiger Ergebenheit mich nenne Euer Wohledelgebohrnen Gnaden Bonnal, den 20. Merz 1780. gehorſamſten Diener, Joachim Ernſt, Pfr. Zwey-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/341>, abgerufen am 28.03.2024.