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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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juckt er einsmal hervor, und zeigt sie dem Herzog
wie sie stecken. Im andern Fall, wenn es ein Um-
weg vom Bylifsky wäre, was am Ende auch mög-
lich ist, hat Helidor Bericht nöthig; und es träum-
te ihr, sie sey izt am Platz, wo sie ihm in beyden
Fällen mehr als ein Mensch dienen könne; denn
sagte sie zu sich selbst, er muß gewiß, und wünscht
gewiß, seiner blinden Durchlaucht hierüber den
Nebel von den Augen weg zu thun, und die Herren
Menschlichkeitskrämer mit Raritätenkästchen recht
geschwind in das Koth hineinzuführen, wo sie hin-
eingehören, und wo sie früher oder später, auch
ohne daß man ihnen helfen würde, hineinkommen
müssen.

Von diesem Augenblick an waren alle ihre
Sinnen auf diesen Zweck gerichtet.



§. 6.
Das Herz giebt allem, was der Mensch
sieht und hört, und weißt, die Farbe.

Ihr Jäger kannte den Lieutenant, und hatte
ihr, so bald er gemerkt, wie sie es mit ihm habe,
schon längst erzählt, daß er nichts mehr und nichts
weniger sey als ein armer Schlukker, der sich viele
Jahre lang in diesen Gegenden auf den Schlössern

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juckt er einsmal hervor, und zeigt ſie dem Herzog
wie ſie ſtecken. Im andern Fall, wenn es ein Um-
weg vom Bylifsky waͤre, was am Ende auch moͤg-
lich iſt, hat Helidor Bericht noͤthig; und es traͤum-
te ihr, ſie ſey izt am Platz, wo ſie ihm in beyden
Faͤllen mehr als ein Menſch dienen koͤnne; denn
ſagte ſie zu ſich ſelbſt, er muß gewiß, und wuͤnſcht
gewiß, ſeiner blinden Durchlaucht hieruͤber den
Nebel von den Augen weg zu thun, und die Herren
Menſchlichkeitskraͤmer mit Raritaͤtenkaͤſtchen recht
geſchwind in das Koth hineinzufuͤhren, wo ſie hin-
eingehoͤren, und wo ſie fruͤher oder ſpaͤter, auch
ohne daß man ihnen helfen wuͤrde, hineinkommen
muͤſſen.

Von dieſem Augenblick an waren alle ihre
Sinnen auf dieſen Zweck gerichtet.



§. 6.
Das Herz giebt allem, was der Menſch
ſieht und hoͤrt, und weißt, die Farbe.

Ihr Jaͤger kannte den Lieutenant, und hatte
ihr, ſo bald er gemerkt, wie ſie es mit ihm habe,
ſchon laͤngſt erzaͤhlt, daß er nichts mehr und nichts
weniger ſey als ein armer Schlukker, der ſich viele
Jahre lang in dieſen Gegenden auf den Schloͤſſern

B 3
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[21/0039] juckt er einsmal hervor, und zeigt ſie dem Herzog wie ſie ſtecken. Im andern Fall, wenn es ein Um- weg vom Bylifsky waͤre, was am Ende auch moͤg- lich iſt, hat Helidor Bericht noͤthig; und es traͤum- te ihr, ſie ſey izt am Platz, wo ſie ihm in beyden Faͤllen mehr als ein Menſch dienen koͤnne; denn ſagte ſie zu ſich ſelbſt, er muß gewiß, und wuͤnſcht gewiß, ſeiner blinden Durchlaucht hieruͤber den Nebel von den Augen weg zu thun, und die Herren Menſchlichkeitskraͤmer mit Raritaͤtenkaͤſtchen recht geſchwind in das Koth hineinzufuͤhren, wo ſie hin- eingehoͤren, und wo ſie fruͤher oder ſpaͤter, auch ohne daß man ihnen helfen wuͤrde, hineinkommen muͤſſen. Von dieſem Augenblick an waren alle ihre Sinnen auf dieſen Zweck gerichtet. §. 6. Das Herz giebt allem, was der Menſch ſieht und hoͤrt, und weißt, die Farbe. Ihr Jaͤger kannte den Lieutenant, und hatte ihr, ſo bald er gemerkt, wie ſie es mit ihm habe, ſchon laͤngſt erzaͤhlt, daß er nichts mehr und nichts weniger ſey als ein armer Schlukker, der ſich viele Jahre lang in dieſen Gegenden auf den Schloͤſſern B 3

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/39>, abgerufen am 28.03.2024.