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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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meinigen zu fassen wir rangen darum er brach ab und mir blieb nur ein Stückchen des Griffes in der Hand; doch war ihm bei diesem Ringen das Messer entfallen und einige Schritte weggerollt rasch stürzte ich darnach und dachte schon, es zu erfassen, als er, schneller denn ich, mit Hand und Fuß mich davon wegstieß und sich desselben wieder bemächtigte. Er schwang es wüthend über meinem Haupte und brachte mir zwei Wunden bei, einen Stich und einen tiefen Schnitt, beide in den linken Oberarm*); nun hielt ich mich für verloren, und nur die Verzweiflung gab mir den Muth, auch von meinem Messer Gebrauch zu machen. Ich führte einen Stoß nach der Brust des Negers, er wehrte ihn ab und ich verwundete ihn nur tüchtig an der Hand. Der Graf sprang hinzu und packte den Kerl von rückwärts, wodurch ich Gelegenheit bekam, mich wieder vom Boden zu erheben. Dies Alles war in dem Zeitraume einiger Augenblicke geschehen; die erhaltene Wunde hatte den Neger wüthend gemacht; er fletschte uns die Zähne entgegen wie ein wildes Thier und schwang sein Messer mit fürchterlicher Schnelligkeit. Bald hatte der Graf auch einen Schnitt über die ganze Hand erhalten, und unfehlbar wären wir verloren gewesen, hätte Gott nicht Hilfe gesandt. Wir vernahmen Pferdetritte auf dem Steinpflaster und augenblicklich ließ der Neger von uns ab und entsprang in den Wald. Gleich darauf bogen zwei Reiter um die

*) Ich habe in der Beschreibung dieser Partie, die im Dezember des Jahres 1847, während ich noch auf den Reisen war, in A. Frankls Sonntagsblättern in Wien erschien, die Thatsache meiner Verwundung verschwiegen, um meine Freunde und Verwandte nicht zu beunruhigen.

meinigen zu fassen wir rangen darum er brach ab und mir blieb nur ein Stückchen des Griffes in der Hand; doch war ihm bei diesem Ringen das Messer entfallen und einige Schritte weggerollt rasch stürzte ich darnach und dachte schon, es zu erfassen, als er, schneller denn ich, mit Hand und Fuß mich davon wegstieß und sich desselben wieder bemächtigte. Er schwang es wüthend über meinem Haupte und brachte mir zwei Wunden bei, einen Stich und einen tiefen Schnitt, beide in den linken Oberarm*); nun hielt ich mich für verloren, und nur die Verzweiflung gab mir den Muth, auch von meinem Messer Gebrauch zu machen. Ich führte einen Stoß nach der Brust des Negers, er wehrte ihn ab und ich verwundete ihn nur tüchtig an der Hand. Der Graf sprang hinzu und packte den Kerl von rückwärts, wodurch ich Gelegenheit bekam, mich wieder vom Boden zu erheben. Dies Alles war in dem Zeitraume einiger Augenblicke geschehen; die erhaltene Wunde hatte den Neger wüthend gemacht; er fletschte uns die Zähne entgegen wie ein wildes Thier und schwang sein Messer mit fürchterlicher Schnelligkeit. Bald hatte der Graf auch einen Schnitt über die ganze Hand erhalten, und unfehlbar wären wir verloren gewesen, hätte Gott nicht Hilfe gesandt. Wir vernahmen Pferdetritte auf dem Steinpflaster und augenblicklich ließ der Neger von uns ab und entsprang in den Wald. Gleich darauf bogen zwei Reiter um die

*) Ich habe in der Beschreibung dieser Partie, die im Dezember des Jahres 1847, während ich noch auf den Reisen war, in A. Frankls Sonntagsblättern in Wien erschien, die Thatsache meiner Verwundung verschwiegen, um meine Freunde und Verwandte nicht zu beunruhigen.
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meinigen zu fassen wir rangen darum er brach ab und mir blieb nur ein Stückchen des Griffes in der Hand; doch war ihm bei diesem Ringen das Messer entfallen und einige Schritte weggerollt rasch stürzte ich darnach und dachte schon, es zu erfassen, als er, schneller denn ich, mit Hand und Fuß mich davon wegstieß und sich desselben wieder bemächtigte. Er schwang es wüthend über meinem Haupte und brachte mir zwei Wunden bei, einen Stich und einen tiefen Schnitt, beide in den linken Oberarm<note place="foot" n="*)">Ich habe in der Beschreibung dieser Partie, die im Dezember des Jahres 1847, während ich noch auf den Reisen war, in A. Frankls Sonntagsblättern in Wien erschien, die Thatsache meiner Verwundung verschwiegen, um meine Freunde und Verwandte nicht zu beunruhigen.</note>; nun hielt ich mich für verloren, und nur die Verzweiflung gab mir den Muth, auch von meinem Messer Gebrauch zu machen. Ich führte einen Stoß nach der Brust des Negers, er wehrte ihn ab und ich verwundete ihn nur tüchtig an der Hand. Der Graf sprang hinzu und packte den Kerl von rückwärts, wodurch ich Gelegenheit bekam, mich wieder vom Boden zu erheben. Dies Alles war in dem Zeitraume einiger Augenblicke geschehen; die erhaltene Wunde hatte den Neger wüthend gemacht; er fletschte uns die Zähne entgegen wie ein wildes Thier und schwang sein Messer mit fürchterlicher Schnelligkeit. Bald hatte der Graf auch einen Schnitt über die ganze Hand erhalten, und unfehlbar wären wir verloren gewesen, hätte Gott nicht Hilfe gesandt. Wir vernahmen Pferdetritte auf dem Steinpflaster und augenblicklich ließ der Neger von uns ab und entsprang in den Wald. Gleich darauf bogen zwei Reiter um die
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[72/0079] meinigen zu fassen wir rangen darum er brach ab und mir blieb nur ein Stückchen des Griffes in der Hand; doch war ihm bei diesem Ringen das Messer entfallen und einige Schritte weggerollt rasch stürzte ich darnach und dachte schon, es zu erfassen, als er, schneller denn ich, mit Hand und Fuß mich davon wegstieß und sich desselben wieder bemächtigte. Er schwang es wüthend über meinem Haupte und brachte mir zwei Wunden bei, einen Stich und einen tiefen Schnitt, beide in den linken Oberarm *); nun hielt ich mich für verloren, und nur die Verzweiflung gab mir den Muth, auch von meinem Messer Gebrauch zu machen. Ich führte einen Stoß nach der Brust des Negers, er wehrte ihn ab und ich verwundete ihn nur tüchtig an der Hand. Der Graf sprang hinzu und packte den Kerl von rückwärts, wodurch ich Gelegenheit bekam, mich wieder vom Boden zu erheben. Dies Alles war in dem Zeitraume einiger Augenblicke geschehen; die erhaltene Wunde hatte den Neger wüthend gemacht; er fletschte uns die Zähne entgegen wie ein wildes Thier und schwang sein Messer mit fürchterlicher Schnelligkeit. Bald hatte der Graf auch einen Schnitt über die ganze Hand erhalten, und unfehlbar wären wir verloren gewesen, hätte Gott nicht Hilfe gesandt. Wir vernahmen Pferdetritte auf dem Steinpflaster und augenblicklich ließ der Neger von uns ab und entsprang in den Wald. Gleich darauf bogen zwei Reiter um die *) Ich habe in der Beschreibung dieser Partie, die im Dezember des Jahres 1847, während ich noch auf den Reisen war, in A. Frankls Sonntagsblättern in Wien erschien, die Thatsache meiner Verwundung verschwiegen, um meine Freunde und Verwandte nicht zu beunruhigen.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/79>, abgerufen am 19.04.2024.