Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

gebaut, haben wenige und sehr kleine Fenster und Terrassen statt der Dächer. Die Straßen sind enge, schmutzig und wie ausgestorben, nur der Bazar war belebt. Die Bäcker bucken hier das Brod auf die einfachste Weise, und zwar gleich in Gegenwart der Käufer: sie kneteten etwas Mehl mit Wasser in einer hölzernen Schüssel zu einem Teige, theilten diesen in kleine Stücke, die sie so lange mit den Händen drückten und zogen, bis große, dünne Flecken daraus wurden, die sie mit Salzwasser überstrichen und an die innere Seite einer runden Röhre klebten. Diese Röhre war von Thon, hatte bei achtzehn Zoll im Durchmesser und etwa zweiundzwanzig in der Länge, war zur Hälfte in die Erde eingegraben und unten mit einem Luftzuge versehen. Holzkohlen brannten unten, innerhalb der Röhre. Die Flecken wurden auf beiden Seiten zugleich gebacken, an der Rückseite durch die glühende Röhre, an der Vorderseite durch das Kohlenfeuer. Ich ließ mir ein halb Dutzend solcher Flecken backen, die, warm genossen, ganz gut schmeckten.

Die Perser kann man von den Arabern, deren es hier noch viele gibt, leicht unterscheiden; sie sind größer und stärker gebaut, haben eine weißere Haut, grobe und etwas kräftige Züge und ein sehr wildes, räuberisches Aussehen. Ihre Kleidung gleicht jener der Mohamedaner. Viele tragen Turbane, andere ein bis anderthalb Fuß hohe konische Mützen von schwarzem Astrachan.

Von dem jungen Manne, Herrn William Heborth, der mich nach Bandr-Abas begleitete, erzählte man mir einen so schönen Zug von Dankbarkeit, daß ich nicht umhin kann, ihn meinen Leserinnen mitzutheilen. Als sechzehnjähriger

gebaut, haben wenige und sehr kleine Fenster und Terrassen statt der Dächer. Die Straßen sind enge, schmutzig und wie ausgestorben, nur der Bazar war belebt. Die Bäcker bucken hier das Brod auf die einfachste Weise, und zwar gleich in Gegenwart der Käufer: sie kneteten etwas Mehl mit Wasser in einer hölzernen Schüssel zu einem Teige, theilten diesen in kleine Stücke, die sie so lange mit den Händen drückten und zogen, bis große, dünne Flecken daraus wurden, die sie mit Salzwasser überstrichen und an die innere Seite einer runden Röhre klebten. Diese Röhre war von Thon, hatte bei achtzehn Zoll im Durchmesser und etwa zweiundzwanzig in der Länge, war zur Hälfte in die Erde eingegraben und unten mit einem Luftzuge versehen. Holzkohlen brannten unten, innerhalb der Röhre. Die Flecken wurden auf beiden Seiten zugleich gebacken, an der Rückseite durch die glühende Röhre, an der Vorderseite durch das Kohlenfeuer. Ich ließ mir ein halb Dutzend solcher Flecken backen, die, warm genossen, ganz gut schmeckten.

Die Perser kann man von den Arabern, deren es hier noch viele gibt, leicht unterscheiden; sie sind größer und stärker gebaut, haben eine weißere Haut, grobe und etwas kräftige Züge und ein sehr wildes, räuberisches Aussehen. Ihre Kleidung gleicht jener der Mohamedaner. Viele tragen Turbane, andere ein bis anderthalb Fuß hohe konische Mützen von schwarzem Astrachan.

Von dem jungen Manne, Herrn William Heborth, der mich nach Bandr-Abas begleitete, erzählte man mir einen so schönen Zug von Dankbarkeit, daß ich nicht umhin kann, ihn meinen Leserinnen mitzutheilen. Als sechzehnjähriger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="101"/>
gebaut, haben wenige und sehr kleine Fenster und Terrassen statt der Dächer. Die Straßen sind enge, schmutzig und wie ausgestorben, nur der Bazar war belebt. Die Bäcker bucken hier das Brod auf die einfachste Weise, und zwar gleich in Gegenwart der Käufer: sie kneteten etwas Mehl mit Wasser in einer hölzernen Schüssel zu einem Teige, theilten diesen in kleine Stücke, die sie so lange mit den Händen drückten und zogen, bis große, dünne Flecken daraus wurden, die sie mit Salzwasser überstrichen und an die innere Seite einer runden Röhre klebten. Diese Röhre war von Thon, hatte bei achtzehn Zoll im Durchmesser und etwa zweiundzwanzig in der Länge, war zur Hälfte in die Erde eingegraben und unten mit einem Luftzuge versehen. Holzkohlen brannten unten, innerhalb der Röhre. Die Flecken wurden auf beiden Seiten zugleich gebacken, an der Rückseite durch die glühende Röhre, an der Vorderseite durch das Kohlenfeuer. Ich ließ mir ein halb Dutzend solcher Flecken backen, die, warm genossen, ganz gut schmeckten.</p>
        <p>Die Perser kann man von den Arabern, deren es hier noch viele gibt, leicht unterscheiden; sie sind größer und stärker gebaut, haben eine weißere Haut, grobe und etwas kräftige Züge und ein sehr wildes, räuberisches Aussehen. Ihre Kleidung gleicht jener der Mohamedaner. Viele tragen Turbane, andere ein bis anderthalb Fuß hohe konische Mützen von schwarzem Astrachan.</p>
        <p>Von dem jungen Manne, Herrn William Heborth, der mich nach <hi rendition="#aq">Bandr-Abas</hi> begleitete, erzählte man mir einen so schönen Zug von Dankbarkeit, daß ich nicht umhin kann, ihn meinen Leserinnen mitzutheilen. Als sechzehnjähriger
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0109] gebaut, haben wenige und sehr kleine Fenster und Terrassen statt der Dächer. Die Straßen sind enge, schmutzig und wie ausgestorben, nur der Bazar war belebt. Die Bäcker bucken hier das Brod auf die einfachste Weise, und zwar gleich in Gegenwart der Käufer: sie kneteten etwas Mehl mit Wasser in einer hölzernen Schüssel zu einem Teige, theilten diesen in kleine Stücke, die sie so lange mit den Händen drückten und zogen, bis große, dünne Flecken daraus wurden, die sie mit Salzwasser überstrichen und an die innere Seite einer runden Röhre klebten. Diese Röhre war von Thon, hatte bei achtzehn Zoll im Durchmesser und etwa zweiundzwanzig in der Länge, war zur Hälfte in die Erde eingegraben und unten mit einem Luftzuge versehen. Holzkohlen brannten unten, innerhalb der Röhre. Die Flecken wurden auf beiden Seiten zugleich gebacken, an der Rückseite durch die glühende Röhre, an der Vorderseite durch das Kohlenfeuer. Ich ließ mir ein halb Dutzend solcher Flecken backen, die, warm genossen, ganz gut schmeckten. Die Perser kann man von den Arabern, deren es hier noch viele gibt, leicht unterscheiden; sie sind größer und stärker gebaut, haben eine weißere Haut, grobe und etwas kräftige Züge und ein sehr wildes, räuberisches Aussehen. Ihre Kleidung gleicht jener der Mohamedaner. Viele tragen Turbane, andere ein bis anderthalb Fuß hohe konische Mützen von schwarzem Astrachan. Von dem jungen Manne, Herrn William Heborth, der mich nach Bandr-Abas begleitete, erzählte man mir einen so schönen Zug von Dankbarkeit, daß ich nicht umhin kann, ihn meinen Leserinnen mitzutheilen. Als sechzehnjähriger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/109
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/109>, abgerufen am 28.03.2024.