Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Abende kühl und erquickend sind, so daß man wie neu auflebt. Viele behaupten, die Mondnächte seien hier heller als bei uns, -- ich fand dies nicht. -- Auf den Terrassen wird geschlafen und zwar unter Moskito-Netzen, welche das ganze Bett umgeben. -- Die Hitze steigt in den Zimmern unter Tages bis auf 30, in der Sonne bis auf 40-44 Grad; in den Sardabs erhebt sie sich selten über 25 Grad. Im Winter sind die Abende, Nächte und Morgen so kalt, daß man Kaminfeuer brennt.

Das hiesige Klima wird selbst von den Europäern für sehr gesund erkannt. Dessen ungeachtet kommt hier eine Krankheit vor, über die sich unsere weibliche Jugend gewaltig entsetzen würde, und die nicht nur den Eingebornen, sondern auch jeden Fremden trifft, wenn er einige Monate hier verweilt. Es ist dies ein häßliches Geschwür, das man Dattelzeichen oder Alleppo-Beule nennt.

Dieses Geschwür beginnt in der Größe eines Stecknadelkopfes, breitet sich nach und nach zum Umfange eines Thalers aus und läßt tiefe Narben zurück. Gewöhnlich setzt es sich im Gesichte an, -- man sieht unter hundert Gesichtern kaum eines ohne diese häßlichen Masern. Wer nur ein solches Zeichen im Gesichte trägt, kann noch von Glück sagen; ich sah viele mit zwei und drei dergleichen Zeichen. Auch die andern Theile des Körpers sind nicht befreit davon. Die Geschwüre kommen gewöhnlich mit der Reife der Datteln und man verliert sie erst im nächsten Jahre, wenn die Dattelreife abermals eintritt. Man bekommt diese Krankheit einmal im Leben; Kinder trifft sie meist im ersten Lebensjahre. Es

Abende kühl und erquickend sind, so daß man wie neu auflebt. Viele behaupten, die Mondnächte seien hier heller als bei uns, — ich fand dies nicht. — Auf den Terrassen wird geschlafen und zwar unter Moskito-Netzen, welche das ganze Bett umgeben. — Die Hitze steigt in den Zimmern unter Tages bis auf 30, in der Sonne bis auf 40-44 Grad; in den Sardabs erhebt sie sich selten über 25 Grad. Im Winter sind die Abende, Nächte und Morgen so kalt, daß man Kaminfeuer brennt.

Das hiesige Klima wird selbst von den Europäern für sehr gesund erkannt. Dessen ungeachtet kommt hier eine Krankheit vor, über die sich unsere weibliche Jugend gewaltig entsetzen würde, und die nicht nur den Eingebornen, sondern auch jeden Fremden trifft, wenn er einige Monate hier verweilt. Es ist dies ein häßliches Geschwür, das man Dattelzeichen oder Alleppo-Beule nennt.

Dieses Geschwür beginnt in der Größe eines Stecknadelkopfes, breitet sich nach und nach zum Umfange eines Thalers aus und läßt tiefe Narben zurück. Gewöhnlich setzt es sich im Gesichte an, — man sieht unter hundert Gesichtern kaum eines ohne diese häßlichen Masern. Wer nur ein solches Zeichen im Gesichte trägt, kann noch von Glück sagen; ich sah viele mit zwei und drei dergleichen Zeichen. Auch die andern Theile des Körpers sind nicht befreit davon. Die Geschwüre kommen gewöhnlich mit der Reife der Datteln und man verliert sie erst im nächsten Jahre, wenn die Dattelreife abermals eintritt. Man bekommt diese Krankheit einmal im Leben; Kinder trifft sie meist im ersten Lebensjahre. Es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="120"/>
Abende kühl und erquickend sind, so daß man wie neu auflebt. Viele behaupten, die Mondnächte seien hier heller als bei uns, &#x2014; ich fand dies nicht. &#x2014; Auf den Terrassen wird geschlafen und zwar unter Moskito-Netzen, welche das ganze Bett umgeben. &#x2014; Die Hitze steigt in den Zimmern unter Tages bis auf 30, in der Sonne bis auf 40-44 Grad; in den Sardabs erhebt sie sich selten über 25 Grad. Im Winter sind die Abende, Nächte und Morgen so kalt, daß man Kaminfeuer brennt.</p>
        <p>Das hiesige Klima wird selbst von den Europäern für sehr gesund erkannt. Dessen ungeachtet kommt hier eine Krankheit vor, über die sich unsere weibliche Jugend gewaltig entsetzen würde, und die nicht nur den Eingebornen, sondern auch jeden Fremden trifft, wenn er einige Monate hier verweilt. Es ist dies ein häßliches Geschwür, das man <hi rendition="#aq">Dattelzeichen</hi> oder <hi rendition="#aq">Alleppo-Beule</hi> nennt.</p>
        <p>Dieses Geschwür beginnt in der Größe eines Stecknadelkopfes, breitet sich nach und nach zum Umfange eines Thalers aus und läßt tiefe Narben zurück. Gewöhnlich setzt es sich im Gesichte an, &#x2014; man sieht unter hundert Gesichtern kaum eines ohne diese häßlichen Masern. Wer nur <hi rendition="#aq">ein </hi>solches Zeichen im Gesichte trägt, kann noch von Glück sagen; ich sah viele mit zwei und drei dergleichen Zeichen. Auch die andern Theile des Körpers sind nicht befreit davon. Die Geschwüre kommen gewöhnlich mit der Reife der Datteln und man verliert sie erst im nächsten Jahre, wenn die Dattelreife abermals eintritt. Man bekommt diese Krankheit einmal im Leben; Kinder trifft sie meist im ersten Lebensjahre. Es
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0128] Abende kühl und erquickend sind, so daß man wie neu auflebt. Viele behaupten, die Mondnächte seien hier heller als bei uns, — ich fand dies nicht. — Auf den Terrassen wird geschlafen und zwar unter Moskito-Netzen, welche das ganze Bett umgeben. — Die Hitze steigt in den Zimmern unter Tages bis auf 30, in der Sonne bis auf 40-44 Grad; in den Sardabs erhebt sie sich selten über 25 Grad. Im Winter sind die Abende, Nächte und Morgen so kalt, daß man Kaminfeuer brennt. Das hiesige Klima wird selbst von den Europäern für sehr gesund erkannt. Dessen ungeachtet kommt hier eine Krankheit vor, über die sich unsere weibliche Jugend gewaltig entsetzen würde, und die nicht nur den Eingebornen, sondern auch jeden Fremden trifft, wenn er einige Monate hier verweilt. Es ist dies ein häßliches Geschwür, das man Dattelzeichen oder Alleppo-Beule nennt. Dieses Geschwür beginnt in der Größe eines Stecknadelkopfes, breitet sich nach und nach zum Umfange eines Thalers aus und läßt tiefe Narben zurück. Gewöhnlich setzt es sich im Gesichte an, — man sieht unter hundert Gesichtern kaum eines ohne diese häßlichen Masern. Wer nur ein solches Zeichen im Gesichte trägt, kann noch von Glück sagen; ich sah viele mit zwei und drei dergleichen Zeichen. Auch die andern Theile des Körpers sind nicht befreit davon. Die Geschwüre kommen gewöhnlich mit der Reife der Datteln und man verliert sie erst im nächsten Jahre, wenn die Dattelreife abermals eintritt. Man bekommt diese Krankheit einmal im Leben; Kinder trifft sie meist im ersten Lebensjahre. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/128
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/128>, abgerufen am 18.04.2024.