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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Sauh-Bulak(70 engl. Meilen) gefunden habe, einem Orte, der auf meinem Wege läge. Noch denselben Abend begab ich mich in die Karavanserei, und am folgenden Morgen, den 18. Juli, vor Sonnenuntergang, ward die Reise angetreten.

Herr Mansur bewies sich bis zu Ende sehr gastfreundlich. Er gab mir nicht nur einen Brief an einen in Sauh-Bulak ansäßigen Perser, sondern versah mich auch für die Reise mit Brot, einigen Melonen und Gurken und einem Säckchen saurer Milch. Letztere bekam mir besonders wohl, und ich würde jedem Reisenden rathen, dieses Nahrungs- und Erfrischungsmittels zu gedenken.

Man gibt gute saure Milch in ein Säckchen dichter Leinwand, der wässerige Theil sickert durch, die Substanz kann man dann löffelweise herausnehmen und nach Belieben mit Wasser verdünnen. In der heißen Jahreszeit trocknet sie zwar am vierten bis fünften Tage zu Käse ein; aber auch dieser Käse schmeckt sehr gut, und während vier bis fünf Tagen kommt man doch wieder an Orte, wo der Vorrath zu erneuern ist.

Am ersten Tage zogen wir stets durch enge Thäler zwischen hohen Gebirgen. Die Wege waren äußerst schlecht, und wir mußten oft hohe Berge übersteigen, um von einem Thale in das andere zu gelangen. Die steinigen Thäler waren so viel als möglich angebaut. Wir hielten zu Tschomarichen an.

19. Juli. Weg und Gegend wie gestern, nur hatten wir noch mehr zu steigen -- wir erreichten beinahe die Höhe der ersten Schneeregion.

Gegen Abend kamen wir nach Reid, einem erbärmlichen

Sauh-Bulak(70 engl. Meilen) gefunden habe, einem Orte, der auf meinem Wege läge. Noch denselben Abend begab ich mich in die Karavanserei, und am folgenden Morgen, den 18. Juli, vor Sonnenuntergang, ward die Reise angetreten.

Herr Mansur bewies sich bis zu Ende sehr gastfreundlich. Er gab mir nicht nur einen Brief an einen in Sauh-Bulak ansäßigen Perser, sondern versah mich auch für die Reise mit Brot, einigen Melonen und Gurken und einem Säckchen saurer Milch. Letztere bekam mir besonders wohl, und ich würde jedem Reisenden rathen, dieses Nahrungs- und Erfrischungsmittels zu gedenken.

Man gibt gute saure Milch in ein Säckchen dichter Leinwand, der wässerige Theil sickert durch, die Substanz kann man dann löffelweise herausnehmen und nach Belieben mit Wasser verdünnen. In der heißen Jahreszeit trocknet sie zwar am vierten bis fünften Tage zu Käse ein; aber auch dieser Käse schmeckt sehr gut, und während vier bis fünf Tagen kommt man doch wieder an Orte, wo der Vorrath zu erneuern ist.

Am ersten Tage zogen wir stets durch enge Thäler zwischen hohen Gebirgen. Die Wege waren äußerst schlecht, und wir mußten oft hohe Berge übersteigen, um von einem Thale in das andere zu gelangen. Die steinigen Thäler waren so viel als möglich angebaut. Wir hielten zu Tschomarichen an.

19. Juli. Weg und Gegend wie gestern, nur hatten wir noch mehr zu steigen — wir erreichten beinahe die Höhe der ersten Schneeregion.

Gegen Abend kamen wir nach Reid, einem erbärmlichen

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[191/0199] Sauh-Bulak(70 engl. Meilen) gefunden habe, einem Orte, der auf meinem Wege läge. Noch denselben Abend begab ich mich in die Karavanserei, und am folgenden Morgen, den 18. Juli, vor Sonnenuntergang, ward die Reise angetreten. Herr Mansur bewies sich bis zu Ende sehr gastfreundlich. Er gab mir nicht nur einen Brief an einen in Sauh-Bulak ansäßigen Perser, sondern versah mich auch für die Reise mit Brot, einigen Melonen und Gurken und einem Säckchen saurer Milch. Letztere bekam mir besonders wohl, und ich würde jedem Reisenden rathen, dieses Nahrungs- und Erfrischungsmittels zu gedenken. Man gibt gute saure Milch in ein Säckchen dichter Leinwand, der wässerige Theil sickert durch, die Substanz kann man dann löffelweise herausnehmen und nach Belieben mit Wasser verdünnen. In der heißen Jahreszeit trocknet sie zwar am vierten bis fünften Tage zu Käse ein; aber auch dieser Käse schmeckt sehr gut, und während vier bis fünf Tagen kommt man doch wieder an Orte, wo der Vorrath zu erneuern ist. Am ersten Tage zogen wir stets durch enge Thäler zwischen hohen Gebirgen. Die Wege waren äußerst schlecht, und wir mußten oft hohe Berge übersteigen, um von einem Thale in das andere zu gelangen. Die steinigen Thäler waren so viel als möglich angebaut. Wir hielten zu Tschomarichen an. 19. Juli. Weg und Gegend wie gestern, nur hatten wir noch mehr zu steigen — wir erreichten beinahe die Höhe der ersten Schneeregion. Gegen Abend kamen wir nach Reid, einem erbärmlichen

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/199>, abgerufen am 24.04.2024.