Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

weder wagen dürfte, mich einem Führer allein anzuvertrauen, noch so unbesorgt herum reisen könne, wie ich es bisher in den andern Ländern that; ja man warnte mich sogar, hier in Calamachi, mich nicht zu weit vom Hafen zu entfernen, und vor der Abend-Dämmerung auf das Schiff zurückzukehren.

26. Oct. Erst gegen Mittag fuhren wir von Lutrachi ab, und zwar auf dem Dampfer Hellenos von 120 Pferdekraft.

Abends warfen wir auf einige Stunden Anker bei Vostizza, dem alten Aegion, jetzt einem unbedeutenden Oertchen an dem Fuße eines Berges.

27. Oct. Patras. Die Gegenden Griechenlands, die ich bisher gesehen, waren weder sehr reich an Naturschönheiten, noch gut cultivirt, noch stark bevölkert. Hier sind doch wenigstens Ebenen und Hügel mit Wiesen, Feldern und Weingärten überdeckt. Die Stadt am Golfe von Lepanto war einst eine bedeutende Handelsstadt und zählte vor dem Ausbruche der griechischen Revolution, welche im Jahre 1821 begann, bei 20,000 Einwohner; jetzt ist sie auf 7000 herabgesunken. Die Stadt wird durch drei Festungen beschützt, deren eine auf einem Hügel über der Stadt, zwei an dem Eingange des Hafens stehen. Die Stadt ist weder groß noch schön, die Gassen sind enge und schmutzig. Besser gefielen mir die hohen Felsberge, deren Kette man weit verfolgen kann, und unter welchen der dreihökerige Sciada besonders hervortritt.

Ich sah hier Trauben, deren Schönheit und Größe mich verlockte davon zu kaufen; ich fand sie aber so schlecht, so hart, saft- und geschmacklos, daß ich nicht einmal gewagt

weder wagen dürfte, mich einem Führer allein anzuvertrauen, noch so unbesorgt herum reisen könne, wie ich es bisher in den andern Ländern that; ja man warnte mich sogar, hier in Calamachi, mich nicht zu weit vom Hafen zu entfernen, und vor der Abend-Dämmerung auf das Schiff zurückzukehren.

26. Oct. Erst gegen Mittag fuhren wir von Lutrachi ab, und zwar auf dem Dampfer Hellenos von 120 Pferdekraft.

Abends warfen wir auf einige Stunden Anker bei Vostizza, dem alten Aegion, jetzt einem unbedeutenden Oertchen an dem Fuße eines Berges.

27. Oct. Patras. Die Gegenden Griechenlands, die ich bisher gesehen, waren weder sehr reich an Naturschönheiten, noch gut cultivirt, noch stark bevölkert. Hier sind doch wenigstens Ebenen und Hügel mit Wiesen, Feldern und Weingärten überdeckt. Die Stadt am Golfe von Lepanto war einst eine bedeutende Handelsstadt und zählte vor dem Ausbruche der griechischen Revolution, welche im Jahre 1821 begann, bei 20,000 Einwohner; jetzt ist sie auf 7000 herabgesunken. Die Stadt wird durch drei Festungen beschützt, deren eine auf einem Hügel über der Stadt, zwei an dem Eingange des Hafens stehen. Die Stadt ist weder groß noch schön, die Gassen sind enge und schmutzig. Besser gefielen mir die hohen Felsberge, deren Kette man weit verfolgen kann, und unter welchen der dreihökerige Sciada besonders hervortritt.

Ich sah hier Trauben, deren Schönheit und Größe mich verlockte davon zu kaufen; ich fand sie aber so schlecht, so hart, saft- und geschmacklos, daß ich nicht einmal gewagt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0330" n="322"/>
weder wagen dürfte, mich einem Führer allein anzuvertrauen, noch so unbesorgt herum reisen könne, wie ich es bisher in den andern Ländern that; ja man warnte mich sogar, hier in <hi rendition="#aq">Calamachi</hi>, mich nicht zu weit vom Hafen zu entfernen, und vor der Abend-Dämmerung auf das Schiff zurückzukehren.</p>
        <p>26. Oct. Erst gegen Mittag fuhren wir von <hi rendition="#aq">Lutrachi</hi> ab, und zwar auf dem Dampfer Hellenos von 120 Pferdekraft.</p>
        <p>Abends warfen wir auf einige Stunden Anker bei <hi rendition="#aq">Vostizza</hi>, dem alten <hi rendition="#aq">Aegion</hi>, jetzt einem unbedeutenden Oertchen an dem Fuße eines Berges.</p>
        <p>27. Oct. <hi rendition="#aq">Patras</hi>. Die Gegenden Griechenlands, die ich bisher gesehen, waren weder sehr reich an Naturschönheiten, noch gut cultivirt, noch stark bevölkert. Hier sind doch wenigstens Ebenen und Hügel mit Wiesen, Feldern und Weingärten überdeckt. Die Stadt am Golfe von Lepanto war einst eine bedeutende Handelsstadt und zählte vor dem Ausbruche der griechischen Revolution, welche im Jahre 1821 begann, bei 20,000 Einwohner; jetzt ist sie auf 7000 herabgesunken. Die Stadt wird durch drei Festungen beschützt, deren eine auf einem Hügel über der Stadt, zwei an dem Eingange des Hafens stehen. Die Stadt ist weder groß noch schön, die Gassen sind enge und schmutzig. Besser gefielen mir die hohen Felsberge, deren Kette man weit verfolgen kann, und unter welchen der dreihökerige Sciada besonders hervortritt.</p>
        <p>Ich sah hier Trauben, deren Schönheit und Größe mich verlockte davon zu kaufen; ich fand sie aber so schlecht, so hart, saft- und geschmacklos, daß ich nicht einmal gewagt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0330] weder wagen dürfte, mich einem Führer allein anzuvertrauen, noch so unbesorgt herum reisen könne, wie ich es bisher in den andern Ländern that; ja man warnte mich sogar, hier in Calamachi, mich nicht zu weit vom Hafen zu entfernen, und vor der Abend-Dämmerung auf das Schiff zurückzukehren. 26. Oct. Erst gegen Mittag fuhren wir von Lutrachi ab, und zwar auf dem Dampfer Hellenos von 120 Pferdekraft. Abends warfen wir auf einige Stunden Anker bei Vostizza, dem alten Aegion, jetzt einem unbedeutenden Oertchen an dem Fuße eines Berges. 27. Oct. Patras. Die Gegenden Griechenlands, die ich bisher gesehen, waren weder sehr reich an Naturschönheiten, noch gut cultivirt, noch stark bevölkert. Hier sind doch wenigstens Ebenen und Hügel mit Wiesen, Feldern und Weingärten überdeckt. Die Stadt am Golfe von Lepanto war einst eine bedeutende Handelsstadt und zählte vor dem Ausbruche der griechischen Revolution, welche im Jahre 1821 begann, bei 20,000 Einwohner; jetzt ist sie auf 7000 herabgesunken. Die Stadt wird durch drei Festungen beschützt, deren eine auf einem Hügel über der Stadt, zwei an dem Eingange des Hafens stehen. Die Stadt ist weder groß noch schön, die Gassen sind enge und schmutzig. Besser gefielen mir die hohen Felsberge, deren Kette man weit verfolgen kann, und unter welchen der dreihökerige Sciada besonders hervortritt. Ich sah hier Trauben, deren Schönheit und Größe mich verlockte davon zu kaufen; ich fand sie aber so schlecht, so hart, saft- und geschmacklos, daß ich nicht einmal gewagt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/330
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/330>, abgerufen am 25.04.2024.