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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Elephanten. Einige der Tempel sind mit schönen Sculpturen verziert.

Der Abend wurde durch allerlei Unterhaltungen ausgefüllt. Der gute Doctor wollte mich mit den verschiedenartigen Geschicklichkeiten der Hindus bekannt machen, deren mir jedoch die meisten nicht mehr neu waren. So führte uns ein Affenmann seine kleine Gesellschaft vor, die ganz artige Kunststücke vollführte, -- ein Schlangenbändiger ließ die giftigsten Schlangen*) sich um seinen Körper schlingen, die größten Scorpionen auf Armen und Beinen umherkriechen. Zuletzt erschienen vier elegante Tänzerinnen, in gold- und silbergestickten Musselin gekleidet und mit Schmuck überladen, -- Ohren, Stirne, Hals, Brust, Lenden, Hände, Arme, Füße, kurz alle Theile des Körpers hingen voll Gold, Silber und Gestein, ja selbst die Fußzehen waren damit geschmückt und von der Nase hing bis über den Mund ein großer Reif mit drei Steinen. Zwei der Tänzerinnen traten zuerst auf, ihr Tanz bestand in denselben schneckenartigen Bewegungen, die ich bereits in Benares gesehen, nur machten sie sie ungleich lebhafter und verdrehten auf alle denkbare Weise Finger, Hände und Arme. Man hätte mit vollem Rechte von ihnen sagen können, daß sie mit den Armen, aber nicht mit den Füßen tanzten. Zehn Minuten tanzten sie ohne Gesang, dann fingen sie an zu kreischen, jedoch ohne zusammen zu stimmen, wobei ihre Bewegungen immer

*) Man sagt: der hohle Zahn, in welchem sich der Giftsack oder die Giftblase befindet, ist der Schlange ausgebrochen und dadurch ist ihr Biß ohne böse Folgen.

Elephanten. Einige der Tempel sind mit schönen Sculpturen verziert.

Der Abend wurde durch allerlei Unterhaltungen ausgefüllt. Der gute Doctor wollte mich mit den verschiedenartigen Geschicklichkeiten der Hindus bekannt machen, deren mir jedoch die meisten nicht mehr neu waren. So führte uns ein Affenmann seine kleine Gesellschaft vor, die ganz artige Kunststücke vollführte, — ein Schlangenbändiger ließ die giftigsten Schlangen*) sich um seinen Körper schlingen, die größten Scorpionen auf Armen und Beinen umherkriechen. Zuletzt erschienen vier elegante Tänzerinnen, in gold- und silbergestickten Musselin gekleidet und mit Schmuck überladen, — Ohren, Stirne, Hals, Brust, Lenden, Hände, Arme, Füße, kurz alle Theile des Körpers hingen voll Gold, Silber und Gestein, ja selbst die Fußzehen waren damit geschmückt und von der Nase hing bis über den Mund ein großer Reif mit drei Steinen. Zwei der Tänzerinnen traten zuerst auf, ihr Tanz bestand in denselben schneckenartigen Bewegungen, die ich bereits in Benares gesehen, nur machten sie sie ungleich lebhafter und verdrehten auf alle denkbare Weise Finger, Hände und Arme. Man hätte mit vollem Rechte von ihnen sagen können, daß sie mit den Armen, aber nicht mit den Füßen tanzten. Zehn Minuten tanzten sie ohne Gesang, dann fingen sie an zu kreischen, jedoch ohne zusammen zu stimmen, wobei ihre Bewegungen immer

*) Man sagt: der hohle Zahn, in welchem sich der Giftsack oder die Giftblase befindet, ist der Schlange ausgebrochen und dadurch ist ihr Biß ohne böse Folgen.
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[26/0034] Elephanten. Einige der Tempel sind mit schönen Sculpturen verziert. Der Abend wurde durch allerlei Unterhaltungen ausgefüllt. Der gute Doctor wollte mich mit den verschiedenartigen Geschicklichkeiten der Hindus bekannt machen, deren mir jedoch die meisten nicht mehr neu waren. So führte uns ein Affenmann seine kleine Gesellschaft vor, die ganz artige Kunststücke vollführte, — ein Schlangenbändiger ließ die giftigsten Schlangen *) sich um seinen Körper schlingen, die größten Scorpionen auf Armen und Beinen umherkriechen. Zuletzt erschienen vier elegante Tänzerinnen, in gold- und silbergestickten Musselin gekleidet und mit Schmuck überladen, — Ohren, Stirne, Hals, Brust, Lenden, Hände, Arme, Füße, kurz alle Theile des Körpers hingen voll Gold, Silber und Gestein, ja selbst die Fußzehen waren damit geschmückt und von der Nase hing bis über den Mund ein großer Reif mit drei Steinen. Zwei der Tänzerinnen traten zuerst auf, ihr Tanz bestand in denselben schneckenartigen Bewegungen, die ich bereits in Benares gesehen, nur machten sie sie ungleich lebhafter und verdrehten auf alle denkbare Weise Finger, Hände und Arme. Man hätte mit vollem Rechte von ihnen sagen können, daß sie mit den Armen, aber nicht mit den Füßen tanzten. Zehn Minuten tanzten sie ohne Gesang, dann fingen sie an zu kreischen, jedoch ohne zusammen zu stimmen, wobei ihre Bewegungen immer *) Man sagt: der hohle Zahn, in welchem sich der Giftsack oder die Giftblase befindet, ist der Schlange ausgebrochen und dadurch ist ihr Biß ohne böse Folgen.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/34>, abgerufen am 29.03.2024.