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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Der Mundschi war auch so gütig, mir die Fabrikation des Eises zu zeigen. Die Zeit der Fabrikation ist eigentlich in den Monaten December und Januar; doch sind auch noch im Monate Februar die Nächte und besonders die frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang so kalt, daß eine kleine feuchte Wassermasse sich mit einer dünnen Eisdecke überzieht. Zu diesem Ende werden entweder flache Gruben in salpeterreichen*) Boden gegraben und kleine flache Schüsseln von gebranntem, porösem Thon, mit Wasser gefüllt, darein gesetzt, oder, wenn der Boden keinen Salpeter enthält, die höchsten Terrassen auf den Häusern mit Stroh überlegt und die Schüsselchen darauf gestellt. Die gewonnenen dünnen Eisrinden werden in feine Stücke zerschlagen, mit etwas Wasser übergossen und in die Eisgruben gegeben, die ebenfalls mit Stroh ausgelegt sind. -- Diese Eisfabrikation beginnt schon in Benares.

Herr Hamilton war so gütig für meine Weiterreise zu sorgen. Ich hätte abermals königliche Kamehle haben können, zog aber einen Ochsenkarren vor, da der Zeitverlust nicht bedeutend und die Strapaze geringer ist. Herr Hamilton machte selbst den Contract mit dem Fuhrmann, theilte die Stationen von hier bis Auranjabad (230 engl. Meilen) ein, gab mir einen braven Diener und einen Sepoi mit, versah mich mit Briefen und frug mich sogar, ob ich Geld genug habe. Und alles

*) Es ist bekannt, daß Salpeter einen großen Grad Kälte erzeugt.

Der Mundschi war auch so gütig, mir die Fabrikation des Eises zu zeigen. Die Zeit der Fabrikation ist eigentlich in den Monaten December und Januar; doch sind auch noch im Monate Februar die Nächte und besonders die frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang so kalt, daß eine kleine feuchte Wassermasse sich mit einer dünnen Eisdecke überzieht. Zu diesem Ende werden entweder flache Gruben in salpeterreichen*) Boden gegraben und kleine flache Schüsseln von gebranntem, porösem Thon, mit Wasser gefüllt, darein gesetzt, oder, wenn der Boden keinen Salpeter enthält, die höchsten Terrassen auf den Häusern mit Stroh überlegt und die Schüsselchen darauf gestellt. Die gewonnenen dünnen Eisrinden werden in feine Stücke zerschlagen, mit etwas Wasser übergossen und in die Eisgruben gegeben, die ebenfalls mit Stroh ausgelegt sind. — Diese Eisfabrikation beginnt schon in Benares.

Herr Hamilton war so gütig für meine Weiterreise zu sorgen. Ich hätte abermals königliche Kamehle haben können, zog aber einen Ochsenkarren vor, da der Zeitverlust nicht bedeutend und die Strapaze geringer ist. Herr Hamilton machte selbst den Contract mit dem Fuhrmann, theilte die Stationen von hier bis Auranjabad (230 engl. Meilen) ein, gab mir einen braven Diener und einen Sepoi mit, versah mich mit Briefen und frug mich sogar, ob ich Geld genug habe. Und alles

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[47/0055] Der Mundschi war auch so gütig, mir die Fabrikation des Eises zu zeigen. Die Zeit der Fabrikation ist eigentlich in den Monaten December und Januar; doch sind auch noch im Monate Februar die Nächte und besonders die frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang so kalt, daß eine kleine feuchte Wassermasse sich mit einer dünnen Eisdecke überzieht. Zu diesem Ende werden entweder flache Gruben in salpeterreichen *) Boden gegraben und kleine flache Schüsseln von gebranntem, porösem Thon, mit Wasser gefüllt, darein gesetzt, oder, wenn der Boden keinen Salpeter enthält, die höchsten Terrassen auf den Häusern mit Stroh überlegt und die Schüsselchen darauf gestellt. Die gewonnenen dünnen Eisrinden werden in feine Stücke zerschlagen, mit etwas Wasser übergossen und in die Eisgruben gegeben, die ebenfalls mit Stroh ausgelegt sind. — Diese Eisfabrikation beginnt schon in Benares. Herr Hamilton war so gütig für meine Weiterreise zu sorgen. Ich hätte abermals königliche Kamehle haben können, zog aber einen Ochsenkarren vor, da der Zeitverlust nicht bedeutend und die Strapaze geringer ist. Herr Hamilton machte selbst den Contract mit dem Fuhrmann, theilte die Stationen von hier bis Auranjabad (230 engl. Meilen) ein, gab mir einen braven Diener und einen Sepoi mit, versah mich mit Briefen und frug mich sogar, ob ich Geld genug habe. Und alles *) Es ist bekannt, daß Salpeter einen großen Grad Kälte erzeugt.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/55>, abgerufen am 24.04.2024.