Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Ruinen durch; darunter bemerkte man noch eine schöne Moschee, von der die Vorhöfe, die Minarets und die Seitenwände standen. An diese Ruinenwelt schloß sich die sehr belebte Stadt Berhampoor an, die jetzt noch 60,000 Einwohner zählt, vor Zeiten aber viel größer gewesen sein soll.

In der Stadt residirt ein Aumil und zur Ueberwachung dieses, ein englischer Officier. Um zu dem Bongolo des letzteren zu gelangen, mußten wir durch die ganze Stadt, durch den tiefen Fluß Taptai und über fürchterliche Wege Hügel auf und ab fahren, so daß wir erst in später Nacht ankamen. Kapitän Henneßi saß mit seiner Familie bereits bei der Abendtafel, -- man empfing mich mit wahrer Herzlichkeit, und obwohl erschöpft und tüchtig durchgerüttelt, nahm ich doch alsbald meinen Platz an dem fröhlichen Mahle und unterhielt mich bis spät in die Nacht mit dieser liebenswürdigen Familie.

28. Februar. Leider mußte ich heute Mittag schon wieder weiter ziehen. Zwischen Berhampoor und Itschapoor liegen die herrlichsten und mannigfaltigsten Pflanzungen, -- da gab es Getreide, Flachs, Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn, Dahl*) u. s. w.

Die Sonne fing bereits an lästig zu werden (bis 34 Gr. Reaum.), dabei befand ich mich von vier Uhr Morgens bis fünf, sechs Uhr Abends unausgesetzt auf der Straße, und nur selten wurde an irgend einem Flüßchen unter einem Baume eine kurze Rast gemacht. In der

*) Dahl ist eine Gattung von Erbsen, die auf vier Fuß hohen Stauden wachsen.

Ruinen durch; darunter bemerkte man noch eine schöne Moschee, von der die Vorhöfe, die Minarets und die Seitenwände standen. An diese Ruinenwelt schloß sich die sehr belebte Stadt Berhampoor an, die jetzt noch 60,000 Einwohner zählt, vor Zeiten aber viel größer gewesen sein soll.

In der Stadt residirt ein Aumil und zur Ueberwachung dieses, ein englischer Officier. Um zu dem Bongolo des letzteren zu gelangen, mußten wir durch die ganze Stadt, durch den tiefen Fluß Taptai und über fürchterliche Wege Hügel auf und ab fahren, so daß wir erst in später Nacht ankamen. Kapitän Henneßi saß mit seiner Familie bereits bei der Abendtafel, — man empfing mich mit wahrer Herzlichkeit, und obwohl erschöpft und tüchtig durchgerüttelt, nahm ich doch alsbald meinen Platz an dem fröhlichen Mahle und unterhielt mich bis spät in die Nacht mit dieser liebenswürdigen Familie.

28. Februar. Leider mußte ich heute Mittag schon wieder weiter ziehen. Zwischen Berhampoor und Itschapoor liegen die herrlichsten und mannigfaltigsten Pflanzungen, — da gab es Getreide, Flachs, Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn, Dahl*) u. s. w.

Die Sonne fing bereits an lästig zu werden (bis 34 Gr. Réaum.), dabei befand ich mich von vier Uhr Morgens bis fünf, sechs Uhr Abends unausgesetzt auf der Straße, und nur selten wurde an irgend einem Flüßchen unter einem Baume eine kurze Rast gemacht. In der

*) Dahl ist eine Gattung von Erbsen, die auf vier Fuß hohen Stauden wachsen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="50"/>
Ruinen durch; darunter bemerkte man noch eine schöne Moschee, von der die Vorhöfe, die Minarets und die Seitenwände standen. An diese Ruinenwelt schloß sich die sehr belebte Stadt <hi rendition="#aq">Berhampoor</hi> an, die jetzt noch 60,000 Einwohner zählt, vor Zeiten aber viel größer gewesen sein soll.</p>
        <p>In der Stadt residirt ein Aumil und zur Ueberwachung dieses, ein englischer Officier. Um zu dem Bongolo des letzteren zu gelangen, mußten wir durch die ganze Stadt, durch den tiefen Fluß Taptai und über fürchterliche Wege Hügel auf und ab fahren, so daß wir erst in später Nacht ankamen. Kapitän <hi rendition="#aq">Henneßi</hi> saß mit seiner Familie bereits bei der Abendtafel, &#x2014; man empfing mich mit wahrer Herzlichkeit, und obwohl erschöpft und tüchtig durchgerüttelt, nahm ich doch alsbald meinen Platz an dem fröhlichen Mahle und unterhielt mich bis spät in die Nacht mit dieser liebenswürdigen Familie.</p>
        <p>28. Februar. Leider mußte ich heute Mittag schon wieder weiter ziehen. Zwischen <hi rendition="#aq">Berhampoor</hi> und <hi rendition="#aq">Itschapoor</hi> liegen die herrlichsten und mannigfaltigsten Pflanzungen, &#x2014; da gab es Getreide, Flachs, Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn, Dahl<note place="foot" n="*)">Dahl ist eine Gattung von Erbsen, die auf vier Fuß hohen Stauden wachsen.</note> u. s. w.</p>
        <p>Die Sonne fing bereits an lästig zu werden (bis 34 Gr. Réaum.), dabei befand ich mich von vier Uhr Morgens bis fünf, sechs Uhr Abends unausgesetzt auf der Straße, und nur selten wurde an irgend einem Flüßchen unter einem Baume eine kurze Rast gemacht. In der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0058] Ruinen durch; darunter bemerkte man noch eine schöne Moschee, von der die Vorhöfe, die Minarets und die Seitenwände standen. An diese Ruinenwelt schloß sich die sehr belebte Stadt Berhampoor an, die jetzt noch 60,000 Einwohner zählt, vor Zeiten aber viel größer gewesen sein soll. In der Stadt residirt ein Aumil und zur Ueberwachung dieses, ein englischer Officier. Um zu dem Bongolo des letzteren zu gelangen, mußten wir durch die ganze Stadt, durch den tiefen Fluß Taptai und über fürchterliche Wege Hügel auf und ab fahren, so daß wir erst in später Nacht ankamen. Kapitän Henneßi saß mit seiner Familie bereits bei der Abendtafel, — man empfing mich mit wahrer Herzlichkeit, und obwohl erschöpft und tüchtig durchgerüttelt, nahm ich doch alsbald meinen Platz an dem fröhlichen Mahle und unterhielt mich bis spät in die Nacht mit dieser liebenswürdigen Familie. 28. Februar. Leider mußte ich heute Mittag schon wieder weiter ziehen. Zwischen Berhampoor und Itschapoor liegen die herrlichsten und mannigfaltigsten Pflanzungen, — da gab es Getreide, Flachs, Baumwolle, Zuckerrohr, Mohn, Dahl *) u. s. w. Die Sonne fing bereits an lästig zu werden (bis 34 Gr. Réaum.), dabei befand ich mich von vier Uhr Morgens bis fünf, sechs Uhr Abends unausgesetzt auf der Straße, und nur selten wurde an irgend einem Flüßchen unter einem Baume eine kurze Rast gemacht. In der *) Dahl ist eine Gattung von Erbsen, die auf vier Fuß hohen Stauden wachsen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/58
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/58>, abgerufen am 24.04.2024.