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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Es war gerade der Monat, in welchem die Hindus am liebsten die Hochzeiten feiern, wir begegneten daher in mehreren Straßen derlei fröhlichen Zügen. Der Bräutigam ist in einen Purpurmantel gehüllt, sein Turban mit Goldflitter, Tressen, Bänder und Quasten behangen, so daß er von ferne einer reichen Krone gleicht, -- die herabhängenden Bänder und Quasten bedecken beinahe das ganze Gesicht. Er sitzt zu Pferde, die Verwandten, Freunde und Gäste umgeben ihn zu Fuß. An dem Hause der Braut angekommen, dessen Thüren und Fenster fest verschlossen sind, setzt er sich stillschweigend und gelassen an die Schwelle. Hier gesellen sich auch die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut hinzu, ohne jedoch viel mit dem Bräutigam oder den andern Männern zu sprechen. So bleibt die Scene unverändert, bis es Nacht wird. Da begibt sich der Bräutigam mit seinen Freunden stillschweigend hinweg, eine bereitgehaltene, ganz überdeckte Baili fährt vor die Thüre, die Freundinnen schlüpfen in das Haus, bringen die dichtverhüllte Braut, schieben sie in die Baili und folgen ihr unter der melodischen Musik des Tam-Tam. Der Zug der Braut beginnt erst, nachdem sich der Bräutigam eine Viertelstunde zuvor auf den Weg gemacht hat. Die Weiber geleiten dann die Braut in des Bräutigams Haus, welches sie jedoch bald wieder verlassen. Die Musik lärmt bis tief in die Nacht vor dem Hause fort. -- Auf diese Art werden jedoch nur die Hochzeiten der ärmeren Volksklasse gefeiert.

Von Puna nach Pannwell (70 engl. Meilen) führt eine Poststraße und man kann mit Postdock fahren, von

Es war gerade der Monat, in welchem die Hindus am liebsten die Hochzeiten feiern, wir begegneten daher in mehreren Straßen derlei fröhlichen Zügen. Der Bräutigam ist in einen Purpurmantel gehüllt, sein Turban mit Goldflitter, Tressen, Bänder und Quasten behangen, so daß er von ferne einer reichen Krone gleicht, — die herabhängenden Bänder und Quasten bedecken beinahe das ganze Gesicht. Er sitzt zu Pferde, die Verwandten, Freunde und Gäste umgeben ihn zu Fuß. An dem Hause der Braut angekommen, dessen Thüren und Fenster fest verschlossen sind, setzt er sich stillschweigend und gelassen an die Schwelle. Hier gesellen sich auch die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut hinzu, ohne jedoch viel mit dem Bräutigam oder den andern Männern zu sprechen. So bleibt die Scene unverändert, bis es Nacht wird. Da begibt sich der Bräutigam mit seinen Freunden stillschweigend hinweg, eine bereitgehaltene, ganz überdeckte Baili fährt vor die Thüre, die Freundinnen schlüpfen in das Haus, bringen die dichtverhüllte Braut, schieben sie in die Baili und folgen ihr unter der melodischen Musik des Tam-Tam. Der Zug der Braut beginnt erst, nachdem sich der Bräutigam eine Viertelstunde zuvor auf den Weg gemacht hat. Die Weiber geleiten dann die Braut in des Bräutigams Haus, welches sie jedoch bald wieder verlassen. Die Musik lärmt bis tief in die Nacht vor dem Hause fort. — Auf diese Art werden jedoch nur die Hochzeiten der ärmeren Volksklasse gefeiert.

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[68/0076] Es war gerade der Monat, in welchem die Hindus am liebsten die Hochzeiten feiern, wir begegneten daher in mehreren Straßen derlei fröhlichen Zügen. Der Bräutigam ist in einen Purpurmantel gehüllt, sein Turban mit Goldflitter, Tressen, Bänder und Quasten behangen, so daß er von ferne einer reichen Krone gleicht, — die herabhängenden Bänder und Quasten bedecken beinahe das ganze Gesicht. Er sitzt zu Pferde, die Verwandten, Freunde und Gäste umgeben ihn zu Fuß. An dem Hause der Braut angekommen, dessen Thüren und Fenster fest verschlossen sind, setzt er sich stillschweigend und gelassen an die Schwelle. Hier gesellen sich auch die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut hinzu, ohne jedoch viel mit dem Bräutigam oder den andern Männern zu sprechen. So bleibt die Scene unverändert, bis es Nacht wird. Da begibt sich der Bräutigam mit seinen Freunden stillschweigend hinweg, eine bereitgehaltene, ganz überdeckte Baili fährt vor die Thüre, die Freundinnen schlüpfen in das Haus, bringen die dichtverhüllte Braut, schieben sie in die Baili und folgen ihr unter der melodischen Musik des Tam-Tam. Der Zug der Braut beginnt erst, nachdem sich der Bräutigam eine Viertelstunde zuvor auf den Weg gemacht hat. Die Weiber geleiten dann die Braut in des Bräutigams Haus, welches sie jedoch bald wieder verlassen. Die Musik lärmt bis tief in die Nacht vor dem Hause fort. — Auf diese Art werden jedoch nur die Hochzeiten der ärmeren Volksklasse gefeiert. Von Puna nach Pannwell (70 engl. Meilen) führt eine Poststraße und man kann mit Postdock fahren, von

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/76>, abgerufen am 25.04.2024.