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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Bombay*) ist ein unbedeutendes kleines Gebäude, und ich muß den Beschreibungen abermals widersprechen, die so viel Wesens aus den schönen Tempeln der Feueranbeter machen. So wie mich Herr Manuckjee versicherte, brennt das Feuer in einer Art eisernen Vase in einem ganz leeren, ungeschmückten Tempel oder Gemache. Die Parsi behaupten, daß das Feuer, welches im Haupttempel brennt, und woran alle übrigen angezündet worden, noch von dem Feuer stamme, das ihr Prophet Zoroaster vor 4000 Jahren in Persien angezündet habe. Als sie aus Persien vertrieben wurden, nahmen sie es mit. Diese Feuer werden nicht nur von gewöhnlichen Brennhölzern unterhalten, auch kostbare, wie Sandel-, Rosen-Holz und andere werden darunter gemischt.

Die Priester heißen Magi, und es gibt deren bei jedem Tempel ziemlich viele. Sie zeichnen sich in der Tracht von den übrigen Parsi's blos durch einen weißen Turban aus. Das Heirathen ist ihnen erlaubt.

Die Frauen besuchen die Tempel gewöhnlich zu andern Stunden als die Männer. Es ist ihnen zwar nicht verboten, sich mit diesen zugleich einzufinden; sie thun es jedoch nie, und kommen überhaupt sehr selten in die Tempel.

Ein frommer Parsi soll täglich viermal, und zwar jedesmal eine Stunde lang beten; er hat jedoch nicht nöthig, den Tempel hierzu zu besuchen, er betrachtet Feuer, Erde oder Wasser, oder starrt in die leere Luft. Wem

*) Und in Bombay ist doch der Hauptsitz der Feueranbeter.

Bombay*) ist ein unbedeutendes kleines Gebäude, und ich muß den Beschreibungen abermals widersprechen, die so viel Wesens aus den schönen Tempeln der Feueranbeter machen. So wie mich Herr Manuckjee versicherte, brennt das Feuer in einer Art eisernen Vase in einem ganz leeren, ungeschmückten Tempel oder Gemache. Die Parsi behaupten, daß das Feuer, welches im Haupttempel brennt, und woran alle übrigen angezündet worden, noch von dem Feuer stamme, das ihr Prophet Zoroaster vor 4000 Jahren in Persien angezündet habe. Als sie aus Persien vertrieben wurden, nahmen sie es mit. Diese Feuer werden nicht nur von gewöhnlichen Brennhölzern unterhalten, auch kostbare, wie Sandel-, Rosen-Holz und andere werden darunter gemischt.

Die Priester heißen Magi, und es gibt deren bei jedem Tempel ziemlich viele. Sie zeichnen sich in der Tracht von den übrigen Parsi’s blos durch einen weißen Turban aus. Das Heirathen ist ihnen erlaubt.

Die Frauen besuchen die Tempel gewöhnlich zu andern Stunden als die Männer. Es ist ihnen zwar nicht verboten, sich mit diesen zugleich einzufinden; sie thun es jedoch nie, und kommen überhaupt sehr selten in die Tempel.

Ein frommer Parsi soll täglich viermal, und zwar jedesmal eine Stunde lang beten; er hat jedoch nicht nöthig, den Tempel hierzu zu besuchen, er betrachtet Feuer, Erde oder Wasser, oder starrt in die leere Luft. Wem

*) Und in Bombay ist doch der Hauptsitz der Feueranbeter.
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[79/0087] Bombay *) ist ein unbedeutendes kleines Gebäude, und ich muß den Beschreibungen abermals widersprechen, die so viel Wesens aus den schönen Tempeln der Feueranbeter machen. So wie mich Herr Manuckjee versicherte, brennt das Feuer in einer Art eisernen Vase in einem ganz leeren, ungeschmückten Tempel oder Gemache. Die Parsi behaupten, daß das Feuer, welches im Haupttempel brennt, und woran alle übrigen angezündet worden, noch von dem Feuer stamme, das ihr Prophet Zoroaster vor 4000 Jahren in Persien angezündet habe. Als sie aus Persien vertrieben wurden, nahmen sie es mit. Diese Feuer werden nicht nur von gewöhnlichen Brennhölzern unterhalten, auch kostbare, wie Sandel-, Rosen-Holz und andere werden darunter gemischt. Die Priester heißen Magi, und es gibt deren bei jedem Tempel ziemlich viele. Sie zeichnen sich in der Tracht von den übrigen Parsi’s blos durch einen weißen Turban aus. Das Heirathen ist ihnen erlaubt. Die Frauen besuchen die Tempel gewöhnlich zu andern Stunden als die Männer. Es ist ihnen zwar nicht verboten, sich mit diesen zugleich einzufinden; sie thun es jedoch nie, und kommen überhaupt sehr selten in die Tempel. Ein frommer Parsi soll täglich viermal, und zwar jedesmal eine Stunde lang beten; er hat jedoch nicht nöthig, den Tempel hierzu zu besuchen, er betrachtet Feuer, Erde oder Wasser, oder starrt in die leere Luft. Wem *) Und in Bombay ist doch der Hauptsitz der Feueranbeter.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/87>, abgerufen am 28.03.2024.