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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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den an der vorderen Seite des Körpers bei Erzeugung von Te¬
tanus vorzugsweise eine Zusammenziehung der vorderen Kör¬
permuskeln mithin Emprosthotonos zur Folge habe, während
Wunden der hinteren Körperseite die tetanische Varietät des
Opisthotonos bedinge.

Dies ist indessen unrichtig. Der Opisthotonos, die bei Wei¬
tem häufigste Form des Tetanus, tritt sowohl nach Wunden der
vorderen als hinteren Seite des Körpers ein. Wilson erzählt
einen Fall von Opisthotonos nach Verwundung der Nase. (O.
A. Wilson, On spasm, languor, Palsy etc. London 1843.) Dr.
Penkivil of Yeovil sah nach einer zum Zwecke des Selbst¬
mordes angebrachten Halswunde Opisthotonos entstehen. (The
London Lancet Journal of January 1. 1842.) Der Opisthotonos
entsteht ferner sowohl nach Wunden der dorsa manus et pedis,
als der palma manus et planta pedis. Curling theilt in seiner
gekrönten Preisschrift über den Tetanus den Fall mit, in wel¬
chem Opisthotonos vorhanden war, nachdem sich das Indivi¬
duum einen Splitter unter den Nagel eines Fingers der rechten
Hand gestossen hatte. (Curling's Treatise on tetanus. Lon¬
don 1836. p. 88.) Travers sah nach einer Wunde der Hand¬
wurzel und palma manus Opisthotonos entstehen, Curling
nach einer Verwundung der Fusssohle mit einem Nagel. (Tra¬
vers
, A further Inquiry, concerning constitutional irritation and
the pathology of the nervous System. London 1835. p. 323. --
Curling a. a. O. p. 194.)

Das dürfte ausreichen, um die Larrey'sche Hypothese, we¬
nigstens für den Opisthotonos, zu widerlegen. Die wenigen
Fälle, die mir über Emprosthotonos bekannt sind, waren indes¬
sen allerdings die Folgen von Wunden an der Vorderseite des
Körpers. --

II. Das Gesetz der Reflexions-Symmetrie.

Wenn die durch eine gereizte Empfindungsfaser
bedingte Veränderung im Centralorgane einseitige

den an der vorderen Seite des Körpers bei Erzeugung von Te¬
tanus vorzugsweise eine Zusammenziehung der vorderen Kör¬
permuskeln mithin Emprosthotonos zur Folge habe, während
Wunden der hinteren Körperseite die tetanische Varietät des
Opisthotonos bedinge.

Dies ist indessen unrichtig. Der Opisthotonos, die bei Wei¬
tem häufigste Form des Tetanus, tritt sowohl nach Wunden der
vorderen als hinteren Seite des Körpers ein. Wilson erzählt
einen Fall von Opisthotonos nach Verwundung der Nase. (O.
A. Wilson, On spasm, languor, Palsy etc. London 1843.) Dr.
Penkivil of Yeovil sah nach einer zum Zwecke des Selbst¬
mordes angebrachten Halswunde Opisthotonos entstehen. (The
London Lancet Journal of January 1. 1842.) Der Opisthotonos
entsteht ferner sowohl nach Wunden der dorsa manus et pedis,
als der palma manus et planta pedis. Curling theilt in seiner
gekrönten Preisschrift über den Tetanus den Fall mit, in wel¬
chem Opisthotonos vorhanden war, nachdem sich das Indivi¬
duum einen Splitter unter den Nagel eines Fingers der rechten
Hand gestossen hatte. (Curling's Treatise on tetanus. Lon¬
don 1836. p. 88.) Travers sah nach einer Wunde der Hand¬
wurzel und palma manus Opisthotonos entstehen, Curling
nach einer Verwundung der Fusssohle mit einem Nagel. (Tra¬
vers
, A further Inquiry, concerning constitutional irritation and
the pathology of the nervous System. London 1835. p. 323. —
Curling a. a. O. p. 194.)

Das dürfte ausreichen, um die Larrey'sche Hypothese, we¬
nigstens für den Opisthotonos, zu widerlegen. Die wenigen
Fälle, die mir über Emprosthotonos bekannt sind, waren indes¬
sen allerdings die Folgen von Wunden an der Vorderseite des
Körpers. —

II. Das Gesetz der Reflexions-Symmetrie.

Wenn die durch eine gereizte Empfindungsfaser
bedingte Veränderung im Centralorgane einseitige

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[71/0093] den an der vorderen Seite des Körpers bei Erzeugung von Te¬ tanus vorzugsweise eine Zusammenziehung der vorderen Kör¬ permuskeln mithin Emprosthotonos zur Folge habe, während Wunden der hinteren Körperseite die tetanische Varietät des Opisthotonos bedinge. Dies ist indessen unrichtig. Der Opisthotonos, die bei Wei¬ tem häufigste Form des Tetanus, tritt sowohl nach Wunden der vorderen als hinteren Seite des Körpers ein. Wilson erzählt einen Fall von Opisthotonos nach Verwundung der Nase. (O. A. Wilson, On spasm, languor, Palsy etc. London 1843.) Dr. Penkivil of Yeovil sah nach einer zum Zwecke des Selbst¬ mordes angebrachten Halswunde Opisthotonos entstehen. (The London Lancet Journal of January 1. 1842.) Der Opisthotonos entsteht ferner sowohl nach Wunden der dorsa manus et pedis, als der palma manus et planta pedis. Curling theilt in seiner gekrönten Preisschrift über den Tetanus den Fall mit, in wel¬ chem Opisthotonos vorhanden war, nachdem sich das Indivi¬ duum einen Splitter unter den Nagel eines Fingers der rechten Hand gestossen hatte. (Curling's Treatise on tetanus. Lon¬ don 1836. p. 88.) Travers sah nach einer Wunde der Hand¬ wurzel und palma manus Opisthotonos entstehen, Curling nach einer Verwundung der Fusssohle mit einem Nagel. (Tra¬ vers, A further Inquiry, concerning constitutional irritation and the pathology of the nervous System. London 1835. p. 323. — Curling a. a. O. p. 194.) Das dürfte ausreichen, um die Larrey'sche Hypothese, we¬ nigstens für den Opisthotonos, zu widerlegen. Die wenigen Fälle, die mir über Emprosthotonos bekannt sind, waren indes¬ sen allerdings die Folgen von Wunden an der Vorderseite des Körpers. — II. Das Gesetz der Reflexions-Symmetrie. Wenn die durch eine gereizte Empfindungsfaser bedingte Veränderung im Centralorgane einseitige

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/93>, abgerufen am 29.03.2024.