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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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IX. Pastete mit Schnepfen.
seinem neuen Tempelbau sogar die Gräber
auf, und läßt die Todten nicht ruhen. Wie
soll man ihn also nennen? Er kan sich sei-
nen Namen selber auschifriren.

Neuntes Couvert.
Pastete mit Schnepfen.

Schnepfen gehören ohnstreitig unter die
Leckerbissen, zumal wenn sie in eine schmack-
hafte Pastete eingeschlagen sind. Jch behal-
te mir vor, bey anderer Gelegenheit zu erklä-
ren, was, nach der geheimen Sprache E.
Löbl. Froschmäusler-Gesellschaft, alle hier
theils angeführte, theils noch zu benennende
vier und zwanzig Couverts oder verdeckte
Schau-Gerichte
eigentlich sagen wollen.
Die meisten Leser werden es mit sehenden Au-
gen überlesen,
und doch nicht verstehen, wo-
hin ich hauptsächlich ziele. Doch lasse ich
mir voritzo genügen, eine Paralele mit denen
Gerichten anzustellen, die der neue Baumei-
ster
in seinem Tempel des guten Geschmacks
zur Schau aufsetzen lassen, weil er selbst die
Kocherey nicht recht verstanden. Denn Tem-
pel
aufbauen, und über den Geschmack rai-
sonniren, sind zwey gar unterschiedliche Din-
ge. Anstatt der Schnepfen nun trägt er
Schnepfen-Koth auf, welcher auch von vie-
len für eine grosse Delicatesse gehalten wird,
weil er gut schmecket. Dahin gehören die
saftigen Stellen aus dem Günther, Racheln

und
S

IX. Paſtete mit Schnepfen.
ſeinem neuen Tempelbau ſogar die Graͤber
auf, und laͤßt die Todten nicht ruhen. Wie
ſoll man ihn alſo nennen? Er kan ſich ſei-
nen Namen ſelber auschifriren.

Neuntes Couvert.
Paſtete mit Schnepfen.

Schnepfen gehoͤren ohnſtreitig unter die
Leckerbiſſen, zumal wenn ſie in eine ſchmack-
hafte Paſtete eingeſchlagen ſind. Jch behal-
te mir vor, bey anderer Gelegenheit zu erklaͤ-
ren, was, nach der geheimen Sprache E.
Loͤbl. Froſchmaͤusler-Geſellſchaft, alle hier
theils angefuͤhrte, theils noch zu benennende
vier und zwanzig Couverts oder verdeckte
Schau-Gerichte
eigentlich ſagen wollen.
Die meiſten Leſer werden es mit ſehenden Au-
gen uͤberleſen,
und doch nicht verſtehen, wo-
hin ich hauptſaͤchlich ziele. Doch laſſe ich
mir voritzo genuͤgen, eine Paralele mit denen
Gerichten anzuſtellen, die der neue Baumei-
ſter
in ſeinem Tempel des guten Geſchmacks
zur Schau aufſetzen laſſen, weil er ſelbſt die
Kocherey nicht recht verſtanden. Denn Tem-
pel
aufbauen, und uͤber den Geſchmack rai-
ſonniren, ſind zwey gar unterſchiedliche Din-
ge. Anſtatt der Schnepfen nun traͤgt er
Schnepfen-Koth auf, welcher auch von vie-
len fuͤr eine groſſe Delicateſſe gehalten wird,
weil er gut ſchmecket. Dahin gehoͤren die
ſaftigen Stellen aus dem Guͤnther, Racheln

und
S
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[273/0281] IX. Paſtete mit Schnepfen. ſeinem neuen Tempelbau ſogar die Graͤber auf, und laͤßt die Todten nicht ruhen. Wie ſoll man ihn alſo nennen? Er kan ſich ſei- nen Namen ſelber auschifriren. Neuntes Couvert. Paſtete mit Schnepfen. Schnepfen gehoͤren ohnſtreitig unter die Leckerbiſſen, zumal wenn ſie in eine ſchmack- hafte Paſtete eingeſchlagen ſind. Jch behal- te mir vor, bey anderer Gelegenheit zu erklaͤ- ren, was, nach der geheimen Sprache E. Loͤbl. Froſchmaͤusler-Geſellſchaft, alle hier theils angefuͤhrte, theils noch zu benennende vier und zwanzig Couverts oder verdeckte Schau-Gerichte eigentlich ſagen wollen. Die meiſten Leſer werden es mit ſehenden Au- gen uͤberleſen, und doch nicht verſtehen, wo- hin ich hauptſaͤchlich ziele. Doch laſſe ich mir voritzo genuͤgen, eine Paralele mit denen Gerichten anzuſtellen, die der neue Baumei- ſter in ſeinem Tempel des guten Geſchmacks zur Schau aufſetzen laſſen, weil er ſelbſt die Kocherey nicht recht verſtanden. Denn Tem- pel aufbauen, und uͤber den Geſchmack rai- ſonniren, ſind zwey gar unterſchiedliche Din- ge. Anſtatt der Schnepfen nun traͤgt er Schnepfen-Koth auf, welcher auch von vie- len fuͤr eine groſſe Delicateſſe gehalten wird, weil er gut ſchmecket. Dahin gehoͤren die ſaftigen Stellen aus dem Guͤnther, Racheln und S

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/281>, abgerufen am 16.04.2024.