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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Quodlibetisches
Lob-Gedichte auf den Knobloch,
ein Kräutrig,

das sonderlich die Juden sehr gerne
essen.
1.
Knobloch schmeckt gut, bey meiner Seel:
So sprach jüngst Mauschel Jsmael;
Er stank nach Knobloch, wie ein Bock,
Jn seinem abgeschabten Rock.
Er kam aus dem entlegnen Polen,
Sich bey uns; nein, aus Halberstadt,
Recht guten Knobloch abzuholen,
Weil man da solchen öfters hat.
2.
Knobloch schmeckt kausch, ich bleib dabey:
So machte Esther ein Geschrey,
Des Rabbi Großbarts Eheweib;
Ja, sie schrieb den hochschwangern Leib
Der Kraft des edlen Knoblochs-Krautes
Jm Ernste zu, und sprach: Da kaut es,
Es schmeckt wie süße Marcipan,
Mir ists so lieb, als wie mein Mann.
3.
Hier that nun zweyer Zeugen Mund
Des Knoblochs Lob mir erstlich kund.
Jch hätte sonst nicht dran gedacht;
So aber hatt ich darauf Acht.
Jch konnt ein Thema nicht erfinden,
Denn alles war schon durchgereimt;
Jch saß gleich unter Leipzigs Linden,
Man hatte Verse angeleimt:
4. Zu


Quodlibetiſches
Lob-Gedichte auf den Knobloch,
ein Kraͤutrig,

das ſonderlich die Juden ſehr gernè
eſſen.
1.
Knobloch ſchmeckt gut, bey meiner Seel:
So ſprach juͤngſt Mauſchel Jſmael;
Er ſtank nach Knobloch, wie ein Bock,
Jn ſeinem abgeſchabten Rock.
Er kam aus dem entlegnen Polen,
Sich bey uns; nein, aus Halberſtadt,
Recht guten Knobloch abzuholen,
Weil man da ſolchen oͤfters hat.
2.
Knobloch ſchmeckt kauſch, ich bleib dabey:
So machte Eſther ein Geſchrey,
Des Rabbi Großbarts Eheweib;
Ja, ſie ſchrieb den hochſchwangern Leib
Der Kraft des edlen Knoblochs-Krautes
Jm Ernſte zu, und ſprach: Da kaut es,
Es ſchmeckt wie ſuͤße Marcipan,
Mir iſts ſo lieb, als wie mein Mann.
3.
Hier that nun zweyer Zeugen Mund
Des Knoblochs Lob mir erſtlich kund.
Jch haͤtte ſonſt nicht dran gedacht;
So aber hatt ich darauf Acht.
Jch konnt ein Thema nicht erfinden,
Denn alles war ſchon durchgereimt;
Jch ſaß gleich unter Leipzigs Linden,
Man hatte Verſe angeleimt:
4. Zu
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[180/0188] Quodlibetiſches Lob-Gedichte auf den Knobloch, ein Kraͤutrig, das ſonderlich die Juden ſehr gernè eſſen. 1. Knobloch ſchmeckt gut, bey meiner Seel: So ſprach juͤngſt Mauſchel Jſmael; Er ſtank nach Knobloch, wie ein Bock, Jn ſeinem abgeſchabten Rock. Er kam aus dem entlegnen Polen, Sich bey uns; nein, aus Halberſtadt, Recht guten Knobloch abzuholen, Weil man da ſolchen oͤfters hat. 2. Knobloch ſchmeckt kauſch, ich bleib dabey: So machte Eſther ein Geſchrey, Des Rabbi Großbarts Eheweib; Ja, ſie ſchrieb den hochſchwangern Leib Der Kraft des edlen Knoblochs-Krautes Jm Ernſte zu, und ſprach: Da kaut es, Es ſchmeckt wie ſuͤße Marcipan, Mir iſts ſo lieb, als wie mein Mann. 3. Hier that nun zweyer Zeugen Mund Des Knoblochs Lob mir erſtlich kund. Jch haͤtte ſonſt nicht dran gedacht; So aber hatt ich darauf Acht. Jch konnt ein Thema nicht erfinden, Denn alles war ſchon durchgereimt; Jch ſaß gleich unter Leipzigs Linden, Man hatte Verſe angeleimt: 4. Zu

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/188>, abgerufen am 29.03.2024.