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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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nach mathematischer Lehr-Art.
rungen, Heischsätzen, Anmerkungen, Zusäz-
zen, Aufgaben
und Auflösungen angiebet,
vorgetragen zu haben. Da mir nun nicht be-
kannt ist, daß seit dem Ursprunge der Reimschmie-
de-Kunst und kriechenden Poesie sich jemand
bis Dato gefunden, der solche als eine gelehrte
Disciplin tractirt, und noch dazu in die Schran-
ken des schweren methodi mathematicae ein-
geschränket hätte: So verhoffe, es werde eine
löbliche Hans-Sachsen- und Froschmäusler-
Gesellschaft
mit dem Versuche meines mathe-
matischen Beweises,
in Betracht, daß ich der
erste bin, der diese Bahn gebrochen, vorlieb
nehmen, auch das Publicum, wenn dieser Ver-
such im Druck erscheinen sollte, mir einigen Dank
wissen. Wo aber nicht, ist es mir genug, daß
mich mein gethaner Versuch nicht reuet.

1. Anmerkung.

§ 42. Es dürfte manche große Poeten, die
unsere kriechende Poesie und Reimschmiede-Kunst
für fantastisch und unrichtig halten werden,
Wunder nehmen, wie wir uns erkühnen mö-
gen, die mathematische Lehr-Art, ihrem Er-
achten nach, so zu misbrauchen. Gleichwol ste-
he ich dafür, daß ich keinen Fehl-Schluß in der
vorstehenden Abhandlung begangen. Jch habe
alles aus zwo Erklärungen hergeleitet. Es
folgt nur so viel, daß nach der mathematischen
Lehr-Art
alle Sätze mit der Definition zusam-
men hängen, und bloß in der Definition das
proton pseudos stecken könne.

2. An-
C 4

nach mathematiſcher Lehr-Art.
rungen, Heiſchſaͤtzen, Anmerkungen, Zuſaͤz-
zen, Aufgaben
und Aufloͤſungen angiebet,
vorgetragen zu haben. Da mir nun nicht be-
kannt iſt, daß ſeit dem Urſprunge der Reimſchmie-
de-Kunſt und kriechenden Poeſie ſich jemand
bis Dato gefunden, der ſolche als eine gelehrte
Diſciplin tractirt, und noch dazu in die Schran-
ken des ſchweren methodi mathematicae ein-
geſchraͤnket haͤtte: So verhoffe, es werde eine
loͤbliche Hans-Sachſen- und Froſchmaͤusler-
Geſellſchaft
mit dem Verſuche meines mathe-
matiſchen Beweiſes,
in Betracht, daß ich der
erſte bin, der dieſe Bahn gebrochen, vorlieb
nehmen, auch das Publicum, wenn dieſer Ver-
ſuch im Druck erſcheinen ſollte, mir einigen Dank
wiſſen. Wo aber nicht, iſt es mir genug, daß
mich mein gethaner Verſuch nicht reuet.

1. Anmerkung.

§ 42. Es duͤrfte manche große Poeten, die
unſere kriechende Poeſie und Reimſchmiede-Kunſt
fuͤr fantaſtiſch und unrichtig halten werden,
Wunder nehmen, wie wir uns erkuͤhnen moͤ-
gen, die mathematiſche Lehr-Art, ihrem Er-
achten nach, ſo zu misbrauchen. Gleichwol ſte-
he ich dafuͤr, daß ich keinen Fehl-Schluß in der
vorſtehenden Abhandlung begangen. Jch habe
alles aus zwo Erklaͤrungen hergeleitet. Es
folgt nur ſo viel, daß nach der mathematiſchen
Lehr-Art
alle Saͤtze mit der Definition zuſam-
men haͤngen, und bloß in der Definition das
πρῶτον ψεῦδος ſtecken koͤnne.

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C 4
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[39/0047] nach mathematiſcher Lehr-Art. rungen, Heiſchſaͤtzen, Anmerkungen, Zuſaͤz- zen, Aufgaben und Aufloͤſungen angiebet, vorgetragen zu haben. Da mir nun nicht be- kannt iſt, daß ſeit dem Urſprunge der Reimſchmie- de-Kunſt und kriechenden Poeſie ſich jemand bis Dato gefunden, der ſolche als eine gelehrte Diſciplin tractirt, und noch dazu in die Schran- ken des ſchweren methodi mathematicae ein- geſchraͤnket haͤtte: So verhoffe, es werde eine loͤbliche Hans-Sachſen- und Froſchmaͤusler- Geſellſchaft mit dem Verſuche meines mathe- matiſchen Beweiſes, in Betracht, daß ich der erſte bin, der dieſe Bahn gebrochen, vorlieb nehmen, auch das Publicum, wenn dieſer Ver- ſuch im Druck erſcheinen ſollte, mir einigen Dank wiſſen. Wo aber nicht, iſt es mir genug, daß mich mein gethaner Verſuch nicht reuet. 1. Anmerkung. § 42. Es duͤrfte manche große Poeten, die unſere kriechende Poeſie und Reimſchmiede-Kunſt fuͤr fantaſtiſch und unrichtig halten werden, Wunder nehmen, wie wir uns erkuͤhnen moͤ- gen, die mathematiſche Lehr-Art, ihrem Er- achten nach, ſo zu misbrauchen. Gleichwol ſte- he ich dafuͤr, daß ich keinen Fehl-Schluß in der vorſtehenden Abhandlung begangen. Jch habe alles aus zwo Erklaͤrungen hergeleitet. Es folgt nur ſo viel, daß nach der mathematiſchen Lehr-Art alle Saͤtze mit der Definition zuſam- men haͤngen, und bloß in der Definition das πρῶτον ψεῦδος ſtecken koͤnne. 2. An- C 4

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/47>, abgerufen am 29.03.2024.