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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] recht machet. Dieses ist der Anfang eines Schülers/
der ein guter Meister werden wil.

Das 8. Capitel.
Was ein Reuter wissen soll/ was die
Rustung und den Zeug seines
Pferdes anlanget.

ES ist höchst-billich/ daß der jenige/ welcher pro-
fession
von der Reit-Kunst machen wil/ die dem
Pferde nöhtige Rüstung wisse und verstehe/ damit
er sich derselbigen/ wo es nöhtig/ bedienen könne.

Dahero muß er wissen/ daß das Pferd einen Sat-
tel/ Zaum/ Kapzaum/ und Halffter und dergleichen
trage.

Was man zur Bequemlichkeit des Mannes/
wenn er reiset/ auff das Pferd leget/ heisset ein Sattel;
Der ist aber gemacht auß dem vordern und hintern
Sattel-bügel/ aus zwo eisern oder höltzern Bän-
den/ so die Sattel-bügel zusammen halten: eisernen
Bockeln/ welche an den Seiten angemacht sind die
Steig-Riemen zu halten; Er hat auch hinten und
vornen seine Saume/ und Bänder/ den Sattel-bü-
gel fest zu halten; einen Sitz/ in dem Sattel zu sitzen/
er hat seine quartiere/ ein Sattel-Küssen/ hinten an
dem Sattel/ einen Sattel-Knopff/ vier oder sechs
Wieder-gurte/ Steig-Riemen/ Gurt/ einen Ober-
gurt/ einen Brustriemen/ einen Schwantzriemen/
zwo Leisten/ und eine Decke den Sattel zu decken.

Von dem Zaum.

Alles was man dem Pferde an den Kopff leget/
dasselbige zu regiren/ wird ein Zaum geheissen/ und
bestehet/ was das Leder betrifft/ aus dem Haupt-Ge-
stell/ den Zügel-riemen/ Kehl-riemen/ Nasen-riemen/
Stirn-riemen und den Zügeln.

Das Gebiß.

Was in den Mund des Pferdes geleget wird/ ist
von Eisen/ und wird das Gebiß genennet: es bestehet
aus dem Mundstück/ Zünglein/ Stangen/ Kettlein/
Ringlein/ Klobeloch/ Kinketten/ und Haken/ die Kin-
ketten zu halten.

Was sonsten noch an des Pferdes Kopff übrig ist/
wenn es in dem Stalle stehet/ wird Halffter genen-
net: diese bestehet aus dem Haupt-Gestell/ Kehlrie-
men/ und zween langen ledern Riemen; denen aber/
die sich von der Halffter gerne loß machen oder ab-
streiffen/ leget man einen doppelten Kehlriemen an.
Es ist auch zu wissen/ daß die Schul-oder Reit-Pferde
eines Kapzaums oder Nasenbandes bedürffen/ derer
sind vielerley Gattungen/ ich wil aber nur von dreyen
oder vieren reden: Das Nasenband mit Seilen/ die
Pferde abzurichten/ und sie zwischen die Pfeiler oder
Seulen zu stellen; der runde Kapzaum für die Pfer-
de/ die einer ziemlichen guten Natur sind; Das Na-
senband Signette oder mit dem Stachel vor die Heng-
ste/ und das scharffe zerkerbte Nasenband/ (Camarre)
für die grosse Pferde/ die harte Köpffe und einen
steiffen Halß haben/ und welche auff die Hand dren-
gen. Diese müssen sämptlich mit Haupt-Gestell/ Kehl-
riemen/ und zween langen Riemen/ mit dreyen Ringen/
[Spaltenumbruch] an jedweder Seiten einem versehen seyn/ des Pferdes
Kopff damit zu lencken/ und einen in der mitten/ da-
mit dasselbige wol und geraum um die Seulen her-
um gehen könne.

Uber dem gebraucht man sich eines kleinen scharf-
fen oder spitzigen Eisens/ so man Signette heisset/
daß in den Nasenriemen gestecket wird/ welches für
alle Pferde dienet die mit dem Kopff allzuhoch gehen/
und mit demselben spielen/ unstät seyn/ und den Kopff
hoch tragen/ wie die Castilianischen oder Crabati-
schen Pferde/ dieselbigen vest anzuhalten und den Kopff
stet zumachen. Es ist noch ein besser Mittel als die-
ses/ und welches wundersamer Würckung ist. Es ist
ein flacher Riemen mit zweyen Enden/ der an den
zween Ringen des Kapzaums angebunden wird/ und
gehet zwischen den Beinen des Pferdes hin/ und wird
an dem Gurt feste gemachet.

Man bedienet sich auch des Hinterzeuges zu den
Reit-oder Schul-Pferden/ diesen leget man den
Springern an und denen/ die den Schwantz zu viel
bewegen. Und dieses um dreyer Ursachen willen/ denn
sie sind daher schöner anzusehen/ der Hinterzeug hilfft
ihnen im Springen/ und verhindert/ daß sie den
Schwantz nicht so rühren.

Es müssen die Schul- und andere Pferde auch
Decken oder Matratzen von Tuch oder andern der-
gleichen Zeuge/ als man wil/ haben; man muß auch
gute Striegeln/ gute Bürsten/ ein Wischtuch von
grober Leinwad/ einen guten Kamm/ einen grossen
Schwamm/ ein Schweißmesser/ gute Scheren/ ei-
nen Nied-Hammer/ ein Werckeisen/ gute Teutsche
Zangen/ ein gemeines Huff-Eisen/ einen Schmiede-
Hammer/ einen guten Vorraht an Huff-Nägeln
haben; Dieses ist fast alle Bereitschafft und Zurü-
stung/ die einem Reuter nöhtig ist.

Das 9. Capitel.
Was die Reit-Schule sey.

DIe Reit-Schule ins gemein ist aller der Ort/ wo
man die Pferde tummeln kan/ aber eigentlich da-
von zu reden/ so ist die Reit-Schule ein gewisser und
bestimter Ort/ da man die Schüler ihre Ubung thun
lässet und die Pferde abrichtet.

Es sind zweyerley Arten der Reitschulen/ nemlich
die bedeckte und die offene. Die Bedeckte ist vor
das böse Wetter/ und die Pferde desto besser zu zwin-
gen.

Die offene aber ist vor gut Wetter/ und die Pferde
zu erfreuen/ und sie wol zustrecken und zum Kriege ab-
zurichten; Es müssen so wol in der einen als in der an-
dere Seulen seyn/ nemlich: eine gegen der andern ü-
ber/ und zween kleine Schritt von einander/ die Pfer-
de darzwischen aufheben zu machen/ und eine mitten
auff dem Platz/ damit sich die Pferde wol strecken
mögen.

Eine schöne bedeckte Reitschuleso fünff und dreissig
Fuß oder Werck-Schuh breit/ und achzig Fuß lang
seye.

Die offene aber soll so lang und breit/ als es immer
seyn mag/ seyn/ damit man die Pferde recht munter
zum Kriege machen könne.

Das

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] recht machet. Dieſes iſt der Anfang eines Schuͤlers/
der ein guter Meiſter werden wil.

Das 8. Capitel.
Was ein Reuter wiſſen ſoll/ was die
Růſtung und den Zeug ſeines
Pferdes anlanget.

ES iſt hoͤchſt-billich/ daß der jenige/ welcher pro-
feſſion
von der Reit-Kunſt machen wil/ die dem
Pferde noͤhtige Ruͤſtung wiſſe und verſtehe/ damit
er ſich derſelbigen/ wo es noͤhtig/ bedienen koͤnne.

Dahero muß er wiſſen/ daß das Pferd einen Sat-
tel/ Zaum/ Kapzaum/ und Halffter und dergleichen
trage.

Was man zur Bequemlichkeit des Mannes/
wenn er reiſet/ auff das Pferd leget/ heiſſet ein Sattel;
Der iſt aber gemacht auß dem vordern und hintern
Sattel-buͤgel/ aus zwo eiſern oder hoͤltzern Baͤn-
den/ ſo die Sattel-buͤgel zuſammen halten: eiſernen
Bockeln/ welche an den Seiten angemacht ſind die
Steig-Riemen zu halten; Er hat auch hinten und
vornen ſeine Saume/ und Baͤnder/ den Sattel-buͤ-
gel feſt zu halten; einen Sitz/ in dem Sattel zu ſitzen/
er hat ſeine quartiere/ ein Sattel-Kuͤſſen/ hinten an
dem Sattel/ einen Sattel-Knopff/ vier oder ſechs
Wieder-gurte/ Steig-Riemen/ Gurt/ einen Ober-
gurt/ einen Bruſtriemen/ einen Schwantzriemen/
zwo Leiſten/ und eine Decke den Sattel zu decken.

Von dem Zaum.

Alles was man dem Pferde an den Kopff leget/
daſſelbige zu regiren/ wird ein Zaum geheiſſen/ und
beſtehet/ was das Leder betrifft/ aus dem Haupt-Ge-
ſtell/ den Zuͤgel-riemen/ Kehl-riemen/ Naſen-riemen/
Stirn-riemen und den Zuͤgeln.

Das Gebiß.

Was in den Mund des Pferdes geleget wird/ iſt
von Eiſen/ und wird das Gebiß genennet: es beſtehet
aus dem Mundſtuͤck/ Zuͤnglein/ Stangen/ Kettlein/
Ringlein/ Klobeloch/ Kinketten/ und Haken/ die Kin-
ketten zu halten.

Was ſonſten noch an des Pferdes Kopff uͤbrig iſt/
wenn es in dem Stalle ſtehet/ wird Halffter genen-
net: dieſe beſtehet aus dem Haupt-Geſtell/ Kehlrie-
men/ und zween langen ledern Riemen; denen aber/
die ſich von der Halffter gerne loß machen oder ab-
ſtreiffen/ leget man einen doppelten Kehlriemen an.
Es iſt auch zu wiſſen/ daß die Schul-oder Reit-Pferde
eines Kapzaums oder Naſenbandes beduͤrffen/ derer
ſind vielerley Gattungen/ ich wil aber nur von dreyen
oder vieren reden: Das Naſenband mit Seilen/ die
Pferde abzurichten/ und ſie zwiſchen die Pfeiler oder
Seulen zu ſtellen; der runde Kapzaum fuͤr die Pfer-
de/ die einer ziemlichen guten Natur ſind; Das Na-
ſenband Signette oder mit dem Stachel vor die Heng-
ſte/ und das ſcharffe zerkerbte Naſenband/ (Camarre)
fuͤr die groſſe Pferde/ die harte Koͤpffe und einen
ſteiffen Halß haben/ und welche auff die Hand dren-
gen. Dieſe muͤſſen ſaͤmptlich mit Haupt-Geſtell/ Kehl-
riemen/ und zween langẽ Riemen/ mit dreyen Ringen/
[Spaltenumbruch] an jedweder Seiten einem verſehen ſeyn/ des Pferdes
Kopff damit zu lencken/ und einen in der mitten/ da-
mit daſſelbige wol und geraum um die Seulen her-
um gehen koͤnne.

Uber dem gebraucht man ſich eines kleinen ſcharf-
fen oder ſpitzigen Eiſens/ ſo man Signette heiſſet/
daß in den Naſenriemen geſtecket wird/ welches fuͤr
alle Pferde dienet die mit dem Kopff allzuhoch gehen/
und mit demſelben ſpielen/ unſtaͤt ſeyn/ und den Kopff
hoch tragen/ wie die Caſtilianiſchen oder Crabati-
ſchen Pferde/ dieſelbigen veſt anzuhalten uñ den Kopff
ſtet zumachen. Es iſt noch ein beſſer Mittel als die-
ſes/ und welches wunderſamer Wuͤrckung iſt. Es iſt
ein flacher Riemen mit zweyen Enden/ der an den
zween Ringen des Kapzaums angebunden wird/ und
gehet zwiſchen den Beinen des Pferdes hin/ und wird
an dem Gurt feſte gemachet.

Man bedienet ſich auch des Hinterzeuges zu den
Reit-oder Schul-Pferden/ dieſen leget man den
Springern an und denen/ die den Schwantz zu viel
bewegen. Und dieſes um dreyer Urſachen willen/ denn
ſie ſind daher ſchoͤner anzuſehen/ der Hinterzeug hilfft
ihnen im Springen/ und verhindert/ daß ſie den
Schwantz nicht ſo ruͤhren.

Es muͤſſen die Schul- und andere Pferde auch
Decken oder Matratzen von Tuch oder andern der-
gleichen Zeuge/ als man wil/ haben; man muß auch
gute Striegeln/ gute Buͤrſten/ ein Wiſchtuch von
grober Leinwad/ einen guten Kamm/ einen groſſen
Schwamm/ ein Schweißmeſſer/ gute Scheren/ ei-
nen Nied-Hammer/ ein Werckeiſen/ gute Teutſche
Zangen/ ein gemeines Huff-Eiſen/ einen Schmiede-
Hammer/ einen guten Vorraht an Huff-Naͤgeln
haben; Dieſes iſt faſt alle Bereitſchafft und Zuruͤ-
ſtung/ die einem Reuter noͤhtig iſt.

Das 9. Capitel.
Was die Reit-Schule ſey.

DIe Reit-Schule ins gemein iſt aller der Ort/ wo
man die Pferde tummeln kan/ aber eigentlich da-
von zu reden/ ſo iſt die Reit-Schule ein gewiſſer und
beſtimter Ort/ da man die Schuͤler ihre Ubung thun
laͤſſet und die Pferde abrichtet.

Es ſind zweyerley Arten der Reitſchulen/ nemlich
die bedeckte und die offene. Die Bedeckte iſt vor
das boͤſe Wetter/ und die Pferde deſto beſſer zu zwin-
gen.

Die offene aber iſt vor gut Wetter/ und die Pferde
zu erfreuen/ und ſie wol zuſtrecken und zum Kriege ab-
zurichten; Es muͤſſen ſo wol in der einen als in der an-
dere Seulen ſeyn/ nemlich: eine gegen der andern uͤ-
ber/ und zween kleine Schritt von einander/ die Pfer-
de darzwiſchen aufheben zu machen/ und eine mitten
auff dem Platz/ damit ſich die Pferde wol ſtrecken
moͤgen.

Eine ſchoͤne bedeckte Reitſchuleſo fuͤnff und dreiſſig
Fuß oder Werck-Schuh breit/ und achzig Fuß lang
ſeye.

Die offene aber ſoll ſo lang und breit/ als es immer
ſeyn mag/ ſeyn/ damit man die Pferde recht munter
zum Kriege machen koͤnne.

Das
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[346/0398] Neuer vollkommener recht machet. Dieſes iſt der Anfang eines Schuͤlers/ der ein guter Meiſter werden wil. Das 8. Capitel. Was ein Reuter wiſſen ſoll/ was die Růſtung und den Zeug ſeines Pferdes anlanget. ES iſt hoͤchſt-billich/ daß der jenige/ welcher pro- feſſion von der Reit-Kunſt machen wil/ die dem Pferde noͤhtige Ruͤſtung wiſſe und verſtehe/ damit er ſich derſelbigen/ wo es noͤhtig/ bedienen koͤnne. Dahero muß er wiſſen/ daß das Pferd einen Sat- tel/ Zaum/ Kapzaum/ und Halffter und dergleichen trage. Was man zur Bequemlichkeit des Mannes/ wenn er reiſet/ auff das Pferd leget/ heiſſet ein Sattel; Der iſt aber gemacht auß dem vordern und hintern Sattel-buͤgel/ aus zwo eiſern oder hoͤltzern Baͤn- den/ ſo die Sattel-buͤgel zuſammen halten: eiſernen Bockeln/ welche an den Seiten angemacht ſind die Steig-Riemen zu halten; Er hat auch hinten und vornen ſeine Saume/ und Baͤnder/ den Sattel-buͤ- gel feſt zu halten; einen Sitz/ in dem Sattel zu ſitzen/ er hat ſeine quartiere/ ein Sattel-Kuͤſſen/ hinten an dem Sattel/ einen Sattel-Knopff/ vier oder ſechs Wieder-gurte/ Steig-Riemen/ Gurt/ einen Ober- gurt/ einen Bruſtriemen/ einen Schwantzriemen/ zwo Leiſten/ und eine Decke den Sattel zu decken. Von dem Zaum. Alles was man dem Pferde an den Kopff leget/ daſſelbige zu regiren/ wird ein Zaum geheiſſen/ und beſtehet/ was das Leder betrifft/ aus dem Haupt-Ge- ſtell/ den Zuͤgel-riemen/ Kehl-riemen/ Naſen-riemen/ Stirn-riemen und den Zuͤgeln. Das Gebiß. Was in den Mund des Pferdes geleget wird/ iſt von Eiſen/ und wird das Gebiß genennet: es beſtehet aus dem Mundſtuͤck/ Zuͤnglein/ Stangen/ Kettlein/ Ringlein/ Klobeloch/ Kinketten/ und Haken/ die Kin- ketten zu halten. Was ſonſten noch an des Pferdes Kopff uͤbrig iſt/ wenn es in dem Stalle ſtehet/ wird Halffter genen- net: dieſe beſtehet aus dem Haupt-Geſtell/ Kehlrie- men/ und zween langen ledern Riemen; denen aber/ die ſich von der Halffter gerne loß machen oder ab- ſtreiffen/ leget man einen doppelten Kehlriemen an. Es iſt auch zu wiſſen/ daß die Schul-oder Reit-Pferde eines Kapzaums oder Naſenbandes beduͤrffen/ derer ſind vielerley Gattungen/ ich wil aber nur von dreyen oder vieren reden: Das Naſenband mit Seilen/ die Pferde abzurichten/ und ſie zwiſchen die Pfeiler oder Seulen zu ſtellen; der runde Kapzaum fuͤr die Pfer- de/ die einer ziemlichen guten Natur ſind; Das Na- ſenband Signette oder mit dem Stachel vor die Heng- ſte/ und das ſcharffe zerkerbte Naſenband/ (Camarre) fuͤr die groſſe Pferde/ die harte Koͤpffe und einen ſteiffen Halß haben/ und welche auff die Hand dren- gen. Dieſe muͤſſen ſaͤmptlich mit Haupt-Geſtell/ Kehl- riemen/ und zween langẽ Riemen/ mit dreyen Ringen/ an jedweder Seiten einem verſehen ſeyn/ des Pferdes Kopff damit zu lencken/ und einen in der mitten/ da- mit daſſelbige wol und geraum um die Seulen her- um gehen koͤnne. Uber dem gebraucht man ſich eines kleinen ſcharf- fen oder ſpitzigen Eiſens/ ſo man Signette heiſſet/ daß in den Naſenriemen geſtecket wird/ welches fuͤr alle Pferde dienet die mit dem Kopff allzuhoch gehen/ und mit demſelben ſpielen/ unſtaͤt ſeyn/ und den Kopff hoch tragen/ wie die Caſtilianiſchen oder Crabati- ſchen Pferde/ dieſelbigen veſt anzuhalten uñ den Kopff ſtet zumachen. Es iſt noch ein beſſer Mittel als die- ſes/ und welches wunderſamer Wuͤrckung iſt. Es iſt ein flacher Riemen mit zweyen Enden/ der an den zween Ringen des Kapzaums angebunden wird/ und gehet zwiſchen den Beinen des Pferdes hin/ und wird an dem Gurt feſte gemachet. Man bedienet ſich auch des Hinterzeuges zu den Reit-oder Schul-Pferden/ dieſen leget man den Springern an und denen/ die den Schwantz zu viel bewegen. Und dieſes um dreyer Urſachen willen/ denn ſie ſind daher ſchoͤner anzuſehen/ der Hinterzeug hilfft ihnen im Springen/ und verhindert/ daß ſie den Schwantz nicht ſo ruͤhren. Es muͤſſen die Schul- und andere Pferde auch Decken oder Matratzen von Tuch oder andern der- gleichen Zeuge/ als man wil/ haben; man muß auch gute Striegeln/ gute Buͤrſten/ ein Wiſchtuch von grober Leinwad/ einen guten Kamm/ einen groſſen Schwamm/ ein Schweißmeſſer/ gute Scheren/ ei- nen Nied-Hammer/ ein Werckeiſen/ gute Teutſche Zangen/ ein gemeines Huff-Eiſen/ einen Schmiede- Hammer/ einen guten Vorraht an Huff-Naͤgeln haben; Dieſes iſt faſt alle Bereitſchafft und Zuruͤ- ſtung/ die einem Reuter noͤhtig iſt. Das 9. Capitel. Was die Reit-Schule ſey. DIe Reit-Schule ins gemein iſt aller der Ort/ wo man die Pferde tummeln kan/ aber eigentlich da- von zu reden/ ſo iſt die Reit-Schule ein gewiſſer und beſtimter Ort/ da man die Schuͤler ihre Ubung thun laͤſſet und die Pferde abrichtet. Es ſind zweyerley Arten der Reitſchulen/ nemlich die bedeckte und die offene. Die Bedeckte iſt vor das boͤſe Wetter/ und die Pferde deſto beſſer zu zwin- gen. Die offene aber iſt vor gut Wetter/ und die Pferde zu erfreuen/ und ſie wol zuſtrecken und zum Kriege ab- zurichten; Es muͤſſen ſo wol in der einen als in der an- dere Seulen ſeyn/ nemlich: eine gegen der andern uͤ- ber/ und zween kleine Schritt von einander/ die Pfer- de darzwiſchen aufheben zu machen/ und eine mitten auff dem Platz/ damit ſich die Pferde wol ſtrecken moͤgen. Eine ſchoͤne bedeckte Reitſchuleſo fuͤnff und dreiſſig Fuß oder Werck-Schuh breit/ und achzig Fuß lang ſeye. Die offene aber ſoll ſo lang und breit/ als es immer ſeyn mag/ ſeyn/ damit man die Pferde recht munter zum Kriege machen koͤnne. Das

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/398>, abgerufen am 19.04.2024.