Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

Bild:
<< vorherige Seite

Artzney-Mittel.
[Spaltenumbruch] ausgewaschen/ darnach mit dieser Salben fleissig ge-
schmieret.

2. Roßbein zu Pulver gebrandt/ in die Löcher ge-
than/ tödtet den Wurm.

Vor den Frantzosen-Wurm.

Ein halb Loth grauen Schweffel/ ein halb Qvint-
lein Mercur. ein halb Loth Foen. Graec. ein halb Loth
Nießwurtzel/ ein halb Viertel Pfund alt Schmeer/
alles zerlassen und durcheinander gerührt/ den Scha-
den offt damit geschmieret.

Engerling.

Wann sich im Sommer grosse Beulen erzeigen/
welche geöffnet rauche Würm inhaben/ welche man
ausdrucket.

1. Gepülverten Grünspan/ 2. Hundskoth/ 3. Ha-
senschweiß/ 4. Heringblasen eingestreuet.

Verschlagen.

Wann es ins gemein verstanden wird/ so seyn
desselben 1. Kennzeichen/ die Sperrung der Füsse. 2.
daß dieselbe je länger je steiffer werden/ 3. wann die
Huf Ring haben.

Kommet 1. von grosser Hitze/ 2. und reiten oder
überreiten oder überzogen her: Wann 3. der Schweiß
wieder vor der Kälte einschläget/ 4. und hitzig durch
kalte Wasser gehen müssen.

1. Den gibt man je ehe je lieber ein Qvintlein
Hirschhorn mit Lorbeermehl in warmen Essig ein/
treibet sie so viel müglich/ über zwerch Feld/ und deckts
warm zu.
2. Schlägt man ihnen mit warmen Aschen/ Eyer-
weiß und Roßzürch ein.
3. Nimm etwas weniges von einem Hembd/ dar-
in eine Jungfrau das erste mal ihre Zeit bekommen/
und die Materi noch darinnen ist/ gib es dem Pferd
in einem Bissen Brodt und Saltz ein/ und reite es
hernach recht warm darauf/ laß es unter einer Decken
allmählich erkälten/ und den Schweiß sauber abpuz-
zen/ hernach nach und nach mit Futter und Trincken
versehen/ es wird nicht allein wieder zurechte/ sondern
auch selten ein solches Pferd wieder verschlagen.
4. Auf daß ein Pferd nicht verschlagen oder sich im
Wasser verfange/ so binde ihm Eisen-Kraut in das
Gebiß/ so verfänget es sich im Trincken nicht/ es sey
wo es wolle.

Dafür dienen auch alle bey den Räch-gewesten
Pferden/ nachgesetzte Lässen und Artzeneyen.

Wie aber dieser Zustand auf mancherley Weise
entstehen kan/ hat auch jede Art ihren sonderlichen
Nahmen/ Kennzeichen und Mittel.

Als:

Räch.

Werden sie wiederumb ins gemein genennet/
durch welche Art sie gleich darzu kommen seyn/ und
gilt bey den meisten/ diese gemeine Art Räch zu seyn/
eben so viel als verschlagen/ wird nicht allein in dem
Kennzeichen/ sondern auch in der Cur gar nichts oder
wenig unterschieden.

[Spaltenumbruch]

Derowegen seyn auch etliche gemeine Artzney-
Mittel dafür gewöhnlich/ als:

1. Alle die Aderlässen/ welche bey jeder Art gesetzet.

2. Eines Schilling grosses von einem weissen
Wisel-Fell zwischen Brodt eingegeben.

Je ehe diese Mittel/ je besser und leichter wird auch
derselben Hülffe/ auch je später je mißlicher/ schwerer
und langsamer seyn. Und ist die allersicherste und
leichteste/ welche dem Pferde 1. ehe dasselbe erkaltet:
Oder 2. doch vor Verfliessung vier und zwantzig
Stunden angewendet wird/ denn die eingeschrumpf-
ten Nerven nicht so leicht wieder gängig zu machen
als zu verderben seyn.

Des Pferdes eigenes Blut aus der Sporader ge-
lassen/ mit Saltz gemenget/ auf einen Stein gestri-
chen/ ablecken lassen.

Die erste Art (Rächer-Pferde) ist
Futter-Räch.
1. Blähet sich das Pferde auf/ in den Lenden und
am Bauch/ 2. streckt es alle vier Füsse von sich/ 3.
wann es gehen soll/ ist es/ als obs an vier Ketten ge-
schmiedet und gesperret wäre.
Wann sie 1. zu viel/ 2. zu kräfftiges Futter/ 3. zu ge-
schwind und geitzig essen.
Denen dienen 1. die Aderlässen/ beyde Adern zwi-
schen den Augen und Kinbacken/ die sechste Kegelader/
die erste Halß-Ader/ die Sporadern/ die vierdte
Schranckader und Bug-Adern/ theils Blut wieder
einfressen lassen/ theils an die Schenckel gestrichen.
2. Ein faules Ey mit den Schalen in Halß ge-
stossen.
3. Venedische Seiffen klein geschnitten/ oder ge-
schabt/ in warmer Milch eingossen.
4. Springwurtzel/ Tormentillkraut/ Seiffen/
Theriac/ gerieben Saffran/ Wein und Baumöl ein-
geben.
Auf alle solche eingegebne Artzney soll es jederzeit
warm geritten/ und denn wol zugedeckt werden.
Noch eine andere Art dieser Futter-
Räch aber ist:

Wann ihm 1. die Füsse zittern/ 2. zusammen gezo-
gen werden/ 3. und sich gar kläglich stellet.

Entstehet ihnen/ wann sie erst gantz voll gefressen/
und gleich darauf gar zu geschwind gejaget werden.

Denen dienen eben erst gesetzte Mittel:

Auch:

1. Daß man eines Fingers lang Speck oder
Seiffen unten in den Leib stecket/ so lang es gehen
kan/ zwerch-feld treibet.

2. Etliche Stunden in fliessendes Wasser/ biß an
den Bauch gestellet.

2. Art Wasser-Räch.

Wann sie in grosser Hitze 1. zu bald/ 2. zu viel kal-
tes Wasser sauffen.

Denen trieffen 1. die Nasenlöcher/ 2. können nicht
stehen/ 3. auch nicht gehen/ weil sie gleichsam gesperret

seyn/
F f f 3

Artzney-Mittel.
[Spaltenumbruch] ausgewaſchen/ darnach mit dieſer Salben fleiſſig ge-
ſchmieret.

2. Roßbein zu Pulver gebrandt/ in die Loͤcher ge-
than/ toͤdtet den Wurm.

Vor den Frantzoſen-Wurm.

Ein halb Loth grauen Schweffel/ ein halb Qvint-
lein Mercur. ein halb Loth Fœn. Græc. ein halb Loth
Nießwurtzel/ ein halb Viertel Pfund alt Schmeer/
alles zerlaſſen und durcheinander geruͤhrt/ den Scha-
den offt damit geſchmieret.

Engerling.

Wann ſich im Sommer groſſe Beulen erzeigen/
welche geoͤffnet rauche Wuͤrm inhaben/ welche man
ausdrucket.

1. Gepuͤlverten Gruͤnſpan/ 2. Hundskoth/ 3. Ha-
ſenſchweiß/ 4. Heringblaſen eingeſtreuet.

Verſchlagen.

Wann es ins gemein verſtanden wird/ ſo ſeyn
deſſelben 1. Kennzeichen/ die Sperrung der Fuͤſſe. 2.
daß dieſelbe je laͤnger je ſteiffer werden/ 3. wann die
Huf Ring haben.

Kommet 1. von groſſer Hitze/ 2. und reiten oder
uͤberreiten oder uͤberzogen her: Wañ 3. der Schweiß
wieder vor der Kaͤlte einſchlaͤget/ 4. und hitzig durch
kalte Waſſer gehen muͤſſen.

1. Den gibt man je ehe je lieber ein Qvintlein
Hirſchhorn mit Lorbeermehl in warmen Eſſig ein/
treibet ſie ſo viel muͤglich/ uͤber zweꝛch Feld/ und deckts
warm zu.
2. Schlaͤgt man ihnen mit warmen Aſchen/ Eyer-
weiß und Roßzuͤrch ein.
3. Nimm etwas weniges von einem Hembd/ dar-
in eine Jungfrau das erſte mal ihre Zeit bekommen/
und die Materi noch darinnen iſt/ gib es dem Pferd
in einem Biſſen Brodt und Saltz ein/ und reite es
hernach recht warm darauf/ laß es unter einer Decken
allmaͤhlich erkaͤlten/ und den Schweiß ſauber abpuz-
zen/ hernach nach und nach mit Futter und Trincken
verſehen/ es wird nicht allein wieder zurechte/ ſondern
auch ſelten ein ſolches Pferd wieder verſchlagen.
4. Auf daß ein Pferd nicht verſchlagen oder ſich im
Waſſer verfange/ ſo binde ihm Eiſen-Kraut in das
Gebiß/ ſo verfaͤnget es ſich im Trincken nicht/ es ſey
wo es wolle.

Dafuͤr dienen auch alle bey den Raͤch-geweſten
Pferden/ nachgeſetzte Laͤſſen und Artzeneyen.

Wie aber dieſer Zuſtand auf mancherley Weiſe
entſtehen kan/ hat auch jede Art ihren ſonderlichen
Nahmen/ Kennzeichen und Mittel.

Als:

Raͤch.

Werden ſie wiederumb ins gemein genennet/
durch welche Art ſie gleich darzu kommen ſeyn/ und
gilt bey den meiſten/ dieſe gemeine Art Raͤch zu ſeyn/
eben ſo viel als verſchlagen/ wird nicht allein in dem
Kennzeichen/ ſondern auch in der Cur gar nichts oder
wenig unterſchieden.

[Spaltenumbruch]

Derowegen ſeyn auch etliche gemeine Artzney-
Mittel dafuͤr gewoͤhnlich/ als:

1. Alle die Aderlaͤſſen/ welche bey jeder Art geſetzet.

2. Eines Schilling groſſes von einem weiſſen
Wiſel-Fell zwiſchen Brodt eingegeben.

Je ehe dieſe Mittel/ je beſſer und leichter wird auch
derſelben Huͤlffe/ auch je ſpaͤter je mißlicher/ ſchwerer
und langſamer ſeyn. Und iſt die allerſicherſte und
leichteſte/ welche dem Pferde 1. ehe daſſelbe erkaltet:
Oder 2. doch vor Verflieſſung vier und zwantzig
Stunden angewendet wird/ denn die eingeſchꝛumpf-
ten Nerven nicht ſo leicht wieder gaͤngig zu machen
als zu verderben ſeyn.

Des Pferdes eigenes Blut aus der Sporader ge-
laſſen/ mit Saltz gemenget/ auf einen Stein geſtri-
chen/ ablecken laſſen.

Die erſte Art (Raͤcher-Pferde) iſt
Futter-Raͤch.
1. Blaͤhet ſich das Pferde auf/ in den Lenden und
am Bauch/ 2. ſtreckt es alle vier Fuͤſſe von ſich/ 3.
wann es gehen ſoll/ iſt es/ als obs an vier Ketten ge-
ſchmiedet und geſperret waͤre.
Wann ſie 1. zu viel/ 2. zu kraͤfftiges Futter/ 3. zu ge-
ſchwind und geitzig eſſen.
Denen dienen 1. die Aderlaͤſſen/ beyde Adern zwi-
ſchen den Augen und Kinbacken/ die ſechſte Kegelader/
die erſte Halß-Ader/ die Sporadern/ die vierdte
Schranckader und Bug-Adern/ theils Blut wieder
einfreſſen laſſen/ theils an die Schenckel geſtrichen.
2. Ein faules Ey mit den Schalen in Halß ge-
ſtoſſen.
3. Venediſche Seiffen klein geſchnitten/ oder ge-
ſchabt/ in warmer Milch eingoſſen.
4. Springwurtzel/ Tormentillkraut/ Seiffen/
Theriac/ gerieben Saffran/ Wein und Baumoͤl ein-
geben.
Auf alle ſolche eingegebne Artzney ſoll es jederzeit
warm geritten/ und denn wol zugedeckt werden.
Noch eine andere Art dieſer Futter-
Raͤch aber iſt:

Wann ihm 1. die Fuͤſſe zittern/ 2. zuſammen gezo-
gen werden/ 3. und ſich gar klaͤglich ſtellet.

Entſtehet ihnen/ wann ſie erſt gantz voll gefreſſen/
und gleich darauf gar zu geſchwind gejaget werden.

Denen dienen eben erſt geſetzte Mittel:

Auch:

1. Daß man eines Fingers lang Speck oder
Seiffen unten in den Leib ſtecket/ ſo lang es gehen
kan/ zwerch-feld treibet.

2. Etliche Stunden in flieſſendes Waſſer/ biß an
den Bauch geſtellet.

2. Art Waſſer-Raͤch.

Wann ſie in groſſer Hitze 1. zu bald/ 2. zu viel kal-
tes Waſſer ſauffen.

Denen trieffen 1. die Naſenloͤcher/ 2. koͤnnen nicht
ſtehen/ 3. auch nicht gehen/ weil ſie gleichſam geſperret

ſeyn/
F f f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0469" n="413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Artzney-Mittel.</hi></fw><lb/><cb/>
ausgewa&#x017F;chen/ darnach mit die&#x017F;er Salben flei&#x017F;&#x017F;ig ge-<lb/>
&#x017F;chmieret.</p><lb/>
                <p>2. Roßbein zu Pulver gebrandt/ in die Lo&#x0364;cher ge-<lb/>
than/ to&#x0364;dtet den Wurm.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Vor den Frantzo&#x017F;en-Wurm.</hi> </head><lb/>
                <p>Ein halb Loth grauen Schweffel/ ein halb Qvint-<lb/>
lein Mercur. ein halb Loth <hi rendition="#aq">F&#x0153;n. Græc.</hi> ein halb Loth<lb/>
Nießwurtzel/ ein halb Viertel Pfund alt Schmeer/<lb/>
alles zerla&#x017F;&#x017F;en und durcheinander geru&#x0364;hrt/ den Scha-<lb/>
den offt damit ge&#x017F;chmieret.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Engerling.</hi> </head><lb/>
                <p>Wann &#x017F;ich im Sommer gro&#x017F;&#x017F;e Beulen erzeigen/<lb/>
welche geo&#x0364;ffnet rauche Wu&#x0364;rm inhaben/ welche man<lb/>
ausdrucket.</p><lb/>
                <p>1. Gepu&#x0364;lverten Gru&#x0364;n&#x017F;pan/ 2. Hundskoth/ 3. Ha-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chweiß/ 4. Heringbla&#x017F;en einge&#x017F;treuet.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ver&#x017F;chlagen.</hi> </head><lb/>
              <p>Wann es ins gemein ver&#x017F;tanden wird/ &#x017F;o &#x017F;eyn<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben 1. Kennzeichen/ die Sperrung der Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. 2.<lb/>
daß die&#x017F;elbe je la&#x0364;nger je &#x017F;teiffer werden/ 3. wann die<lb/>
Huf Ring haben.</p><lb/>
              <p>Kommet 1. von gro&#x017F;&#x017F;er Hitze/ 2. und reiten oder<lb/>
u&#x0364;berreiten oder u&#x0364;berzogen her: Wañ 3. der Schweiß<lb/>
wieder vor der Ka&#x0364;lte ein&#x017F;chla&#x0364;get/ 4. und hitzig durch<lb/>
kalte Wa&#x017F;&#x017F;er gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <list>
                <item>1. Den gibt man je ehe je lieber ein Qvintlein<lb/>
Hir&#x017F;chhorn mit Lorbeermehl in warmen E&#x017F;&#x017F;ig ein/<lb/>
treibet &#x017F;ie &#x017F;o viel mu&#x0364;glich/ u&#x0364;ber zwe&#xA75B;ch Feld/ und deckts<lb/>
warm zu.</item><lb/>
                <item>2. Schla&#x0364;gt man ihnen mit warmen A&#x017F;chen/ Eyer-<lb/>
weiß und Roßzu&#x0364;rch ein.</item><lb/>
                <item>3. Nimm etwas weniges von einem Hembd/ dar-<lb/>
in eine Jungfrau das er&#x017F;te mal ihre Zeit bekommen/<lb/>
und die Materi noch darinnen i&#x017F;t/ gib es dem Pferd<lb/>
in einem Bi&#x017F;&#x017F;en Brodt und Saltz ein/ und reite es<lb/>
hernach recht warm darauf/ laß es unter einer Decken<lb/>
allma&#x0364;hlich erka&#x0364;lten/ und den Schweiß &#x017F;auber abpuz-<lb/>
zen/ hernach nach und nach mit Futter und Trincken<lb/>
ver&#x017F;ehen/ es wird nicht allein wieder zurechte/ &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;elten ein &#x017F;olches Pferd wieder ver&#x017F;chlagen.</item><lb/>
                <item>4. Auf daß ein Pferd nicht ver&#x017F;chlagen oder &#x017F;ich im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er verfange/ &#x017F;o binde ihm Ei&#x017F;en-Kraut in das<lb/>
Gebiß/ &#x017F;o verfa&#x0364;nget es &#x017F;ich im Trincken nicht/ es &#x017F;ey<lb/>
wo es wolle.</item>
              </list><lb/>
              <p>Dafu&#x0364;r dienen auch alle bey den Ra&#x0364;ch-gewe&#x017F;ten<lb/>
Pferden/ nachge&#x017F;etzte La&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Artzeneyen.</p><lb/>
              <p>Wie aber die&#x017F;er Zu&#x017F;tand auf mancherley Wei&#x017F;e<lb/>
ent&#x017F;tehen kan/ hat auch jede Art ihren &#x017F;onderlichen<lb/>
Nahmen/ Kennzeichen und Mittel.</p><lb/>
              <p>Als:</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ra&#x0364;ch.</hi> </head><lb/>
              <p>Werden &#x017F;ie wiederumb ins gemein genennet/<lb/>
durch welche Art &#x017F;ie gleich darzu kommen &#x017F;eyn/ und<lb/>
gilt bey den mei&#x017F;ten/ die&#x017F;e gemeine Art Ra&#x0364;ch zu &#x017F;eyn/<lb/>
eben &#x017F;o viel als ver&#x017F;chlagen/ wird nicht allein in dem<lb/>
Kennzeichen/ &#x017F;ondern auch in der Cur gar nichts oder<lb/>
wenig unter&#x017F;chieden.</p><lb/>
              <cb/>
              <p>Derowegen &#x017F;eyn auch etliche gemeine Artzney-<lb/>
Mittel dafu&#x0364;r gewo&#x0364;hnlich/ als:</p><lb/>
              <p>1. Alle die Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ welche bey jeder Art ge&#x017F;etzet.</p><lb/>
              <p>2. Eines Schilling gro&#x017F;&#x017F;es von einem wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wi&#x017F;el-Fell zwi&#x017F;chen Brodt eingegeben.</p><lb/>
              <p>Je ehe die&#x017F;e Mittel/ je be&#x017F;&#x017F;er und leichter wird auch<lb/>
der&#x017F;elben Hu&#x0364;lffe/ auch je &#x017F;pa&#x0364;ter je mißlicher/ &#x017F;chwerer<lb/>
und lang&#x017F;amer &#x017F;eyn. Und i&#x017F;t die aller&#x017F;icher&#x017F;te und<lb/>
leichte&#x017F;te/ welche dem Pferde 1. ehe da&#x017F;&#x017F;elbe erkaltet:<lb/>
Oder 2. doch vor Verflie&#x017F;&#x017F;ung vier und zwantzig<lb/>
Stunden angewendet wird/ denn die einge&#x017F;ch&#xA75B;umpf-<lb/>
ten Nerven nicht &#x017F;o leicht wieder ga&#x0364;ngig zu machen<lb/>
als zu verderben &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Des Pferdes eigenes Blut aus der Sporader ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ mit Saltz gemenget/ auf einen Stein ge&#x017F;tri-<lb/>
chen/ ablecken la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Die er&#x017F;te Art (Ra&#x0364;cher-Pferde) i&#x017F;t<lb/>
Futter-Ra&#x0364;ch.</hi> </head><lb/>
                <list>
                  <item>1. Bla&#x0364;het &#x017F;ich das Pferde auf/ in den Lenden und<lb/>
am Bauch/ 2. &#x017F;treckt es alle vier Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von &#x017F;ich/ 3.<lb/>
wann es gehen &#x017F;oll/ i&#x017F;t es/ als obs an vier Ketten ge-<lb/>
&#x017F;chmiedet und ge&#x017F;perret wa&#x0364;re.</item><lb/>
                  <item>Wann &#x017F;ie 1. zu viel/ 2. zu kra&#x0364;fftiges Futter/ 3. zu ge-<lb/>
&#x017F;chwind und geitzig e&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
                  <item>Denen dienen 1. die Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ beyde Adern zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Augen und Kinbacken/ die &#x017F;ech&#x017F;te Kegelader/<lb/>
die er&#x017F;te Halß-Ader/ die Sporadern/ die vierdte<lb/>
Schranckader und Bug-Adern/ theils Blut wieder<lb/>
einfre&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ theils an die Schenckel ge&#x017F;trichen.</item><lb/>
                  <item>2. Ein faules Ey mit den Schalen in Halß ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
                  <item>3. Venedi&#x017F;che Seiffen klein ge&#x017F;chnitten/ oder ge-<lb/>
&#x017F;chabt/ in warmer Milch eingo&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
                  <item>4. Springwurtzel/ Tormentillkraut/ Seiffen/<lb/>
Theriac/ gerieben Saffran/ Wein und Baumo&#x0364;l ein-<lb/>
geben.</item><lb/>
                  <item>Auf alle &#x017F;olche eingegebne Artzney &#x017F;oll es jederzeit<lb/>
warm geritten/ und denn wol zugedeckt werden.</item>
                </list>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Noch eine andere Art die&#x017F;er Futter-<lb/>
Ra&#x0364;ch aber i&#x017F;t:</hi> </head><lb/>
                <p>Wann ihm 1. die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zittern/ 2. zu&#x017F;ammen gezo-<lb/>
gen werden/ 3. und &#x017F;ich gar kla&#x0364;glich &#x017F;tellet.</p><lb/>
                <p>Ent&#x017F;tehet ihnen/ wann &#x017F;ie er&#x017F;t gantz voll gefre&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und gleich darauf gar zu ge&#x017F;chwind gejaget werden.</p><lb/>
                <p>Denen dienen eben er&#x017F;t ge&#x017F;etzte Mittel:</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Auch:</hi> </hi> </p><lb/>
                <p>1. Daß man eines Fingers lang Speck oder<lb/>
Seiffen unten in den Leib &#x017F;tecket/ &#x017F;o lang es gehen<lb/>
kan/ zwerch-feld treibet.</p><lb/>
                <p>2. Etliche Stunden in flie&#x017F;&#x017F;endes Wa&#x017F;&#x017F;er/ biß an<lb/>
den Bauch ge&#x017F;tellet.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">2. Art Wa&#x017F;&#x017F;er-Ra&#x0364;ch.</hi> </head><lb/>
                <p>Wann &#x017F;ie in gro&#x017F;&#x017F;er Hitze 1. zu bald/ 2. zu viel kal-<lb/>
tes Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;auffen.</p><lb/>
                <p>Denen trieffen 1. die Na&#x017F;enlo&#x0364;cher/ 2. ko&#x0364;nnen nicht<lb/>
&#x017F;tehen/ 3. auch nicht gehen/ weil &#x017F;ie gleich&#x017F;am ge&#x017F;perret<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eyn/</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0469] Artzney-Mittel. ausgewaſchen/ darnach mit dieſer Salben fleiſſig ge- ſchmieret. 2. Roßbein zu Pulver gebrandt/ in die Loͤcher ge- than/ toͤdtet den Wurm. Vor den Frantzoſen-Wurm. Ein halb Loth grauen Schweffel/ ein halb Qvint- lein Mercur. ein halb Loth Fœn. Græc. ein halb Loth Nießwurtzel/ ein halb Viertel Pfund alt Schmeer/ alles zerlaſſen und durcheinander geruͤhrt/ den Scha- den offt damit geſchmieret. Engerling. Wann ſich im Sommer groſſe Beulen erzeigen/ welche geoͤffnet rauche Wuͤrm inhaben/ welche man ausdrucket. 1. Gepuͤlverten Gruͤnſpan/ 2. Hundskoth/ 3. Ha- ſenſchweiß/ 4. Heringblaſen eingeſtreuet. Verſchlagen. Wann es ins gemein verſtanden wird/ ſo ſeyn deſſelben 1. Kennzeichen/ die Sperrung der Fuͤſſe. 2. daß dieſelbe je laͤnger je ſteiffer werden/ 3. wann die Huf Ring haben. Kommet 1. von groſſer Hitze/ 2. und reiten oder uͤberreiten oder uͤberzogen her: Wañ 3. der Schweiß wieder vor der Kaͤlte einſchlaͤget/ 4. und hitzig durch kalte Waſſer gehen muͤſſen. 1. Den gibt man je ehe je lieber ein Qvintlein Hirſchhorn mit Lorbeermehl in warmen Eſſig ein/ treibet ſie ſo viel muͤglich/ uͤber zweꝛch Feld/ und deckts warm zu. 2. Schlaͤgt man ihnen mit warmen Aſchen/ Eyer- weiß und Roßzuͤrch ein. 3. Nimm etwas weniges von einem Hembd/ dar- in eine Jungfrau das erſte mal ihre Zeit bekommen/ und die Materi noch darinnen iſt/ gib es dem Pferd in einem Biſſen Brodt und Saltz ein/ und reite es hernach recht warm darauf/ laß es unter einer Decken allmaͤhlich erkaͤlten/ und den Schweiß ſauber abpuz- zen/ hernach nach und nach mit Futter und Trincken verſehen/ es wird nicht allein wieder zurechte/ ſondern auch ſelten ein ſolches Pferd wieder verſchlagen. 4. Auf daß ein Pferd nicht verſchlagen oder ſich im Waſſer verfange/ ſo binde ihm Eiſen-Kraut in das Gebiß/ ſo verfaͤnget es ſich im Trincken nicht/ es ſey wo es wolle. Dafuͤr dienen auch alle bey den Raͤch-geweſten Pferden/ nachgeſetzte Laͤſſen und Artzeneyen. Wie aber dieſer Zuſtand auf mancherley Weiſe entſtehen kan/ hat auch jede Art ihren ſonderlichen Nahmen/ Kennzeichen und Mittel. Als: Raͤch. Werden ſie wiederumb ins gemein genennet/ durch welche Art ſie gleich darzu kommen ſeyn/ und gilt bey den meiſten/ dieſe gemeine Art Raͤch zu ſeyn/ eben ſo viel als verſchlagen/ wird nicht allein in dem Kennzeichen/ ſondern auch in der Cur gar nichts oder wenig unterſchieden. Derowegen ſeyn auch etliche gemeine Artzney- Mittel dafuͤr gewoͤhnlich/ als: 1. Alle die Aderlaͤſſen/ welche bey jeder Art geſetzet. 2. Eines Schilling groſſes von einem weiſſen Wiſel-Fell zwiſchen Brodt eingegeben. Je ehe dieſe Mittel/ je beſſer und leichter wird auch derſelben Huͤlffe/ auch je ſpaͤter je mißlicher/ ſchwerer und langſamer ſeyn. Und iſt die allerſicherſte und leichteſte/ welche dem Pferde 1. ehe daſſelbe erkaltet: Oder 2. doch vor Verflieſſung vier und zwantzig Stunden angewendet wird/ denn die eingeſchꝛumpf- ten Nerven nicht ſo leicht wieder gaͤngig zu machen als zu verderben ſeyn. Des Pferdes eigenes Blut aus der Sporader ge- laſſen/ mit Saltz gemenget/ auf einen Stein geſtri- chen/ ablecken laſſen. Die erſte Art (Raͤcher-Pferde) iſt Futter-Raͤch. 1. Blaͤhet ſich das Pferde auf/ in den Lenden und am Bauch/ 2. ſtreckt es alle vier Fuͤſſe von ſich/ 3. wann es gehen ſoll/ iſt es/ als obs an vier Ketten ge- ſchmiedet und geſperret waͤre. Wann ſie 1. zu viel/ 2. zu kraͤfftiges Futter/ 3. zu ge- ſchwind und geitzig eſſen. Denen dienen 1. die Aderlaͤſſen/ beyde Adern zwi- ſchen den Augen und Kinbacken/ die ſechſte Kegelader/ die erſte Halß-Ader/ die Sporadern/ die vierdte Schranckader und Bug-Adern/ theils Blut wieder einfreſſen laſſen/ theils an die Schenckel geſtrichen. 2. Ein faules Ey mit den Schalen in Halß ge- ſtoſſen. 3. Venediſche Seiffen klein geſchnitten/ oder ge- ſchabt/ in warmer Milch eingoſſen. 4. Springwurtzel/ Tormentillkraut/ Seiffen/ Theriac/ gerieben Saffran/ Wein und Baumoͤl ein- geben. Auf alle ſolche eingegebne Artzney ſoll es jederzeit warm geritten/ und denn wol zugedeckt werden. Noch eine andere Art dieſer Futter- Raͤch aber iſt: Wann ihm 1. die Fuͤſſe zittern/ 2. zuſammen gezo- gen werden/ 3. und ſich gar klaͤglich ſtellet. Entſtehet ihnen/ wann ſie erſt gantz voll gefreſſen/ und gleich darauf gar zu geſchwind gejaget werden. Denen dienen eben erſt geſetzte Mittel: Auch: 1. Daß man eines Fingers lang Speck oder Seiffen unten in den Leib ſtecket/ ſo lang es gehen kan/ zwerch-feld treibet. 2. Etliche Stunden in flieſſendes Waſſer/ biß an den Bauch geſtellet. 2. Art Waſſer-Raͤch. Wann ſie in groſſer Hitze 1. zu bald/ 2. zu viel kal- tes Waſſer ſauffen. Denen trieffen 1. die Naſenloͤcher/ 2. koͤnnen nicht ſtehen/ 3. auch nicht gehen/ weil ſie gleichſam geſperret ſeyn/ F f f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/469
Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/469>, abgerufen am 25.04.2024.