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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Artzney-Mittel.
[Spaltenumbruch] als zuviel auff einmahl auslasse/ welches nach Befin-
dung der Nothdurfft leichter hernach nachgeholet/ als
wieder hinein gebracht werden könte.

Was durch Stul- oder Staffel-stechen gesche-
hen kan/ ist viel sicherer als durch die Aderlässen zu su-
chen/ welche bey öffentlichen Gebrechen der Augen/
Monatlich/ ohne dasselbe aber jungen Pferden etliche
Monat nach einander zugebrauchen nützlich/ weil das
Pferd dadurch seines Gesichts und überflüssiger
Kopff-Flüsse versichert wird.

Dessen gewisses Kennzeichen aber ist/ wann dersel-
be dick von Blut-Flüssen oder Fettigkeit beladen ist.

Regeln/
Welche bey dem Gebrauch des Aderlassens
nach Möglichkeit in acht zu nehmen
seyn.

Wie derselben rechter Gebrauch grossen Nutzen
schaffet/ kan auch derselben Mißbrauch nicht minder
verderben.

Dann nicht aller Pferde Natur Aderlassen 1. erfo-
dern/ 2. vertragen oder leyden/ sonderlich/ wo es zu offt
3. zu viel und unmässig geschehe/ davon köstliche Pfer-
de 1. allzu sehr geschwächet/ 2. des besten Geblüts be-
raubet/ 3. zu viel erkältet.

Seyn auch viel Kranckheiten/ welchen 1. die Ader-
läß gantz schädlich/ 2. hinderlich an der Gesundheit.

Junge Pferde werden sonderlich damit sehr ver-
derbet/ wo es der äusserste Nothfall nicht begehret.

Alten Pferden wird dadurch die beste Krafft vor
der Zeit entzogen.

Sonderlich aber verursachet das Lassen in den
Füssen/ denselben immerwährende Flüsse/ davon sie
nicht lang gesund bleiben/ oder sonderliche Stärcke in
denselben behalten können. Jm Fall sie auch dar-
an einmal mehr gewehnet/ nicht gern mehr entrathen
mögen/ lässet man denn denselben/ so offt sich ein Zu-
stand ereignet/ und Anstoß haben/ werden sie nicht so
viel Blut behalten/ als sie zu Erhaltung der Gesund-
heit auch des Lebens nöthig haben.

Dann im Aderlassen gehet doch allezeit etwas/ auch
wol mehr gutes als böses Blut/ wo nicht lauter ge-
sundes sambt dem bösen hinweg.

Wie nun viel Aderlassens viel Zuständ anzeigen/
und deren eben so viel/ oder offt mehr verursachen/ als
vertreiben: so ist mit dem Aderlassen sehr mässig und
bescheiden zu verfahren/ und (damit man auch kein
Pferd damit verkürtze/) in allewege auff die Zeichen
am sichersten Acht zu haben welche 1. in der Natur ste-
cken/ 2. welche den unvermeidentlichen Nothfall ent-
decken/ 3. aus der vorigen Erfahrung und Observa-
tion genommen.

1. Jst bey etlichen die Natur so vollkommen/ daß
sich zu rechter Zeit die Adern von sich selber öffnet/
wann und so viel des Pferdes und des Zustands
Nothdurfft erfordert/ und nach solcher von sich selber
wieder schliessen.

[Spaltenumbruch]

2. Bey andern geringern aber/ erweisen sich doch et-
liche gewisse Kennzeichen/ welche die höchste Noth-
wendigkeit und rechte Zeit des Aderlassens entdecken.
Deren man nach sichtbahrer Erinnerungnicht ver-
fehlen kan/ als:

1. Wann sie gar fett.
2. Jmmer mit den vordern Füssen auff der Erden
scharren.
3. Wann sie der Kopff beist/ davon sie sich stets
4. An der Krippen reiben.
5. Sich selber mit den Zähnen zwacken und beissen.
6. Jmmer schlaffen.
7. Den Kopff offt schütteln.
8. Wann sich Blut im Koth findet.
9. Der Urin Blutfärbig siehet.
10. Wann sie welcke Ohren haben.
11. Offt jähnen.
12. Die Augenwinckel stets voller zähen Schleims
seyn.
13. Kleine Beutzeln an dem Leib hin und her ge-
streuet.
14. Die Adern voller Blut stecken.
15. Gehen schwermüthiger als sie sonst pflegen.
16. Die Augen roth seyn.
17. Feurig.
18. Essen nicht wol.
19. Verdauen nicht recht.
20. Der Zürck und 21. Urin stincken.

Jst auch auf des Pferdes sonderliche Zuständ acht
zu haben/ welche wol also beschaffen seyn können/ daß
man (ausser der Augenscheinlichen Lebens-Gefahr/)
auch bey Erscheinung aller dieser Kennzeichen mit der
Lässe nicht fortfahren/ sondern lieber alle andere Mit-
tel versuchen solle/ wie bey dem Kropff mit Schaden
zu erfahren ist.

Jst sehr nöthig auff das Alter des Pferdes zusehen/
und zwar nach den gemeinen Regeln/ soll man alten
Pferden lassen/ wann der Mond zehen oder zwölff
Tag alt ist.

Jungen Pferden drey oder vier Tag nach dem
Vollmond/ wofern es der Zustand erwarten und ley-
den kan.

Jst sonderlich die Zeit wohl zu bedencken/ und soll
1. nimmermehr an dem Tag gelassen werden/ wann
der Mond neu wird/ es wäre denn dem geschwinden
Tod damit vorzukommen/ welcher ihm doch aus dieser
Lässe entstehen könte/ wann es gleich an einer andern
Kranckheit genesen möchte/ zum wenigsten wird ein
solches Pferd ein Jahr lang/ wo nicht länger/ kran-
cken müssen/ welches offt schlimmer als der Tod zu
achten.

2. Die sonderlich verworffene Täge zu aller Artz-
ney sonderlich zum Aderlassen/ im gantzen Jahr.

Gemeine sonderliche/ Mariä Verkündigung/ Si-
mon Judä/ Andreas.

3. Jn den Monaten/ als im Januario der 17. 25.
und 31.

Jm Februario der 23. und letzte.

Der gantze Monat Martii.

Jm
L l l 2

Artzney-Mittel.
[Spaltenumbruch] als zuviel auff einmahl auslaſſe/ welches nach Befin-
dung der Nothdurfft leichter hernach nachgeholet/ als
wieder hinein gebracht werden koͤnte.

Was durch Stul- oder Staffel-ſtechen geſche-
hen kan/ iſt viel ſicherer als durch die Aderlaͤſſen zu ſu-
chen/ welche bey oͤffentlichen Gebrechen der Augen/
Monatlich/ ohne daſſelbe aber jungen Pferden etliche
Monat nach einander zugebrauchen nuͤtzlich/ weil das
Pferd dadurch ſeines Geſichts und uͤberfluͤſſiger
Kopff-Fluͤſſe verſichert wird.

Deſſen gewiſſes Kennzeichen aber iſt/ wann derſel-
be dick von Blut-Fluͤſſen oder Fettigkeit beladen iſt.

Regeln/
Welche bey dem Gebrauch des Aderlaſſens
nach Moͤglichkeit in acht zu nehmen
ſeyn.

Wie derſelben rechter Gebrauch groſſen Nutzen
ſchaffet/ kan auch derſelben Mißbrauch nicht minder
verderben.

Dann nicht aller Pferde Natur Aderlaſſen 1. erfo-
dern/ 2. vertragen oder leyden/ ſonderlich/ wo es zu offt
3. zu viel und unmaͤſſig geſchehe/ davon koͤſtliche Pfer-
de 1. allzu ſehr geſchwaͤchet/ 2. des beſten Gebluͤts be-
raubet/ 3. zu viel erkaͤltet.

Seyn auch viel Kranckheiten/ welchen 1. die Ader-
laͤß gantz ſchaͤdlich/ 2. hinderlich an der Geſundheit.

Junge Pferde werden ſonderlich damit ſehr ver-
derbet/ wo es der aͤuſſerſte Nothfall nicht begehret.

Alten Pferden wird dadurch die beſte Krafft vor
der Zeit entzogen.

Sonderlich aber verurſachet das Laſſen in den
Fuͤſſen/ denſelben immerwaͤhrende Fluͤſſe/ davon ſie
nicht lang geſund bleiben/ oder ſonderliche Staͤrcke in
denſelben behalten koͤnnen. Jm Fall ſie auch dar-
an einmal mehr gewehnet/ nicht gern mehr entrathen
moͤgen/ laͤſſet man denn denſelben/ ſo offt ſich ein Zu-
ſtand ereignet/ und Anſtoß haben/ werden ſie nicht ſo
viel Blut behalten/ als ſie zu Erhaltung der Geſund-
heit auch des Lebens noͤthig haben.

Dann im Aderlaſſen gehet doch allezeit etwas/ auch
wol mehr gutes als boͤſes Blut/ wo nicht lauter ge-
ſundes ſambt dem boͤſen hinweg.

Wie nun viel Aderlaſſens viel Zuſtaͤnd anzeigen/
und deren eben ſo viel/ oder offt mehr verurſachen/ als
vertreiben: ſo iſt mit dem Aderlaſſen ſehr maͤſſig und
beſcheiden zu verfahren/ und (damit man auch kein
Pferd damit verkuͤrtze/) in allewege auff die Zeichen
am ſicherſten Acht zu haben welche 1. in der Natur ſte-
cken/ 2. welche den unvermeidentlichen Nothfall ent-
decken/ 3. aus der vorigen Erfahrung und Obſerva-
tion genommen.

1. Jſt bey etlichen die Natur ſo vollkommen/ daß
ſich zu rechter Zeit die Adern von ſich ſelber oͤffnet/
wann und ſo viel des Pferdes und des Zuſtands
Nothdurfft erfordert/ und nach ſolcher von ſich ſelber
wieder ſchlieſſen.

[Spaltenumbruch]

2. Bey andern geringern aber/ erweiſen ſich doch et-
liche gewiſſe Kennzeichen/ welche die hoͤchſte Noth-
wendigkeit und rechte Zeit des Aderlaſſens entdecken.
Deren man nach ſichtbahrer Erinnerungnicht ver-
fehlen kan/ als:

1. Wann ſie gar fett.
2. Jmmer mit den vordern Fuͤſſen auff der Erden
ſcharren.
3. Wann ſie der Kopff beiſt/ davon ſie ſich ſtets
4. An der Krippen reiben.
5. Sich ſelber mit den Zaͤhnen zwacken und beiſſen.
6. Jmmer ſchlaffen.
7. Den Kopff offt ſchuͤtteln.
8. Wann ſich Blut im Koth findet.
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10. Wann ſie welcke Ohren haben.
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12. Die Augenwinckel ſtets voller zaͤhen Schleims
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13. Kleine Beutzeln an dem Leib hin und her ge-
ſtreuet.
14. Die Adern voller Blut ſtecken.
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16. Die Augen roth ſeyn.
17. Feurig.
18. Eſſen nicht wol.
19. Verdauen nicht recht.
20. Der Zuͤrck und 21. Urin ſtincken.

Jſt auch auf des Pferdes ſonderliche Zuſtaͤnd acht
zu haben/ welche wol alſo beſchaffen ſeyn koͤnnen/ daß
man (auſſer der Augenſcheinlichen Lebens-Gefahr/)
auch bey Erſcheinung aller dieſer Kennzeichen mit der
Laͤſſe nicht fortfahren/ ſondern lieber alle andere Mit-
tel verſuchen ſolle/ wie bey dem Kropff mit Schaden
zu erfahren iſt.

Jſt ſehr noͤthig auff das Alter des Pferdes zuſehen/
und zwar nach den gemeinen Regeln/ ſoll man alten
Pferden laſſen/ wann der Mond zehen oder zwoͤlff
Tag alt iſt.

Jungen Pferden drey oder vier Tag nach dem
Vollmond/ wofern es der Zuſtand erwarten und ley-
den kan.

Jſt ſonderlich die Zeit wohl zu bedencken/ und ſoll
1. nimmermehr an dem Tag gelaſſen werden/ wann
der Mond neu wird/ es waͤre denn dem geſchwinden
Tod damit vorzukom̃en/ welcher ihm doch aus dieſer
Laͤſſe entſtehen koͤnte/ wann es gleich an einer andern
Kranckheit geneſen moͤchte/ zum wenigſten wird ein
ſolches Pferd ein Jahr lang/ wo nicht laͤnger/ kran-
cken muͤſſen/ welches offt ſchlimmer als der Tod zu
achten.

2. Die ſonderlich verworffene Taͤge zu aller Artz-
ney ſonderlich zum Aderlaſſen/ im gantzen Jahr.

Gemeine ſonderliche/ Mariaͤ Verkuͤndigung/ Si-
mon Judaͤ/ Andreas.

3. Jn den Monaten/ als im Januario der 17. 25.
und 31.

Jm Februario der 23. und letzte.

Der gantze Monat Martii.

Jm
L l l 2
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[451/0507] Artzney-Mittel. als zuviel auff einmahl auslaſſe/ welches nach Befin- dung der Nothdurfft leichter hernach nachgeholet/ als wieder hinein gebracht werden koͤnte. Was durch Stul- oder Staffel-ſtechen geſche- hen kan/ iſt viel ſicherer als durch die Aderlaͤſſen zu ſu- chen/ welche bey oͤffentlichen Gebrechen der Augen/ Monatlich/ ohne daſſelbe aber jungen Pferden etliche Monat nach einander zugebrauchen nuͤtzlich/ weil das Pferd dadurch ſeines Geſichts und uͤberfluͤſſiger Kopff-Fluͤſſe verſichert wird. Deſſen gewiſſes Kennzeichen aber iſt/ wann derſel- be dick von Blut-Fluͤſſen oder Fettigkeit beladen iſt. Regeln/ Welche bey dem Gebrauch des Aderlaſſens nach Moͤglichkeit in acht zu nehmen ſeyn. Wie derſelben rechter Gebrauch groſſen Nutzen ſchaffet/ kan auch derſelben Mißbrauch nicht minder verderben. Dann nicht aller Pferde Natur Aderlaſſen 1. erfo- dern/ 2. vertragen oder leyden/ ſonderlich/ wo es zu offt 3. zu viel und unmaͤſſig geſchehe/ davon koͤſtliche Pfer- de 1. allzu ſehr geſchwaͤchet/ 2. des beſten Gebluͤts be- raubet/ 3. zu viel erkaͤltet. Seyn auch viel Kranckheiten/ welchen 1. die Ader- laͤß gantz ſchaͤdlich/ 2. hinderlich an der Geſundheit. Junge Pferde werden ſonderlich damit ſehr ver- derbet/ wo es der aͤuſſerſte Nothfall nicht begehret. Alten Pferden wird dadurch die beſte Krafft vor der Zeit entzogen. Sonderlich aber verurſachet das Laſſen in den Fuͤſſen/ denſelben immerwaͤhrende Fluͤſſe/ davon ſie nicht lang geſund bleiben/ oder ſonderliche Staͤrcke in denſelben behalten koͤnnen. Jm Fall ſie auch dar- an einmal mehr gewehnet/ nicht gern mehr entrathen moͤgen/ laͤſſet man denn denſelben/ ſo offt ſich ein Zu- ſtand ereignet/ und Anſtoß haben/ werden ſie nicht ſo viel Blut behalten/ als ſie zu Erhaltung der Geſund- heit auch des Lebens noͤthig haben. Dann im Aderlaſſen gehet doch allezeit etwas/ auch wol mehr gutes als boͤſes Blut/ wo nicht lauter ge- ſundes ſambt dem boͤſen hinweg. Wie nun viel Aderlaſſens viel Zuſtaͤnd anzeigen/ und deren eben ſo viel/ oder offt mehr verurſachen/ als vertreiben: ſo iſt mit dem Aderlaſſen ſehr maͤſſig und beſcheiden zu verfahren/ und (damit man auch kein Pferd damit verkuͤrtze/) in allewege auff die Zeichen am ſicherſten Acht zu haben welche 1. in der Natur ſte- cken/ 2. welche den unvermeidentlichen Nothfall ent- decken/ 3. aus der vorigen Erfahrung und Obſerva- tion genommen. 1. Jſt bey etlichen die Natur ſo vollkommen/ daß ſich zu rechter Zeit die Adern von ſich ſelber oͤffnet/ wann und ſo viel des Pferdes und des Zuſtands Nothdurfft erfordert/ und nach ſolcher von ſich ſelber wieder ſchlieſſen. 2. Bey andern geringern aber/ erweiſen ſich doch et- liche gewiſſe Kennzeichen/ welche die hoͤchſte Noth- wendigkeit und rechte Zeit des Aderlaſſens entdecken. Deren man nach ſichtbahrer Erinnerungnicht ver- fehlen kan/ als: 1. Wann ſie gar fett. 2. Jmmer mit den vordern Fuͤſſen auff der Erden ſcharren. 3. Wann ſie der Kopff beiſt/ davon ſie ſich ſtets 4. An der Krippen reiben. 5. Sich ſelber mit den Zaͤhnen zwacken und beiſſen. 6. Jmmer ſchlaffen. 7. Den Kopff offt ſchuͤtteln. 8. Wann ſich Blut im Koth findet. 9. Der Urin Blutfaͤrbig ſiehet. 10. Wann ſie welcke Ohren haben. 11. Offt jaͤhnen. 12. Die Augenwinckel ſtets voller zaͤhen Schleims ſeyn. 13. Kleine Beutzeln an dem Leib hin und her ge- ſtreuet. 14. Die Adern voller Blut ſtecken. 15. Gehen ſchwermuͤthiger als ſie ſonſt pflegen. 16. Die Augen roth ſeyn. 17. Feurig. 18. Eſſen nicht wol. 19. Verdauen nicht recht. 20. Der Zuͤrck und 21. Urin ſtincken. Jſt auch auf des Pferdes ſonderliche Zuſtaͤnd acht zu haben/ welche wol alſo beſchaffen ſeyn koͤnnen/ daß man (auſſer der Augenſcheinlichen Lebens-Gefahr/) auch bey Erſcheinung aller dieſer Kennzeichen mit der Laͤſſe nicht fortfahren/ ſondern lieber alle andere Mit- tel verſuchen ſolle/ wie bey dem Kropff mit Schaden zu erfahren iſt. Jſt ſehr noͤthig auff das Alter des Pferdes zuſehen/ und zwar nach den gemeinen Regeln/ ſoll man alten Pferden laſſen/ wann der Mond zehen oder zwoͤlff Tag alt iſt. Jungen Pferden drey oder vier Tag nach dem Vollmond/ wofern es der Zuſtand erwarten und ley- den kan. Jſt ſonderlich die Zeit wohl zu bedencken/ und ſoll 1. nimmermehr an dem Tag gelaſſen werden/ wann der Mond neu wird/ es waͤre denn dem geſchwinden Tod damit vorzukom̃en/ welcher ihm doch aus dieſer Laͤſſe entſtehen koͤnte/ wann es gleich an einer andern Kranckheit geneſen moͤchte/ zum wenigſten wird ein ſolches Pferd ein Jahr lang/ wo nicht laͤnger/ kran- cken muͤſſen/ welches offt ſchlimmer als der Tod zu achten. 2. Die ſonderlich verworffene Taͤge zu aller Artz- ney ſonderlich zum Aderlaſſen/ im gantzen Jahr. Gemeine ſonderliche/ Mariaͤ Verkuͤndigung/ Si- mon Judaͤ/ Andreas. 3. Jn den Monaten/ als im Januario der 17. 25. und 31. Jm Februario der 23. und letzte. Der gantze Monat Martii. Jm L l l 2

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/507>, abgerufen am 28.03.2024.