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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
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Die 11. Art wilder Pferde.

Die Persianer jagen in der Landschafft Servana
die wilden Pferde/ wie alles anders Wild: Solche
haben lange spitzige Möhn/ fürgebogene Stirn als
die Hasen/ die Groppa gar spitzig/ breit und harte
Hüffe/ daß sie auch in den rauhesten Felsen und
Steinwegen keines Beschlagens bedürffen/ so fest
und starck seyn auch ihre andern Schenckel/ daß sie
zween Tag und Nacht an einander ohne Ermüdung
streng fortlauffen können. Seyn meistentheils ei-
nerley Farb fast wie die Mäuse/ mit schwartzen
Strichen über den Rücken/ und schwartzen Ringen
umb die Füsse.

Die 12. Art wilder Pferde.

Die Scytischen an dem Fluß Cyres seyn schnee-
weiß in grosser Menge/ welche sonderliche Art son-
deres Zweifels/ auß der Vermischung unterschied-
licher Art Thier entstehet/ als bey den Eseln und
Pferden geschehen ist/ also noch weiter geschehen
kan.

Die 13. Art wilder Pferde.

Jn Hispanien/ sonderlich in Gallicia/ seyn vor
der Zeit wilde Pferde (welche treffliche Zelter) ge-
wesen/ so sich nunmehr verlohren.

Die 14. Art wilder Pferde.

Jn Teutschlande seynd hin und wieder viel wild
Gestüdt gewest/ welches aber darumb nicht wilde
Pferd zu nennen/ weil unter solchen noch ein grosser
Unterschied ist/ als in der Schlesien in dem Bern-
städtischen Fürstenthum noch ein solches wildes
Gestüde übrig ist/ woraus überauß schöne und
gute Pferde kommen. Hergegen haben die gantze wil-
de Pferde gemeiniglich schwache Rücken und seyn
nicht sonderlich von Gewächs oder Gestalt.

Die 15. Art wilder Pferde.

Die Hungarischen Pferde werden wol den rech-
ten wilden noch am nechsten kommen/ weil sie unein-
gefangen in offentlicher Freyheit/ wie das Wild/ fal-
len/ erwachsen/ und allezeit verbleiben/ biß sie mit Ge-
fahr und Mühe gefangen/ und zu dem Gebrauch ge-
bracht werden/ welches doch mit allen nicht geschicht
oder geschehen kan/ wann man sie gleich gern zahm
machen wolte.

Die 16. Art wilder Pferde.

Plinius meldet mit mehr Scribenten/ daß zu
ihrer Zeit Studten gewesen/ welche von dem Wind
voll worden seyn/ welche gar schnell lauffende Pferde
generiret/ die aber das dritte Jahr nicht überleben
können. Solcher übernatürlichen generation ge-
dencket Columella/ lib. 6. cap. 27. der auch Ursachen
zum Beweiß geben will. Wann dieses kein Poeti-
sche/ sondern warhaffte Meynung im Gebrauch und
müglich wäre/ könte es viel Unkosten ersparen/ wel-
ches Justinus im 44. Buch/ Sipontinus und
andere mit uns für Fabeln
halten.

[Spaltenumbruch]
2. Art/ als zahme Pferd.

Jn der allgemeinen zahmen Art Pfer-
de/ welche durch das Göttliche Wort zu dem
menschlichen Gebrauch erschaffen seyn/ sind vor-
nemlich in zweyerley Haupt-Art
einzutheilen:

1. Gemeine Pferd-Art.
1. Jst die allgemeine/ wie es der tägliche Welt-Lauff
mit sich bringet.
2. Studterey Pferd.
2. So in den Studtereyen mit sonderlichem Fleiß
erzogen werden.
Von denen/ so aus den Studte-
reyen kommen.

DEr Studtereyen erster Anfang/ Erfindung und
Uhrsprung könte nicht ungereimt dem Ana zu-
geschrieben/ oder doch in dieselbige Zeit gesetzet wer-
den/ da der Menschen sinnreiches Nachdencken (wie
in der Vermischung der Pferde und Esel) ein und an-
derer Vorthel bey den Thieren gesuchet und erfun-
den/ wie auch fast um dieselbe Zeit/ die Egypter son-
derlich viel auff die Pferd-Zucht gehalten/ und der-
selben in der grossen Theurung/ in Erhaltung ihres
Lebens-Genossen/ als der Joseph solche an sich ge-
handelt/ die man lange hernach bey des Königes Sa-
lomonis Zeiten demselben/ wie auch den Heydnischen
und Syrischen Königen zu 150. Silberlingen in der
Menge verkauffet/ welches selbiger Zeit gegen dieser
zu rechnen/ ungleich mehr zu schätzen war/ als wann
itzo ein Pferd etlich hundert Reichsthaler gelten
möchte. Es sey nun gleich/ daß diese Pferde/ allein
aus des Königs und der grösten Herren Gestüdten
erkauffet worden/ welches glaublicher/ als daß aller
gemeiner Art/ Egyptischer Bauer-Pferde/ so sehr
nachgetrachtet worden/ so ist doch beyderseits der
überaus grosse Nutzen zu erkennen/ welchen man
schon zu selbiger Zeit/ in Erziehung guter Pferde ge-
funden/ wodurch dann das Einkommen des Landes
und der Land-Güter sehr verbessert worden.

Weil und wie aber solcher frembder Pferd grosser
Werth ein merckliches gekostet/ werden sich sonders
Zweifels die folgende Könige einer eigenen Zucht sol-
cher guten Art Pferd beflissen haben/ denn solcher Ab-
holung weiter nicht von andern Königen/ aber wohl
dieses gedacht wird/ daß dieselbe und sonderlich Hiß-
kias mit Erbauung grosser Stallung/ grossen Eyfer
und Fleiß angewendet/ wie ihm auch der König Achab
sehr angelegen seyn liesse/ in der grossen Dürre seine
übrige Pferde zu erhalten/ dann wie hoch der König-
liche Hoff wegen des Abgangs ihrer Pferde/ in der
Belagerung Samariae sich beklagt/ ist aus solchen
Historien zur Gnüge bekandt.

So bezeugen auch die bewerthen Scribenten/ und
unter andern Herodotus/ daß Darius den Cilicibus

zum
A 2
Pferde-Schatz.
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Die 11. Art wilder Pferde.

Die Perſianer jagen in der Landſchafft Servana
die wilden Pferde/ wie alles anders Wild: Solche
haben lange ſpitzige Moͤhn/ fuͤrgebogene Stirn als
die Haſen/ die Groppa gar ſpitzig/ breit und harte
Huͤffe/ daß ſie auch in den rauheſten Felſen und
Steinwegen keines Beſchlagens beduͤrffen/ ſo feſt
und ſtarck ſeyn auch ihre andern Schenckel/ daß ſie
zween Tag und Nacht an einander ohne Ermuͤdung
ſtreng fortlauffen koͤnnen. Seyn meiſtentheils ei-
nerley Farb faſt wie die Maͤuſe/ mit ſchwartzen
Strichen uͤber den Ruͤcken/ und ſchwartzen Ringen
umb die Fuͤſſe.

Die 12. Art wilder Pferde.

Die Scytiſchen an dem Fluß Cyres ſeyn ſchnee-
weiß in groſſer Menge/ welche ſonderliche Art ſon-
deres Zweifels/ auß der Vermiſchung unterſchied-
licher Art Thier entſtehet/ als bey den Eſeln und
Pferden geſchehen iſt/ alſo noch weiter geſchehen
kan.

Die 13. Art wilder Pferde.

Jn Hiſpanien/ ſonderlich in Gallicia/ ſeyn vor
der Zeit wilde Pferde (welche treffliche Zelter) ge-
weſen/ ſo ſich nunmehr verlohren.

Die 14. Art wilder Pferde.

Jn Teutſchlande ſeynd hin und wieder viel wild
Geſtuͤdt geweſt/ welches aber darumb nicht wilde
Pferd zu nennen/ weil unter ſolchen noch ein groſſer
Unterſchied iſt/ als in der Schleſien in dem Bern-
ſtaͤdtiſchen Fuͤrſtenthum noch ein ſolches wildes
Geſtuͤde uͤbrig iſt/ woraus uͤberauß ſchoͤne und
gute Pferde kommen. Hergegen haben die gantze wil-
de Pferde gemeiniglich ſchwache Ruͤcken und ſeyn
nicht ſonderlich von Gewaͤchs oder Geſtalt.

Die 15. Art wilder Pferde.

Die Hungariſchen Pferde werden wol den rech-
ten wilden noch am nechſten kommen/ weil ſie unein-
gefangen in offentlicher Freyheit/ wie das Wild/ fal-
len/ erwachſen/ und allezeit verbleiben/ biß ſie mit Ge-
fahr und Muͤhe gefangen/ und zu dem Gebrauch ge-
bracht werden/ welches doch mit allen nicht geſchicht
oder geſchehen kan/ wann man ſie gleich gern zahm
machen wolte.

Die 16. Art wilder Pferde.

Plinius meldet mit mehr Scribenten/ daß zu
ihrer Zeit Studten geweſen/ welche von dem Wind
voll worden ſeyn/ welche gar ſchnell lauffende Pferde
generiret/ die aber das dritte Jahr nicht uͤberleben
koͤnnen. Solcher uͤbernatuͤrlichen generation ge-
dencket Columella/ lib. 6. cap. 27. der auch Urſachen
zum Beweiß geben will. Wann dieſes kein Poeti-
ſche/ ſondern warhaffte Meynung im Gebrauch und
muͤglich waͤre/ koͤnte es viel Unkoſten erſparen/ wel-
ches Juſtinus im 44. Buch/ Sipontinus und
andere mit uns fuͤr Fabeln
halten.

[Spaltenumbruch]
2. Art/ als zahme Pferd.

Jn der allgemeinen zahmen Art Pfer-
de/ welche durch das Goͤttliche Wort zu dem
menſchlichen Gebrauch erſchaffen ſeyn/ ſind vor-
nemlich in zweyerley Haupt-Art
einzutheilen:

1. Gemeine Pferd-Art.
1. Jſt die allgemeine/ wie es der taͤgliche Welt-Lauff
mit ſich bringet.
2. Studterey Pferd.
2. So in den Studtereyen mit ſonderlichem Fleiß
erzogen werden.
Von denen/ ſo aus den Studte-
reyen kommen.

DEr Studtereyen erſter Anfang/ Erfindung und
Uhrſprung koͤnte nicht ungereimt dem Ana zu-
geſchrieben/ oder doch in dieſelbige Zeit geſetzet wer-
den/ da der Menſchen ſinnreiches Nachdencken (wie
in der Vermiſchung der Pferde und Eſel) ein und an-
derer Vorthel bey den Thieren geſuchet und erfun-
den/ wie auch faſt um dieſelbe Zeit/ die Egypter ſon-
derlich viel auff die Pferd-Zucht gehalten/ und der-
ſelben in der groſſen Theurung/ in Erhaltung ihres
Lebens-Genoſſen/ als der Joſeph ſolche an ſich ge-
handelt/ die man lange hernach bey des Koͤniges Sa-
lomonis Zeiten demſelben/ wie auch den Heydniſchen
und Syriſchen Koͤnigen zu 150. Silberlingen in der
Menge verkauffet/ welches ſelbiger Zeit gegen dieſer
zu rechnen/ ungleich mehr zu ſchaͤtzen war/ als wann
itzo ein Pferd etlich hundert Reichsthaler gelten
moͤchte. Es ſey nun gleich/ daß dieſe Pferde/ allein
aus des Koͤnigs und der groͤſten Herren Geſtuͤdten
erkauffet worden/ welches glaublicher/ als daß aller
gemeiner Art/ Egyptiſcher Bauer-Pferde/ ſo ſehr
nachgetrachtet worden/ ſo iſt doch beyderſeits der
uͤberaus groſſe Nutzen zu erkennen/ welchen man
ſchon zu ſelbiger Zeit/ in Erziehung guter Pferde ge-
funden/ wodurch dann das Einkommen des Landes
und der Land-Guͤter ſehr verbeſſert worden.

Weil und wie aber ſolcher frembder Pferd groſſer
Werth ein merckliches gekoſtet/ werden ſich ſonders
Zweifels die folgende Koͤnige einer eigenen Zucht ſol-
cher guten Art Pferd befliſſen haben/ denn ſolcher Ab-
holung weiter nicht von andern Koͤnigen/ aber wohl
dieſes gedacht wird/ daß dieſelbe und ſonderlich Hiß-
kias mit Erbauung groſſer Stallung/ groſſen Eyfer
und Fleiß angewendet/ wie ihm auch der Koͤnig Achab
ſehr angelegen ſeyn lieſſe/ in der groſſen Duͤrre ſeine
uͤbrige Pferde zu erhalten/ dann wie hoch der Koͤnig-
liche Hoff wegen des Abgangs ihrer Pferde/ in der
Belagerung Samariæ ſich beklagt/ iſt aus ſolchen
Hiſtorien zur Gnuͤge bekandt.

So bezeugen auch die bewerthen Scribenten/ und
unter andern Herodotus/ daß Darius den Cilicibus

zum
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[3/0009] Pferde-Schatz. Die 11. Art wilder Pferde. Die Perſianer jagen in der Landſchafft Servana die wilden Pferde/ wie alles anders Wild: Solche haben lange ſpitzige Moͤhn/ fuͤrgebogene Stirn als die Haſen/ die Groppa gar ſpitzig/ breit und harte Huͤffe/ daß ſie auch in den rauheſten Felſen und Steinwegen keines Beſchlagens beduͤrffen/ ſo feſt und ſtarck ſeyn auch ihre andern Schenckel/ daß ſie zween Tag und Nacht an einander ohne Ermuͤdung ſtreng fortlauffen koͤnnen. Seyn meiſtentheils ei- nerley Farb faſt wie die Maͤuſe/ mit ſchwartzen Strichen uͤber den Ruͤcken/ und ſchwartzen Ringen umb die Fuͤſſe. Die 12. Art wilder Pferde. Die Scytiſchen an dem Fluß Cyres ſeyn ſchnee- weiß in groſſer Menge/ welche ſonderliche Art ſon- deres Zweifels/ auß der Vermiſchung unterſchied- licher Art Thier entſtehet/ als bey den Eſeln und Pferden geſchehen iſt/ alſo noch weiter geſchehen kan. Die 13. Art wilder Pferde. Jn Hiſpanien/ ſonderlich in Gallicia/ ſeyn vor der Zeit wilde Pferde (welche treffliche Zelter) ge- weſen/ ſo ſich nunmehr verlohren. Die 14. Art wilder Pferde. Jn Teutſchlande ſeynd hin und wieder viel wild Geſtuͤdt geweſt/ welches aber darumb nicht wilde Pferd zu nennen/ weil unter ſolchen noch ein groſſer Unterſchied iſt/ als in der Schleſien in dem Bern- ſtaͤdtiſchen Fuͤrſtenthum noch ein ſolches wildes Geſtuͤde uͤbrig iſt/ woraus uͤberauß ſchoͤne und gute Pferde kommen. Hergegen haben die gantze wil- de Pferde gemeiniglich ſchwache Ruͤcken und ſeyn nicht ſonderlich von Gewaͤchs oder Geſtalt. Die 15. Art wilder Pferde. Die Hungariſchen Pferde werden wol den rech- ten wilden noch am nechſten kommen/ weil ſie unein- gefangen in offentlicher Freyheit/ wie das Wild/ fal- len/ erwachſen/ und allezeit verbleiben/ biß ſie mit Ge- fahr und Muͤhe gefangen/ und zu dem Gebrauch ge- bracht werden/ welches doch mit allen nicht geſchicht oder geſchehen kan/ wann man ſie gleich gern zahm machen wolte. Die 16. Art wilder Pferde. Plinius meldet mit mehr Scribenten/ daß zu ihrer Zeit Studten geweſen/ welche von dem Wind voll worden ſeyn/ welche gar ſchnell lauffende Pferde generiret/ die aber das dritte Jahr nicht uͤberleben koͤnnen. Solcher uͤbernatuͤrlichen generation ge- dencket Columella/ lib. 6. cap. 27. der auch Urſachen zum Beweiß geben will. Wann dieſes kein Poeti- ſche/ ſondern warhaffte Meynung im Gebrauch und muͤglich waͤre/ koͤnte es viel Unkoſten erſparen/ wel- ches Juſtinus im 44. Buch/ Sipontinus und andere mit uns fuͤr Fabeln halten. 2. Art/ als zahme Pferd. Jn der allgemeinen zahmen Art Pfer- de/ welche durch das Goͤttliche Wort zu dem menſchlichen Gebrauch erſchaffen ſeyn/ ſind vor- nemlich in zweyerley Haupt-Art einzutheilen: 1. Gemeine Pferd-Art. 1. Jſt die allgemeine/ wie es der taͤgliche Welt-Lauff mit ſich bringet. 2. Studterey Pferd. 2. So in den Studtereyen mit ſonderlichem Fleiß erzogen werden. Von denen/ ſo aus den Studte- reyen kommen. DEr Studtereyen erſter Anfang/ Erfindung und Uhrſprung koͤnte nicht ungereimt dem Ana zu- geſchrieben/ oder doch in dieſelbige Zeit geſetzet wer- den/ da der Menſchen ſinnreiches Nachdencken (wie in der Vermiſchung der Pferde und Eſel) ein und an- derer Vorthel bey den Thieren geſuchet und erfun- den/ wie auch faſt um dieſelbe Zeit/ die Egypter ſon- derlich viel auff die Pferd-Zucht gehalten/ und der- ſelben in der groſſen Theurung/ in Erhaltung ihres Lebens-Genoſſen/ als der Joſeph ſolche an ſich ge- handelt/ die man lange hernach bey des Koͤniges Sa- lomonis Zeiten demſelben/ wie auch den Heydniſchen und Syriſchen Koͤnigen zu 150. Silberlingen in der Menge verkauffet/ welches ſelbiger Zeit gegen dieſer zu rechnen/ ungleich mehr zu ſchaͤtzen war/ als wann itzo ein Pferd etlich hundert Reichsthaler gelten moͤchte. Es ſey nun gleich/ daß dieſe Pferde/ allein aus des Koͤnigs und der groͤſten Herren Geſtuͤdten erkauffet worden/ welches glaublicher/ als daß aller gemeiner Art/ Egyptiſcher Bauer-Pferde/ ſo ſehr nachgetrachtet worden/ ſo iſt doch beyderſeits der uͤberaus groſſe Nutzen zu erkennen/ welchen man ſchon zu ſelbiger Zeit/ in Erziehung guter Pferde ge- funden/ wodurch dann das Einkommen des Landes und der Land-Guͤter ſehr verbeſſert worden. Weil und wie aber ſolcher frembder Pferd groſſer Werth ein merckliches gekoſtet/ werden ſich ſonders Zweifels die folgende Koͤnige einer eigenen Zucht ſol- cher guten Art Pferd befliſſen haben/ denn ſolcher Ab- holung weiter nicht von andern Koͤnigen/ aber wohl dieſes gedacht wird/ daß dieſelbe und ſonderlich Hiß- kias mit Erbauung groſſer Stallung/ groſſen Eyfer und Fleiß angewendet/ wie ihm auch der Koͤnig Achab ſehr angelegen ſeyn lieſſe/ in der groſſen Duͤrre ſeine uͤbrige Pferde zu erhalten/ dann wie hoch der Koͤnig- liche Hoff wegen des Abgangs ihrer Pferde/ in der Belagerung Samariæ ſich beklagt/ iſt aus ſolchen Hiſtorien zur Gnuͤge bekandt. So bezeugen auch die bewerthen Scribenten/ und unter andern Herodotus/ daß Darius den Cilicibus zum A 2

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/9>, abgerufen am 28.03.2024.