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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] Dann daß so gar kein Pferd ausser der rechten Zäu-
mung/ in einige gute Bezeigung zubringen/ viel weni-
ger in derselben einer/ lang/ viel minder beständig zu
erhalten müglich/ wird die unzehlige Erfahrung ei-
nem jeden Ungläubigen leichtlich erweisen/ weil sich
allein bey den wolgezäumten Pferden/ die rechte Si-
[Spaltenumbruch] cherheit/ Fertigkeit/ Entledigung/ Gemächlichkeit
und Wolstand/ in allen ihren beweglichen Bezeigun
gen/ so wol für sich selbst/ als den Reuter befinden und
geniessen lassen/ ohne welche Stücke aller Gebrauch
der Pferde nichts als eine beschwerliche/ gefährliche/
schädliche und übelständige Arbeit zunennen.



[Spaltenumbruch]
Gemeine Zäumungs-Re-
geln der Pferde.

ALs der berühmte Reuter und grosse Monarch
Alexander sein wildes Pferd zu seiner Lust/ Noth-
durfft und Gebrauch nützlich und beqvem ma-
chen wolte/ fieng er solches mit der Zäumung an/
dann in solcher Meinung wird ihm die gantze Ver-
richtung/ so er mit demselben vorgenommen/ von sei-
nem Vater zugeschrieben/ welcher seines Namens
Bedeutung nach/ ein sonderlicher Liebhaber der Pfer-
de/ und der Reuterey gewesen/ dieselbe viel gebrauchet
und wol verstanden/ und darumb ein solches Belieben
an seines Sohns Wissenschafft getragen/ und ein sol-
ches gutes Urtheil hergenommen.

Womit er bezeuget/ daß ihm und allen andern
Reutern/ ausser der Zäumungs-Mittel/ unmüglich
fallen würde/ der Pferde/ sonderlich der wilden und
vermöglichen/ Stärcke und Widerstand zu zwingen/
inmassen viel leidige Exempel erweisen/ wie die unge-
zäumte Pferde offt aus Göttlicher Verhängniß/ vie-
len Menschen grossen Schaden zugefüget/ dessen sich
wolerfahrne und starcke Menschen nicht erwehren
können/ woraus genug erscheinet/ daß ohne die allge-
meine Göttliche Zäumung dem Menschen unmög-
lich fallen würde/ sie seinem Gehorsam völlig zu unter-
werffen/ dahero um so viel mehr Ursach haben/ sich
hierinnen der Aehnligkeit der Göttlichen Zäumungs-
Regeln zubefleissen und nachzugehen.

Dann von allem/ was bey Erziehung/ Unterwei-
sung/ Ubung und Erhaltung der Pferde/ denselben
und dem Reuter zum Besten vorzunehmen nöthig/
nützlich/ erfreulich und rühmlich/ ist solche regulirte
Zäumung das vornehmste/ ja der einige Zweck und
Mittel/ so dieselbe zu allem Gebrauch recht tüchtig ma-
chen/ bringen und darinnen behalten kan/ durch wel-
che allein durch die gute Gestalt/ alle Wissenschafft/
Kunst/ Erfahrung und gehörige Bezeigungen dersel-
ben/ mit Lust und Nutz anzusehen/ zuerlangen/ zuver-
bessern/ und allzeit zuerhalten/ auch unterschiedene
grosse und ringe Gebrechen/ zu verbergen/ zu ersetzen/
zu verbessern/ und also desto minder zu scheuen seyn.

Wo aber hergegen dieselbe gar nicht oder falsch er-
scheinet/ kan weder derselben gute Gestalt/ noch gehö-
rige Bezeigungen in einigem Gebrauch erfolgen/ viel
minder aber seynd dieselben darinn zu erhalten/ weil
auch die noch verhandene gute Eigenschafften/ aller-
dings verdunckelt/ geschändet und unnützlich gema-
chet werden: daß ihnen beyderseits/ sonderlich in
[Spaltenumbruch] dem höchsten Gebrauch/ auch alle Mittel im Unter-
weisen und Unterhalten/ übelständig/ beschwerlich/ ge-
fährlich/ verdrießlich und sch impfflich fallen.

So wird auch die gute Zäumung in allem Ge-
brauch/ aller Pferde unvermeidentlich mit dem eini-
gen Unterschied nöthig seyn/ daß die Nothdurfft/
nach dem Gebrauch höher oder ringer wird/ und ob
zwar nur der höchste auch die gröste Vollkommen-
heit erfordert/ so ist doch die rechte Zäumung auch bey
dem geringsten nicht zu entbehren/ und wird auch der-
selbige umb so viel leichter und besser seyn/ als viel sich
die Zäumung der Vollkommenheit nähert und ver-
gleichert. Dann wie die gute Zäumung das einige
Mittel ist/ welches alles übrige/ so bey dem Reiten
vorzunehmen/ gut oder böß/ leicht oder schwer ma-
chen/ befördern oder hindern kan/ so haben auch alle
die/ so sich der Pferden von Alters her bedienet/ sie ge-
liebet und gebrauchet/ solche mit guter Zäumung vor
allem andern zu versorgen/ allezeit gedencken müssen.

Dieses bezeuget neben unzehligen Exempeln auch
die heilige Schrifft/ wie sorgfältig jederzeit die gute
Zäumung auch bey dem gemeinen Gebrauch der
Pferde in acht genommen und nöthig befunden wor-
den. Dann als der Jsraelitische König im 1. Buch
der Könige am 22. v. 34. von seinem Kutscher begeh-
rete/ ihn aus der Schlacht-Ordnung und Gefahr zu
führen/ war es ein solches Geschäfft/ welches in sol-
chen Handlungen und Getümmel/ mit Verwendung
der Faust/ ausser der vollkommenen Zäumung nicht
so leicht zu thun/ als zubefehlen gewest/ welches Abso-
lon mit Verlust seines Lebens erfahren müssen/ als er
sein ungezäumtes Maul nicht erhalten können.

Daß die Pferd-Zäumung auch bey dem mittel-
mässigen Gebrauch der Last-tragenden und Reise-
Pferden eben so viel nöthig sey/ als sich auch in selbi-
gen Handlungen/ an gefährlichen Orten und Zeiten
dessen viel begiebet/ so allein vermittelst des Zaums
rechten Gebrauch verrichtet oder abgewendet werden
muß/ zeuget der weise Salomon/ so auch bey dem Ge-
brauch der Esel ein Zaum nöthig zu seyn erachtet/
Prov. 26. v. 3. Es. 66. v. 2.

Wie aber in dem höchsten Gebrauch weniger als
in andern und geringern/ Gelegenheit/ Zeit oder Mit-
tel verhanden/ den Zaum so unmässig/ sichtbarlich und
mit völliger Stärcke zu gebrauchen: so erfordern
solche Pferde auch eine mehrere Vollkommenheit ih-
rer Zäumung/ auch gleichmässige Empfindlichkeit
dessen Würckungen zuverstehen und zu geniessen.

Jn welcher Action dem Reuter die rechte Kunst

und

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] Dann daß ſo gar kein Pferd auſſer der rechten Zaͤu-
mung/ in einige gute Bezeigung zubringen/ viel weni-
ger in derſelben einer/ lang/ viel minder beſtaͤndig zu
erhalten muͤglich/ wird die unzehlige Erfahrung ei-
nem jeden Unglaͤubigen leichtlich erweiſen/ weil ſich
allein bey den wolgezaͤumten Pferden/ die rechte Si-
[Spaltenumbruch] cherheit/ Fertigkeit/ Entledigung/ Gemaͤchlichkeit
und Wolſtand/ in allen ihren beweglichen Bezeigun
gen/ ſo wol fuͤr ſich ſelbſt/ als den Reuter befinden und
genieſſen laſſen/ ohne welche Stuͤcke aller Gebrauch
der Pferde nichts als eine beſchwerliche/ gefaͤhrliche/
ſchaͤdliche und uͤbelſtaͤndige Arbeit zunennen.



[Spaltenumbruch]
Gemeine Zaͤumungs-Re-
geln der Pferde.

ALs der beruͤhmte Reuter und groſſe Monarch
Alexander ſein wildes Pferd zu ſeiner Luſt/ Noth-
durfft und Gebrauch nuͤtzlich und beqvem ma-
chen wolte/ fieng er ſolches mit der Zaͤumung an/
dann in ſolcher Meinung wird ihm die gantze Ver-
richtung/ ſo er mit demſelben vorgenommen/ von ſei-
nem Vater zugeſchrieben/ welcher ſeines Namens
Bedeutung nach/ ein ſonderlicher Liebhaber der Pfer-
de/ und der Reuterey geweſen/ dieſelbe viel gebrauchet
und wol verſtanden/ und darumb ein ſolches Belieben
an ſeines Sohns Wiſſenſchafft getragen/ und ein ſol-
ches gutes Urtheil hergenommen.

Womit er bezeuget/ daß ihm und allen andern
Reutern/ auſſer der Zaͤumungs-Mittel/ unmuͤglich
fallen wuͤrde/ der Pferde/ ſonderlich der wilden und
vermoͤglichen/ Staͤrcke und Widerſtand zu zwingen/
inmaſſen viel leidige Exempel erweiſen/ wie die unge-
zaͤumte Pferde offt aus Goͤttlicher Verhaͤngniß/ vie-
len Menſchen groſſen Schaden zugefuͤget/ deſſen ſich
wolerfahrne und ſtarcke Menſchen nicht erwehren
koͤnnen/ woraus genug erſcheinet/ daß ohne die allge-
meine Goͤttliche Zaͤumung dem Menſchen unmoͤg-
lich fallen wuͤrde/ ſie ſeinem Gehorſam voͤllig zu unter-
werffen/ dahero um ſo viel mehr Urſach haben/ ſich
hierinnen der Aehnligkeit der Goͤttlichen Zaͤumungs-
Regeln zubefleiſſen und nachzugehen.

Dann von allem/ was bey Erziehung/ Unterwei-
ſung/ Ubung und Erhaltung der Pferde/ denſelben
und dem Reuter zum Beſten vorzunehmen noͤthig/
nuͤtzlich/ erfreulich und ruͤhmlich/ iſt ſolche regulirte
Zaͤumung das vornehmſte/ ja der einige Zweck und
Mittel/ ſo dieſelbe zu allem Gebrauch recht tuͤchtig ma-
chen/ bringen und darinnen behalten kan/ durch wel-
che allein durch die gute Geſtalt/ alle Wiſſenſchafft/
Kunſt/ Erfahrung und gehoͤrige Bezeigungen derſel-
ben/ mit Luſt und Nutz anzuſehen/ zuerlangen/ zuver-
beſſern/ und allzeit zuerhalten/ auch unterſchiedene
groſſe und ringe Gebrechen/ zu verbergen/ zu erſetzen/
zu verbeſſern/ und alſo deſto minder zu ſcheuen ſeyn.

Wo aber hergegen dieſelbe gar nicht oder falſch er-
ſcheinet/ kan weder derſelben gute Geſtalt/ noch gehoͤ-
rige Bezeigungen in einigem Gebrauch erfolgen/ viel
minder aber ſeynd dieſelben darinn zu erhalten/ weil
auch die noch verhandene gute Eigenſchafften/ aller-
dings verdunckelt/ geſchaͤndet und unnuͤtzlich gema-
chet werden: daß ihnen beyderſeits/ ſonderlich in
[Spaltenumbruch] dem hoͤchſten Gebrauch/ auch alle Mittel im Unter-
weiſen und Unterhalten/ uͤbelſtaͤndig/ beſchwerlich/ ge-
faͤhrlich/ verdrießlich und ſch impfflich fallen.

So wird auch die gute Zaͤumung in allem Ge-
brauch/ aller Pferde unvermeidentlich mit dem eini-
gen Unterſchied noͤthig ſeyn/ daß die Nothdurfft/
nach dem Gebrauch hoͤher oder ringer wird/ und ob
zwar nur der hoͤchſte auch die groͤſte Vollkommen-
heit erfordert/ ſo iſt doch die rechte Zaͤumung auch bey
dem geringſten nicht zu entbehren/ und wird auch der-
ſelbige umb ſo viel leichter und beſſer ſeyn/ als viel ſich
die Zaͤumung der Vollkommenheit naͤhert und ver-
gleichert. Dann wie die gute Zaͤumung das einige
Mittel iſt/ welches alles uͤbrige/ ſo bey dem Reiten
vorzunehmen/ gut oder boͤß/ leicht oder ſchwer ma-
chen/ befoͤrdern oder hindern kan/ ſo haben auch alle
die/ ſo ſich der Pferden von Alters her bedienet/ ſie ge-
liebet und gebrauchet/ ſolche mit guter Zaͤumung vor
allem andern zu verſorgen/ allezeit gedencken muͤſſen.

Dieſes bezeuget neben unzehligen Exempeln auch
die heilige Schrifft/ wie ſorgfaͤltig jederzeit die gute
Zaͤumung auch bey dem gemeinen Gebrauch der
Pferde in acht genommen und noͤthig befunden wor-
den. Dann als der Jſraelitiſche Koͤnig im 1. Buch
der Koͤnige am 22. v. 34. von ſeinem Kutſcher begeh-
rete/ ihn aus der Schlacht-Ordnung und Gefahr zu
fuͤhren/ war es ein ſolches Geſchaͤfft/ welches in ſol-
chen Handlungen und Getuͤmmel/ mit Verwendung
der Fauſt/ auſſer der vollkommenen Zaͤumung nicht
ſo leicht zu thun/ als zubefehlen geweſt/ welches Abſo-
lon mit Verluſt ſeines Lebens erfahren muͤſſen/ als er
ſein ungezaͤumtes Maul nicht erhalten koͤnnen.

Daß die Pferd-Zaͤumung auch bey dem mittel-
maͤſſigen Gebrauch der Laſt-tragenden und Reiſe-
Pferden eben ſo viel noͤthig ſey/ als ſich auch in ſelbi-
gen Handlungen/ an gefaͤhrlichen Orten und Zeiten
deſſen viel begiebet/ ſo allein vermittelſt des Zaums
rechten Gebrauch verrichtet oder abgewendet werden
muß/ zeuget der weiſe Salomon/ ſo auch bey dem Ge-
brauch der Eſel ein Zaum noͤthig zu ſeyn erachtet/
Prov. 26. v. 3. Eſ. 66. v. 2.

Wie aber in dem hoͤchſten Gebrauch weniger als
in andern und geringern/ Gelegenheit/ Zeit oder Mit-
tel verhanden/ den Zaum ſo unmaͤſſig/ ſichtbarlich und
mit voͤlliger Staͤrcke zu gebrauchen: ſo erfordern
ſolche Pferde auch eine mehrere Vollkommenheit ih-
rer Zaͤumung/ auch gleichmaͤſſige Empfindlichkeit
deſſen Wuͤrckungen zuverſtehen und zu genieſſen.

Jn welcher Action dem Reuter die rechte Kunſt

und
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[194/0206] Neuer vollkommener Dann daß ſo gar kein Pferd auſſer der rechten Zaͤu- mung/ in einige gute Bezeigung zubringen/ viel weni- ger in derſelben einer/ lang/ viel minder beſtaͤndig zu erhalten muͤglich/ wird die unzehlige Erfahrung ei- nem jeden Unglaͤubigen leichtlich erweiſen/ weil ſich allein bey den wolgezaͤumten Pferden/ die rechte Si- cherheit/ Fertigkeit/ Entledigung/ Gemaͤchlichkeit und Wolſtand/ in allen ihren beweglichen Bezeigun gen/ ſo wol fuͤr ſich ſelbſt/ als den Reuter befinden und genieſſen laſſen/ ohne welche Stuͤcke aller Gebrauch der Pferde nichts als eine beſchwerliche/ gefaͤhrliche/ ſchaͤdliche und uͤbelſtaͤndige Arbeit zunennen. Gemeine Zaͤumungs-Re- geln der Pferde. ALs der beruͤhmte Reuter und groſſe Monarch Alexander ſein wildes Pferd zu ſeiner Luſt/ Noth- durfft und Gebrauch nuͤtzlich und beqvem ma- chen wolte/ fieng er ſolches mit der Zaͤumung an/ dann in ſolcher Meinung wird ihm die gantze Ver- richtung/ ſo er mit demſelben vorgenommen/ von ſei- nem Vater zugeſchrieben/ welcher ſeines Namens Bedeutung nach/ ein ſonderlicher Liebhaber der Pfer- de/ und der Reuterey geweſen/ dieſelbe viel gebrauchet und wol verſtanden/ und darumb ein ſolches Belieben an ſeines Sohns Wiſſenſchafft getragen/ und ein ſol- ches gutes Urtheil hergenommen. Womit er bezeuget/ daß ihm und allen andern Reutern/ auſſer der Zaͤumungs-Mittel/ unmuͤglich fallen wuͤrde/ der Pferde/ ſonderlich der wilden und vermoͤglichen/ Staͤrcke und Widerſtand zu zwingen/ inmaſſen viel leidige Exempel erweiſen/ wie die unge- zaͤumte Pferde offt aus Goͤttlicher Verhaͤngniß/ vie- len Menſchen groſſen Schaden zugefuͤget/ deſſen ſich wolerfahrne und ſtarcke Menſchen nicht erwehren koͤnnen/ woraus genug erſcheinet/ daß ohne die allge- meine Goͤttliche Zaͤumung dem Menſchen unmoͤg- lich fallen wuͤrde/ ſie ſeinem Gehorſam voͤllig zu unter- werffen/ dahero um ſo viel mehr Urſach haben/ ſich hierinnen der Aehnligkeit der Goͤttlichen Zaͤumungs- Regeln zubefleiſſen und nachzugehen. Dann von allem/ was bey Erziehung/ Unterwei- ſung/ Ubung und Erhaltung der Pferde/ denſelben und dem Reuter zum Beſten vorzunehmen noͤthig/ nuͤtzlich/ erfreulich und ruͤhmlich/ iſt ſolche regulirte Zaͤumung das vornehmſte/ ja der einige Zweck und Mittel/ ſo dieſelbe zu allem Gebrauch recht tuͤchtig ma- chen/ bringen und darinnen behalten kan/ durch wel- che allein durch die gute Geſtalt/ alle Wiſſenſchafft/ Kunſt/ Erfahrung und gehoͤrige Bezeigungen derſel- ben/ mit Luſt und Nutz anzuſehen/ zuerlangen/ zuver- beſſern/ und allzeit zuerhalten/ auch unterſchiedene groſſe und ringe Gebrechen/ zu verbergen/ zu erſetzen/ zu verbeſſern/ und alſo deſto minder zu ſcheuen ſeyn. Wo aber hergegen dieſelbe gar nicht oder falſch er- ſcheinet/ kan weder derſelben gute Geſtalt/ noch gehoͤ- rige Bezeigungen in einigem Gebrauch erfolgen/ viel minder aber ſeynd dieſelben darinn zu erhalten/ weil auch die noch verhandene gute Eigenſchafften/ aller- dings verdunckelt/ geſchaͤndet und unnuͤtzlich gema- chet werden: daß ihnen beyderſeits/ ſonderlich in dem hoͤchſten Gebrauch/ auch alle Mittel im Unter- weiſen und Unterhalten/ uͤbelſtaͤndig/ beſchwerlich/ ge- faͤhrlich/ verdrießlich und ſch impfflich fallen. So wird auch die gute Zaͤumung in allem Ge- brauch/ aller Pferde unvermeidentlich mit dem eini- gen Unterſchied noͤthig ſeyn/ daß die Nothdurfft/ nach dem Gebrauch hoͤher oder ringer wird/ und ob zwar nur der hoͤchſte auch die groͤſte Vollkommen- heit erfordert/ ſo iſt doch die rechte Zaͤumung auch bey dem geringſten nicht zu entbehren/ und wird auch der- ſelbige umb ſo viel leichter und beſſer ſeyn/ als viel ſich die Zaͤumung der Vollkommenheit naͤhert und ver- gleichert. Dann wie die gute Zaͤumung das einige Mittel iſt/ welches alles uͤbrige/ ſo bey dem Reiten vorzunehmen/ gut oder boͤß/ leicht oder ſchwer ma- chen/ befoͤrdern oder hindern kan/ ſo haben auch alle die/ ſo ſich der Pferden von Alters her bedienet/ ſie ge- liebet und gebrauchet/ ſolche mit guter Zaͤumung vor allem andern zu verſorgen/ allezeit gedencken muͤſſen. Dieſes bezeuget neben unzehligen Exempeln auch die heilige Schrifft/ wie ſorgfaͤltig jederzeit die gute Zaͤumung auch bey dem gemeinen Gebrauch der Pferde in acht genommen und noͤthig befunden wor- den. Dann als der Jſraelitiſche Koͤnig im 1. Buch der Koͤnige am 22. v. 34. von ſeinem Kutſcher begeh- rete/ ihn aus der Schlacht-Ordnung und Gefahr zu fuͤhren/ war es ein ſolches Geſchaͤfft/ welches in ſol- chen Handlungen und Getuͤmmel/ mit Verwendung der Fauſt/ auſſer der vollkommenen Zaͤumung nicht ſo leicht zu thun/ als zubefehlen geweſt/ welches Abſo- lon mit Verluſt ſeines Lebens erfahren muͤſſen/ als er ſein ungezaͤumtes Maul nicht erhalten koͤnnen. Daß die Pferd-Zaͤumung auch bey dem mittel- maͤſſigen Gebrauch der Laſt-tragenden und Reiſe- Pferden eben ſo viel noͤthig ſey/ als ſich auch in ſelbi- gen Handlungen/ an gefaͤhrlichen Orten und Zeiten deſſen viel begiebet/ ſo allein vermittelſt des Zaums rechten Gebrauch verrichtet oder abgewendet werden muß/ zeuget der weiſe Salomon/ ſo auch bey dem Ge- brauch der Eſel ein Zaum noͤthig zu ſeyn erachtet/ Prov. 26. v. 3. Eſ. 66. v. 2. Wie aber in dem hoͤchſten Gebrauch weniger als in andern und geringern/ Gelegenheit/ Zeit oder Mit- tel verhanden/ den Zaum ſo unmaͤſſig/ ſichtbarlich und mit voͤlliger Staͤrcke zu gebrauchen: ſo erfordern ſolche Pferde auch eine mehrere Vollkommenheit ih- rer Zaͤumung/ auch gleichmaͤſſige Empfindlichkeit deſſen Wuͤrckungen zuverſtehen und zu genieſſen. Jn welcher Action dem Reuter die rechte Kunſt und

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/206>, abgerufen am 28.03.2024.