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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
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Hergegen alle Krümmen/ Ungestalt/ ein-oder
auß/ vor-oder zurück hängen deß Oberntheils/ wie
auch alle Art falscher Schenckel-Setzungen/ gäntz-
lich als solche Mängel außgeschlossen/ welche diese
Bezeigung gäntzlich verhindern/ zu der erforderten
Vollkommenheit nicht kommen lassen.

Die 17. Abbildung der Ra-
doppia im Galloppo und in
Sätzen.

2. Daß die Sätze sowol auff gleicher/ als den an-
dern beyden Linien oder Wendungen/ in gantz glei-
cher Distantz/ sicher/ zierlich und fertig/ auch in glei-
cher Zeit/ Maaß und Ordnung auf einander folgen/
daß weder das Gesicht noch das Gehör einigen Un-
terschied abnehmen können.

Schliessen also alle die Sätze auß/ welche 1. auff
ein oder der andern Lini oder Wendung/ einmal wei-
ter/ das andere mal näher oder kürtzer reichen/ es ge-
schehe solches gleich mit den vordern oder hintern
Schenckeln/ mit den rechten oder lincken. 2. Die
unsicher schulderend/ strauchlend oder fallender Wei-
fe ergreiffen. 3. Mit ungebogenen starrenden Schen-
ckeln/ unformlich niedersetzen. 4. Welche langsam
oder übereylend/ unordentlich auff einander folgen.
5. Die in gleicher Zeit und Thon durch einander va-
riiren. 6. Die zu weit vorwerts kommen/ oder 7. zu
weit zurück bleiben. 8. Die unordentlich einander ab-
wechseln. 9. Daß ein Fuß den andern berühret/ 10.
hindert/ 11. im Weg stehet/ 12. drucket/ 13. anstosset/
14. beschädiget/ 15. übereylet/ 16. oder lässet/ und zu-
rück bleibet/ also alle Perfection confundiret.

3. Der Leib muß sich weder in der rechten noch lin-
cken Wendung in die Volta hängen/ sondern gerad
auffrecht bleiben.

4. Die Volta nicht abschneiden/ noch verengern.

5. Auch nicht über die gebührliche Runde erwei-
tern/ sondern ein just Circumferentz oder Circkel
halten.

6. Die Eysen müssen auff beyden Seiten in glei-
cher Tieffe.

7. Die vordern beyden aber/ nicht so tieff/ als die
hintern auff der Erden mercken/ oder im Sande zu
befinden seyn.

8. Jn den Wendungen muß das Pferd allzeit et-
was fortkommen/ oder avanziren.

9. Und dasselbe alles in den geschwinden Wen-
dungen auff der Traversir-Lini/ so gut und fertig/ als
in den Weiten/ oder auff gerader Lini in allen Bezei-
gungen/ auff der geraden Lini zu machen sey/ denn
wann die Wendung auff einer andern Lini beschlos-
sen würde/ müste sie sich auch auff einer andern anfan-
gen/ oder zwischen beyden Wendungen eine andere
Bezeigung oder Bereitschafft zu der folgenden vorge-
nommen werden/ welches übelständig/ hinderlich
und unvollkommen seyn würde/ auff diese Weise a-
ber kan der Beschluß/ der Ersten mit der folgenden ein-
stimmen/ auß einer Bezeigung richtig/ auß und auff
einander folgen.

[Spaltenumbruch]

10. Daß es sich nach deß Reuters Willen weit und
eng treiben lasse. Und zwar sowol auß der Enge in
die Weite/ und auß der Weite in die Enge/ als
wann man im Anfang der Schul solches weit oder
eng vornimmet/ darzwischen aber jede Art absonder-
lich beschliessen/ und von neuem anfangen/ oder was
anders geschehen lassen müste.

11. Wann es die langsamen Sätze desto höher;

12. Die Niedrigen aber desto geschwinder machet/
welche zu den engen Wendungen die besten seyn.

13. Wann alle Sätze in ihrer gewissen Maaß der
Länge und Breite geschehen/ daß dadurch weder die
Sicherheit/ Gemächlichkeit noch Geschwindigkeit
verhindert oder verfälschet wird/ welches ersolgen
wird/ wann die Sätze nicht breiter auff der Erden
mercken/ als dem Pferd die Schenckel vorn im Leib
stehen/ in welcher Gestalt sie in beharrlicher Stärcke
und Verfassung verbleiben können.

Wann (nach der Länge zu rechnen)/ die hintern
Schenckel nicht so nahend/ als im Gallopp geschicht/
den Vordern nachkommen oder setzen/ sondern um
so viel zurück bleiben/ als das Hintertheil dem Vor-
dern nicht auff der Runde/ sondern allein auß der
Traversir-Lini nachfolgen darff/ also leichter erheben
kan/ als im Gallopp geschehen muß/ in welchem die
hintern Schenckel den vordern nahend nachrucken
müssen/ wann sie das Vordertheil erheben/ und in
rechter Stärcke behalten sollen. Dienet also zu Er-
weisung dieser Bezeigung/ das anderwerts angezo-
gne Gleichnuß von der Heb- und Fortsetzung eines
Stuhls zur Seiten/ um so viel leichter/ ist auch dem
Pferde in den engen Wendungs-Sätzen oder Ra-
doppiren deß Pferdes Hintertheil/ das Vordere zur
Seiten zu erheben/ und sicher/ geschwind/ nieder/ o-
der auch fortzusetzen.

14. Wann es alle seine Gestalt/ Bezeigung/ Ver-
fassung/ Union/ Heb- Führ- und Setzung der vordern
und hintern Schenckel/ im springen/ wie in den en-
gen Wendungen behält/ wie unter denselben kein
Unterschied zu befinden/ noch zu machen ist.

Jn den Corvetten oder halblüfftigen
Bezeigungen/ so die 18. Abbildung mit deß
Reuters beweglichen guten Gestalt
vorstellet.
Gerader Lini.

Wird das Pferd die beyden vordern Schenckel zu-
gleich der Erden loß machen/ und so hoch erheben/
als sein Vermögen ohne Zwang oder Schwachung
seiner Jnclination zulässet/ sich dabey wol biegen/ und
die Huffeysen zurück gegen dem Leib bringen/ dabey
aber den Kopff und Halß in der besten Gestalt be-
hält/ daß es sich von deß Zaums Hülff/ Cadentz in
Cadentz auffheben/ und sanfft niedersetzen lässet.

Die Groppa wird sich wol gegen der Erden nei-
gen/ damit es dem Vorderntheil die Erhebung er-
leichtere.

Die hintern Schenckel wird es im Knie-Ge-
lenck wol biegen/ und die beyden Hüffe mitten unter
den Leib bringen/ also den Vordern wol nachsetzen/

in
Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch]

Hergegen alle Kruͤmmen/ Ungeſtalt/ ein-oder
auß/ vor-oder zuruͤck haͤngen deß Oberntheils/ wie
auch alle Art falſcher Schenckel-Setzungen/ gaͤntz-
lich als ſolche Maͤngel außgeſchloſſen/ welche dieſe
Bezeigung gaͤntzlich verhindern/ zu der erforderten
Vollkommenheit nicht kommen laſſen.

Die 17. Abbildung der Ra-
doppia im Galloppo und in
Saͤtzen.

2. Daß die Saͤtze ſowol auff gleicher/ als den an-
dern beyden Linien oder Wendungen/ in gantz glei-
cher Diſtantz/ ſicher/ zierlich und fertig/ auch in glei-
cher Zeit/ Maaß und Ordnung auf einander folgen/
daß weder das Geſicht noch das Gehoͤr einigen Un-
terſchied abnehmen koͤnnen.

Schlieſſen alſo alle die Saͤtze auß/ welche 1. auff
ein oder der andern Lini oder Wendung/ einmal wei-
ter/ das andere mal naͤher oder kuͤrtzer reichen/ es ge-
ſchehe ſolches gleich mit den vordern oder hintern
Schenckeln/ mit den rechten oder lincken. 2. Die
unſicher ſchulderend/ ſtrauchlend oder fallender Wei-
fe ergreiffen. 3. Mit ungebogenen ſtarrenden Schen-
ckeln/ unformlich niederſetzen. 4. Welche langſam
oder uͤbereylend/ unordentlich auff einander folgen.
5. Die in gleicher Zeit und Thon durch einander va-
riiren. 6. Die zu weit vorwerts kommen/ oder 7. zu
weit zuruͤck bleiben. 8. Die unordentlich einander ab-
wechſeln. 9. Daß ein Fuß den andern beruͤhret/ 10.
hindert/ 11. im Weg ſtehet/ 12. drucket/ 13. anſtoſſet/
14. beſchaͤdiget/ 15. uͤbereylet/ 16. oder laͤſſet/ und zu-
ruͤck bleibet/ alſo alle Perfection confundiret.

3. Der Leib muß ſich weder in der rechten noch lin-
cken Wendung in die Volta haͤngen/ ſondern gerad
auffrecht bleiben.

4. Die Volta nicht abſchneiden/ noch verengern.

5. Auch nicht uͤber die gebuͤhrliche Runde erwei-
tern/ ſondern ein juſt Circumferentz oder Circkel
halten.

6. Die Eyſen muͤſſen auff beyden Seiten in glei-
cher Tieffe.

7. Die vordern beyden aber/ nicht ſo tieff/ als die
hintern auff der Erden mercken/ oder im Sande zu
befinden ſeyn.

8. Jn den Wendungen muß das Pferd allzeit et-
was fortkommen/ oder avanziren.

9. Und daſſelbe alles in den geſchwinden Wen-
dungen auff der Traverſir-Lini/ ſo gut und fertig/ als
in den Weiten/ oder auff gerader Lini in allen Bezei-
gungen/ auff der geraden Lini zu machen ſey/ denn
wann die Wendung auff einer andern Lini beſchloſ-
ſen wuͤrde/ muͤſte ſie ſich auch auff einer andern anfan-
gen/ oder zwiſchen beyden Wendungen eine andere
Bezeigung oder Bereitſchafft zu der folgenden vorge-
nommen werden/ welches uͤbelſtaͤndig/ hinderlich
und unvollkommen ſeyn wuͤrde/ auff dieſe Weiſe a-
ber kan der Beſchluß/ der Erſten mit der folgenden ein-
ſtimmen/ auß einer Bezeigung richtig/ auß und auff
einander folgen.

[Spaltenumbruch]

10. Daß es ſich nach deß Reuters Willen weit und
eng treiben laſſe. Und zwar ſowol auß der Enge in
die Weite/ und auß der Weite in die Enge/ als
wann man im Anfang der Schul ſolches weit oder
eng vornimmet/ darzwiſchen aber jede Art abſonder-
lich beſchlieſſen/ und von neuem anfangen/ oder was
anders geſchehen laſſen muͤſte.

11. Wann es die langſamen Saͤtze deſto hoͤher;

12. Die Niedrigen aber deſto geſchwinder machet/
welche zu den engen Wendungen die beſten ſeyn.

13. Wann alle Saͤtze in ihrer gewiſſen Maaß der
Laͤnge und Breite geſchehen/ daß dadurch weder die
Sicherheit/ Gemaͤchlichkeit noch Geſchwindigkeit
verhindert oder verfaͤlſchet wird/ welches erſolgen
wird/ wann die Saͤtze nicht breiter auff der Erden
mercken/ als dem Pferd die Schenckel vorn im Leib
ſtehen/ in welcher Geſtalt ſie in beharrlicher Staͤrcke
und Verfaſſung verbleiben koͤnnen.

Wann (nach der Laͤnge zu rechnen)/ die hintern
Schenckel nicht ſo nahend/ als im Gallopp geſchicht/
den Vordern nachkommen oder ſetzen/ ſondern um
ſo viel zuruͤck bleiben/ als das Hintertheil dem Vor-
dern nicht auff der Runde/ ſondern allein auß der
Traverſir-Lini nachfolgen darff/ alſo leichter erheben
kan/ als im Gallopp geſchehen muß/ in welchem die
hintern Schenckel den vordern nahend nachrucken
muͤſſen/ wann ſie das Vordertheil erheben/ und in
rechter Staͤrcke behalten ſollen. Dienet alſo zu Er-
weiſung dieſer Bezeigung/ das anderwerts angezo-
gne Gleichnuß von der Heb- und Fortſetzung eines
Stuhls zur Seiten/ um ſo viel leichter/ iſt auch dem
Pferde in den engen Wendungs-Saͤtzen oder Ra-
doppiren deß Pferdes Hintertheil/ das Vordere zur
Seiten zu erheben/ und ſicher/ geſchwind/ nieder/ o-
der auch fortzuſetzen.

14. Wann es alle ſeine Geſtalt/ Bezeigung/ Ver-
faſſung/ Union/ Heb- Fuͤhr- und Setzung der vordern
und hintern Schenckel/ im ſpringen/ wie in den en-
gen Wendungen behaͤlt/ wie unter denſelben kein
Unterſchied zu befinden/ noch zu machen iſt.

Jn den Corvetten oder halbluͤfftigen
Bezeigungen/ ſo die 18. Abbildung mit deß
Reuters beweglichen guten Geſtalt
vorſtellet.
Gerader Lini.

Wird das Pferd die beyden vordern Schenckel zu-
gleich der Erden loß machen/ und ſo hoch erheben/
als ſein Vermoͤgen ohne Zwang oder Schwachung
ſeiner Jnclination zulaͤſſet/ ſich dabey wol biegen/ und
die Huffeyſen zuruͤck gegen dem Leib bringen/ dabey
aber den Kopff und Halß in der beſten Geſtalt be-
haͤlt/ daß es ſich von deß Zaums Huͤlff/ Cadentz in
Cadentz auffheben/ und ſanfft niederſetzen laͤſſet.

Die Groppa wird ſich wol gegen der Erden nei-
gen/ damit es dem Vorderntheil die Erhebung er-
leichtere.

Die hintern Schenckel wird es im Knie-Ge-
lenck wol biegen/ und die beyden Huͤffe mitten unter
den Leib bringen/ alſo den Vordern wol nachſetzen/

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[338/0390] Neuer vollkommener Hergegen alle Kruͤmmen/ Ungeſtalt/ ein-oder auß/ vor-oder zuruͤck haͤngen deß Oberntheils/ wie auch alle Art falſcher Schenckel-Setzungen/ gaͤntz- lich als ſolche Maͤngel außgeſchloſſen/ welche dieſe Bezeigung gaͤntzlich verhindern/ zu der erforderten Vollkommenheit nicht kommen laſſen. Die 17. Abbildung der Ra- doppia im Galloppo und in Saͤtzen. 2. Daß die Saͤtze ſowol auff gleicher/ als den an- dern beyden Linien oder Wendungen/ in gantz glei- cher Diſtantz/ ſicher/ zierlich und fertig/ auch in glei- cher Zeit/ Maaß und Ordnung auf einander folgen/ daß weder das Geſicht noch das Gehoͤr einigen Un- terſchied abnehmen koͤnnen. Schlieſſen alſo alle die Saͤtze auß/ welche 1. auff ein oder der andern Lini oder Wendung/ einmal wei- ter/ das andere mal naͤher oder kuͤrtzer reichen/ es ge- ſchehe ſolches gleich mit den vordern oder hintern Schenckeln/ mit den rechten oder lincken. 2. Die unſicher ſchulderend/ ſtrauchlend oder fallender Wei- fe ergreiffen. 3. Mit ungebogenen ſtarrenden Schen- ckeln/ unformlich niederſetzen. 4. Welche langſam oder uͤbereylend/ unordentlich auff einander folgen. 5. Die in gleicher Zeit und Thon durch einander va- riiren. 6. Die zu weit vorwerts kommen/ oder 7. zu weit zuruͤck bleiben. 8. Die unordentlich einander ab- wechſeln. 9. Daß ein Fuß den andern beruͤhret/ 10. hindert/ 11. im Weg ſtehet/ 12. drucket/ 13. anſtoſſet/ 14. beſchaͤdiget/ 15. uͤbereylet/ 16. oder laͤſſet/ und zu- ruͤck bleibet/ alſo alle Perfection confundiret. 3. Der Leib muß ſich weder in der rechten noch lin- cken Wendung in die Volta haͤngen/ ſondern gerad auffrecht bleiben. 4. Die Volta nicht abſchneiden/ noch verengern. 5. Auch nicht uͤber die gebuͤhrliche Runde erwei- tern/ ſondern ein juſt Circumferentz oder Circkel halten. 6. Die Eyſen muͤſſen auff beyden Seiten in glei- cher Tieffe. 7. Die vordern beyden aber/ nicht ſo tieff/ als die hintern auff der Erden mercken/ oder im Sande zu befinden ſeyn. 8. Jn den Wendungen muß das Pferd allzeit et- was fortkommen/ oder avanziren. 9. Und daſſelbe alles in den geſchwinden Wen- dungen auff der Traverſir-Lini/ ſo gut und fertig/ als in den Weiten/ oder auff gerader Lini in allen Bezei- gungen/ auff der geraden Lini zu machen ſey/ denn wann die Wendung auff einer andern Lini beſchloſ- ſen wuͤrde/ muͤſte ſie ſich auch auff einer andern anfan- gen/ oder zwiſchen beyden Wendungen eine andere Bezeigung oder Bereitſchafft zu der folgenden vorge- nommen werden/ welches uͤbelſtaͤndig/ hinderlich und unvollkommen ſeyn wuͤrde/ auff dieſe Weiſe a- ber kan der Beſchluß/ der Erſten mit der folgenden ein- ſtimmen/ auß einer Bezeigung richtig/ auß und auff einander folgen. 10. Daß es ſich nach deß Reuters Willen weit und eng treiben laſſe. Und zwar ſowol auß der Enge in die Weite/ und auß der Weite in die Enge/ als wann man im Anfang der Schul ſolches weit oder eng vornimmet/ darzwiſchen aber jede Art abſonder- lich beſchlieſſen/ und von neuem anfangen/ oder was anders geſchehen laſſen muͤſte. 11. Wann es die langſamen Saͤtze deſto hoͤher; 12. Die Niedrigen aber deſto geſchwinder machet/ welche zu den engen Wendungen die beſten ſeyn. 13. Wann alle Saͤtze in ihrer gewiſſen Maaß der Laͤnge und Breite geſchehen/ daß dadurch weder die Sicherheit/ Gemaͤchlichkeit noch Geſchwindigkeit verhindert oder verfaͤlſchet wird/ welches erſolgen wird/ wann die Saͤtze nicht breiter auff der Erden mercken/ als dem Pferd die Schenckel vorn im Leib ſtehen/ in welcher Geſtalt ſie in beharrlicher Staͤrcke und Verfaſſung verbleiben koͤnnen. Wann (nach der Laͤnge zu rechnen)/ die hintern Schenckel nicht ſo nahend/ als im Gallopp geſchicht/ den Vordern nachkommen oder ſetzen/ ſondern um ſo viel zuruͤck bleiben/ als das Hintertheil dem Vor- dern nicht auff der Runde/ ſondern allein auß der Traverſir-Lini nachfolgen darff/ alſo leichter erheben kan/ als im Gallopp geſchehen muß/ in welchem die hintern Schenckel den vordern nahend nachrucken muͤſſen/ wann ſie das Vordertheil erheben/ und in rechter Staͤrcke behalten ſollen. Dienet alſo zu Er- weiſung dieſer Bezeigung/ das anderwerts angezo- gne Gleichnuß von der Heb- und Fortſetzung eines Stuhls zur Seiten/ um ſo viel leichter/ iſt auch dem Pferde in den engen Wendungs-Saͤtzen oder Ra- doppiren deß Pferdes Hintertheil/ das Vordere zur Seiten zu erheben/ und ſicher/ geſchwind/ nieder/ o- der auch fortzuſetzen. 14. Wann es alle ſeine Geſtalt/ Bezeigung/ Ver- faſſung/ Union/ Heb- Fuͤhr- und Setzung der vordern und hintern Schenckel/ im ſpringen/ wie in den en- gen Wendungen behaͤlt/ wie unter denſelben kein Unterſchied zu befinden/ noch zu machen iſt. Jn den Corvetten oder halbluͤfftigen Bezeigungen/ ſo die 18. Abbildung mit deß Reuters beweglichen guten Geſtalt vorſtellet. Gerader Lini. Wird das Pferd die beyden vordern Schenckel zu- gleich der Erden loß machen/ und ſo hoch erheben/ als ſein Vermoͤgen ohne Zwang oder Schwachung ſeiner Jnclination zulaͤſſet/ ſich dabey wol biegen/ und die Huffeyſen zuruͤck gegen dem Leib bringen/ dabey aber den Kopff und Halß in der beſten Geſtalt be- haͤlt/ daß es ſich von deß Zaums Huͤlff/ Cadentz in Cadentz auffheben/ und ſanfft niederſetzen laͤſſet. Die Groppa wird ſich wol gegen der Erden nei- gen/ damit es dem Vorderntheil die Erhebung er- leichtere. Die hintern Schenckel wird es im Knie-Ge- lenck wol biegen/ und die beyden Huͤffe mitten unter den Leib bringen/ alſo den Vordern wol nachſetzen/ in

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/390>, abgerufen am 28.03.2024.