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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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XXXIII.
An Winkelmann.
Wenn ich der Frömmler Gaukeley'n entkommen,
So sey der Dank dafür an dich gewendet:
Wohl fand dein Geist, was nie beginnt noch endet,
Doch fand er's nicht im Predigtbuch der Frommen.
Dir ist das Licht des Göttlichen entglommen
Im Werk der Heiden, die es reich gespendet;
Denn himmlisch ist, was immer ist vollendet,
Und Christus selbst gebietet: Seyd vollkommen!
Zwar möchten gern gewisse schwarze Röcke
Den Geist verwickeln, der sich will befreyen,
Wo nicht, uns stellen in die Zahl der Böcke.
Doch laßt nur ab, die Heiden zu beschreyen!
Wer Seelen hauchen kann in Marmorblöcke,
Der ist erhaben über Litaneyen.

XXXIII.
An Winkelmann.
Wenn ich der Froͤmmler Gaukeley'n entkommen,
So ſey der Dank dafuͤr an dich gewendet:
Wohl fand dein Geiſt, was nie beginnt noch endet,
Doch fand er's nicht im Predigtbuch der Frommen.
Dir iſt das Licht des Goͤttlichen entglommen
Im Werk der Heiden, die es reich geſpendet;
Denn himmliſch iſt, was immer iſt vollendet,
Und Chriſtus ſelbſt gebietet: Seyd vollkommen!
Zwar moͤchten gern gewiſſe ſchwarze Roͤcke
Den Geiſt verwickeln, der ſich will befreyen,
Wo nicht, uns ſtellen in die Zahl der Boͤcke.
Doch laßt nur ab, die Heiden zu beſchreyen!
Wer Seelen hauchen kann in Marmorbloͤcke,
Der iſt erhaben uͤber Litaneyen.

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[201/0211] XXXIII. An Winkelmann. Wenn ich der Froͤmmler Gaukeley'n entkommen, So ſey der Dank dafuͤr an dich gewendet: Wohl fand dein Geiſt, was nie beginnt noch endet, Doch fand er's nicht im Predigtbuch der Frommen. Dir iſt das Licht des Goͤttlichen entglommen Im Werk der Heiden, die es reich geſpendet; Denn himmliſch iſt, was immer iſt vollendet, Und Chriſtus ſelbſt gebietet: Seyd vollkommen! Zwar moͤchten gern gewiſſe ſchwarze Roͤcke Den Geiſt verwickeln, der ſich will befreyen, Wo nicht, uns ſtellen in die Zahl der Boͤcke. Doch laßt nur ab, die Heiden zu beſchreyen! Wer Seelen hauchen kann in Marmorbloͤcke, Der iſt erhaben uͤber Litaneyen.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/211>, abgerufen am 19.04.2024.