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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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LIII.
Entschuldigungen wirst du kaum bedürfen,
Wenn du mich liebst; es kann dich nicht erniedern:
Verlieren würden in der Gunst der Biedern,
Die meine Gunst mir vor die Füße würfen.
Ich würde viele Freunde zählen dürfen,
Wenn ich die Freundschaft Aller könnt' erwiedern,
Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern
Die ganze Flamme meiner Seele schlürfen.
Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben,
Gehässigen Geschossen nach ihm zielest,
Muß doch sich manchen warmen Freund erwerben!
Du aber, der du jezt den Harten spielest,
Laß einst mich nur an deinem Busen sterben,
Und schließ' ein Auge, dem du wohlgefielest!

LIII.
Entſchuldigungen wirſt du kaum beduͤrfen,
Wenn du mich liebſt; es kann dich nicht erniedern:
Verlieren wuͤrden in der Gunſt der Biedern,
Die meine Gunſt mir vor die Fuͤße wuͤrfen.
Ich wuͤrde viele Freunde zaͤhlen duͤrfen,
Wenn ich die Freundſchaft Aller koͤnnt' erwiedern,
Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern
Die ganze Flamme meiner Seele ſchluͤrfen.
Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben,
Gehaͤſſigen Geſchoſſen nach ihm zieleſt,
Muß doch ſich manchen warmen Freund erwerben!
Du aber, der du jezt den Harten ſpieleſt,
Laß einſt mich nur an deinem Buſen ſterben,
Und ſchließ' ein Auge, dem du wohlgefieleſt!

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[221/0231] LIII. Entſchuldigungen wirſt du kaum beduͤrfen, Wenn du mich liebſt; es kann dich nicht erniedern: Verlieren wuͤrden in der Gunſt der Biedern, Die meine Gunſt mir vor die Fuͤße wuͤrfen. Ich wuͤrde viele Freunde zaͤhlen duͤrfen, Wenn ich die Freundſchaft Aller koͤnnt' erwiedern, Auch der Entfernten, welche blos aus Liedern Die ganze Flamme meiner Seele ſchluͤrfen. Ein warmes Herz, und wenn auch du mit herben, Gehaͤſſigen Geſchoſſen nach ihm zieleſt, Muß doch ſich manchen warmen Freund erwerben! Du aber, der du jezt den Harten ſpieleſt, Laß einſt mich nur an deinem Buſen ſterben, Und ſchließ' ein Auge, dem du wohlgefieleſt!

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/231>, abgerufen am 28.03.2024.