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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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zu erhalten, so muss die Gesellschaft ihren Kranken und
Schwachen, natürlich auch den Kindern, auf irgend eine
Weise, auf welche, ist hier gleichgültig, ein menschen-
würdiges Einkommen garantiren. Diese Versicherungs-
Forderung steht auf dem socialpolitischen Programm aller
Socialisten.

Der Conflict zwischen Individual- und Rassenhygiene.

Die drei nonselectorischen Postulate stehen mit ein-
ander in innigem Zusammenhang, sie sind im Grunde nur
einzelne Zweige der sich immer mehr Geltung schaffenden
Individual-Hygiene. Neben dem wirthschaftspolitischen,
mittelbaren Schutz der Schwachen strebt unsere Zeit einen
immer ausgedehnteren directen Schutz der rein körperlich
und geistig Schwachen und Kranken an. Hygiene, Medizin
und eine Menge von Wohlthätigkeits-Einrichtungen arbeiten
alle im Sinne des humanitären und ritterlichen Ideals, dem
Schwachen nach Kräften zu helfen. Doch gerathen alle
diese nonselectorischen Schutzmaassregeln und alles Ver-
langen, immer neue zu schaffen, offenbar in lebhaftem
Widerspruch mit dem, was wir in den vorigen Capiteln als
die reinen Forderungen der Rassenhygiene kennen gelernt
haben. Die nonselectorischen Forderungen werden von
den Menschen vertreten werden, so lange sie vom Hunger
nach Gütern und nach Gerechtigkeit getrieben werden, aber
auch ohne Erfüllung kann die Menschheit bestehen und
hat ungezählte Jahrtausende bestanden. Wenn dagegen
in einem Volk die Grundbedingungen seiner Erhaltung und
seines Fortschritts dauernd geschädigt werden, verfällt es
dem Niedergang und der Vernichtung, womit auch der Er-
füllung der humanen Ideale die Grundlage entzogen wird.

Die Forderung des Rassenwohls bleibt also die Grund-
bedingung und der Prüfstein aller anderen. Was von ihnen
geeignet ist, zu einem Stillstand oder einer noch so lang-

zu erhalten, so muss die Gesellschaft ihren Kranken und
Schwachen, natürlich auch den Kindern, auf irgend eine
Weise, auf welche, ist hier gleichgültig, ein menschen-
würdiges Einkommen garantiren. Diese Versicherungs-
Forderung steht auf dem socialpolitischen Programm aller
Socialisten.

Der Conflict zwischen Individual- und Rassenhygiene.

Die drei nonselectorischen Postulate stehen mit ein-
ander in innigem Zusammenhang, sie sind im Grunde nur
einzelne Zweige der sich immer mehr Geltung schaffenden
Individual-Hygiene. Neben dem wirthschaftspolitischen,
mittelbaren Schutz der Schwachen strebt unsere Zeit einen
immer ausgedehnteren directen Schutz der rein körperlich
und geistig Schwachen und Kranken an. Hygiene, Medizin
und eine Menge von Wohlthätigkeits-Einrichtungen arbeiten
alle im Sinne des humanitären und ritterlichen Ideals, dem
Schwachen nach Kräften zu helfen. Doch gerathen alle
diese nonselectorischen Schutzmaassregeln und alles Ver-
langen, immer neue zu schaffen, offenbar in lebhaftem
Widerspruch mit dem, was wir in den vorigen Capiteln als
die reinen Forderungen der Rassenhygiene kennen gelernt
haben. Die nonselectorischen Forderungen werden von
den Menschen vertreten werden, so lange sie vom Hunger
nach Gütern und nach Gerechtigkeit getrieben werden, aber
auch ohne Erfüllung kann die Menschheit bestehen und
hat ungezählte Jahrtausende bestanden. Wenn dagegen
in einem Volk die Grundbedingungen seiner Erhaltung und
seines Fortschritts dauernd geschädigt werden, verfällt es
dem Niedergang und der Vernichtung, womit auch der Er-
füllung der humanen Ideale die Grundlage entzogen wird.

Die Forderung des Rassenwohls bleibt also die Grund-
bedingung und der Prüfstein aller anderen. Was von ihnen
geeignet ist, zu einem Stillstand oder einer noch so lang-

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[207/0227] zu erhalten, so muss die Gesellschaft ihren Kranken und Schwachen, natürlich auch den Kindern, auf irgend eine Weise, auf welche, ist hier gleichgültig, ein menschen- würdiges Einkommen garantiren. Diese Versicherungs- Forderung steht auf dem socialpolitischen Programm aller Socialisten. Der Conflict zwischen Individual- und Rassenhygiene. Die drei nonselectorischen Postulate stehen mit ein- ander in innigem Zusammenhang, sie sind im Grunde nur einzelne Zweige der sich immer mehr Geltung schaffenden Individual-Hygiene. Neben dem wirthschaftspolitischen, mittelbaren Schutz der Schwachen strebt unsere Zeit einen immer ausgedehnteren directen Schutz der rein körperlich und geistig Schwachen und Kranken an. Hygiene, Medizin und eine Menge von Wohlthätigkeits-Einrichtungen arbeiten alle im Sinne des humanitären und ritterlichen Ideals, dem Schwachen nach Kräften zu helfen. Doch gerathen alle diese nonselectorischen Schutzmaassregeln und alles Ver- langen, immer neue zu schaffen, offenbar in lebhaftem Widerspruch mit dem, was wir in den vorigen Capiteln als die reinen Forderungen der Rassenhygiene kennen gelernt haben. Die nonselectorischen Forderungen werden von den Menschen vertreten werden, so lange sie vom Hunger nach Gütern und nach Gerechtigkeit getrieben werden, aber auch ohne Erfüllung kann die Menschheit bestehen und hat ungezählte Jahrtausende bestanden. Wenn dagegen in einem Volk die Grundbedingungen seiner Erhaltung und seines Fortschritts dauernd geschädigt werden, verfällt es dem Niedergang und der Vernichtung, womit auch der Er- füllung der humanen Ideale die Grundlage entzogen wird. Die Forderung des Rassenwohls bleibt also die Grund- bedingung und der Prüfstein aller anderen. Was von ihnen geeignet ist, zu einem Stillstand oder einer noch so lang-

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/227>, abgerufen am 24.04.2024.