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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.

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Wer nicht durch das Leid gedrungen,
Hat auch keinen Sieg errungen
Und pflückt keinen Lorbeerkranz;
Aber wann der Kampf bestanden,
Lösen sich des Schmerzes Banden
Und es winkt des Himmels Glanz!

(Die Erscheinung verschwindet unter sanfter Musikbegleitung.)
Rosenroth (erwachend).
Himmlische Erscheinung, verweile! -- Weh mir,
es war wieder nur ein Traum! Aber das Engels-
bild senkte den Balsam der Hoffnung in diese Brust
und mit neuer Kraft gestählt erwache ich zum Be-
wußtsein meiner Berufung.

(Es wird Tag.)
Casperl (gähnend.)
Gut g'schlafen hab' ich, aber jetzt sitz'n wir halt
noch auf'm alten Fleck. Der Durst hat mich ein-
g'schläfert und der Hunger hat mich wieder aufge-
weckt. Das ist eine saubere Gesellschaft.
Rosenroth.
Auf Caspar! Laß uns unsern Weg weiter suchen!
Die Hoffnung winkt und der Trost spannt die Segel
meines Lebensschiffleins auf. Die Wimpel wehen!
folge mir!
(geht ab.)
Casperl.
Ja die Gimpel gehen! Jch folge dir!
(ab.)

Wer nicht durch das Leid gedrungen,
Hat auch keinen Sieg errungen
Und pflückt keinen Lorbeerkranz;
Aber wann der Kampf beſtanden,
Löſen ſich des Schmerzes Banden
Und es winkt des Himmels Glanz!

(Die Erſcheinung verſchwindet unter ſanfter Muſikbegleitung.)
Roſenroth (erwachend).
Himmliſche Erſcheinung, verweile! — Weh mir,
es war wieder nur ein Traum! Aber das Engels-
bild ſenkte den Balſam der Hoffnung in dieſe Bruſt
und mit neuer Kraft geſtählt erwache ich zum Be-
wußtſein meiner Berufung.

(Es wird Tag.)
Casperl (gähnend.)
Gut g’ſchlafen hab’ ich, aber jetzt ſitz’n wir halt
noch auf’m alten Fleck. Der Durſt hat mich ein-
g’ſchläfert und der Hunger hat mich wieder aufge-
weckt. Das iſt eine ſaubere Geſellſchaft.
Roſenroth.
Auf Caspar! Laß uns unſern Weg weiter ſuchen!
Die Hoffnung winkt und der Troſt ſpannt die Segel
meines Lebensſchiffleins auf. Die Wimpel wehen!
folge mir!
(geht ab.)
Casperl.
Ja die Gimpel gehen! Jch folge dir!
(ab.)
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[7/0013] Wer nicht durch das Leid gedrungen, Hat auch keinen Sieg errungen Und pflückt keinen Lorbeerkranz; Aber wann der Kampf beſtanden, Löſen ſich des Schmerzes Banden Und es winkt des Himmels Glanz! (Die Erſcheinung verſchwindet unter ſanfter Muſikbegleitung.) Roſenroth (erwachend). Himmliſche Erſcheinung, verweile! — Weh mir, es war wieder nur ein Traum! Aber das Engels- bild ſenkte den Balſam der Hoffnung in dieſe Bruſt und mit neuer Kraft geſtählt erwache ich zum Be- wußtſein meiner Berufung. (Es wird Tag.) Casperl (gähnend.) Gut g’ſchlafen hab’ ich, aber jetzt ſitz’n wir halt noch auf’m alten Fleck. Der Durſt hat mich ein- g’ſchläfert und der Hunger hat mich wieder aufge- weckt. Das iſt eine ſaubere Geſellſchaft. Roſenroth. Auf Caspar! Laß uns unſern Weg weiter ſuchen! Die Hoffnung winkt und der Troſt ſpannt die Segel meines Lebensſchiffleins auf. Die Wimpel wehen! folge mir! (geht ab.) Casperl. Ja die Gimpel gehen! Jch folge dir! (ab.)

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/13>, abgerufen am 28.03.2024.