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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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Dort naht auch schon der Mond, mein Ehge-
mahl,
Und senket nieder seinen blassen Strahl.
(Der Mond erscheint und zieht oben vorbei.)
Du theurer Mann, sei herzlich mir gegrüßt,
Dein Licht die ernste Dunkelheit versüßt.
O leuchte mild mit Deinem Trostesschein
Jn dieses Haus auf die zwei Kinder klein.
Sie schlummern sanft -- vielleicht die letzte Nacht --
Weil sie der Menschenfresser streng bewacht!
Sag's den Schutzengeln, die am Himmel schweben,
Daß sie beschützen dieser Armen Leben;
Und wem Du sonst begegnest, lieber Mann
Sagst jedem noch, der etwa helfen kann.
Nun lebe wohl! wir seh'n uns wieder bald,
Jch wandle weiter durch den grünen Wald;
Erwarte mich beim ersten Morgenstrahl
Dort hinter jenen Bergen in dem Thal;
Dann haben wir den halben Erdenbogen
Auf unsrer Bahn stillwandert wohl durchzogen
Und ruh'n beisammen bis die Vögelein
Zu singen heben an im Abendschein!
(Der Vorhang fällt langsam.)
Ende des ersten Aufzuges.
Dort naht auch ſchon der Mond, mein Ehge-
mahl,
Und ſenket nieder ſeinen blaſſen Strahl.
(Der Mond erſcheint und zieht oben vorbei.)
Du theurer Mann, ſei herzlich mir gegrüßt,
Dein Licht die ernſte Dunkelheit verſüßt.
O leuchte mild mit Deinem Troſtesſchein
Jn dieſes Haus auf die zwei Kinder klein.
Sie ſchlummern ſanft — vielleicht die letzte Nacht —
Weil ſie der Menſchenfreſſer ſtreng bewacht!
Sag’s den Schutzengeln, die am Himmel ſchweben,
Daß ſie beſchützen dieſer Armen Leben;
Und wem Du ſonſt begegneſt, lieber Mann
Sagſt jedem noch, der etwa helfen kann.
Nun lebe wohl! wir ſeh’n uns wieder bald,
Jch wandle weiter durch den grünen Wald;
Erwarte mich beim erſten Morgenſtrahl
Dort hinter jenen Bergen in dem Thal;
Dann haben wir den halben Erdenbogen
Auf unſrer Bahn ſtillwandert wohl durchzogen
Und ruh’n beiſammen bis die Vögelein
Zu ſingen heben an im Abendſchein!
(Der Vorhang fällt langſam.)
Ende des erſten Aufzuges.
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[20/0024] Dort naht auch ſchon der Mond, mein Ehge- mahl, Und ſenket nieder ſeinen blaſſen Strahl. (Der Mond erſcheint und zieht oben vorbei.) Du theurer Mann, ſei herzlich mir gegrüßt, Dein Licht die ernſte Dunkelheit verſüßt. O leuchte mild mit Deinem Troſtesſchein Jn dieſes Haus auf die zwei Kinder klein. Sie ſchlummern ſanft — vielleicht die letzte Nacht — Weil ſie der Menſchenfreſſer ſtreng bewacht! Sag’s den Schutzengeln, die am Himmel ſchweben, Daß ſie beſchützen dieſer Armen Leben; Und wem Du ſonſt begegneſt, lieber Mann Sagſt jedem noch, der etwa helfen kann. Nun lebe wohl! wir ſeh’n uns wieder bald, Jch wandle weiter durch den grünen Wald; Erwarte mich beim erſten Morgenſtrahl Dort hinter jenen Bergen in dem Thal; Dann haben wir den halben Erdenbogen Auf unſrer Bahn ſtillwandert wohl durchzogen Und ruh’n beiſammen bis die Vögelein Zu ſingen heben an im Abendſchein! (Der Vorhang fällt langſam.) Ende des erſten Aufzuges.

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/24>, abgerufen am 19.04.2024.