Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Aufzug.
Seegegend. Am Ufer eine Tafel auf einem Pfahl mit
der Aufschrift: "Hier ist das Fischen verboten."
Casperl mit einer Angel.
Casperl.
Das sind mir glückliche Zeiten! Ueberall Eisen-
bahnen! Wenn Einer 's Geld hat, kann er hinfahren
wo er will; er braucht dann nur noch Logie im
Wirthshaus und's Essen und's Trinken zu zahlen.
Freiheit grad gnug! und die kost't kein Kreuzer.
Aber man hat auch pudlwenig davon. Einigkeit,
Frieden, Glückseligkeit überall, won man die Nasen
hineinsteckt! Aber bisweilen stinkt's wo. Was aber
das übrige Leben betrifft -- so weiß ich nit, ob's
da gar so brillant herschaut. Zum Beispiel hab'
ich schon seit gestern mit meiner Grethl Nix z'essen,
weil wir bei der Theuerung nicht das nothwendige
Material busitzen, uns einen Brocken Fleisch zu
Pocci, Komödienb. 5tes Bdchn. 13
I. Aufzug.
Seegegend. Am Ufer eine Tafel auf einem Pfahl mit
der Aufſchrift: „Hier iſt das Fiſchen verboten.‟
Casperl mit einer Angel.
Casperl.
Das ſind mir glückliche Zeiten! Ueberall Eiſen-
bahnen! Wenn Einer ’s Geld hat, kann er hinfahren
wo er will; er braucht dann nur noch Logie im
Wirthshaus und’s Eſſen und’s Trinken zu zahlen.
Freiheit grad gnug! und die koſt’t kein Kreuzer.
Aber man hat auch pudlwenig davon. Einigkeit,
Frieden, Glückſeligkeit überall, won man die Naſen
hineinſteckt! Aber bisweilen ſtinkt’s wo. Was aber
das übrige Leben betrifft — ſo weiß ich nit, ob’s
da gar ſo brillant herſchaut. Zum Beiſpiel hab’
ich ſchon ſeit geſtern mit meiner Grethl Nix z’eſſen,
weil wir bei der Theuerung nicht das nothwendige
Material buſitzen, uns einen Brocken Fleiſch zu
Pocci, Komödienb. 5tes Bdchn. 13
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0197" n="[193]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Seegegend. Am Ufer eine Tafel auf einem Pfahl mit<lb/>
der Auf&#x017F;chrift: &#x201E;Hier i&#x017F;t das Fi&#x017F;chen verboten.&#x201F;</hi> </stage><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Casperl</hi> mit einer Angel.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#CASPLE">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Das &#x017F;ind mir glückliche Zeiten! Ueberall Ei&#x017F;en-<lb/>
bahnen! Wenn Einer &#x2019;s Geld hat, kann er hinfahren<lb/>
wo er will; er braucht dann nur noch Logie im<lb/>
Wirthshaus und&#x2019;s E&#x017F;&#x017F;en und&#x2019;s Trinken zu zahlen.<lb/>
Freiheit grad gnug! und die ko&#x017F;t&#x2019;t kein Kreuzer.<lb/>
Aber man hat auch pudlwenig davon. Einigkeit,<lb/>
Frieden, Glück&#x017F;eligkeit überall, won man die Na&#x017F;en<lb/>
hinein&#x017F;teckt! Aber bisweilen &#x017F;tinkt&#x2019;s wo. Was aber<lb/>
das übrige Leben betrifft &#x2014; &#x017F;o weiß ich nit, ob&#x2019;s<lb/>
da gar &#x017F;o brillant her&#x017F;chaut. Zum Bei&#x017F;piel hab&#x2019;<lb/>
ich &#x017F;chon &#x017F;eit ge&#x017F;tern mit meiner Grethl Nix z&#x2019;e&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
weil wir bei der Theuerung nicht das nothwendige<lb/>
Material bu&#x017F;itzen, uns einen Brocken Flei&#x017F;ch zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Pocci,</hi> Komödienb. 5tes Bdchn. 13</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[193]/0197] I. Aufzug. Seegegend. Am Ufer eine Tafel auf einem Pfahl mit der Aufſchrift: „Hier iſt das Fiſchen verboten.‟ Casperl mit einer Angel. Casperl. Das ſind mir glückliche Zeiten! Ueberall Eiſen- bahnen! Wenn Einer ’s Geld hat, kann er hinfahren wo er will; er braucht dann nur noch Logie im Wirthshaus und’s Eſſen und’s Trinken zu zahlen. Freiheit grad gnug! und die koſt’t kein Kreuzer. Aber man hat auch pudlwenig davon. Einigkeit, Frieden, Glückſeligkeit überall, won man die Naſen hineinſteckt! Aber bisweilen ſtinkt’s wo. Was aber das übrige Leben betrifft — ſo weiß ich nit, ob’s da gar ſo brillant herſchaut. Zum Beiſpiel hab’ ich ſchon ſeit geſtern mit meiner Grethl Nix z’eſſen, weil wir bei der Theuerung nicht das nothwendige Material buſitzen, uns einen Brocken Fleiſch zu Pocci, Komödienb. 5tes Bdchn. 13

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/197
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. [193]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/197>, abgerufen am 25.04.2024.