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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

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Prinz.
Tollkopf!
Casperl.
Allein einen Hunger hab' ich, einen Durst --
Prinz.
Nichts als Hunger oder Durst heißt's bei Dir.
Dieß ist deine Lebensaufgabe.
Casperl.
Jch glaub', daß das auch so ziemlich Jhre
Lebensaufgabe ist; denn, wenn Sie den Hunger
nicht stillen und den Durst nicht löschen würden,
so wär's aus mit Jhnen; also ist Essen und
Trinken auch Jhre Löbensaufgabe.
Prinz.
Nun -- so beeile dich, deine Pflicht als Mensch
zu erfüllen. Reite in's Schloß voraus; pflege
Deines kostbaren Lebens. Bestelle mir mein Nacht-
mahl. Jch will hier noch ein wenig ruhen und
der Abendluft genießen. Bald folg' ich nach.
Casperl.
Sogleich werde ich meinen Schimmel besteigen,
den ich da draußen hinter den Coulissen angebun-
den hab' und nach Haus trotteln. Gehorsamster
Diener.
(ab.)
Prinz.
Tollkopf!
Casperl.
Allein einen Hunger hab’ ich, einen Durſt —
Prinz.
Nichts als Hunger oder Durſt heißt’s bei Dir.
Dieß iſt deine Lebensaufgabe.
Casperl.
Jch glaub’, daß das auch ſo ziemlich Jhre
Lebensaufgabe iſt; denn, wenn Sie den Hunger
nicht ſtillen und den Durſt nicht löſchen würden,
ſo wär’s aus mit Jhnen; alſo iſt Eſſen und
Trinken auch Jhre Löbensaufgabe.
Prinz.
Nun — ſo beeile dich, deine Pflicht als Menſch
zu erfüllen. Reite in’s Schloß voraus; pflege
Deines koſtbaren Lebens. Beſtelle mir mein Nacht-
mahl. Jch will hier noch ein wenig ruhen und
der Abendluft genießen. Bald folg’ ich nach.
Casperl.
Sogleich werde ich meinen Schimmel beſteigen,
den ich da draußen hinter den Couliſſen angebun-
den hab’ und nach Haus trotteln. Gehorſamſter
Diener.
(ab.)
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[4/0008] Prinz. Tollkopf! Casperl. Allein einen Hunger hab’ ich, einen Durſt — Prinz. Nichts als Hunger oder Durſt heißt’s bei Dir. Dieß iſt deine Lebensaufgabe. Casperl. Jch glaub’, daß das auch ſo ziemlich Jhre Lebensaufgabe iſt; denn, wenn Sie den Hunger nicht ſtillen und den Durſt nicht löſchen würden, ſo wär’s aus mit Jhnen; alſo iſt Eſſen und Trinken auch Jhre Löbensaufgabe. Prinz. Nun — ſo beeile dich, deine Pflicht als Menſch zu erfüllen. Reite in’s Schloß voraus; pflege Deines koſtbaren Lebens. Beſtelle mir mein Nacht- mahl. Jch will hier noch ein wenig ruhen und der Abendluft genießen. Bald folg’ ich nach. Casperl. Sogleich werde ich meinen Schimmel beſteigen, den ich da draußen hinter den Couliſſen angebun- den hab’ und nach Haus trotteln. Gehorſamſter Diener. (ab.)

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/8>, abgerufen am 29.03.2024.