Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Aufzug.
Wald.
Casperl (tritt gravitätischen Schrittes ein).
So bin ich den Mauern der Stadt entflohen
und bufinde mich in Sicherheit vor dem Auswurfe
der menschlichen Gesellschaft. Ha! vor dem Aus-
wurfe! Ja vor den Wüthrichen, die mich verfolgen.
Wüthrich Nr. 1: das ist der Wirth zum "blauen
Bock", weil ich ihm seit einem halben Jahr die
Zech schuldig bin; Wüthrich Nr. 2: das ist der
Caffetier zum "goldenen Caffeschalerl", dem ich die
Ehr' g'schenkt hab, seit einem Jahr umsonst bei
ihm zu frühstucken; Wüthrich Nr. 3: der infame
Bierzapfler, für den ich die Gefälligkeit hatte, einige
Fasseln Fluidums zu berauben. Diese und andere
habsüchtige Staatsbürger verfolgen mich wie Hyänen.
Was soll ich anfangen? Sie haben mich aus-
pfänden lassen, obgleich sie nur einen Strohsack,
einen Stiefelzieher, eine gebrochene Putzscheer und
einen steinernen Maßkrug ohne Deckel in meinen
I. Aufzug.
Wald.
Casperl (tritt gravitätiſchen Schrittes ein).
So bin ich den Mauern der Stadt entflohen
und bufinde mich in Sicherheit vor dem Auswurfe
der menſchlichen Geſellſchaft. Ha! vor dem Aus-
wurfe! Ja vor den Wüthrichen, die mich verfolgen.
Wüthrich Nr. 1: das iſt der Wirth zum „blauen
Bock‟, weil ich ihm ſeit einem halben Jahr die
Zech ſchuldig bin; Wüthrich Nr. 2: das iſt der
Caffetier zum „goldenen Caffeſchalerl‟, dem ich die
Ehr’ g’ſchenkt hab, ſeit einem Jahr umſonſt bei
ihm zu frühſtucken; Wüthrich Nr. 3: der infame
Bierzapfler, für den ich die Gefälligkeit hatte, einige
Faſſeln Fluidums zu berauben. Dieſe und andere
habſüchtige Staatsbürger verfolgen mich wie Hyänen.
Was ſoll ich anfangen? Sie haben mich aus-
pfänden laſſen, obgleich ſie nur einen Strohſack,
einen Stiefelzieher, eine gebrochene Putzſcheer und
einen ſteinernen Maßkrug ohne Deckel in meinen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0233"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#b">Aufzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">Wald.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#CASL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker>
            <stage>(tritt gravitäti&#x017F;chen Schrittes ein).</stage><lb/>
            <p>So bin ich den Mauern der Stadt entflohen<lb/>
und bufinde mich in Sicherheit vor dem Auswurfe<lb/>
der men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Ha! vor dem Aus-<lb/>
wurfe! Ja vor den Wüthrichen, die mich verfolgen.<lb/>
Wüthrich Nr. 1: das i&#x017F;t der Wirth zum &#x201E;blauen<lb/>
Bock&#x201F;, weil ich ihm &#x017F;eit einem halben Jahr die<lb/>
Zech &#x017F;chuldig bin; Wüthrich Nr. 2: das i&#x017F;t der<lb/>
Caffetier zum &#x201E;goldenen Caffe&#x017F;chalerl&#x201F;, dem ich die<lb/>
Ehr&#x2019; g&#x2019;&#x017F;chenkt hab, &#x017F;eit einem Jahr um&#x017F;on&#x017F;t bei<lb/>
ihm zu früh&#x017F;tucken; Wüthrich Nr. 3: der infame<lb/>
Bierzapfler, für den ich die Gefälligkeit hatte, einige<lb/>
Fa&#x017F;&#x017F;eln Fluidums zu berauben. Die&#x017F;e und andere<lb/>
hab&#x017F;üchtige Staatsbürger verfolgen mich wie Hyänen.<lb/>
Was &#x017F;oll ich anfangen? Sie haben mich aus-<lb/>
pfänden la&#x017F;&#x017F;en, obgleich &#x017F;ie nur einen Stroh&#x017F;ack,<lb/>
einen Stiefelzieher, eine gebrochene Putz&#x017F;cheer und<lb/>
einen &#x017F;teinernen Maßkrug ohne Deckel in meinen<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0233] I. Aufzug. Wald. Casperl (tritt gravitätiſchen Schrittes ein). So bin ich den Mauern der Stadt entflohen und bufinde mich in Sicherheit vor dem Auswurfe der menſchlichen Geſellſchaft. Ha! vor dem Aus- wurfe! Ja vor den Wüthrichen, die mich verfolgen. Wüthrich Nr. 1: das iſt der Wirth zum „blauen Bock‟, weil ich ihm ſeit einem halben Jahr die Zech ſchuldig bin; Wüthrich Nr. 2: das iſt der Caffetier zum „goldenen Caffeſchalerl‟, dem ich die Ehr’ g’ſchenkt hab, ſeit einem Jahr umſonſt bei ihm zu frühſtucken; Wüthrich Nr. 3: der infame Bierzapfler, für den ich die Gefälligkeit hatte, einige Faſſeln Fluidums zu berauben. Dieſe und andere habſüchtige Staatsbürger verfolgen mich wie Hyänen. Was ſoll ich anfangen? Sie haben mich aus- pfänden laſſen, obgleich ſie nur einen Strohſack, einen Stiefelzieher, eine gebrochene Putzſcheer und einen ſteinernen Maßkrug ohne Deckel in meinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/233
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/233>, abgerufen am 18.04.2024.