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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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VI.

Nachdem das Manöver vorüber, hatte der Graf Urlaub
genommen, um die Hochzeit seiner Schwester Wanda auszu¬
richten. Große Vorbereitungen wurden in Schloß Saland zu
diesem Feste getroffen. Der Adel der Nachbarschaft, die Magna¬
ten der Provinz waren geladen. Aus Berlin waren Freunde
des Bräutigams und Kameraden des Wirtes eingetroffen, und
immer noch erschienen neue Gäste.

Es war ein Fest für die ganze Gegend. Die kleinen
Leute nahmen die Gelegenheit wahr, einmal gründlich blauen
Montag zu machen. Täglich gab es in Saland jetzt etwas zu
sehen. Einmal hieß es, ein Wagen sei angekommen, mit sechs
Pferden davor, Kutscher und Diener dazu mit feuerroten Röcken.
Natürlich lief man da von der Arbeit fort, um das Wunder
zu begaffen. Dann wieder gab es ein Feuerwerk. Leute in
einem entfernten Dorfe sahen davon den Schein gegen den
nächtlichen Himmel und glaubten, es müsse ein Schadenfeuer
sein. Die Sturmglocke wurde angeschlagen, die Feuerwehr
allarmiert. Die Feuerwehren der Ortschaften, durch die man
kam, schlossen sich an. Und so erschien schließlich eine ganze
Anzahl Spritzen vor Schloß Saland. Als man wahrnahm,
daß es gar kein Feuer gab, schimpfte man weidlich.

Der Graf erfuhr von dem falschen Alarm und ließ den
Leuten Bier geben aus der Schloßbrauerei, damit sie, statt
des Feuers, wenigstens ihren Durst löschen möchten. --

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VI.

Nachdem das Manöver vorüber, hatte der Graf Urlaub
genommen, um die Hochzeit ſeiner Schweſter Wanda auszu¬
richten. Große Vorbereitungen wurden in Schloß Saland zu
dieſem Feſte getroffen. Der Adel der Nachbarſchaft, die Magna¬
ten der Provinz waren geladen. Aus Berlin waren Freunde
des Bräutigams und Kameraden des Wirtes eingetroffen, und
immer noch erſchienen neue Gäſte.

Es war ein Feſt für die ganze Gegend. Die kleinen
Leute nahmen die Gelegenheit wahr, einmal gründlich blauen
Montag zu machen. Täglich gab es in Saland jetzt etwas zu
ſehen. Einmal hieß es, ein Wagen ſei angekommen, mit ſechs
Pferden davor, Kutſcher und Diener dazu mit feuerroten Röcken.
Natürlich lief man da von der Arbeit fort, um das Wunder
zu begaffen. Dann wieder gab es ein Feuerwerk. Leute in
einem entfernten Dorfe ſahen davon den Schein gegen den
nächtlichen Himmel und glaubten, es müſſe ein Schadenfeuer
ſein. Die Sturmglocke wurde angeſchlagen, die Feuerwehr
allarmiert. Die Feuerwehren der Ortſchaften, durch die man
kam, ſchloſſen ſich an. Und ſo erſchien ſchließlich eine ganze
Anzahl Spritzen vor Schloß Saland. Als man wahrnahm,
daß es gar kein Feuer gab, ſchimpfte man weidlich.

Der Graf erfuhr von dem falſchen Alarm und ließ den
Leuten Bier geben aus der Schloßbrauerei, damit ſie, ſtatt
des Feuers, wenigſtens ihren Durſt löſchen möchten. —

22 *
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[[339]/0353] VI. Nachdem das Manöver vorüber, hatte der Graf Urlaub genommen, um die Hochzeit ſeiner Schweſter Wanda auszu¬ richten. Große Vorbereitungen wurden in Schloß Saland zu dieſem Feſte getroffen. Der Adel der Nachbarſchaft, die Magna¬ ten der Provinz waren geladen. Aus Berlin waren Freunde des Bräutigams und Kameraden des Wirtes eingetroffen, und immer noch erſchienen neue Gäſte. Es war ein Feſt für die ganze Gegend. Die kleinen Leute nahmen die Gelegenheit wahr, einmal gründlich blauen Montag zu machen. Täglich gab es in Saland jetzt etwas zu ſehen. Einmal hieß es, ein Wagen ſei angekommen, mit ſechs Pferden davor, Kutſcher und Diener dazu mit feuerroten Röcken. Natürlich lief man da von der Arbeit fort, um das Wunder zu begaffen. Dann wieder gab es ein Feuerwerk. Leute in einem entfernten Dorfe ſahen davon den Schein gegen den nächtlichen Himmel und glaubten, es müſſe ein Schadenfeuer ſein. Die Sturmglocke wurde angeſchlagen, die Feuerwehr allarmiert. Die Feuerwehren der Ortſchaften, durch die man kam, ſchloſſen ſich an. Und ſo erſchien ſchließlich eine ganze Anzahl Spritzen vor Schloß Saland. Als man wahrnahm, daß es gar kein Feuer gab, ſchimpfte man weidlich. Der Graf erfuhr von dem falſchen Alarm und ließ den Leuten Bier geben aus der Schloßbrauerei, damit ſie, ſtatt des Feuers, wenigſtens ihren Durſt löſchen möchten. — 22 *

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. [339]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/353>, abgerufen am 25.04.2024.