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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
Das sieben und dreyßigste Capitel.
Vom rechten Calmus.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 93.

CAlamus verus, oder besser zu sagen,
amarus, der rechte und bittere Cal-
mus,
ist ein Rohr, wie ein Federkiel
dicke, zwey oder drey Schuh hoch, durch
Knoten abgetheilet, aus denen grüne
Blätter und kleine Dolden, mit gelben
Blumen, hervorwachsen.

Dieses kleine Rohr wächst an vielen
Orten in Levante/ von dannen es un-
terweilen gantz, meistentheils aber in
Bündlein, die eines halben Fusses lang
sind, nach Marseille gebracht wird.

Man soll dasjenige erwehlen, welches
fein dicke, dazu von seinen kleinen Wur-
tzeln und Aesten wohlgesaubert, in
[Spaltenumbruch] Bündlein gebunden sey: sich auch vor-
sehen, daß nicht viel Wurtzeln und klei-
ne Reißlein drunter gemischet. Von
aussen soll es röthlicht grau, inwendig
weiß sehen, und ein weisses Marck ha-
ben, denn, wenn das Rohr zu alt, wird
dieses gelb und zu Staube, als ob es die
Würme zerfressen: es muß auch kra-
chen, wenn man es zerbricht, und uner-
träglich bitter schmecken, wenn es in
den Mund genommen wird.

Es wird vornehmlich zum Theriac
gebrauchet, und hat keiner praeparation
nöthig, als daß es also ausgesuchet wer-
de, wie oben angezeiget.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und dreyßigste Capitel.
Vom Zuckerrohr.
[Spaltenumbruch]

DJe Zuckerrohr/ Canna melles, wach-
sen an gar vielen Orten in Jndien,
Brasilien
und in den Antilleninseln.

Siehe Fig. 94.

Wenn diese Rohre in der Erde liegen,
stossen sie bey iedweden Knoten ein an-
deres, fünff bis sechs Schuh hohes Rohr
hervor, welches mit grünen, langen,
schmalen und scharffen Blättern besetzet
ist. Wann das Rohr zur Helffte in die
Höhe gewachsen, schießt ein Stengel
hervor, der oben spitzig ist, daran sitzen
zu oberst die silberweissen Blumen in
Gestalt eines Federbusches.

Wann nun die Americaner ihre
Felder wohl zugerichtet, alsdann ma-
[Spaltenumbruch] chen sie, eben als wie wir auf unsern
Feldern, eines halben Schuhes tieffe
Furchen, darein legen sie ein Rohr, das
ohngefehr drey Schuh lang ist, und an
dessen beyde Enden wiederum zwey an-
dere, creutzweis über einander, und fah-
ren also fort, bis sie die Felder gantz be-
stellet. Nach Verlauff sechs oder sieben
Monaten, binnen welcher Zeit ihre
Schosse zu treiben pflegen, schneidet
man sie ab, und macht den Zucker dar-
aus, wie in folgenden soll gemeldet wer-
den.

Diese Schößlinge dienen denen Wil-
den Bogen daraus zu machen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und dreyßigste Capitel.
Wie der Zucker aus den Rohren gezogen wird.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 95.

NAchdem die Americaner ihre Zu-
ckerrohre über dem ersten Knoten
abgeschnitten, streiffeln sie die Blät-
ter davon ab, und machen Bündel
draus, welche sie nach der Mühle brin-
gen, die aus drey Waltzen, von einerley
Stärcke, mit gleich dicken eisernen Plat-
ten beleget, bestehet. Die mittelste ist
um ein gut Theil höher, zu dem Ende,
damit die beyden Bäume, welche zu
oberst dadurch gehen, und daran die
Ochsen gespannet sind, ohne Hinderung
des Wercks, können herum gedrehet
werden. Um diese grosse Waltze gehet
ein Kamm, dessen Zähne in die Löcher,
welche eben deswegen in die andern bey-
[Spaltenumbruch] den Waltzen gemacht sind, greiffen, und
dieselben solcher gestalt herum drehen.
Also zerdrucken und zerqvetschen sie die
Rohre, daß sie gantz trucken und ohne
Saft sind, wenn sie auf der andern Sei-
te heraus kommen. (Wann ohngefehr
ein Americaner oder ein Frantzose, der
die Rohr auf die Mühle bringt, einen
Finger darzwischen bekommt, muß ihm
also fort der Arm abgeschlagen werden,
oder er würde, ehe er sichs versähe, zer-
malmet seyn. Dannenhero, so bald je-
mand bey dem Finger erwischet wird,
hauet ihm ein anderer den Arm mit dem
Hauer ab, und wird hernach, wenn er
geheilet worden, zum Botschafft lauf-

fen
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
Das ſieben und dreyßigſte Capitel.
Vom rechten Calmus.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 93.

CAlamus verus, oder beſſer zu ſagen,
amarus, der rechte und bittere Cal-
mus,
iſt ein Rohr, wie ein Federkiel
dicke, zwey oder drey Schuh hoch, durch
Knoten abgetheilet, aus denen gruͤne
Blaͤtter und kleine Dolden, mit gelben
Blumen, hervorwachſen.

Dieſes kleine Rohr waͤchſt an vielen
Orten in Levante/ von dannen es un-
terweilen gantz, meiſtentheils aber in
Buͤndlein, die eines halben Fuſſes lang
ſind, nach Marſeille gebracht wird.

Man ſoll dasjenige eꝛwehlen, welches
fein dicke, dazu von ſeinen kleinen Wur-
tzeln und Aeſten wohlgeſaubert, in
[Spaltenumbruch] Buͤndlein gebunden ſey: ſich auch vor-
ſehen, daß nicht viel Wurtzeln und klei-
ne Reißlein drunter gemiſchet. Von
auſſen ſoll es roͤthlicht grau, inwendig
weiß ſehen, und ein weiſſes Marck ha-
ben, denn, wenn das Rohr zu alt, wird
dieſes gelb und zu Staube, als ob es die
Wuͤrme zerfreſſen: es muß auch kra-
chen, wenn man es zerbricht, und uner-
traͤglich bitter ſchmecken, wenn es in
den Mund genommen wird.

Es wird vornehmlich zum Theriac
gebrauchet, und hat keiner præparation
noͤthig, als daß es alſo ausgeſuchet wer-
de, wie oben angezeiget.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und dreyßigſte Capitel.
Vom Zuckerrohr.
[Spaltenumbruch]

DJe Zuckerrohr/ Canna melles, wach-
ſen an gar vielen Orten in Jndien,
Braſilien
und in den Antilleninſeln.

Siehe Fig. 94.

Wenn dieſe Rohre in der Erde liegen,
ſtoſſen ſie bey iedweden Knoten ein an-
deres, fuͤnff bis ſechs Schuh hohes Rohr
hervor, welches mit gruͤnen, langen,
ſchmalen und ſcharffen Blaͤttern beſetzet
iſt. Wann das Rohr zur Helffte in die
Hoͤhe gewachſen, ſchießt ein Stengel
hervor, der oben ſpitzig iſt, daran ſitzen
zu oberſt die ſilberweiſſen Blumen in
Geſtalt eines Federbuſches.

Wann nun die Americaner ihre
Felder wohl zugerichtet, alsdann ma-
[Spaltenumbruch] chen ſie, eben als wie wir auf unſern
Feldern, eines halben Schuhes tieffe
Furchen, darein legen ſie ein Rohr, das
ohngefehr drey Schuh lang iſt, und an
deſſen beyde Enden wiederum zwey an-
dere, creutzweis uͤber einander, und fah-
ren alſo fort, bis ſie die Felder gantz be-
ſtellet. Nach Verlauff ſechs oder ſieben
Monaten, binnen welcher Zeit ihre
Schoſſe zu treiben pflegen, ſchneidet
man ſie ab, und macht den Zucker dar-
aus, wie in folgenden ſoll gemeldet wer-
den.

Dieſe Schoͤßlinge dienen denen Wil-
den Bogen daraus zu machen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und dreyßigſte Capitel.
Wie der Zucker aus den Rohren gezogen wird.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 95.

NAchdem die Americaner ihre Zu-
ckerrohre uͤber dem erſten Knoten
abgeſchnitten, ſtreiffeln ſie die Blaͤt-
ter davon ab, und machen Buͤndel
draus, welche ſie nach der Muͤhle brin-
gen, die aus drey Waltzen, von einerley
Staͤrcke, mit gleich dicken eiſernen Plat-
ten beleget, beſtehet. Die mittelſte iſt
um ein gut Theil hoͤher, zu dem Ende,
damit die beyden Baͤume, welche zu
oberſt dadurch gehen, und daran die
Ochſen geſpannet ſind, ohne Hinderung
des Wercks, koͤnnen herum gedrehet
werden. Um dieſe groſſe Waltze gehet
ein Kamm, deſſen Zaͤhne in die Loͤcher,
welche eben deswegen in die andern bey-
[Spaltenumbruch] den Waltzen gemacht ſind, greiffen, und
dieſelben ſolcher geſtalt herum drehen.
Alſo zerdrucken und zerqvetſchen ſie die
Rohre, daß ſie gantz trucken und ohne
Saft ſind, wenn ſie auf der andern Sei-
te heraus kommen. (Wann ohngefehr
ein Americaner oder ein Frantzoſe, der
die Rohr auf die Muͤhle bringt, einen
Finger darzwiſchen bekommt, muß ihm
alſo fort der Arm abgeſchlagen werden,
oder er wuͤrde, ehe er ſichs verſaͤhe, zer-
malmet ſeyn. Dannenhero, ſo bald je-
mand bey dem Finger erwiſchet wird,
hauet ihm ein anderer den Arm mit dem
Hauer ab, und wird hernach, wenn er
geheilet worden, zum Botſchafft lauf-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/117>, abgerufen am 28.03.2024.