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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Cete bey Montpellier sehr häuffig
wächst. Dieses purgiret noch stärcker
[Spaltenumbruch] als die Sennesblätter, und wird von et-
lichen weisser Turbit genennet.

Weisser Tur-
bit.
[Ende Spaltensatz]
Das siebende Capitel.
Von den Plantis Capillaribus, allerhand Sorten
Frauenhaar.
[Spaltenumbruch]

DJeses sind kleine Kräutlein, die uns
von unterschiedenen Orten gantz
überbracht werden, unter denen die vor-
nehmsten, und die am meisten geachte-
ten, diejenigen sind, die aus Canada
gebracht, und deshalben von den Bota-
nicis Adiantum album Canadense,
weisse
Siehe Fig. 128.Steinraute aus Canada betitelt
werden. Das Kraut wächst ohngefehr
eines Fusses hoch, der Stengel ist sehr
dünne, hart und schwärtzlicht, daraus
entspriessen kleine Zweiglein, mit grü-
nen zackichten Blättlein beladen. Es
wächst auch in Brasilien, und wird
Adiantum Brasilianum geheissen. Jn dem
königlichen Garten zu Paris wird die-
ses Gewächs mit grosser Sorgfalt, nebst
einem Hauffen anderer fremden Ge-
wächse erzogen, welche aus vielen Orten
der Welt durch die Herren Fagon und
Tournefort, die berühmtesten Botanicos
unserer Zeit, darein gebracht sind worden.

Syrupus de Ca-
pillaribus Ca-
nadae.

Ohne diese Kräuter, die uns Cana-
da
zusendet, lassen wir auch den Sy-
rup
davon kommen, welcher wenn er
recht beschaffen, eine Ambrafarbe und
guten Geschmack haben soll, anbey muß
er wohl und gnugsam gekocht seyn, nicht
sauer oder modricht riechen, soviel als
möglich klar und helle, und gewiß aus
Canada gebracht seyn.

Diesem Syrup werden gewaltige
Eigenschaften beygeleget: absonderlich
soll er die Flüsse und andere Brustbe-
schwerungen vertreiben, auch den klei-
nen Kindern, mit etwas Mandelöl ge-
geben, gar dienlich seyn.

Gleichfalls lassen wir, ausser diese
Kräuter und Syrup, einen dergleichen
Syrupus Capil-
larium Mon-
speliensium.
Syrup von Montpellier kommen, der
von einem Kraute, bey den Botanicis
Adiantum album Monspeliense
genannt,
Steinraute
von Mont-
pellier. Siehe
Fig. 129.
bereitet wird. Dieser ist von jenem gar
wenig unterschieden, sonderlich, wenn
er recht zugerichtet ist, das heißt, wenn
er nicht von solchem Kraute, das schon
einmahl dazu gebrauchet, und wiede-
rum getrocknet worden, gemachet ist/
welches bey ein und andern Apothecker
[Spaltenumbruch] zu Montpellier nicht selten geschicht,
aber gar leichte kan gemercket werden,
weil er überaus weiß ist, und schier nicht
anders als zerlassener Zucker schmeckt,
da hingegen der, welcher recht und ge-
treulich zugerichtet ist, wie Amber sie-
het, und sehr angenehme schmecket.

Dieser Syrup soll eben, als wie der
Canadische, erwehlet werden: wie ihm
dann auch gleiche Kräfte zugerechnet
werden. Man lasse ihm ingleichen ge-
sagt seyn, und kauffe beyde Sorten die-
ses Syrups bey redlichen Kauffleuten
und Spezereyhändlern, die ihn selbst
kommen lassen, denn der, den die meisten
Apothecker verkauffen, ist nichts anders,
als ein zusammen gesetzter Syrup von
den Capillaribus dieses Landes, dem Adi-
anto nigro,
oder Frauenhaar, Politry-Siehe Fig. 130.
131. 132. 133.

cho, Ceterach, und Scolopendria, der
Hirschzunge. Etliche thun noch die fri-
schen Wurtzeln vom Engelsüß, Salvia
Vitae
Mauerraute und Süßholtz dazu,Siehe Fig. 134.
135.

da dann diese Kräuter zusammen den
Syrup röthlicht machen, wiewohl er bey
weitem nicht so sehr, als wie der aus Ca-
nada und von Montpellier vertrieben
wird. Damit aber die Apothecker diesen
Syrup desto besser nachmachen mögen, so
ziehen sie ein Wasser aus diesen Kräutern,
und bereiten damit einen Syrup, welcher
weiß ist, und viel verkauffet wird, ob er
schon nicht mehr Kraft, denn zerlassener
Zucker hat.

Wir lassen auch eine dünne Conserve
von den Capillaribus von Montpellier
kommen, wiewohl nur selten, dieweil
wenig darnach gefraget wird. Was
die Zubereitung dieser Syrupe betrifft,
davon habe ich nichts gedacht: wer sie
aber von den Capillaribus von Canada
oder Montpellier zurichten will, mag
sich in den Pharmacopoeis, die davon han-
deln, umsehen.

Man lasse sich auch warnen, und ge-
be Achtung, ob die Capillares, welche et-
liche verkauffen, gewiß von Montpellier
oder aus Canada kommen; denn ihrer
etliche die getrockneten Capillares, die

hie-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Cete bey Montpellier ſehr haͤuffig
waͤchſt. Dieſes purgiret noch ſtaͤrcker
[Spaltenumbruch] als die Sennesblaͤtter, und wird von et-
lichen weiſſer Turbit genennet.

Weiſſer Tur-
bit.
[Ende Spaltensatz]
Das ſiebende Capitel.
Von den Plantis Capillaribus, allerhand Sorten
Frauenhaar.
[Spaltenumbruch]

DJeſes ſind kleine Kraͤutlein, die uns
von unterſchiedenen Orten gantz
uͤberbracht werden, unter denen die vor-
nehmſten, und die am meiſten geachte-
ten, diejenigen ſind, die aus Canada
gebracht, und deshalben von den Bota-
nicis Adiantum album Canadenſe,
weiſſe
Siehe Fig. 128.Steinraute aus Canada betitelt
werden. Das Kraut waͤchſt ohngefehr
eines Fuſſes hoch, der Stengel iſt ſehr
duͤnne, hart und ſchwaͤrtzlicht, daraus
entſprieſſen kleine Zweiglein, mit gruͤ-
nen zackichten Blaͤttlein beladen. Es
waͤchſt auch in Braſilien, und wird
Adiantum Braſilianum geheiſſen. Jn dem
koͤniglichen Garten zu Paris wird die-
ſes Gewaͤchs mit groſſer Sorgfalt, nebſt
einem Hauffen anderer fremden Ge-
waͤchſe erzogen, welche aus vielen Orten
der Welt durch die Herren Fagon und
Tournefort, die beruͤhmteſten Botanicos
unſerer Zeit, darein gebracht ſind wordẽ.

Syrupus de Ca-
pillaribus Ca-
nadæ.

Ohne dieſe Kraͤuter, die uns Cana-
da
zuſendet, laſſen wir auch den Sy-
rup
davon kommen, welcher wenn er
recht beſchaffen, eine Ambrafarbe und
guten Geſchmack haben ſoll, anbey muß
er wohl und gnugſam gekocht ſeyn, nicht
ſauer oder modricht riechen, ſoviel als
moͤglich klar und helle, und gewiß aus
Canada gebracht ſeyn.

Dieſem Syrup werden gewaltige
Eigenſchaften beygeleget: abſonderlich
ſoll er die Fluͤſſe und andere Bruſtbe-
ſchwerungen vertreiben, auch den klei-
nen Kindern, mit etwas Mandeloͤl ge-
geben, gar dienlich ſeyn.

Gleichfalls laſſen wir, auſſer dieſe
Kraͤuter und Syrup, einen dergleichen
Syrupus Capil-
larium Mon-
ſpelienſium.
Syrup von Montpellier kommen, der
von einem Kraute, bey den Botanicis
Adiantum album Monſpelienſe
genannt,
Steinraute
von Mont-
pellier. Siehe
Fig. 129.
bereitet wird. Dieſer iſt von jenem gar
wenig unterſchieden, ſonderlich, wenn
er recht zugerichtet iſt, das heißt, wenn
er nicht von ſolchem Kraute, das ſchon
einmahl dazu gebrauchet, und wiede-
rum getrocknet worden, gemachet iſt/
welches bey ein und andern Apothecker
[Spaltenumbruch] zu Montpellier nicht ſelten geſchicht,
aber gar leichte kan gemercket werden,
weil er uͤberaus weiß iſt, und ſchier nicht
anders als zerlaſſener Zucker ſchmeckt,
da hingegen der, welcher recht und ge-
treulich zugerichtet iſt, wie Amber ſie-
het, und ſehr angenehme ſchmecket.

Dieſer Syrup ſoll eben, als wie der
Canadiſche, erwehlet werden: wie ihm
dann auch gleiche Kraͤfte zugerechnet
werden. Man laſſe ihm ingleichen ge-
ſagt ſeyn, und kauffe beyde Sorten die-
ſes Syrups bey redlichen Kauffleuten
und Spezereyhaͤndlern, die ihn ſelbſt
kommen laſſen, denn der, den die meiſten
Apothecker verkauffen, iſt nichts anders,
als ein zuſammen geſetzter Syrup von
den Capillaribus dieſes Landes, dem Adi-
anto nigro,
oder Frauenhaar, Politry-Siehe Fig. 130.
131. 132. 133.

cho, Ceterach, und Scolopendria, der
Hirſchzunge. Etliche thun noch die fri-
ſchen Wurtzeln vom Engelſuͤß, Salvia
Vitæ
Mauerraute und Suͤßholtz dazu,Siehe Fig. 134.
135.

da dann dieſe Kraͤuter zuſammen den
Syrup roͤthlicht machen, wiewohl eꝛ bey
weitem nicht ſo ſehr, als wie der aus Ca-
nada und von Montpellier vertrieben
wird. Damit aber die Apothecker dieſen
Syrup deſto beſſer nachmachen moͤgẽ, ſo
ziehẽ ſie ein Waſſer aus dieſen Kraͤutern,
und beꝛeiten damit einen Syrup, welcher
weiß iſt, und viel verkauffet wird, ob er
ſchon nicht mehr Kraft, denn zerlaſſener
Zucker hat.

Wir laſſen auch eine duͤnne Conſerve
von den Capillaribus von Montpellier
kommen, wiewohl nur ſelten, dieweil
wenig darnach gefraget wird. Was
die Zubereitung dieſer Syrupe betrifft,
davon habe ich nichts gedacht: wer ſie
aber von den Capillaribus von Canada
oder Montpellier zurichten will, mag
ſich in den Pharmacopœis, die davon han-
deln, umſehen.

Man laſſe ſich auch warnen, und ge-
be Achtung, ob die Capillares, welche et-
liche verkauffen, gewiß von Montpellier
oder aus Canada kommen; denn ihrer
etliche die getrockneten Capillares, die

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[0166] Der Spezereyen und Materialien Cete bey Montpellier ſehr haͤuffig waͤchſt. Dieſes purgiret noch ſtaͤrcker als die Sennesblaͤtter, und wird von et- lichen weiſſer Turbit genennet. Das ſiebende Capitel. Von den Plantis Capillaribus, allerhand Sorten Frauenhaar. DJeſes ſind kleine Kraͤutlein, die uns von unterſchiedenen Orten gantz uͤberbracht werden, unter denen die vor- nehmſten, und die am meiſten geachte- ten, diejenigen ſind, die aus Canada gebracht, und deshalben von den Bota- nicis Adiantum album Canadenſe, weiſſe Steinraute aus Canada betitelt werden. Das Kraut waͤchſt ohngefehr eines Fuſſes hoch, der Stengel iſt ſehr duͤnne, hart und ſchwaͤrtzlicht, daraus entſprieſſen kleine Zweiglein, mit gruͤ- nen zackichten Blaͤttlein beladen. Es waͤchſt auch in Braſilien, und wird Adiantum Braſilianum geheiſſen. Jn dem koͤniglichen Garten zu Paris wird die- ſes Gewaͤchs mit groſſer Sorgfalt, nebſt einem Hauffen anderer fremden Ge- waͤchſe erzogen, welche aus vielen Orten der Welt durch die Herren Fagon und Tournefort, die beruͤhmteſten Botanicos unſerer Zeit, darein gebracht ſind wordẽ. Siehe Fig. 128. Ohne dieſe Kraͤuter, die uns Cana- da zuſendet, laſſen wir auch den Sy- rup davon kommen, welcher wenn er recht beſchaffen, eine Ambrafarbe und guten Geſchmack haben ſoll, anbey muß er wohl und gnugſam gekocht ſeyn, nicht ſauer oder modricht riechen, ſoviel als moͤglich klar und helle, und gewiß aus Canada gebracht ſeyn. Dieſem Syrup werden gewaltige Eigenſchaften beygeleget: abſonderlich ſoll er die Fluͤſſe und andere Bruſtbe- ſchwerungen vertreiben, auch den klei- nen Kindern, mit etwas Mandeloͤl ge- geben, gar dienlich ſeyn. Gleichfalls laſſen wir, auſſer dieſe Kraͤuter und Syrup, einen dergleichen Syrup von Montpellier kommen, der von einem Kraute, bey den Botanicis Adiantum album Monſpelienſe genannt, bereitet wird. Dieſer iſt von jenem gar wenig unterſchieden, ſonderlich, wenn er recht zugerichtet iſt, das heißt, wenn er nicht von ſolchem Kraute, das ſchon einmahl dazu gebrauchet, und wiede- rum getrocknet worden, gemachet iſt/ welches bey ein und andern Apothecker zu Montpellier nicht ſelten geſchicht, aber gar leichte kan gemercket werden, weil er uͤberaus weiß iſt, und ſchier nicht anders als zerlaſſener Zucker ſchmeckt, da hingegen der, welcher recht und ge- treulich zugerichtet iſt, wie Amber ſie- het, und ſehr angenehme ſchmecket. Syrupus Capil- larium Mon- ſpelienſium. Steinraute von Mont- pellier. Siehe Fig. 129. Dieſer Syrup ſoll eben, als wie der Canadiſche, erwehlet werden: wie ihm dann auch gleiche Kraͤfte zugerechnet werden. Man laſſe ihm ingleichen ge- ſagt ſeyn, und kauffe beyde Sorten die- ſes Syrups bey redlichen Kauffleuten und Spezereyhaͤndlern, die ihn ſelbſt kommen laſſen, denn der, den die meiſten Apothecker verkauffen, iſt nichts anders, als ein zuſammen geſetzter Syrup von den Capillaribus dieſes Landes, dem Adi- anto nigro, oder Frauenhaar, Politry- cho, Ceterach, und Scolopendria, der Hirſchzunge. Etliche thun noch die fri- ſchen Wurtzeln vom Engelſuͤß, Salvia Vitæ Mauerraute und Suͤßholtz dazu, da dann dieſe Kraͤuter zuſammen den Syrup roͤthlicht machen, wiewohl eꝛ bey weitem nicht ſo ſehr, als wie der aus Ca- nada und von Montpellier vertrieben wird. Damit aber die Apothecker dieſen Syrup deſto beſſer nachmachen moͤgẽ, ſo ziehẽ ſie ein Waſſer aus dieſen Kraͤutern, und beꝛeiten damit einen Syrup, welcher weiß iſt, und viel verkauffet wird, ob er ſchon nicht mehr Kraft, denn zerlaſſener Zucker hat. Siehe Fig. 130. 131. 132. 133. Siehe Fig. 134. 135. Wir laſſen auch eine duͤnne Conſerve von den Capillaribus von Montpellier kommen, wiewohl nur ſelten, dieweil wenig darnach gefraget wird. Was die Zubereitung dieſer Syrupe betrifft, davon habe ich nichts gedacht: wer ſie aber von den Capillaribus von Canada oder Montpellier zurichten will, mag ſich in den Pharmacopœis, die davon han- deln, umſehen. Man laſſe ſich auch warnen, und ge- be Achtung, ob die Capillares, welche et- liche verkauffen, gewiß von Montpellier oder aus Canada kommen; denn ihrer etliche die getrockneten Capillares, die hie-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/166>, abgerufen am 28.03.2024.