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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils fünfftes Buch.
Das zwey und zwantzigste Capitel.
Vom Glassaltze.
[Spaltenumbruch]

LE Sel de verre, von den Gewercken Sa-
lin
und Ecaume de verre, Glasschaum,
Glasgalle
genannt, ist eine Feistigkeit,
die auf dem Glase stehet, wenn es im
Flusse ist. Dieser Schaum kommt sonst
von nichts als von der Suda oder von
der Asche, welche die Glasmacher zum
Glasmachen gebrauchen; denn die Kie-
selsteine, die sie dazu nehmen, geben kei-
nen Schaum.

Es soll aber die Glasgalle in gros-
sen Stücken seyn, aus- und inwendig
weiß, schwer, und dem Marmor, soviel
nur möglich, gleich sehen: hingegen,
welche garstig, schwartz und feuchte ist,
soll verworffen werden.

[Spaltenumbruch]

Die Glasgalle ist sonderlich bey
denenjenigen im Brauch, welche den
weissen Schmeltz bereiten, mit dem her-
nach die (blau und weissen) Geschirre
von Fayence verglasuret werden, denn
es hilfft den Sand zu Glase machen:
und ist merckwürdig, daß die Glasgalle
den Glasmachern nicht diene, daherge-
gen die Töpfer, welche die obgedachten
Geschirre verfertigen, derselben nicht
entrathen können.

Wenn der dicke Glasschaum abge-
nommen, findet sich noch ein anderer
unter diesen, daraus allerley Zeug ver-
fertiget wird: wir nennen ihn Suif de
verre,
Glasschmutz.

Glasschmutz.[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigste Capitel.
Vom Crystallin.
[Spaltenumbruch]

DUrch dieses Wort werden die klaren
Gläser und Schmeltze verstanden,
welche aus der Suda von Alicant und
Sande, mit einander zu Glase ge-
Unterschiede-
ne Arten
Schmeltz-
glas.
schmoltzen, bereitet worden. Diesem
Crystall giebt man eine Meerwasser-
oder Meer-Elster-Farbe, wenn es mit
Cyprischen Vitriol oder rothen Kupfer
gefärbet wird: grün wird es mit gelben
Kupfer oder Nadler-Feilstaub: Pur-
pur, mit Magnesie oder Braunstein:
roth, wie der Rachen eines Löwen, mit
rothen Kupfer und Eisenrost: hellroth,
mit rothem Kupfer: fein roth, wie ein
Rubin, mit Gold und eben solchem
Kupfer: gelb, mit Eisenrost und Meer-
wasser, dazu etliche noch Quecksilber und
Bley zusetzen: agat Farben, mit Silber
[Spaltenumbruch] und Schwefel: gelb wie Ambra, oder
Glascorallen, mit Minie: grün als ein
Schmaragd, mit gelben Kupfer: ame-
thistenfarbicht, mit Braunstein.

Wann diese unterschiedene Gläser
beym Lampenfeuer geschmoltzen und ge-
blasen worden, so wird daraus, was wir
geblasen und gläntzend Glas nennen,
dessen sich hernach die Goldschmiede und
die Glasmahler bedienen, um es mit de-
nen aus Zinn bereiteten Schmeltzen zu
vermischen.

Was ihre Erkenntnüß anbetrifft, da
kan niemand, als die damit umgehen,
besser wissen, ob sie gut und schön, ab-
sonderlich der rubinrothe, als dessen Far-
be im Feuer verschiesset.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigste Capitel.
Vom Lasur.
[Spaltenumbruch]

AZur en pierre, oder Schmalte ist ein
aus Suda von Alicant, gebrannten
Weinstein, Sand und Saffran berei-
tetes Glas. Diesem giebt man eine
mehr oder weniger dunckle Farbe, nach-
dem man nämlich viel Saffran (wird
Zaffera heissen sollen
) dazu thut; wel-
ches auch Ursach ist, warum wir mehr
und weniger gefärbten Asur und
Schmeltz haben. Die Teutschen stos-
sen dieses Glas oder Stein zu Pulver,
und machen daraus, was wir Azur en
[Spaltenumbruch] poudre,
gepülverten Asur nennen.Gepülverter
Asur.

Aus diesem zu Pulver gestossenem Lasur
wird eine Art Schmeltz gemacht, wel-
cher schöner oder schlechter ist, nachdem
er fein oder hoch an Farbe. Die Hol-
länder
übersenden uns blauen
Schmeltz,
der zwar überaus blaß sie-
het, nichts destoweniger aber weit höher
geschätzet wird, auch viel theurer ist, als
die andern Gattungen des Schmeltzes,
weil er ein gar schönes Blau, das dem
Ultramarin sehr nahe kommt, giebet,

wenn
O 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch.
Das zwey und zwantzigſte Capitel.
Vom Glasſaltze.
[Spaltenumbruch]

LE Sel de verre, von den Gewercken Sa-
lin
und Ecûme de verre, Glasſchaum,
Glasgalle
genannt, iſt eine Feiſtigkeit,
die auf dem Glaſe ſtehet, wenn es im
Fluſſe iſt. Dieſer Schaum kommt ſonſt
von nichts als von der Suda oder von
der Aſche, welche die Glasmacher zum
Glasmachen gebrauchen; denn die Kie-
ſelſteine, die ſie dazu nehmen, geben kei-
nen Schaum.

Es ſoll aber die Glasgalle in groſ-
ſen Stuͤcken ſeyn, aus- und inwendig
weiß, ſchwer, und dem Marmor, ſoviel
nur moͤglich, gleich ſehen: hingegen,
welche garſtig, ſchwartz und feuchte iſt,
ſoll verworffen werden.

[Spaltenumbruch]

Die Glasgalle iſt ſonderlich bey
denenjenigen im Brauch, welche den
weiſſen Schmeltz bereiten, mit dem her-
nach die (blau und weiſſen) Geſchirre
von Fayence verglaſuret werden, denn
es hilfft den Sand zu Glaſe machen:
und iſt merckwuͤrdig, daß die Glasgalle
den Glasmachern nicht diene, daherge-
gen die Toͤpfer, welche die obgedachten
Geſchirre verfertigen, derſelben nicht
entrathen koͤnnen.

Wenn der dicke Glasſchaum abge-
nommen, findet ſich noch ein anderer
unter dieſen, daraus allerley Zeug ver-
fertiget wird: wir nennen ihn Suif de
verre,
Glasſchmutz.

Glasſchmutz.[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigſte Capitel.
Vom Cryſtallin.
[Spaltenumbruch]

DUrch dieſes Wort werden die klaren
Glaͤſer und Schmeltze verſtanden,
welche aus der Suda von Alicant und
Sande, mit einander zu Glaſe ge-
Unterſchiede-
ne Arten
Schmeltz-
glas.
ſchmoltzen, bereitet worden. Dieſem
Cryſtall giebt man eine Meerwaſſer-
oder Meer-Elſter-Farbe, wenn es mit
Cypriſchen Vitriol oder rothen Kupfer
gefaͤrbet wird: gruͤn wird es mit gelben
Kupfer oder Nadler-Feilſtaub: Pur-
pur, mit Magneſie oder Braunſtein:
roth, wie der Rachen eines Loͤwen, mit
rothen Kupfer und Eiſenroſt: hellroth,
mit rothem Kupfer: fein roth, wie ein
Rubin, mit Gold und eben ſolchem
Kupfer: gelb, mit Eiſenroſt und Meer-
waſſer, dazu etliche noch Queckſilber und
Bley zuſetzen: agat Farben, mit Silber
[Spaltenumbruch] und Schwefel: gelb wie Ambra, oder
Glascorallen, mit Minie: gruͤn als ein
Schmaragd, mit gelben Kupfer: ame-
thiſtenfarbicht, mit Braunſtein.

Wann dieſe unterſchiedene Glaͤſer
beym Lampenfeuer geſchmoltzen und ge-
blaſen worden, ſo wird daraus, was wir
geblaſen und glaͤntzend Glas nennen,
deſſen ſich hernach die Goldſchmiede und
die Glasmahler bedienen, um es mit de-
nen aus Zinn bereiteten Schmeltzen zu
vermiſchen.

Was ihre Erkenntnuͤß anbetrifft, da
kan niemand, als die damit umgehen,
beſſer wiſſen, ob ſie gut und ſchoͤn, ab-
ſonderlich der rubinrothe, als deſſen Far-
be im Feuer verſchieſſet.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Vom Laſur.
[Spaltenumbruch]

AZur en pierre, oder Schmalte iſt ein
aus Suda von Alicant, gebrannten
Weinſtein, Sand und Saffran berei-
tetes Glas. Dieſem giebt man eine
mehr oder weniger dunckle Farbe, nach-
dem man naͤmlich viel Saffran (wird
Zaffera heiſſen ſollen
) dazu thut; wel-
ches auch Urſach iſt, warum wir mehr
und weniger gefaͤrbten Aſur und
Schmeltz haben. Die Teutſchen ſtoſ-
ſen dieſes Glas oder Stein zu Pulver,
und machen daraus, was wir Azur en
[Spaltenumbruch] poudre,
gepuͤlverten Aſur nennen.Gepuͤlverter
Aſur.

Aus dieſem zu Pulver geſtoſſenem Laſur
wird eine Art Schmeltz gemacht, wel-
cher ſchoͤner oder ſchlechter iſt, nachdem
er fein oder hoch an Farbe. Die Hol-
laͤnder
uͤberſenden uns blauen
Schmeltz,
der zwar uͤberaus blaß ſie-
het, nichts deſtoweniger aber weit hoͤher
geſchaͤtzet wird, auch viel theurer iſt, als
die andern Gattungen des Schmeltzes,
weil er ein gar ſchoͤnes Blau, das dem
Ultramarin ſehr nahe kommt, giebet,

wenn
O 2
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[0193] Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. Das zwey und zwantzigſte Capitel. Vom Glasſaltze. LE Sel de verre, von den Gewercken Sa- lin und Ecûme de verre, Glasſchaum, Glasgalle genannt, iſt eine Feiſtigkeit, die auf dem Glaſe ſtehet, wenn es im Fluſſe iſt. Dieſer Schaum kommt ſonſt von nichts als von der Suda oder von der Aſche, welche die Glasmacher zum Glasmachen gebrauchen; denn die Kie- ſelſteine, die ſie dazu nehmen, geben kei- nen Schaum. Es ſoll aber die Glasgalle in groſ- ſen Stuͤcken ſeyn, aus- und inwendig weiß, ſchwer, und dem Marmor, ſoviel nur moͤglich, gleich ſehen: hingegen, welche garſtig, ſchwartz und feuchte iſt, ſoll verworffen werden. Die Glasgalle iſt ſonderlich bey denenjenigen im Brauch, welche den weiſſen Schmeltz bereiten, mit dem her- nach die (blau und weiſſen) Geſchirre von Fayence verglaſuret werden, denn es hilfft den Sand zu Glaſe machen: und iſt merckwuͤrdig, daß die Glasgalle den Glasmachern nicht diene, daherge- gen die Toͤpfer, welche die obgedachten Geſchirre verfertigen, derſelben nicht entrathen koͤnnen. Wenn der dicke Glasſchaum abge- nommen, findet ſich noch ein anderer unter dieſen, daraus allerley Zeug ver- fertiget wird: wir nennen ihn Suif de verre, Glasſchmutz. Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom Cryſtallin. DUrch dieſes Wort werden die klaren Glaͤſer und Schmeltze verſtanden, welche aus der Suda von Alicant und Sande, mit einander zu Glaſe ge- ſchmoltzen, bereitet worden. Dieſem Cryſtall giebt man eine Meerwaſſer- oder Meer-Elſter-Farbe, wenn es mit Cypriſchen Vitriol oder rothen Kupfer gefaͤrbet wird: gruͤn wird es mit gelben Kupfer oder Nadler-Feilſtaub: Pur- pur, mit Magneſie oder Braunſtein: roth, wie der Rachen eines Loͤwen, mit rothen Kupfer und Eiſenroſt: hellroth, mit rothem Kupfer: fein roth, wie ein Rubin, mit Gold und eben ſolchem Kupfer: gelb, mit Eiſenroſt und Meer- waſſer, dazu etliche noch Queckſilber und Bley zuſetzen: agat Farben, mit Silber und Schwefel: gelb wie Ambra, oder Glascorallen, mit Minie: gruͤn als ein Schmaragd, mit gelben Kupfer: ame- thiſtenfarbicht, mit Braunſtein. Unterſchiede- ne Arten Schmeltz- glas. Wann dieſe unterſchiedene Glaͤſer beym Lampenfeuer geſchmoltzen und ge- blaſen worden, ſo wird daraus, was wir geblaſen und glaͤntzend Glas nennen, deſſen ſich hernach die Goldſchmiede und die Glasmahler bedienen, um es mit de- nen aus Zinn bereiteten Schmeltzen zu vermiſchen. Was ihre Erkenntnuͤß anbetrifft, da kan niemand, als die damit umgehen, beſſer wiſſen, ob ſie gut und ſchoͤn, ab- ſonderlich der rubinrothe, als deſſen Far- be im Feuer verſchieſſet. Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Laſur. AZur en pierre, oder Schmalte iſt ein aus Suda von Alicant, gebrannten Weinſtein, Sand und Saffran berei- tetes Glas. Dieſem giebt man eine mehr oder weniger dunckle Farbe, nach- dem man naͤmlich viel Saffran (wird Zaffera heiſſen ſollen) dazu thut; wel- ches auch Urſach iſt, warum wir mehr und weniger gefaͤrbten Aſur und Schmeltz haben. Die Teutſchen ſtoſ- ſen dieſes Glas oder Stein zu Pulver, und machen daraus, was wir Azur en poudre, gepuͤlverten Aſur nennen. Aus dieſem zu Pulver geſtoſſenem Laſur wird eine Art Schmeltz gemacht, wel- cher ſchoͤner oder ſchlechter iſt, nachdem er fein oder hoch an Farbe. Die Hol- laͤnder uͤberſenden uns blauen Schmeltz, der zwar uͤberaus blaß ſie- het, nichts deſtoweniger aber weit hoͤher geſchaͤtzet wird, auch viel theurer iſt, als die andern Gattungen des Schmeltzes, weil er ein gar ſchoͤnes Blau, das dem Ultramarin ſehr nahe kommt, giebet, wenn Gepuͤlverter Aſur. O 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/193>, abgerufen am 29.03.2024.