Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ses Gewächs anietzo so gemein, daß es
wenig Gärten giebt, in denen es nicht sol-
te zu finden seyn: dienet desgleichen zum
Putz der Kramläden.

Die Eßigbrauer brauchen ihn zum
Eßigmachen, und dazu muß er fein frisch
[Spaltenumbruch] seyn, hübsche gantze, truckne und schöne
Schoten haben.

Einige machen diesen Pfeffer mit Zu-
cker ein, und verführen ihn über die See.
Die Siammer essen ihn rohe, als wie
wir die Rüben.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Von Würtznäglein.
[Spaltenumbruch]

DAs Näglein ist eigentlich zu reden,
eine ausgehärtete Blume gewisser
Bäume, welche ehemahls in den Mo-
luccischen Jnseln
gar gemeine waren.
Allein für etlichen Jahren beschlossen
die Holländer/ weil sie unmöglich ver-
wehren kunten, daß nicht auch die Eng-
länder, Portugisen,
und Wir (die
Frantzosen) gleichfalls dahin zogen, und
Näglein hohleten, alle Bäume auszu-
rotten, und in die Jnsel Ternate zu ver-
setzen: daß also nunmehr alle Völ-
cker die Näglein von ihnen kauffen müs-
sen, dieweil sie nirgend anderswo zu ha-
ben sind.

Was das Laub des Baumes, der die
Näglein trägt, betrifft, so ist die hierbey
Siehe Fig. 188.gesetzet Figur nach dem Original, welches
der Hr. Tournefort besitzet, gezeichnet
worden. Die Wurtzel, Stengel und
Blätter, deren Abriß mit dem Buchsta-
ben A. bemercket, sind von zweyen gesäe-
ten Näglein erzielet worden, denn sie
diese allhier abgebildete Wurtzel, Sten-
gel und Blätter in kurtzer Zeit hervor
gebracht.

Wenn das Näglein beginnet sich se-
hen zu lassen, denn ist es lichtgrün, her-
nachmahls wird es braunroth, und end-
lich immer bräuner, ie mehr es zeitiget;
daß also die Farbe, nicht, wie etliche
Scribenten meinen, von dem Seewas-
ser, darein die Näglein gelegt, und dar-
auf wieder beym Feuer getrocknet wer-
den, entstehet. Denn die Holländer
und die Einwohner der Jnsel thun sonst
nichts an den Näglein, als daß sie diesel-
ben mit Stangen von den Bäumen her-
abschlagen, und sie nach diesem auf dem
freyen Felde an der Sonne treugen las-
sen, alsdann einschliessen und verwah-
ren. Weil nun unmöglich ist, daß nicht
etliche auf den Bäumen solten stehen
bleiben, wenn die Lese vorbey, daher
werden dieselbigen als ein Daumen di-
cke, und findet sich in ihnen ein hart und
schwartzes Gummi, welches einen an-
[Spaltenumbruch] genehmen Geruch und starcken aroma-
tischen Geschmack hat: wiewohl ich nie-
mahls keine gesehen, welche dicker, als
ein kleiner Finger gewesen wären. Zu-
weilen findet man einige unter den an-
dern Näglein, iedoch sehr selten; denn
die Holländer sie unter dem NamenMutternäg-
lein.

Olou matrix oder Mere de Girofle, Mut-
ternäglein,
absonderlich verkauffen.
Und diese Näglein sind in der Medicin
unter dem Titel Anthophylli bekannt:
ihr geringer Gebrauch aber verursa-
chet, daß die Apothecker in Franckreich
kein Werck machen, die andern gemei-
nen Näglein dafür zu nehmen und zu
substituiren; ob es gleich besser wäre,
wenn sie jene an der andern statt dazu
gebrauchten, wozu sie erfordert werden,
weil sie voll überaus starck riechend- und
aromatisches Gummi sind, anch über-
diß mit gar besondern Eigenschaften be-
gabet, die an den gemeinen Näglein
nicht befindlich.

Man hat beobachtet, daß an dem Or-
te, wo die Nägleinbäume wachsen, kei-
ne anderen Bäume oder Gewächse fort-
kommen; daran die übergrosse Hitze die-
ser Bäume Schuld, welche alle Feuch-
tigkeit der Erde verzehret. Auch hat
man in Acht genommen, daß in der gan-
tzen Welt kein eintziger Baum einen
dermassen lieblichen Geruch von sich
streue, als wie die Nägleinbäume, wenn
die Näglein anheben hervor zu brechen.

Die Näglein soll man erwehlen,
welche fein vollkommen, trucken und
leicht zu zerbrechen sind, einen auch in
die Finger beissen, wer sie zerreibet: an-
bey müssen sie braunroth sehen. So
muß auch der Fust, welcher von einigen,
wiewohl gantz ungereimt, den Namen
Antophyllus bekommen, annoch dran
seyn. Durch das Wort Fust aber ver-
stehe ich den kleinen Knopf der oben an
den Näglein befindlich und sehr zarte ist,
einen heissen, beissenden und aromati-
schen Geschmack hat, wenn man ihn in

den

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ſes Gewaͤchs anietzo ſo gemein, daß es
wenig Gaͤrten giebt, in denen es nicht ſol-
te zu finden ſeyn: dienet desgleichen zum
Putz der Kramlaͤden.

Die Eßigbrauer brauchen ihn zum
Eßigmachen, und dazu muß er fein friſch
[Spaltenumbruch] ſeyn, huͤbſche gantze, truckne und ſchoͤne
Schoten haben.

Einige machen dieſen Pfeffer mit Zu-
cker ein, und verfuͤhren ihn uͤber die See.
Die Siammer eſſen ihn rohe, als wie
wir die Ruͤben.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Von Wuͤrtznaͤglein.
[Spaltenumbruch]

DAs Naͤglein iſt eigentlich zu reden,
eine ausgehaͤrtete Blume gewiſſer
Baͤume, welche ehemahls in den Mo-
lucciſchen Jnſeln
gar gemeine waren.
Allein fuͤr etlichen Jahren beſchloſſen
die Hollaͤnder/ weil ſie unmoͤglich ver-
wehren kunten, daß nicht auch die Eng-
laͤnder, Portugiſen,
und Wir (die
Frantzoſen) gleichfalls dahin zogen, und
Naͤglein hohleten, alle Baͤume auszu-
rotten, und in die Jnſel Ternate zu ver-
ſetzen: daß alſo nunmehr alle Voͤl-
cker die Naͤglein von ihnen kauffen muͤſ-
ſen, dieweil ſie nirgend anderswo zu ha-
ben ſind.

Was das Laub des Baumes, der die
Naͤglein traͤgt, betrifft, ſo iſt die hierbey
Siehe Fig. 188.geſetzet Figur nach dem Original, welches
der Hr. Tournefort beſitzet, gezeichnet
worden. Die Wurtzel, Stengel und
Blaͤtter, deren Abriß mit dem Buchſta-
ben A. bemercket, ſind von zweyen geſaͤe-
ten Naͤglein erzielet worden, denn ſie
dieſe allhier abgebildete Wurtzel, Sten-
gel und Blaͤtter in kurtzer Zeit hervor
gebracht.

Wenn das Naͤglein beginnet ſich ſe-
hen zu laſſen, denn iſt es lichtgruͤn, her-
nachmahls wird es braunroth, und end-
lich immer braͤuner, ie mehr es zeitiget;
daß alſo die Farbe, nicht, wie etliche
Scribenten meinen, von dem Seewaſ-
ſer, darein die Naͤglein gelegt, und dar-
auf wieder beym Feuer getrocknet wer-
den, entſtehet. Denn die Hollaͤnder
und die Einwohner der Jnſel thun ſonſt
nichts an den Naͤglein, als daß ſie dieſel-
ben mit Stangen von den Baͤumen her-
abſchlagen, und ſie nach dieſem auf dem
freyen Felde an der Sonne treugen laſ-
ſen, alsdann einſchlieſſen und verwah-
ren. Weil nun unmoͤglich iſt, daß nicht
etliche auf den Baͤumen ſolten ſtehen
bleiben, wenn die Leſe vorbey, daher
werden dieſelbigen als ein Daumen di-
cke, und findet ſich in ihnen ein hart und
ſchwartzes Gummi, welches einen an-
[Spaltenumbruch] genehmen Geruch und ſtarcken aroma-
tiſchen Geſchmack hat: wiewohl ich nie-
mahls keine geſehen, welche dicker, als
ein kleiner Finger geweſen waͤren. Zu-
weilen findet man einige unter den an-
dern Naͤglein, iedoch ſehr ſelten; denn
die Hollaͤnder ſie unter dem NamenMutternaͤg-
lein.

Olou matrix oder Mere de Girofle, Mut-
ternaͤglein,
abſonderlich verkauffen.
Und dieſe Naͤglein ſind in der Medicin
unter dem Titel Anthophylli bekannt:
ihr geringer Gebrauch aber verurſa-
chet, daß die Apothecker in Franckreich
kein Werck machen, die andern gemei-
nen Naͤglein dafuͤr zu nehmen und zu
ſubſtituiren; ob es gleich beſſer waͤre,
wenn ſie jene an der andern ſtatt dazu
gebrauchten, wozu ſie erfordert werden,
weil ſie voll uͤberaus ſtarck riechend- und
aromatiſches Gummi ſind, anch uͤber-
diß mit gar beſondern Eigenſchaften be-
gabet, die an den gemeinen Naͤglein
nicht befindlich.

Man hat beobachtet, daß an dem Or-
te, wo die Naͤgleinbaͤume wachſen, kei-
ne anderen Baͤume oder Gewaͤchſe fort-
kommen; daran die uͤbergroſſe Hitze die-
ſer Baͤume Schuld, welche alle Feuch-
tigkeit der Erde verzehret. Auch hat
man in Acht genommen, daß in der gan-
tzen Welt kein eintziger Baum einen
dermaſſen lieblichen Geruch von ſich
ſtreue, als wie die Naͤgleinbaͤume, wenn
die Naͤglein anheben hervor zu brechen.

Die Naͤglein ſoll man erwehlen,
welche fein vollkommen, trucken und
leicht zu zerbrechen ſind, einen auch in
die Finger beiſſen, wer ſie zerreibet: an-
bey muͤſſen ſie braunroth ſehen. So
muß auch der Fuſt, welcher von einigen,
wiewohl gantz ungereimt, den Namen
Antophyllus bekommen, annoch dran
ſeyn. Durch das Wort Fuſt aber ver-
ſtehe ich den kleinen Knopf der oben an
den Naͤglein befindlich und ſehr zarte iſt,
einen heiſſen, beiſſenden und aromati-
ſchen Geſchmack hat, wenn man ihn in

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="255"/>
&#x017F;es Gewa&#x0364;chs anietzo &#x017F;o gemein, daß es<lb/>
wenig Ga&#x0364;rten giebt, in denen es nicht &#x017F;ol-<lb/>
te zu finden &#x017F;eyn: dienet desgleichen zum<lb/>
Putz der Kramla&#x0364;den.</p><lb/>
              <p>Die Eßigbrauer brauchen ihn zum<lb/>
Eßigmachen, und dazu muß er fein fri&#x017F;ch<lb/><cb n="256"/>
&#x017F;eyn, hu&#x0364;b&#x017F;che gantze, truckne und &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Schoten haben.</p><lb/>
              <p>Einige machen die&#x017F;en Pfeffer mit Zu-<lb/>
cker ein, und verfu&#x0364;hren ihn u&#x0364;ber die See.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">Siammer</hi> e&#x017F;&#x017F;en ihn rohe, als wie<lb/>
wir die Ru&#x0364;ben.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zehende Capitel.<lb/>
Von Wu&#x0364;rtzna&#x0364;glein.</hi> </head><lb/>
              <cb n="255"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Na&#x0364;glein</hi> i&#x017F;t eigentlich zu reden,<lb/>
eine ausgeha&#x0364;rtete Blume gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Ba&#x0364;ume, welche ehemahls in den <hi rendition="#fr">Mo-<lb/>
lucci&#x017F;chen Jn&#x017F;eln</hi> gar gemeine waren.<lb/>
Allein fu&#x0364;r etlichen Jahren be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder/</hi> weil &#x017F;ie unmo&#x0364;glich ver-<lb/>
wehren kunten, daß nicht auch die <hi rendition="#fr">Eng-<lb/>
la&#x0364;nder, Portugi&#x017F;en,</hi> und <hi rendition="#fr">Wir</hi> (die<lb/>
Frantzo&#x017F;en) gleichfalls dahin zogen, und<lb/>
Na&#x0364;glein hohleten, alle Ba&#x0364;ume auszu-<lb/>
rotten, und in die Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">Ternate</hi> zu ver-<lb/>
&#x017F;etzen: daß al&#x017F;o nunmehr alle Vo&#x0364;l-<lb/>
cker die Na&#x0364;glein von ihnen kauffen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, dieweil &#x017F;ie nirgend anderswo zu ha-<lb/>
ben &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Was das Laub des Baumes, der die<lb/><hi rendition="#fr">Na&#x0364;glein</hi> tra&#x0364;gt, betrifft, &#x017F;o i&#x017F;t die hierbey<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 188.</note>ge&#x017F;etzet Figur nach dem Original, welches<lb/>
der Hr. <hi rendition="#fr">Tournefort</hi> be&#x017F;itzet, gezeichnet<lb/>
worden. Die Wurtzel, Stengel und<lb/>
Bla&#x0364;tter, deren Abriß mit dem Buch&#x017F;ta-<lb/>
ben <hi rendition="#aq">A.</hi> bemercket, &#x017F;ind von zweyen ge&#x017F;a&#x0364;e-<lb/>
ten Na&#x0364;glein erzielet worden, denn &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e allhier abgebildete Wurtzel, Sten-<lb/>
gel und Bla&#x0364;tter in kurtzer Zeit hervor<lb/>
gebracht.</p><lb/>
              <p>Wenn das <hi rendition="#fr">Na&#x0364;glein</hi> beginnet &#x017F;ich &#x017F;e-<lb/>
hen zu la&#x017F;&#x017F;en, denn i&#x017F;t es lichtgru&#x0364;n, her-<lb/>
nachmahls wird es braunroth, und end-<lb/>
lich immer bra&#x0364;uner, ie mehr es zeitiget;<lb/>
daß al&#x017F;o die Farbe, nicht, wie etliche<lb/>
Scribenten meinen, von dem Seewa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, darein die Na&#x0364;glein gelegt, und dar-<lb/>
auf wieder beym Feuer getrocknet wer-<lb/>
den, ent&#x017F;tehet. Denn die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi><lb/>
und die Einwohner der Jn&#x017F;el thun &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nichts an den Na&#x0364;glein, als daß &#x017F;ie die&#x017F;el-<lb/>
ben mit Stangen von den Ba&#x0364;umen her-<lb/>
ab&#x017F;chlagen, und &#x017F;ie nach die&#x017F;em auf dem<lb/>
freyen Felde an der Sonne treugen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, alsdann ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en und verwah-<lb/>
ren. Weil nun unmo&#x0364;glich i&#x017F;t, daß nicht<lb/>
etliche auf den Ba&#x0364;umen &#x017F;olten &#x017F;tehen<lb/>
bleiben, wenn die Le&#x017F;e vorbey, daher<lb/>
werden die&#x017F;elbigen als ein Daumen di-<lb/>
cke, und findet &#x017F;ich in ihnen ein hart und<lb/>
&#x017F;chwartzes Gummi, welches einen an-<lb/><cb n="256"/>
genehmen Geruch und &#x017F;tarcken aroma-<lb/>
ti&#x017F;chen Ge&#x017F;chmack hat: wiewohl ich nie-<lb/>
mahls keine ge&#x017F;ehen, welche dicker, als<lb/>
ein kleiner Finger gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren. Zu-<lb/>
weilen findet man einige unter den an-<lb/>
dern Na&#x0364;glein, iedoch &#x017F;ehr &#x017F;elten; denn<lb/>
die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi> &#x017F;ie unter dem Namen<note place="right">Mutterna&#x0364;g-<lb/>
lein.</note><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Olou matrix</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mere de Girofle,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Mut-<lb/>
terna&#x0364;glein,</hi> ab&#x017F;onderlich verkauffen.<lb/>
Und die&#x017F;e Na&#x0364;glein &#x017F;ind in der Medicin<lb/>
unter dem Titel <hi rendition="#aq">Anthophylli</hi> bekannt:<lb/>
ihr geringer Gebrauch aber verur&#x017F;a-<lb/>
chet, daß die Apothecker in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi><lb/>
kein Werck machen, die andern gemei-<lb/>
nen Na&#x0364;glein dafu&#x0364;r zu nehmen und zu<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tituir</hi>en; ob es gleich be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;re,<lb/>
wenn &#x017F;ie jene an der andern &#x017F;tatt dazu<lb/>
gebrauchten, wozu &#x017F;ie erfordert werden,<lb/>
weil &#x017F;ie voll u&#x0364;beraus &#x017F;tarck riechend- und<lb/>
aromati&#x017F;ches Gummi &#x017F;ind, anch u&#x0364;ber-<lb/>
diß mit gar be&#x017F;ondern Eigen&#x017F;chaften be-<lb/>
gabet, die an den gemeinen Na&#x0364;glein<lb/>
nicht befindlich.</p><lb/>
              <p>Man hat beobachtet, daß an dem Or-<lb/>
te, wo die <hi rendition="#fr">Na&#x0364;gleinba&#x0364;ume</hi> wach&#x017F;en, kei-<lb/>
ne anderen Ba&#x0364;ume oder Gewa&#x0364;ch&#x017F;e fort-<lb/>
kommen; daran die u&#x0364;bergro&#x017F;&#x017F;e Hitze die-<lb/>
&#x017F;er Ba&#x0364;ume Schuld, welche alle Feuch-<lb/>
tigkeit der Erde verzehret. Auch hat<lb/>
man in Acht genommen, daß in der gan-<lb/>
tzen Welt kein eintziger Baum einen<lb/>
derma&#x017F;&#x017F;en lieblichen Geruch von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;treue, als wie die Na&#x0364;gleinba&#x0364;ume, wenn<lb/>
die Na&#x0364;glein anheben hervor zu brechen.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Na&#x0364;glein</hi> &#x017F;oll man erwehlen,<lb/>
welche fein vollkommen, trucken und<lb/>
leicht zu zerbrechen &#x017F;ind, einen auch in<lb/>
die Finger bei&#x017F;&#x017F;en, wer &#x017F;ie zerreibet: an-<lb/>
bey mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie braunroth &#x017F;ehen. So<lb/>
muß auch der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fu&#x017F;t,</hi></hi> welcher von einigen,<lb/>
wiewohl gantz ungereimt, den Namen<lb/><hi rendition="#aq">Antophyllus</hi> bekommen, annoch dran<lb/>
&#x017F;eyn. Durch das Wort <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fu&#x017F;t</hi></hi> aber ver-<lb/>
&#x017F;tehe ich den kleinen Knopf der oben an<lb/>
den Na&#x0364;glein befindlich und &#x017F;ehr zarte i&#x017F;t,<lb/>
einen hei&#x017F;&#x017F;en, bei&#x017F;&#x017F;enden und aromati-<lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;chmack hat, wenn man ihn in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0222] Der Spezereyen und Materialien ſes Gewaͤchs anietzo ſo gemein, daß es wenig Gaͤrten giebt, in denen es nicht ſol- te zu finden ſeyn: dienet desgleichen zum Putz der Kramlaͤden. Die Eßigbrauer brauchen ihn zum Eßigmachen, und dazu muß er fein friſch ſeyn, huͤbſche gantze, truckne und ſchoͤne Schoten haben. Einige machen dieſen Pfeffer mit Zu- cker ein, und verfuͤhren ihn uͤber die See. Die Siammer eſſen ihn rohe, als wie wir die Ruͤben. Das zehende Capitel. Von Wuͤrtznaͤglein. DAs Naͤglein iſt eigentlich zu reden, eine ausgehaͤrtete Blume gewiſſer Baͤume, welche ehemahls in den Mo- lucciſchen Jnſeln gar gemeine waren. Allein fuͤr etlichen Jahren beſchloſſen die Hollaͤnder/ weil ſie unmoͤglich ver- wehren kunten, daß nicht auch die Eng- laͤnder, Portugiſen, und Wir (die Frantzoſen) gleichfalls dahin zogen, und Naͤglein hohleten, alle Baͤume auszu- rotten, und in die Jnſel Ternate zu ver- ſetzen: daß alſo nunmehr alle Voͤl- cker die Naͤglein von ihnen kauffen muͤſ- ſen, dieweil ſie nirgend anderswo zu ha- ben ſind. Was das Laub des Baumes, der die Naͤglein traͤgt, betrifft, ſo iſt die hierbey geſetzet Figur nach dem Original, welches der Hr. Tournefort beſitzet, gezeichnet worden. Die Wurtzel, Stengel und Blaͤtter, deren Abriß mit dem Buchſta- ben A. bemercket, ſind von zweyen geſaͤe- ten Naͤglein erzielet worden, denn ſie dieſe allhier abgebildete Wurtzel, Sten- gel und Blaͤtter in kurtzer Zeit hervor gebracht. Siehe Fig. 188. Wenn das Naͤglein beginnet ſich ſe- hen zu laſſen, denn iſt es lichtgruͤn, her- nachmahls wird es braunroth, und end- lich immer braͤuner, ie mehr es zeitiget; daß alſo die Farbe, nicht, wie etliche Scribenten meinen, von dem Seewaſ- ſer, darein die Naͤglein gelegt, und dar- auf wieder beym Feuer getrocknet wer- den, entſtehet. Denn die Hollaͤnder und die Einwohner der Jnſel thun ſonſt nichts an den Naͤglein, als daß ſie dieſel- ben mit Stangen von den Baͤumen her- abſchlagen, und ſie nach dieſem auf dem freyen Felde an der Sonne treugen laſ- ſen, alsdann einſchlieſſen und verwah- ren. Weil nun unmoͤglich iſt, daß nicht etliche auf den Baͤumen ſolten ſtehen bleiben, wenn die Leſe vorbey, daher werden dieſelbigen als ein Daumen di- cke, und findet ſich in ihnen ein hart und ſchwartzes Gummi, welches einen an- genehmen Geruch und ſtarcken aroma- tiſchen Geſchmack hat: wiewohl ich nie- mahls keine geſehen, welche dicker, als ein kleiner Finger geweſen waͤren. Zu- weilen findet man einige unter den an- dern Naͤglein, iedoch ſehr ſelten; denn die Hollaͤnder ſie unter dem Namen Olou matrix oder Mere de Girofle, Mut- ternaͤglein, abſonderlich verkauffen. Und dieſe Naͤglein ſind in der Medicin unter dem Titel Anthophylli bekannt: ihr geringer Gebrauch aber verurſa- chet, daß die Apothecker in Franckreich kein Werck machen, die andern gemei- nen Naͤglein dafuͤr zu nehmen und zu ſubſtituiren; ob es gleich beſſer waͤre, wenn ſie jene an der andern ſtatt dazu gebrauchten, wozu ſie erfordert werden, weil ſie voll uͤberaus ſtarck riechend- und aromatiſches Gummi ſind, anch uͤber- diß mit gar beſondern Eigenſchaften be- gabet, die an den gemeinen Naͤglein nicht befindlich. Mutternaͤg- lein. Man hat beobachtet, daß an dem Or- te, wo die Naͤgleinbaͤume wachſen, kei- ne anderen Baͤume oder Gewaͤchſe fort- kommen; daran die uͤbergroſſe Hitze die- ſer Baͤume Schuld, welche alle Feuch- tigkeit der Erde verzehret. Auch hat man in Acht genommen, daß in der gan- tzen Welt kein eintziger Baum einen dermaſſen lieblichen Geruch von ſich ſtreue, als wie die Naͤgleinbaͤume, wenn die Naͤglein anheben hervor zu brechen. Die Naͤglein ſoll man erwehlen, welche fein vollkommen, trucken und leicht zu zerbrechen ſind, einen auch in die Finger beiſſen, wer ſie zerreibet: an- bey muͤſſen ſie braunroth ſehen. So muß auch der Fuſt, welcher von einigen, wiewohl gantz ungereimt, den Namen Antophyllus bekommen, annoch dran ſeyn. Durch das Wort Fuſt aber ver- ſtehe ich den kleinen Knopf der oben an den Naͤglein befindlich und ſehr zarte iſt, einen heiſſen, beiſſenden und aromati- ſchen Geſchmack hat, wenn man ihn in den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/222
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/222>, abgerufen am 20.04.2024.